Beiträge von Gymshark

    Natürlich studieren nur so viele, wie der Staat Plätze zur Verfügung stellt. Natürlich würden viel mehr wollen, wenn es die Plätze gäbe.

    Eigentlich ist es in Deutschland auch so. Problem ist nur, dass die zur Verfügung stehenden Plätze eher an den räumlichen und personellen Ausstattungen der Hochschulen statt dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt orientiert sind. Vergleich Anglistik und Medizin. Es ist paradox, dass der NC für Medizin vielerorts bei 1,0-1,1 liegt, man am Ende aber wieder auf Ärzte aus dem Ausland angewiesen ist, die dort wiederum fehlen. Sinnvoller wäre es, mehr Personal und Ausstattung zu schaffen, sodass mehr Ärzte ausgebildet werden können. Im Gegenzug kann ja der NC für Anglistik auf 1,1 hochgesetzt werden.

    Heutzutage sehe ich Schüler, die nach mehreren Jahren Studium (Physik, Informatik u.ä. ) abbrechen und dann doch eine Lehre machen (Fachinformatiker). Da hätte ich zur umgekehrten Reihenfolge geraten.

    Ich fürchte, es hilft nur mantraartig, auf die Ausbildung als mögliche Qualifizierung zur Berufsausübung hinzuweisen und deren Vorteile gegenüber dem Studium aufzuzeigen. Hannelotti hat ja bereits darauf hingewiesen, dass es derzeit eine der zentralen Aufgaben in ihrem Tagesgeschäft ist und ich sehe leider auch den Bedarf hier, weil einfach extrem viele Fehlvorstellungen bei Schülern vorhanden. Ich weiß nicht einmal, wo diese herkommen, aber es besteht bei ganz vielen Jugendlichen ein undifferenzierter und unreflektierter Wunsch nach Studium, obwohl Antimon völlig korrekt, aufzeigte, dass eine gefragte Fachkraft durchaus mehr verdienen und bessere Jobchancen als ein ungefragter Akademiker haben kann.

    Hätten die Schüler aus deinem Beispiel gleich die Fachinformatikerausbildung gemacht, wer weiß, ob sie sich nicht nur Zeit, sondern auch viele Rückschläge und Misserfolge erspart hätten. Außerdem wäre bei besonders guten Leistungen (auch hier wieder nicht die Generallösung für alle, sondern die fachlich besonders Versierten!) die Weiterbildung zum Meister für Informationstechnik möglich - und damit kann man bereits ordentlich Karriere machen, wenn denn gewünscht.

    Wenn wir mal von der Normalverteilung ausgehen, ist 50% Gymnasium, 40% Realschule nicht ziemlich viel, vor allem mit dem Wissen, dass die aktuelle Abiturientenquote eigentlich ein gutes Stück zu hoch ist?

    Auch mal ein anderer Gedanke: Der deutsche Staat macht jedem Kind, jedem Jugendlichen ein Bildungsangebot. Bei Bildungsungerechtigkeit geht es ja im Jahr 2023 ja weniger darum, dass Lehrer X Schüler Y aufgrund seiner sozialen Zugehörigkeit schlechter bewertet/behandelt als Schüler Z, sondern eher dass Schüler Y sich bewusst oder unterbewusst den Angeboten verweigert. Wir betreiben sehr großen Aufwand, um diese Schüler doch irgendwie für Lernen und Bildung zu begeistern, verwenden hierfür fast mehr Mühe als für Schüler, die bereits in den Startlöchern stehen und Gas geben wollen. Klar, am Ende ist die Motivation dahinter, zu vermeiden, dass wir Leute generieren, die dem Staat auf der Tasche liegen, im schlechtesten Fall kriminell werden. Aber tun wir das nicht bereits? Die Jugendlichen, die ich kenne, die nicht aus dem Quark kommen, wissen insgeheim, dass Mama doch regelt und wenn da keine Unterstützung zu erwarten ist, hilft am Ende der Staat.

    Ein pragmatischerer Ansatz wäre, zu sagen, dass diejenigen, die die Angebote annehmen, Unterstützung bekommen, und die, die sie verweigern, Pech haben. Es muss nicht jeder auf's Gymnasium gehen. In der Zeitung suchen sie wieder Lagermitarbeiter, Reinigungs- und Spülkräfte; ich sehe regelmäßig Anzeigen für Mitarbeiter im Baugewerbe. Die Jobs kann man auch mit einem Hauptschulabschluss durchführen.

    In welchen Bundesländern entscheidet denn die Grundschullehrkraft überhaupt über die weiterführende Schule? In NRW entscheiden die Eltern letztendlich, wo sie ihr Kind anmelden.

    Ich habe Arianndi eher so verstanden, dass damit die vorangehende Beratung der Eltern durch die Grundschullehramt gemeint ist, ehe die Eltern die Entscheidung treffen. Das ist doch auch in NRW so, oder?

    Man sollte einer Grundschullehrkraft mit 5 Jahren Studium und 1,5-2 Jahren Referendariat vertrauen, dass sie weiß, was sie tut. Auch Lehrer machen Fehler, aber dieses Restrisiko hast du bei allen Berufen.

    Dass aber gar keine Rückmeldung kommt, stimmt so auch nicht. Die Klassenleitungen Klasse 5 sehen ja nach kurzer Zeit, welche Schüler bei ihnen in den Klassen sitzen und wenn da die vorhandenen Kenntnisse regelmäßig und bei einem erheblichen Teil der Schüler deutlich unter dem liegen, was gemäß dem Curriculum Ende Klasse 4 zu erwarten ist, kommt da durchaus eine Rückmeldung an die abgebenden Grundschulen.

    Viele Wechsel in der Sek I könnten zwei Dinge bedeuten:

    1. Der Schüler hat sich leistungsfähig und -willig noch einmal stark verändert nach nur wenigen Jahren.

    2. Die zuvor getroffene Entscheidung folgte aus den falschen Gründen.

    chilipaprika : Du hast Recht, dass Erst- und Fremdspracherwerb unterschiedlichen Mechanismen folgen, unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt sind. Grundsätzlich würde ich dir zustimmen, dass Erstspracherwerb (von Ausnahmen der Sprachentwicklungsstörungen) leichter abläuft, wobei auch hier diverse Faktoren wie die Qualität des sprachlichen Inputs und die eigenen kognitiven Fähigkeiten eine Rolle spielen. Mir ging es zuvor darum, zu erwähnen, dass man Sprachen so eigentlich nicht isoliert betrachten kann, sondern immer als Bestandteil des sprachlichen Lexikons. Bei einem durchschnittlichen Gymnasiasten bist du bereits bei mindestens drei Sprachen. Du hast sicher den einen oder anderen Schüler, der damit schon an seine Grenzen des Leistbaren kommt. Bei manchen Jugendlichen liegt die Kapazitätsgrenze höher, wobei es auch mit jeder zusätzlichen Sprache schwieriger wird, die grammatischen Systematiken voneinander abgrenzen zu können, Stichwort Entlehnung.

    Kenntnisse in mehreren Sprachen sind immer ein Vorteil, das auf jeden Fall. Du hast ja schon richtig erkannt, dass irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem es für die meisten Normalbegabten schwierig ist, in noch einer weiteren Sprache ein respektables Sprachniveau zu erreichen.

    Beim Beispiel Griechisch/Italien: Das Kind/der Jugendliche lebt in Deutschland, wo Deutsch die Sprache von Verwaltung, Handel, Bildung und Alltag ist. Englisch ist in fast allen Schulformen verpflichtende Fremdsprache. Im Gymnasium, im Wahlpflichtbereich auch an der Realschule (bzw. die bundeslandspezifische Version hiervon), kommt noch eine 2. Fremdsprache dazu; teilweise ist im Wahlpflichtbereich noch eine 3. Fremdsprache möglich.

    Alleine dadurch bist du bereits bei mindestens 3 Sprachen mit vergleichsweise hoher Relevanz.

    Die Alltagsrelevanz von Italienisch und Griechisch ist im Vergleich zu den zuvor genannten Sprachen in Deutschland vergleichsweise gering und wenn die Eltern/Kernfamilie auch die deutsche Sprache beherrschen, fällt mir höchstens noch der Urlaub bei entfernten Verwandten in einem der Herkunftsländer als möglicher Kommunikationsanlass ein.

    Ich habe kaum Sus mit Deutschproblemen. Bei manchen könnte der Wortschatz abwechslungsreicher sein, aber das sind eher Luxusprobleme. Ist aber natürlich eine Sache des Einzugsgebiets und vor allem der Schulform. Aus dem Alltag und selten von Vertretung kenne ich natürlich Jugendliche, deren Deutschkenntnisse noch Luft nach oben haben. Wie es sich hier mit den Kenntnissen in der Muttersprache verhält, kann ich aufgrund eigener fehlender Kenntnisse in der Sprache nicht beurteilen.

    Herr Bernd: Es spielen glaube ich viele Faktoren mit rein, was von Palim bereits angedeutet wurde, sowohl auf der emotionalen Ebene als auch im sozioökonomischen Bericht. Ich kenne Kinder aus binationalen Familien, in denen Deutsch als gemeinsame Familiensprache gesprochen wird. Bei migrantischen Kindern aus mononationalen Familien kenne ich fast ausschließlich den Fall, dass die Muttersprache zuhause gesprochen wird. Ggf. kommt es zu unbewusstem Code Switching oder es werden einzelne deutsche Begriffe eingestreut, aber die Konstellation "Eltern sprechen nur gebrochen Deutsch, möchten aber mit dem Kind Deutsch sprechen." ist mir nicht geläufig. Ich denke, da muss noch einmal zwischen einem impliziten Zweit- und einem expliziten Fremdspracherwerb unterschieden werden.

    Man kann sich mit einer Dauer-5 in Mathe durchaus durch die eigene Schullaufbahn schleppen, wenn der Rest notentechnisch einigermaßen passt. Sind selbst absolute Grundlagen irgendwann nicht mehr vorhanden, muss man eigentlich eine 6 geben, sprich große Lücken vorhanden, die auch zeitnah nicht behoben werden können. Soweit gehen dann doch die wenigsten Kollegen. Muss ein Schüler die Jahrgangsstufe wiederholen, dann deutlich häufiger aufgrund mehrerer 5en statt einer 6.

    Seph: Es muss tatsächlich nicht viel angeboten werden, so gehen Restaurants nur glaube ich eher sicher, möglichst viele Geschmäcker und damit möglichst viele Kunden anzusprechen. Bei gehobeneren Restaurants ist bei den Speisen ganz oft mindestens eine Zutat dabei, die ich persönlich nicht mag. Es würde dann zu einer Abbestellung der halben Auflistung der Zutaten führen und da denke ich mir "Lohnt es sich dann wirklich, ein Gericht für 40€ zu bestellen?". Der Schwarze Adler hat einige Innereien auf der Karte - und diese sind nicht jedermanns Geschmack.

    Ist der Ausgangsbericht des Threads nicht eher ein Beweis dafür, dass "Sprachbad" Kindergarten und Schule in sehr migrantisch geprägten Vierteln nicht genügt, um Kinder fit in der deutschen Sprache zu machen? Die Theorie, dass migrantische Kinder die Muttersprache(n) der Eltern zuhause sprechen sollen, um Sprachgefühl zu entwickeln und fehlerhaftes Deutsch zu vermeiden, ist mir bekannt, aber gibt es Empirie, die das belegt? Kommt eine Muttersprache zudem besonders häufig in einem Umfeld vor, kann es durchaus sein, dass Kinder verstärkt den Kontakt mit Kindern mit gleicher Muttersprache suchen - und dann ist bei Kindern, die sich eh mit der deutschen Sprache schwer tun, die Wahrscheinlichkeit groß, dass untereinander eher in der gemeinsamen Sprache statt in Deutsch kommuniziert wird.

Werbung