Beiträge von Gymshark

    Prinzipiell sehe ich das auch so, aber dass der Doktor erst "nach einigen Jahren" genug dazungelernt hat, um das Fachverkäufergehalt zu bekommen, ist mir zu pauschal.

    Da stimme ich zu. Vor allem, nehmen wir mal an, es gäbe einen großen Mangel an Bäckereifachverkäufern (m/w/d). Würde es dann nicht erst recht den Doktor der Agrarwissenschaften (m/w/d) abschrecken, diesen Job zu ergreifen, wenn er wüsste, dass er finanziell mit einem Ungelernten (m/w/d) gleichgestellt werden würde?

    In den letzten Monaten hörten wir ja immer wieder davon, dass einige größere Betriebe größere Mengen an Mitarbeitern (m/w/d) entlassen mussten. Nicht jeder fand vermutlich unmittelbar etwas im gelernten Beruf in vergleichbarer Position. Wenn diese dann schon Kompromisse eingehen mussten, weil sie dann doch einen Job brauchen, um ihren Verpflichtungen nachgehen zu müssen, müssen diese dann wirklich wieder finanziell ganz unten starten? Im Zweifelsfall von der Führungsposition in der Industrie zur Hilfsarbeiterposition?

    Ich stimme Anna-Lisa zu, dass Bezahlung sich nicht ausschließlich am Studienabschluss vor x Jahren ausrichten sollte. Am Beispiel der Bäckerei (Nehmen wir die drei Mitarbeitertypen "Doktor der Agrarwissenschaften", "gelernter Bäckereifachverkäufer" und "Ungelernter"/"Minijobber" (je m/w/d)) sollte der Doktor der Agrarwissenschaften nicht automatisch mehr Geld bekommen als der gelernte Bäckereifachverkäufer. Wäre die Berufsbezeichnung so essentiell zum Einstieg in den Beruf, hätte man den Doktor gar nicht erst zur Berufsausübung zugelassen. Hat man aber, also sollte die Bezahlung angemessen sein. Da ist die Frage, ob ich den Doktor eher mit dem gelernten Bäckereifachverkäufer gleichsetze (weil "hat ja einen Abschluss vorzuweisen") oder mit dem Ungelernten/Minijobber (weil nicht genau der Idealabschluss vorhanden). Ich bin ehrlich: Ich weiß es selbst nicht, wie ich hier den Doktor einordnen würde. Was nur Wichtig ist: Berufserfahrung sollte Anerkennung findet. Wer 5 Jahre + in einem Job arbeitet, sollte de facto gleichgestellt sein mit einer Person, die das von Grund auf gelernt hat, was Bezahlung und Weiterbildung angeht.


    Gleichzeitig muss ich aber auch sagen: Würde es jetzt absolut einen Mangel an Lehrkräften Deutsch-Geschichte für Gymnasien geben und er wäre auf kurze Sicht auch nicht zu beheben, fände ich es legitim, finanzielle Anreize zur Ergreifung dieses Lehramtes zu schaffen. Auch wenn das dann am Ende bedeutet, dass Lehrkräfte mit manchen Fächerkombinationen mehr verdienen würden als andere.

    Zum Glück fehlt an der Stelle noch die Anmerkung, dass man als Lehrkraft ja so wenig verdiene, da alle Anderen im Bekanntenkreis - sehr repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ausschließlich bestehend aus Oberärzten, Steuerberatern und Vorstandsvorsitzenden (jeweils m/w/d) - einem finanziell weit voraus seien.

    Dass Fremdsprachenunterricht anwendungsorientiert ist, da gebe ich dir Recht. Ich sehe Syntax und Morphologie durchaus in weiten Teilen des Grammatikunterrichts der Sek I, Phonetik sowieso. Sprachvarietät (Sowas wie British English vs. American English wird weiterhin behandelt, oder? Oder sowas wie Jugendsprache/Sprache in sozialen Medien?) wird auch thematisiert. Einzig Sprachgeschichte findet in der Schule wenig Raum, aber ich denke, die Thematisierung hiervon genügt noch im Rahmen eines Studiums für diejenigen, die sich in hohem Maße hierfür interessieren.

    Da ich selbst ein Sprachfach habe: Welche Inhalte kommen dir konkret zu kurz? Wir machen Grammatik, Vokabelarbeit, Übersetzen (bzw. Mediation), sowie die ganzen Textarten. Erst wenn diese Basiskompetenzen vorhanden sind, können dann nach und nach Kultur, Landeskunde und Literatur der Zielländer erschlossen werden - und gerade Literatur war dir doch wichtig, wenn ich dich richtig verstanden habe.

    PaPo: Ich unterrichte nicht Englisch, würde aber so vorgehen bei dem Nigeriathema:

    1. Gibt es das Thema auch als Vorgabe im Basisfach?

    2. Wenn ja: Steht da inhaltlich genau dasselbe oder wird hier etwas eingeschränkt (z.B. statt "und" ein "oder")?

    3. Wenn nein: Dann breite ich die Schwerpunktsetzung auf Basis der Vorgaben der prozessorientierten Vorgaben vor.

    4. So oder so bereite ich dann Unterrichtsstunden vor, die sich auf die drei Schwerpunkte Politik, Kultur und Gesellschaft Nigerias beziehen und bei denen es als roten Faden auch immer wieder über die historische Entwicklung (auch das könnte die Differenzierung zu einem Basisfach sein) geht.

    Mmm.... seltener Fall. Was wäre mit einer Ersatzleistung? Ist im Fach Mathematik eher ungewöhnlich (im Vergleich zu den Gesellschaftswissenschaften), aber wenn sich das mit der Klassenarbeit sonst gar nicht machen lässt. Was wäre, wenn jeder ein für die Jahrgangsstufe geeignetes mathematisches Problem im Rahmen eines Portfolios oder einer Präsentation bearbeitet und vorstellt?

    Milk&Sugar : OK, da hast du ein paar gute Punkte genannt. Differenzieren lässt sich auf verschiedene Arten und Weisen. Der Ansatz der Inklusion und der inneren Differenzierung, wie er die letzten 10 Jahre versucht wurde, stellte sich als nicht zielführend, auch unter ökonomischen Aspekten, heraus. Inwieweit Differenzierung hilft, aus der Makroebene heraus betrachtet das Bildungsniveau zu erhöhen, ohne dass die Kosten hierfür völlig ausufern, da bin ich mir ehrlicherweise unsicher. Zu Betreuung in Kitas kann ich zu wenig sagen, da ich hierzu zu weit weg bin ausgehend von meinen Zielgruppen. Beim Punkt "Schülerverwaltung" könnte die Etablierung des Ausbildungsberufs "Teaching assistant" helfen, sodass sich akademisch gebildete Lehrkräfte viel stärker als jetzt auf ihre eigentlichen Kernkompetenzen konzentrieren können.

    kodi :

    OK, dann drücke ich es anders aus, ich gebe zu, dass ich da zuvor schwammig in der Formulierung geblieben bin: Es sollte so viel Personal Einsatz finden wie es die Vorgaben zum Personalschlüssel derzeit vorsehen (Ich weiß, dass das an einigen Standorten, vor allem im sozioökonomisch schwachen Einzugsgebieten, derzeit nicht der Fall ist.), aber die Vorgaben müssen nicht darüber hinausgehend erweitert werden.

    Bedingt durch die von dir aufgezeigten (sic!) "Problemfälle" hat deine Schulform in deinem Bundesland einen vergleichsweise schwierigen Stand, wenn es darum geht, Abiturienten (m/w/d) schmackhaft zu machen, ein Lehramtsstudium in diesem Bereich zu absolvieren. Das fachlich niedrigere Anspruchsniveau des zu vermittelnden Stoffes schreckt weniger ab als die Konfrontation mit Gewalt und Unterrichtsstörungen, daher muss in erster Linie hieran angesetzt werden. Vorher erscheinen die Rufe nach zusätzlichem Personal, selbst wenn es dieses gäbe, als nicht zielführend, da potentielles Personal (nachvollziehbarerweise) die Konfrontation mit Gewalt und Unterrichtsstörungen im beruflichen Kontext meiden möchte.

    Ich denke, die regelmäßigen Rufe nach mehr Personal im Bildungsbereich sind nicht zielführend. Es müssten die Kapazitäten anderer Ausbildungs- und Studiengänge reduziert werden, um so wiederum zusätzliche Ressourcen schaffen zu können, und dafür fehlt der politische Wille.

    Ich bin der Meinung, dass das vorhandene Personal reicht, aber effektiver arbeiten muss. Dadurch, dass wir bereits so viele Ressourcen in den Umgang mit Unterrichtsstörungen investieren, zeigt ja, dass der Ansatz schlichtweg nicht zielführend ist. Die Vermittlung von Unterrichtsstoff hat oberste Priorität und Unterrichtsstörungen gefährden dieses Vorhaben. Unterrichtsstörungen werden oft zu lang toleriert und da muss in den Klassenzimmern eine andere Mentalität her, nämlich "Handlung --- Konsequenz". Die Konsequenz muss als unangenehmer als die Teilnahme am Unterricht empfunden werden, dann ist auch der Anreiz, einen auf Clown und Entertainer zu machen, weg.

    Vielleicht sollten Schüler (m/w/d) auch die Suche nach dem Nutzer konkreter Inhalte beschränken, sich einfach mal hierauf einlassen und darauf vertrauen, dass (erwachsene) Fachkräfte sich schon etwas bei der Auswahl der Inhalte gedacht haben.

    Maylin85 : Wir wollen natürlich, dass möglichst Wenige in diesen Prozentsatz fallen, daher fände ich es wichtig, dass dieser Gruppe regelmäßig Perspektiven aufgezeigt werden, aus ihrer Situation herauszukommen, aber klar, wer all das aktiv verweigert, muss Konsequenzen erfahren - alles Andere ist schlichtweg unfair allen Mitmenschen, denen das Wohl unserer Gesellschaft am Herzen liegt, gegenüber.

    Unter "minimal" verstehe ich Lebensmittelgutscheine und Sachleistungen, statt Bargeld aufs Konto. Bürgergeld ist sicherlich nicht toll, aber auch das beinhaltet noch 50€ für Freizeitaktivitäten. Wer sich als junger Mensch aktiv so verhält, dass er weder für einen Betrieb noch für eine Schule störungsfrei tragbar ist, sollte den Anspruch auf diesen Luxus meines Erachtens verlieren können.

    So wie ich dich verstehe, wäre im Rahmen deines Vorschlags die Gesellschaft durchaus bereit, Chancen/Perspektiven (auch bei Kindern und Jugendlichen aus suboptimalen schwierigen Verhältnissen) aufzuzeigen und so dem Individuum ermöglicht, mehr als das absolute Minimum (Brot-Wasser-Seife) zu bekommen, vorausgesetzt, es ist bereit, die Regeln des Systems zu befolgen. Wer wiederum auf Teufel komm raus mit dem Kopf durch die Wand will, würde eben nur das Existenzminimum bekommen, weil er/sie sich allem Anderen gegenüber aktiv (und bewusst) verweigerte.

    Schule ist natürlich keine Werkzeugbox, die den Kindern und Jugendlichen an die Hand gereicht wird, um damit ihr Leben zu bestreiten. Der Teil ist von Der Germanist etwas unglücklich gewählt. Rein lebenspraktisch ist die Erstellung der Steuererklärung wichtiger als die Gedichtanalyse - das wissen wir alle.

    Schule verfolgt andere Ziel, nämlich die Vermittlung von Allgemeinbildung und Kulturtechniken als Vorbereitung des lebenslangen Lernens. Hierfür sollten wiederum geeignete Prüfungs- und Bewertungsformate gewählt werden.

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