Beiträge von Gymshark

    Es gibt Studien, die einen Geschlechterunterschied hinsichtlich dem zeitlichen Umfang bei Care oder unbezahlter Arbeit aufzeigen, definitiv. Zum Gesamtbild gehört natürlich auch dazu, zu erwähnen, dass im Durchschnitt bereits Jahre vorher Frauen und Männer unterschiedliche Kriterien hinsichtlich der Partner-und Berufswahl ansetzen, vieles natürlich sozialisationsbedingt.

    Am Ende, trotz aller statistischen Häufungen, muss sich jede/r Einzelne überlegen, wie er sich sein Leben vorstellt und den Weg gehen, der ihm oder ihr, auf Basis von dem was vorhanden ist, am sinnigsten erscheint.

    Maylin85 : Die Externen muss es erst einmal auf dem Arbeitsmarkt geben. Und - man muss sie sich leisten können. In meiner Familie gibt es eine pflegebedürftige Person. Der Pflegeplatz geht extrem ins Geld und frisst nicht nur sämtliche Ersparnisse und Rente dieser Person auf, die Familie muss noch regelmäßig einen nicht gerade unerheblichen Betrag zuzahlen.

    Im Idealfall wird man einfach gar nicht erst pflegebedürftig. Die komplette Vermeidung ist nicht möglich, da es unvorhergesehene Faktoren wie Unfälle oder Krankheiten immer geben kann, aber ein gesunder Lebensstil über Jahrzehnte lässt das Risiko einer Pflegebedürftigkeit rapide sinken, Stichwort Longevity.

    Zauberwald : Ich denke, die private Konstellation von Quebec ist auch einfach besonders schwierig dadurch, dass wohl der Altersabstand zwischen den einzelnen Generationen recht groß ist, wodurch viel Arbeit an der mittleren Generation (hier Quebec) hängt. Zudem gibt es keine Geschwister, damit keine Möglichkeit, die Arbeit in der Familie aufzuteilen.

    Als Einzelkind mit mehreren Kindern hat man es schwer, dass man sich (auch finanziell) um so viele Personen alleine kümmern muss.

    Auch wenn es mit Blick auf die Rente schwierig ist, ich kann es verstehen, wenn man in so einer Situation (für ein paar Jahre) beruflich kürzer tritt.

    Chilipaprika hat schon Recht. Muttersprachler haben den Vorteil beim Wortschatzerwerb, dass sie vieles schon vom Hörensagen kennen. Fehlt noch das Schreiben und Lesen. Und Muttersprachlersein heißt nicht automatisch, dass man sich für Sprache begeistert. Es soll auch Muttersprachler geben, die in der Sprache so mittelprächtig sind, aber in Physik und Chemie voll aufgehen.

    Grammatikwissen ist wie bei deutschen Muttersprachlern oft intutiv vorhanden, aber soll natürlich im Unterricht explizit gemacht werden.

    Dann kommt noch Literatur und Landeskunde dazu. Bei letzterem haben Muttersprachler in der Regel schon Vorwissen, aber der Grad der Ausprägung hängt (ähnlich wie deutschsprachigen Muttersprachlern) vom Elternhaus ab. Ein Schüler, dessen Eltern aus Frankreich kommen, wird einen groben Überblick über die Eckdaten haben, aber es gibt natürlich noch weitere frankophone Regionen, die im Unterricht behandelt werden. Von komplexeren Themen wie dem Elyséevertrag mal abgesehen.

    Ich versuche nur zu verstehen, warum Französisch bei euch ein vergleichsweise schlechtes Standing hat. Also ja, verstehe, dass eure Schüler aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen kommen (wobei das ja nicht automatisch bedeutet, dass jemand sprachlich leistungsschwach ist), aber zeigen sie ähnliche Leistungen in Englisch oder in den Naturwissenschaften? Bei hohen Abwahlen im Fach Französisch wählen wiederum viele Schüler Naturwissenschaften weiter.

    chilipaprika : Ich erinnere mich an den Austausch dazu. Abwahlquote 90% ist natürlich heftig. Ich denke, ihr seid da ein Extremfall.

    Du schreibst aber auch bereits, dass nur eine kleine Minderheit bei euch überhaupt Note 2 oder besser hat. Stehen die Schüler bei mir in der 11 auf Note 4 oder schlechter, rate ich auch eher zu einer Abwahl von Französisch. Bei Note 3 kommt es auf das Gesamtnotenbild im Einzelfall an. In solchen Fällen sehen das aber auch die Schüler (m/w/d) von selbst ein.

    Was durchaus eher mal vorkommt, ist dass leistungsstarke Schüler unsicher sind, ob sie sprachlich fit genug für die Kursstufe sind. Die Zweifel kann ich ihnen aber fast immer nehmen :) .

    Was Unterstützung im Haushalt angeht: Es ist aktuell sehr schwierig, Personal in den Bereichen Reinigung/Haushalt und Kinderbetreuung zu finden. Das sind Tätigkeiten, deren zeitlicher Umfang eher nur stundenweise ist, was viele potentielle Interessenten eher abschreckt.

    Beim Thema Reinigung/Haushalt konkurrieren die Privathaushalte zusätzlich mit Gewerbebetrieben. Bei Privathaushalten wollen viele Interessenten nicht angemeldet werden, auch weil sie oft mehrere Putzstellen haben und sie sonst hohe Abzüge hätten.

    Bei der Kinderbetreuung kämen vermutlich Studenten infrage, aber diese haben derzeit auch sehr viele Möglichkeiten zum Nebenerwerb - sei es in klassischen Studijobs (Kellnern o.ä.), als Ergänzungskraft in Kitas oder als Vertretungslehrer/Schulbegleitung.

    Ich würde eher überlegen, ob mehr Aufgaben innerhalb der Familie übernommen werden können. Wenn du schon lange im Dienst bist und die Eltern pflegebedürftig, sind eure Kinder sicher auch schon älter, oder? Könnten diese eventuell mehr Tätgkeiten im Haushalt übrnehmen? Wie sieht es aus mit deinem Mann? Könntet ihr euch die Pflege der Eltern mit deinen Geschwistern, den Geschwistern deines Mannes teilen?

    chilipaprika : Meinst du mit "kein Oberstufenkurs" kein Leistungskurs oder nicht einmal ein Grundkurs? Wenn letzteres, wäre das extrem. Ich weiß nicht, wie groß die durchschnittliche Jahrgangsstufen bei euch sind, aber dass es nicht einmal 10 von sagen wir mal 100 Schülern (m/w/d) geben soll, die Französisch weiterbelegen, würde mich überraschen. Es gibt ja eigentlich immer sprachlich begabte oder interessierte Schüler und ehrlicherweise auch Schüler, die Französisch weiterbelegen, weil sie die Sprache als geringeres Übel gegenüber Physik oder Chemie sehen. Wenn ich einen Kurs in der Einführungsphase habe (Ich bin mit Französisch größtenteils in der Sek I eingesetzt.), machen eigentlich fast alle Schüler mit Note 1 oder 2 mit der Sprache weiter.

    Oder seid ihr eine Schule mit MINT-Profil, wo viele Schüler dann doch eher zur 2. Naturwissenschaft statt zur 2. Fremdsprache neigen?

    Einen solchen Unmut könnt ihr natürlich bekunden. Ich möchte aber auch zu bedenken geben, dass das Ergebnis davon eventuell anders ausfallen kann als gewollt. Daher mal aus Orga-Perspektive: Wenn ich eh schon 2 nur schwach besetzte Sprachen habe, die in beiden Sprachen solche Stunts (jahrgangsübergreifende + kombinierte Kurse) notwendig werden lassen und sich dann noch eine der Fachgruppen darüber aufregt, dann ist der Weg nicht mehr weit, eine dieser Sprachen in Zukunft nicht mehr anwählbar zu machen, um die andere Sprache hinreichend zu stärken. Mit Blick auf die bundesweite Entwicklung fällt dann i.d.R. eher Latein hinten runter.

    Ich würde mal in die Analyse gehen und mir die Schülerzahlen genauer anschauen. In der Sek I muss jeder Schüler eine 2. Fremdsprache belegen - wie viele Schüler sind das noch in der Sek II, sobald Fächer abgewählt werden dürfen? Wenn der Anteil an Abwählern auffällig groß ist, was könnten Gründe dafür sein? Sind die Leistungen im Vergleich zu den Leistungen in den Naturwissenschaften wirklich (deutlich) schlechter oder gibt es andere Gründe, warum Schüler trotz guter Leistungen eine 2. Fremdsprache abwählen?

    Wenn ein Anteil an Abwählern zwar gar nicht so groß ist, aber am Ende dennoch nur kleine Kurse zusammenkommen, ist die gesamte Jahrgangsgröße zu gering für ein umfassendes Kursangebot. Dann müsste man sich überlegen, ob man als Leistungskurse / eA-Kurse nur die größten Fächer anbietet und kleinere Fächer höchstens als Grundkurse / gA-Kurse (könnte aber vor allem bei Eltern mit akademischem Hintergrund eher als Negativwerbung wirken) oder man überlegt, ob es nicht sogar Sinn macht, mit einer anderen Schule in der Nähe zusammenzugehen, um so eine höhere Schüleranzahl pro Jahrgang zu erreichen (z.B. beide Schulstandorte bieten eine Sek I an, aber wer in die Sek II übergehen möchte, würde dies nur an einem der beiden Schulstandorte tun).

    Bei uns sagen viele Eltern Anfang Klasse 5, mein Kind soll seine Chance am Gymnasium kriegen. Auf die Realschule kann es später immer noch wechseln, wenn es nicht klappt.

    Bei diesem Argument könnte man doch auch andersherum ansetzen, oder? Zuerst Realschule und wenn die Leistungen auffällig gut sind, kann es später mmer noch ans Gymnasium wechseln.

    In der Arbeit mit Menschen, seien es Jugendliche, Kollegen oder Eltern, muss man sich immer bewusst sein, dass verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen.

    Im Idealfall reagiert der Gegenüber mit Verständnis, aber oft benötigt es mehrere Anläufe und Geduld. Wichtig dabei ist Transparenz.

    Du erklärst immer und immer wieder deine Position - ruhig, sachlich aber selbstbewusst - und mit der Zeit wird deutlich, dass das einfach die allgemeinen Spielregeln sind, die für alle gleichermaßen gelten.

    Deine Aufgabe ist nicht dafür zu sorgen, dass jeder Schüler (m/w/d) Note 1 oder 2 schreibt. Du machst Lernangebote nach staatlichen Vorgaben, die jedem Schüler die theoretische Möglichkeit geben, in einer Prüfungssitiation die volle Punktzahl erreichen zu können. Was die Schüler jedoch aus diesem Lernangebot machen, ob sie es nutzen oder nicht, liegt ganz alleine an den Schülern selbst. Du bewertest nicht Jonas oder Selma; du bewertest ihre erbrachten Leistungen in Prüfungssituationen, die sich an staatlichen Vorgaben orientieren.

    Wenn Schüler erwarten, dass du bei jedem neuen Thema frühere Grundlagen wiederholst, machen sie das wahrscheinlich, weil sie das jahrelang von deinen Vorgängern kannten. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder sagst du "Mein Unterricht, meine Regeln. Was andere Kollegen in ihrem Unterricht machen, ist ihre Sache.". Das wäre zwar sehr pragmatisch, aber ehrlicherweise haben Schüler spätestens nach 6 Schuljahren die Erfahrung gemacht, dass unterschiedliche Lehrer auch unterschiedlich Unterricht halten und können auseinanderhalten, was bei dem einen Lehrer geht und bei dem anderen nicht. Damit können sie auch irgendwie umgehen.

    Du könntest aber auch deine Position erklären, indem du z.B. ausführst, in welchem Rahmen eine Wiederholung im Unterricht möglich ist und ab welchem Punkt du bei vorhandenen Wissenslücken auf das Selbststudium verweisen musst.

    Heutzutage geht es vielen Menschen um ein intuitives Gefühl von Ungerechtigkeit. "Der da mag mich nicht, also behandelt er mich ungerecht!". Das Gefühl brodelt in ganz vielen Menschen - nicht nur bei Jugendlichen, denen man noch eine gewusse Unreife verzeit, es betrifft sogar gestandene Persönlichkeiten mit genug Lebenserfahrung, um vermeintlich über solchen Situationen zu stehen. Ist heutzutage schwerer geworden, aber das beste Mittel ist eine Mischung aus Transparenz, Beharrlichkeit und Sachlichkeit.

    Ich hätte gedacht, dass die Moderation diesen Thread schließt. Umso mehr bin ich erfreut, dass dass sie den Usern die Möglichkeit gibt, sich zu Antimon und zur Moderation im Forum allgemein zu äußern. Das finde ich echt stark!

    Was die Trennung zwischen Moderations- und Usernachrichten angeht: Ich finde, dass kleiner grüner Frosch das z.B. sehr gut handhabt, indem er Moderationsnachrichten mit "Modmodus" beginnt. Es kann sein, dass andere Moderatoren (m/w/d) das ebenfalls so machen. So kann man als Leser recht gut überblicken, wann eine persönliche Meinung widergegeben wird und wann eine "offizielle" Moderatorenintervention erfolgt.

    Mir fällt zudem positiv auf, dass die Moderation bestrebt ist, zum mildesten Mittel zu greifen und in hitzigen Diskussionen oft einfach nur alle Beteiligten daran erinnert, mal die Gemüter etwas runterzufahren oder einen Thread mal für einen Tag zu schließen, sodass alle Beteiligten mal eine Nacht drüber schlafen können.

    Ja, habe ich. Ich persönlich musste keine Nachweise erbringen. naddel81 hingegen schon (siehe letzte Seite) und es gab auch ähnliche Fälle schon in meinem Bekanntenkreis. Dass die Behörden aber bei Extremfällen nachfragen müssen, ob sich da nicht jemand mit der Anzahl der Nullen vertan hat, ist auch klar.

    Ich hoffe, dass sich die künftige Regierung mal zur Aufgabe macht, das Steuerrecht zu vereinfachen, Stichwort Bürokratieabbau. Aktuell läuft vieles über Nachweise (siehe das Beispiel mit dem Fahrtenbuch), was für viele ein Mehraufwand ist, den viele Bürger scheuen und dann am Ende auf viel Geld verzichten. Weniger Bürokratie heißt am Ende mehr Missbrauch möglich, aber einen Kompromiss muss es wohl geben - viel Bürokratie und viel Bürgernähe schließt sich am Ende aus.

    Wir müssten gesellschaftlich wieder davon weg, dass Absolventen des mittleren Lehrgangs (z.B. Realschule) nur aus dem Grund heraus in die gymnasiale Oberstufe wechseln, weil sie halt schon im System "Schule" drin sind und sonst nicht wissen, was sie machen sollen.

    Wie du schon schreibst, diejenigen, die sich mit den Inhalten der Oberstufe identifizieren oder einen konkreten beruflichen Plan haben, das ist eine ganz andere Geschichte.

    Ansonsten gibt es ja genug berufliche Möglichkeiten nach einem erfolgreichen mittleren Schulabschluss, sodass es nicht auf Zwang das Gymnasium sein muss. Im schlechtesten Fall hängen noch eher Schüler jahrelang im System "Schule" fest, obwohl sie diese Zeit hätten sinnvoller nutzen können.

    Und doch, Selektion ist unsere Aufgabe als Lehrkräfte. Das wird besonders im berufsbildenden Bereich deutlich. Lehrkräfte entscheiden hier bisweilen, wer später verletzte Menschen versorgen, Trinkwasser kontrollieren, mit Starkstrom hantieren darf. Hier geht es darum, unsere Sicherheit und unser Leben vor Menschen zu schützen, die bestimmte Kompetenzen nicht aufweisen. Diese dürfen nicht bescheinigt bekommen, dass sie für die Ausübung bestimmter Tätigkeiten qualifiziert sind.

    Ehrlicherweise ist der potentielle Schaden einer Fehldiagnostik im Primar- oder Sekundärbereich geringer, aber dennoch eine berechtigte, unterschwellige Frage: Habe ich meinen Job erst dann (gut) erfüllt, wenn jeder Schüler (m/w/d) des 12er Mathe-Grundkurses lineare Gleichungssysteme lösen kann? Die Antwort leitet sich aus einer Folgefrage ab, nämlich, wem schulde ich überhaupt meine Arbeitsleistung? Ist es das Land oder der Schüler? In einem privat(wirtschaftlich)en Setting bezahlt mich ein Schüler, dass ich ihm eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument beibringe. Zwar muss auch hier der Schüler kooperieren, da ich niemandem, der sich mit Händen und Füßen wehrt, realistisch etwas beibringen kann, aber die Bringschuld liegt schon irgendwo bei mir, da, wenn der Schüler das Gefühl hat, dass er bei mir nichts lernt, die Unterrichtsstunden abbricht und zum Konkurrenzanbieter wechselt.

    Im öffentlichen Dienst bin ich wiederum nicht dem Schüler, sondern dem Land gegenüber in der Bringschuld. Das Land bezahlt mich dafür, dass ich die Inhalte und Methodiken, die das Land für wichtig erachtet, vermittle und im Anschluss überprüfe, ob die Schüler die Kompetenzen tatsächlich erworben haben. Wie vermittle ich wiederum? Ich vermittle die Inhalte so, dass ich Mindestkompetenzen (Note 4 / 5 Punkte) auf Basis des letzten Schuljahres als bekannt voraussetze und dann die vorgeschriebenen Inhalte und Methodiken so aufbereite, dass entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Schul- oder Kursform jeder Schüler in die Lage versetzt wird, bei einer Leistungsüberprüfung Note 1 oder 15 Punkte zu erreichen. Bedeutet: Ich muss mir dann etwas vorwerfen, wenn ich Inhalte und Methodiken, die das Curriculum bzw. der Lehrplan vorsieht, nicht vermittle oder wenn mein Unterricht so konzipiert ist, dass es praktisch gar nicht möglich ist, in der Prüfungssituation die volle Punktzahl zu erreichen.

    Man kann es so ausdrücken: Ich mache allen Schülern ein Lernangebot, sodass alle staatlichen Anforderungen erfüllt sind. Nutzen Schüler dieses Angebot, attestiere ich ihnen das (gerne). Nutzen sie es wiederum nicht, muss ich das auch attestieren. Und klar, damit entscheide ich letztendlich auch darüber, wer welchen Schulabschluss erhält oder eben nicht.

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