Beiträge von Gymshark

    Ich habe mal aus Neugier ins Curriculum für Berlin Einführungsphase geschaut (S. 9). Dazu findet sich bzgl. der zu behandelnden Funktionen:

    - lineare und quadratische Funktionen

    - Exponentialfunktion

    - Potenzfunktion, ganzrationale Funktion, Sinusfunktion

    - Wurzel- und Logarithmusfunktion


    Ob das dann alles im realen Unterricht in Berlin so 1 zu 1 umgesetzt wird, ist eine andere Frage, aber rein von den curricularen Vorgaben finde ich das vollkommen OK, bin ich ehrlich.

    CDL: Dass nicht jeder eine höhere Position ausüben kann und will, ist klar und gut, sonst gäbe es keine Fachkräfte "an der Basis". Wenn jemand jedoch andeutet, es gäbe im Lehrberuf keine Karrieremöglichkeiten, ist das schlicht falsch. Es gibt für jede Schulform Aufstiegsmöglichkeiten: Die Stellen werden nur nach oben hin weniger und die formalen Ansprüche höher. Von "mal eben" war nie die Rede. Aber auch in der Privatwirtschaft wird nicht jeder direkt Abteilungs- oder Bereichsleitung. Manche bleiben bis zum Ende ihres Berufslebens auf der untersten operativen Ebene. Und auch das ist OK, wenn das zur persönlichen Jobvorstellung passt.

    Es stimmt zwar, dass zu Beginn der Sek II noch einmal das Wissen im Bereich "Funktionen" aus der Sek I aufgefrischt/wiederholt wird, aber danach werden doch zunehmend komplexere Funktionen thematisiert. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass euer Curriculum in Klasse 11 bei linearen und quadratischen Funktionen stehen bleibt.

    Es gibt keine Provisionen, keine Karrieremöglichkeiten und keine leistungsbezogenen Gehaltsunterschiede.

    Wo kommt immer diese Fehlvorstellung her? Selbst an kleinen Schulen gibt es (stellvertretende) Schulleitungen, an größeren Schulen noch dazwischen Fachbereichsleitungen und Funktionsämter. Wenn einem die Schulleitung zu wenig ist, kann man dann noch ins Schulamt wechseln.

    Dass nach oben hin die Stellen weniger werden und mehr Fokus auf Verwaltung liegt, stimmt zwar, ist aber in der Privatwirtschaft auch nicht anders. Hier kommen auch auf einige Mitarbeiter/Sachbearbeiter (m/w/d) wenige Teamleiter (m/w/d) und vielleicht eine Abteilungsleitung (m/w/d).

    An den 2,50€ geht kein Supermarkt pleite und wenn sie diese Aktion öffentlich den Kunden anbieten, müssen die einzelnen Filialen auch damit rechnen, dass der eine Kunde oder die andere Kundin sie nutzen.

    Natürlich gibt es immer wieder Krankheits- und Urlaubswellen, aber so wie du es beschreibst, hast du dich ja nicht einmal beschwert über die lange Wartezeit, sondern wolltest einfach nur die öffentlich beworbene Werbung nutzen, was dir als Kunde/Kundin natürlich zusteht.

    Eine reine räumliche Koexistenz ist ja noch keine tagtägliche aktive Auseinandersetzung. Ich zwinge Schülerinnen und Schüler nicht dazu, dass sie in jeder Stunde mit der Mitschülerin oder dem Mitschüler, die/den sie am wenigsten mögen, in einer Gruppenarbeit zusammenarbeiten müssen. Sie haben genug Freiraum und müssen nur aushalten, dass der Andere existiert, und alle paar Wochen kommt mal eine Aufgabenstellung, die sie in der Gruppe lösen/bearbeiten müssen - dies aber nicht mit der stets gleichen Zusammensetzung.

    Da sagen meine Erfahrungen etwas Anderes. Keiner zieht weg, weil ein Nachbar doof ist, keiner kündigt, weil der Kollege einem auf die Nerven geht und keiner trennt sich, weil die Schwiegermutter dauernd dazwischenfunkt. Da muss man schon sehr viel über lange Zeit zusammenkommen, auch weil Menschen Gewohnheitstiere sind. Die Wenigsten können bei kleinen Widerständen sofort alle Segel streichen. Auch in der Schule nicht.

    Die äußeren Rahmenbedingungen müssen aber auch die Aufnahme in selbstgewählte Gruppen erst ermöglichen. Ich will gar nicht sagen, dass das nur durch Schulen möglich sei, aber wir leben in einer Zeit, in der junge Menschen mit Einsamkeit zu kämpfen haben (siehe HIER ein paar aktuelle, erschreckende Zahlen) - hinzu kommen der Einfluss von Social Media und Mobbing (auch HIER aktuelle Zahlen). Das Knüpfen von Freundschaften und langfristigen Kontakten ist heutzutage sehr schwer und es fangen nicht alle "Freundschaften für's Leben" immer in der Schule an, aber es ist zweifelsfrei ein Ort, an dem viele junge Menschen zusammenkommen und sich begegnen, was oft schon einmal einen ersten Schritt darstellt.

    Davon mal abgesehen: Würdest du nicht sagen, dass zum sozialen Lernen auch der (konstruktive) Umgang mit Menschen, die man nicht so sehr mag, dazugehört? Das können ja Kinder und Jugendliche bereits auch implizit in der Schule lernen und ist zweifelsfrei ein Thema, mit dem Erwachsene immer und immer wieder konfrontiert sind.

    Ich weiß, dass aktuell die Situation an vielen Schulen eine andere ist, aber wir sollten meiner Meinung nach wieder dahin, dass wir uns nicht an den schwachen Schülerinnen und Schülern orientieren müssen, sondern am Curriculum.

    Ich denke, dieser Perspektivwechsel würde schon viel helfen, um wieder ein Gleichgewicht in die aktuelle Ausgangslage zu bekommen. Die Umsetzung der curricularen Inhalte wäre dann wiederum mit allen zuvor genannten Aspekten (realistische Notengebung, Unterstützung durch Schulleitung, Nutzung der Durchlässigkeit des gegliederten Schulsystems) zu verstehen.

    Maylin85 : Inwieweit erfüllen Hochbegabteninternate nicht bereits deinen Wunsch nach Beschulungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schüler (m/w/d), die an anderen Schulen untergehen?

    Und wie würdest du bei "Lernen zuhause" den Einfluss extremistischer und übergriffiger Eltern begrenzen? Wie den für das soziale Lernen wichtigen Umgang mit Peers (Auch Kinder und Jugendliche mit negativen Vorerfahrungen durch Peers können ja nicht auf Dauer vom Rest der Menschheit ferngehalten werden.) ermöglichen?

    Ich finde Quittengelees Einwand gut und wichtig. Sagen wir mal so: Es muss nicht zwingend eine Lehrkraft sein, aber es sollte eine Person sein, bei der es keine familiären oder politisch-religiös-weltanschaulichen Verbindungen (Stichwort Befangenheit) gibt. Es gibt wenige Erwachsene, auf die das zutrifft und die regelmäßig (beruflich) mit Kindern Kontakt haben mit denen sie nicht verwandt sind. Eine Lehrkraft liegt da nahe, aber es könnte rein von der Theorie her auch ein Arzt oder ein Sozialarbeiter sein.

    Dieser niederschwellige Zugang würde, um mal Richtung USA zu schauen, dann auch von fundamentalistisch eingestellten Eltern genutzt werden. Oder von Eltern, die meinen "Ach, Bildung ist eh überbewertet. Habe ich selbst auch nie gebraucht.".

    Es müsste sowohl niedrigschwellig als auch von staatlicher Seite engmaschig kontrolliert werden, um das hohe Missbrauchspotential zu begrenzen, und das wiederum würde daran scheitern, dass kein Bundesland bereit wäre, diese Extrakosten (auch personell) zu tragen.

    Braucht es nach den heftigen Auswirkungen der Coronazeit auf das Bildungsniveau junger Menschen in Deutschland wirklich diese Haarspalterei ob Frau Brosius-Gersdorf von Schul- oder Bildungspflicht spricht? Gerade die Erkenntnisse aus den Jahren 2020 und 2022 sollten uns gezeigt haben, wo die Schwerpunkte im deutschen Bildungssystem liegen sollten.

    Palim: Die Statistiken, nach denen Kinder von Akademikern viel häufiger studieren als Kinder von Eltern ohne akdemischen Hintergrund, kenne ich. Dennoch, wir sprechen ja auch hier im Forum oft davon, dass der Anteil an Gymnasiasten innerhalb eines Jahrgangs so sehr gestiegen sei oder die Abiturquoten immer besser werden. Ob diese Ergebnisse objektiv gerechtfertigt sind oder nicht, ist ein anderes Thema, aber das reine Zustandekommen dieser Ergebnisse zeigt doch, dass Profiteure viele Jugendliche sind, die eben "die Ersten in der Familie, die..." sind - oder sehe ich da etwas falsch?

    Wie willst du das hinbekommen, dass die Eltern, selbst oft selbst bildungsfern, mitmachen?

    Wie definierst du "bildungsfern"? Als "verfügen über geringe Bildung" oder als "Bildungsangeboten gegenüber negativ/ablehnend eingestellt"?

    Ich kann selbst über geringe Bildung verfügen, aber meine Kinder mit Bildung fördern so gut wie es nur irgendwie geh. Dass sind dann oft die Kinder, die die Ersten in der Familie sind, die das Abitur machen oder studieren.

    Ich kann aber auch meinen Kindern Bildungsangebote verwehren, weil ich mir einrede, dass sie diese nicht bräuchten und es ja eh im Leben wichtigere Dinge gebe.

    Da oben Dänemark genannt wurde: Es gab gestern eine Reportage von Jenke, bei der es um den übermäßigen Konsum digitaler Medien bishin zu Süchten ging. Unter anderem wurde angesprochen, dass Dänemark und andere nordeuropäische Länder zunächst einen sehr digitalisierungsfreundlichen Kurs fuhren, zuletzt aber dabei wieder zurücksteuerten, auch in Form von (teilweisen) Handyverboten.


    Es wurde in der Reportage auf den Unterschied zwischen digitalem Medium als Werkzeug (in einem gewissen Rahmen "gut") und als Unterhaltungmittel (eher "schlecht") hingewiesen und auch mehrfach betont, dass die Techunternehmen Interesse hätten, (junge) Konsumenten möglichst lange an den Geräten zu halten.

    Bei einem Experiment in einer Klasse konnte festgestellt werden, dass die reine Anwesenheit des eigeben Handys, selbst wenn es ausgeschaltet war, dazu führte, dass sich Schülerinnen und Schüler deutlich schlechter konzentrieren konnten.

    Die digitale Mediensucht sei laut Reportage im Vergleich zu Süchten von Alkohol, Tabak und Glücksspiel gesellschaftlich unterschätzt, auch weil es an Aufklärung und der Kontrolle rechtlicher Rahmenbedingungen (z.B. Altersbeschränkungen) fehle.

    Das sind alles Aspekte, die bei der Überlegung zu schulischem Einsatz von KI zu berücksichtigeb sind.

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