Schüler immer schlechter?

  • Können wir bitte feststellen, dass die messbaren und von vielen von uns auch ganz konkret erlebbare Verschlechterung sehr viele Ursachen hat, ABER dass die allgemeine Schulpflicht nicht dazugehört.

    Übrigens eine Schulpflicht, die wir am unteren Ende der sozialen Leiter faktisch gar nicht umgesetzt bekommen. Viel zu langfristige Prozesse, Einbindung der Bez.Reg., lachhafte Bußgelder, die dann nicht gezahlt werden - ohne Konsequenz. Bei Totalverweigerung durch Schüler und Eltern können wir nur ohnmächtig zuschauen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Würden Schüler, die es möchten und können, zu Hause lernen dürfen, könnte das aber durchaus einen positiven Effekt auf Lerngruppengrößen, Lehrer-Schüler-Relation und damit letztlich Schüler mit Lernschwierigkeiten haben. Die pauschale Ablehnung verstehe ich daher nicht so recht.

  • Würden Schüler, die es möchten und können, zu Hause lernen dürfen, könnte das aber durchaus einen positiven Effekt auf Lerngruppengrößen, Lehrer-Schüler-Relation und damit letztlich Schüler mit Lernschwierigkeiten haben. Die pauschale Ablehnung verstehe ich daher nicht so recht.

    Also geht es um Schüler, die gern lernen, nur eben lieber zu Hause.

    Sind das unsere typischen Problem-Kids? Also bei mir nicht. Sorry, aber ich halte das für ein Orchideen-Problem. Schön, aber selten.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Also geht es um Schüler, die gern lernen, nur eben lieber zu Hause.

    Sind das unsere typischen Problem-Kids? Also bei mir nicht. Sorry, aber ich halte das für ein Orchideen-Problem. Schön, aber selten.

    Naja, wenn die leistungsorientierten Schüler so die Möglichkeit haben, aus der durch die Schulpflicht auferlegten, meist heterogenen und somit überwiegend leistungsschwachen und lernhinderlichen Zwangspeergroup herauszukommen, hat das zwei Effekte, die ich begrüße:

    1. Das leistungsstarke Kind kann sich auf das Lernen konzentrieren und so sein Potential abrufen / erweitern.

    2. Der Rest wird homogener und ist dadurch tendenziell leichter zu unterrichten, dass man gegenüber den stärkeren Kids kein schlechtes Gewissen haben braucht, wenn die sich beim langsamen Tempo totlangweilen.

  • Widerspricht aber der Forderung, die Segregation zu verringern.

    Ich denke, man muss sich von dem Gedanken der homogenen Lerngruppe verabschieden.

    Wichtig wäre es, Standards zu setzen, aber auch Absicherungen wie Stützkurse zu haben, um die Standards wirklich einfordern und festigen zu können.

    Gleichzeitig muss es so viele Möglichkeiten im System geben, dass selbst der Überflieger unter den Überfliegern keine Langeweile hat. Da hätte man über die Digitalisierung sicher viele Möglichkeiten, die sollten die Länder aber auch unterstützen und nicht zusätzlich nebenher laufen lassen.

  • Also geht es um Schüler, die gern lernen, nur eben lieber zu Hause.

    Sind das unsere typischen Problem-Kids? Also bei mir nicht. Sorry, aber ich halte das für ein Orchideen-Problem. Schön, aber selten.

    Ist es. Mir geht es aber eher um den Effekt, dass damit ggf. Ressourcen freigesetzt werden könnten.

    Abgesehen davon ist es meines Erachtens auch nicht richtig, nur auf "schlechte" Schüler zu fokussieren und die Bedürfnisse am anderen Ende zu übergehen. Es gibt sie, die Schüler, die im Präsenzsetting ausgebremst werden oder bei ähnlichem Output einfach bevorzugen, zu Hause zu arbeiten.

  • Maylin85 : Inwieweit erfüllen Hochbegabteninternate nicht bereits deinen Wunsch nach Beschulungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schüler (m/w/d), die an anderen Schulen untergehen?

    Und wie würdest du bei "Lernen zuhause" den Einfluss extremistischer und übergriffiger Eltern begrenzen? Wie den für das soziale Lernen wichtigen Umgang mit Peers (Auch Kinder und Jugendliche mit negativen Vorerfahrungen durch Peers können ja nicht auf Dauer vom Rest der Menschheit ferngehalten werden.) ermöglichen?

  • Maylin85 : Inwieweit erfüllen Hochbegabteninternate nicht bereits deinen Wunsch nach Beschulungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schüler (m/w/d), die an anderen Schulen untergehen?

    Es geht nicht um Hochbegabte. Die meisten leicht überdurchschnittlich begabten Schüler sind leicht unterfordert, wenn man sich an den schwachen SuS orientieren muss.

    Hochbegabteninternate sind zudem teuer und von vielen Orten Deutschlands kaum erreichbar. Manche Menschen mögen ihre Kinder auch ganz gerne und wollen sie nicht durch die halbe Republik verschiffen.

  • Ich weiß, dass aktuell die Situation an vielen Schulen eine andere ist, aber wir sollten meiner Meinung nach wieder dahin, dass wir uns nicht an den schwachen Schülerinnen und Schülern orientieren müssen, sondern am Curriculum.

    Ich denke, dieser Perspektivwechsel würde schon viel helfen, um wieder ein Gleichgewicht in die aktuelle Ausgangslage zu bekommen. Die Umsetzung der curricularen Inhalte wäre dann wiederum mit allen zuvor genannten Aspekten (realistische Notengebung, Unterstützung durch Schulleitung, Nutzung der Durchlässigkeit des gegliederten Schulsystems) zu verstehen.

  • Maylin85 : Inwieweit erfüllen Hochbegabteninternate nicht bereits deinen Wunsch nach Beschulungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schüler (m/w/d), die an anderen Schulen untergehen?

    Ich schließe mich allem an, was Schmidt bereits geschrieben hat.

    Ich hatte nicht speziell Hochbegabte im Sinn, sondern konkrete Beispiele eigener Schüler, die das Distanzlernen damals toll fanden, gerne so weitergemacht hätten und sich in der Zeit auch fachlich sehr gut entwickelt haben. Es gab damals auch immer wieder Berichte von Eltern, die bei ihren Kindern positive Effekte gesehen haben (weniger gestresst, weniger Kopfschmerzen, weniger Ablenkung und konzentrierter etc.). Ist sicherlich nichts für alle und auch nicht für eine Mehrheit, aber könnte man Kindern und Jugendlichen, die damit gut zurecht kommen, meines Erachtens durchaus ermöglichen.

    Zitat

    Und wie würdest du bei "Lernen zuhause" den Einfluss extremistischer und übergriffiger Eltern begrenzen?

    Das ist zugegebebermaßen wohl die größte Schwierigkeit.

    Zitat

    Wie den für das soziale Lernen wichtigen Umgang mit Peers (Auch Kinder und Jugendliche mit negativen Vorerfahrungen durch Peers können ja nicht auf Dauer vom Rest der Menschheit ferngehalten werden.) ermöglichen?

    Den Aspekt halte ich für komplett überbewertet und unwichtig. Schulische Zwangsvergesellschaftung ist schon sehr speziell und hat wenig zu tun mit dem, wie sich soziale Beziehungen und Zusammenarbeit im späteren Leben gestalten. Viele Schüler machen in einer sehr vulnerablen Lebensphase auch sehr negative soziale Erfahrungen in der Schule, die ganz sicher keinen Mehrwert haben. Wertvoller empfinde ich soziales Lernen in selbstgewählten Gruppen, in der Familie, im Verein etc. Verzicht auf Präsenzbeschulung ist ja nicht gleichbedeutend mit sozialer Isolation.

  • Die äußeren Rahmenbedingungen müssen aber auch die Aufnahme in selbstgewählte Gruppen erst ermöglichen. Ich will gar nicht sagen, dass das nur durch Schulen möglich sei, aber wir leben in einer Zeit, in der junge Menschen mit Einsamkeit zu kämpfen haben (siehe HIER ein paar aktuelle, erschreckende Zahlen) - hinzu kommen der Einfluss von Social Media und Mobbing (auch HIER aktuelle Zahlen). Das Knüpfen von Freundschaften und langfristigen Kontakten ist heutzutage sehr schwer und es fangen nicht alle "Freundschaften für's Leben" immer in der Schule an, aber es ist zweifelsfrei ein Ort, an dem viele junge Menschen zusammenkommen und sich begegnen, was oft schon einmal einen ersten Schritt darstellt.

    Davon mal abgesehen: Würdest du nicht sagen, dass zum sozialen Lernen auch der (konstruktive) Umgang mit Menschen, die man nicht so sehr mag, dazugehört? Das können ja Kinder und Jugendliche bereits auch implizit in der Schule lernen und ist zweifelsfrei ein Thema, mit dem Erwachsene immer und immer wieder konfrontiert sind.

  • Nein, würde ich nicht sagen. Schule ist der einzige Ort, wo ich "grundlos" mit anderen in eine Gruppe gesteckt werde und mich nicht entziehen kann. Im Verein oder Job hat man prinzipiell ein ähnliches gemeinsames Interesse oder Ziel und wenn es nicht passt, zieht man seine Konsequenzen und geht halt auseinander. Jahrelang stundenlange Gesellschaft von Menschen auszuhalten, die "man nicht so sehr mag" oder mit denen schlimmstenfalls noch Themen wie Mobbing im Raum stehen, wird einem nirgends sonst zugemutet.

  • Da sagen meine Erfahrungen etwas Anderes. Keiner zieht weg, weil ein Nachbar doof ist, keiner kündigt, weil der Kollege einem auf die Nerven geht und keiner trennt sich, weil die Schwiegermutter dauernd dazwischenfunkt. Da muss man schon sehr viel über lange Zeit zusammenkommen, auch weil Menschen Gewohnheitstiere sind. Die Wenigsten können bei kleinen Widerständen sofort alle Segel streichen. Auch in der Schule nicht.

  • Ich habe jetzt vieles hier gelesen und ich bin ehrlich, ich verstehe nicht, wieso es doch einige gibt, die möglichst alle Schüler, die irgendwie schwierig sein könnten, zu separieren. Inklusion ist ein Grundrecht, und nicht erst seit gestern. Natürlich funktioniert unser Schulsystem aktuell alles andere als gut. Es muss sich an die aktuelle Situation anpassen, das geht aber nicht, in dem man einfach so weitermacht wie bisher. Wenn man mal seine Mittelschichtbrille abnimmt, dann sieht man viele Kinder, die eigentlich Potential haben, aber durch die Eltern keine Förderung ( wie wir sie verstehen) erfahren. Aber wir brauchen in unserer Gesellschaft auch diese Kinder, sie haben verdient, eine Chance zu bekommen und nicht aussortiert zu werden, weil ihre Eltern eine andere Vorstellung davon haben, was sie fürs Leben brauchen. Inklusion gilt doch auch nicht nur für die schwachen, sondern auch für die fitten Kinder. Schule muss sich verändern und das geht nur, wenn auch wir Lehrer uns verändern und eine andere Rolle einnehmen als bisher an vielen Schulen.

  • Aber wir brauchen in unserer Gesellschaft auch diese Kinder, sie haben verdient, eine Chance zu bekommen und nicht aussortiert zu werden, weil ihre Eltern eine andere Vorstellung davon haben, was sie fürs Leben brauchen.

    Solange du Haupt-/Real-/Förderschulen und berufliche Schulen als "aussortieren" begreifst, bist du Teil des Problems.

  • Da sagen meine Erfahrungen etwas Anderes. Keiner zieht weg, weil ein Nachbar doof ist, keiner kündigt, weil der Kollege einem auf die Nerven geht und keiner trennt sich, weil die Schwiegermutter dauernd dazwischenfunkt. Da muss man schon sehr viel über lange Zeit zusammenkommen, auch weil Menschen Gewohnheitstiere sind. Die Wenigsten können bei kleinen Widerständen sofort alle Segel streichen. Auch in der Schule nicht.

    Mit Nachbarn lässt sich der Kontakt auf ein Minimum begrenzen, nervige Kollegen sind sehr wohl ein Grund für berufliche Umorientierung und wie viele Leute haben den Kontakt zur Verwandtschaft abgebrochen... alle 3 Beispiele haben mehr Handlungsspielraum als ein Kind hat, das jahrelang tagtäglich zur aktiven Auseinandersetzung mit Mitschülern gezwungen wird.

  • Eine reine räumliche Koexistenz ist ja noch keine tagtägliche aktive Auseinandersetzung. Ich zwinge Schülerinnen und Schüler nicht dazu, dass sie in jeder Stunde mit der Mitschülerin oder dem Mitschüler, die/den sie am wenigsten mögen, in einer Gruppenarbeit zusammenarbeiten müssen. Sie haben genug Freiraum und müssen nur aushalten, dass der Andere existiert, und alle paar Wochen kommt mal eine Aufgabenstellung, die sie in der Gruppe lösen/bearbeiten müssen - dies aber nicht mit der stets gleichen Zusammensetzung.

  • Manche Kinder haben auch schon einfach aufgrund ihrer Eltern ausgeschissen. ;(

    Heute auf dem Schulweg so erlebt (Richtung Förderschule LE): Mutter ("Biodeutsch") schreit ihr Kind so an, dass alle Schüler, die auch sonst so unterwegs waren (Grundschule, Gymnasium, Sprachheilzentrum) fast erstarrt sind: "Du bist voll asozial (Kind ist so 6 oder 7 Jahre alt), wenn du jetzt zu spät kommst, dann bist du Schuld, duuuu musst nachsitzen, nicht ich, duuuu bist voll das Letzte.....usw..."

    Früher habe ich solche Eltern immer auf der Straße angehalten und mich eingemischt, aber heutzutage hat man ja gleich ne Klage am Hals.

    Vergesst die Eltern und Familien bitte nicht bei der ganzen Diskussion. Diese haben ihre Kinder schon 6 Jahre, bevor sie überhaupt eine Schule betreten und sie bleiben noch eine ganze Weile bei ihnen.

  • Solange du ...

    Kannst du wenigstens schreiben, dass du die Ansicht problematisch findest? Dich hat auch niemand als Problem bezeichnet.

    Davon abgesehen ist das Gymnasium tatsächlich besonders gut darin gewesen, alle abzuschulen, die irgendwie genervt haben. Das geht nun nicht mehr so leicht, deswegen ist das Thema halt auch auf dem Tisch der Gym-Kolleg*innen angekommen.

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