Beiträge von Gymshark

    Was denkst du?

    Schaue ich mir die gesamte Breite der deutschen Sprache an, gibt es wenig Korrelation zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht. Sprachhistorisch bzw. -logisch macht das alles natürlich Sinn, für jemanden ohne linguistische Vorkenntnisse wirkt unser sehr komplexes Sprachsystem chaotisch oder beliebig. Das ist aber in anderen Sprachen auch so - im Englischen z.B. weniger auf der morphologischen Ebene, sondern eher auf der phonologischen.

    Am Ende müssen wir gesamtgesellschaftlich hier einen Konsens finden, was sehr schwierig sein dürfte, da Deutsch in mehreren Ländern Amtssprache ist und natürlich darüber hinaus in vielen Ländern als Fremdsprache gelernt wird. Sprache muss kurz, aber eindeutig sein. Ich sehe Pro- wie Contraargumente auf beiden Seiten, obgleich es natürlich zweifelsfrei so ist, dass wir als Sprecher gelernt haben, mit sprachlichen Widersprüchen zu leben, weil "das halt im Deutschen so ist". Würden wir das so akzeptieren, wäre Variante 1 mit weniger gesellschaftlichem Anpassungsaufwand verbunden als Variante 2.

    Erklär’ ma’, was du damit meinst.

    Es gibt (mindestens) zwei mögliche Argumentationsweisen:

    1. Wir geben dem Wort "Mädchen" den Artikel "das", weil es sprachlogisch so am besten passt.

    2. Wir geben dem Wort "Mädchen" den Artikel "die", weil alle Menschen, Tiere und Pflanzen, Dinge und Abstraktes, die wir im realen Leben als weiblich empfinden, mit diesem Artikel gekennzeichnet werden.

    Diejenigen, die pro Gendern argumentieren: Wünscht ihr euch nur in Bezug auf Menschen, dass Sprachgebrauch an biologische Realitäten statt an sprachinterne Logiken geknüpft, oder wünscht ihr euch eine generelle Abkehr von der aktuellen Verwendung von Pronomen, also auch in Bezug auf Sachen, Tiere und Pflanzen, Abstraktes, etc.?

    Am Ende wird ja jedes einzelne Nomen gegendert, also auch die Liebe, der Zwölffingerdarm, das Eichhörnchen...

    Ich kann mir schon vorstellen, dass es Fälle gibt, bei denen man bewusst Jungs/Männer adressiert, z.B. wenn man die drei Kinder in der letzten Reihe, die gerade Quatsch machen und alle drei Jungs sind, zur Ruhe bitten möchte. Bei der Beispielsmail ans ganze Kollegium, die ja immer wieder als Ausgangslage dient, ist erst einmal nicht das Geschlecht der Adressierten entscheidend, sondern die Funktion. Es sind diejenigen gemeint, die beruflich einer Lehrtätigkeit nachgehen, aber eben nicht die Reinigungskraft. Oder, wenn es um eine Weihnachtsfeier geht, sind alle, die an der Schule tätig sind, gemeint, aber nicht Familie Huber, die schräg gegenüber von der Schule wohnt.

    Immer dann, wenn man sich vorstellt, die Adressierten bestünden ausschließlich aus Frauen oder ausschließlich aus Männern, und die Aussage würde sich inhaltlich nicht ändern, geht es um Funktion statt um Geschlecht.

    Solange die Mehrheit (je nach Umfrage zwischen 70 und 80%) behauptet, das generische Maskulinum bezieht sich auf Funktion - bezieht sich folglich auf Männer, Frauen, alles was dazwischen ist, alles was außerhalb des binären Systems liegt und alles gänzlich ohne Geschlechtszugehörigkeit - eine Minderheit jedoch der Meinung ist, dass das generische Maskulinum nur explizit Männer anspricht, und keine Seite bereit ist nachzugeben, kommen wir auf keinen grünen Zweig.

    Es gibt zwei Möglichkeiten:

    1. Seite "pro generisches Maskulinum" gibt nach

    2. Seite "contra generisches Maskulinum" gibt nach

    3. Es muss eine dritte Lösung gefunden werden mit der hoffentlich beide Seiten leben können.

    Zitat

    Durch integrativen Unterricht werden nicht nur Freundschaften geschlossen

    Ernstgemeinte Frage: Hast du Freunde, die früher sonderpädagogisch beschult wurden?

    Der Ansatz ist schön, aber mir sind im persönlichen Umfeld keine Fälle bekannt, bei denen derart heterogene Freundschaften über die Schulzeit hinweg beständig blieben, wenn sie je vorhanden waren, da ganz oft die persönlichen Interessen und die Lebensinhalte zu unterschiedlich sind.

    Die verbindliche Grundschulempfehlung wird wie die meisten bildungspolitischen Themen an der Wahlurne entschieden. Gibt es momentan eine oder mehrere Parteien, die eine Rückkehr zu eben dieser im Wahlprogramm stehen haben?

    Es wurden in den letzten Jahren sehr viele Stellen in der frühkindlichen Betreuung geschaffen, weil Eltern möglichst früh wieder in den Job zurückkehren sollten. Man kann natürlich nicht sagen, dass dafür Sonderpädagogen abgezogen wurden, aber ich gehe davon aus, dass sich Schulabsolventen mit Berufswunsch "pädagogischer Bereich" verstärkt in anderen Teilbereichen als der Lehramt Sonderpädagogik bewarben: Soziale Arbeit, Erzieher, andere Lehramtsformen (Vor allem das Gymnasium ist unter allen Lehramtsformen die letzten Jahre sehr beliebt gewesen.), die neuen Studiengänge Kindheitspädagogik, etc.

    Entweder hatte das Berufbild "Sonderpädagoge" zuletzt ein schlechtes Image oder es ist Schulabsolventen schlichtweg nicht bekannt, dass diese Option auch besteht. Diese potentiellen Kollegen können dann natürlich wiederum nicht solche ersetzen, bei denen die Pension in absehbarer Zeit ansteht.

    Der Hilfsarbeiter wird sich bedanken, wenn er dank KI stattdessen in einem der oben genannten Bereiche arbeiten "darf". Ich glaube nicht, dass es dafür irgendwelche gesamtgesellschaftliche Mehrheiten geben wird, daher würde ich mich eher darauf fokussieren, was aktuell Stand Dezember 2023 realistisch ist.

    Der letzte Satz vor deiner Frage ist der springende Punkt. So wie aktuell Inklusion im deutschen Bildungsdiskurs verstanden wird (Entweder war die Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention durch die meisten Länder ein reines Lippenbekenntnis oder sie verstehen unter den Forderungen etwas Anderes als hier in Deutschland.), ist es zu personalintensiv, um sinnvoll im Sinne der Befürworter umgesetzt werden zu können. Daher die Frage: Wenn wir nicht alles haben können, wollen wir lieber Inklusion, Migration, frühkindliche Betreuunhg oder IT?

    Ein weitsichtiger Blick auf Bedarfe in der Jobwelt verlangt immer zugleich "Welche Stellen werden gebraucht?" und "Sind diese humanen Ressourcen überhaupt vorhanden?".

    Wir haben aktuell 3,9 mio. Bürgergeldbezieher, was natürlich immer noch viel zu hoch ist. Da wäre die Frage, ob ein Teil derer die nötigen Basisqualifikationen mitbringt, um ggf. durch Weiterqualifikation in Schulen eingesetzt werden zu können.

    Ein mittelfristiges Ziel könnte sein, dass diese Zahl auf ein absolutes Minimum reduziert wird.

    Langfristig sollte aber auch bedacht werden, dass bei einer gleichbleibenden Bevölkerungsanzahl und einer zunehmenden Anzahl an Senioren nicht unendlich viele neue Stellen geschaffen werden können, sondern eher geprüft werden sollte, ob neue Stellen wirklich notwendig sind und wenn ja, ob diese so wichtig sind, dass sie anddre ersetzen können. In den letzten Jahren wurden da doch sehr viele neue Stellen geschaffen, z.B. in den Bereichen frühkindliche Betreuung, Pflege, IT, Migration, Politik/Beratung, Energiewirtschaft, Onlinedienstleistungen und Unterhaltung.

    Nein, die gibts nicht. Also lassen wir es gleich sein, das zu fordern?

    Ich finde dieses: Wo soll das Personal herkommen, immer etwas befremdlich. Ja, es gibt grad keins. Trotzdem muss das doch langfristig das Ziel sein. Wie das geht? Ich wüsste einiges: zB bessere Bezahlung, Verbesserung der Arbeitsbedingungen etc. Geht nicht von jetzt auf gleich, aber wenn da nicht mal irgendwann begonnen wird, ändert sich nie etwas.

    Wäre es für dich OK, wenn das Personal dann an anderer Stelle fehlt? Denn darauf würde es hinauslaufen.

    Welche Bereiche innerhalb der Berufswelt binden derzeit deiner Meinung nach zu viel Personal, sodass diese Jobs mit weniger Personal zurechtkämen und die x Stellen, die in diesen Bereichen nicht benötigt werden stattdessen in Schulen geschafft werden können?

    Ich gehe davon aus, dass in den allermeisten Alltagssituationen die meisten meiner Mitmenschen als konkrete Einzelperson oder im Rahmen ihrer spezifischen Funktion angesprochen werden. Dass ein konkreter Unterschied zwischen Geschlechtern aufgemacht wird und daher bei der Adressierung einer Gruppe die sprachliche Hervorhebung eines Geschlechts notwendig ist, dazu fallen mir keine geeigneten Anwendungsfälle geben, aber sollte es diese so regelmäßig in deinem Alltag geben, sunshine_:-) , wäre es eigentlich in der Tat konsequent, die Teile, die scheinbar nicht an dich adressiert sind, entsprechend zu überlesen oder -hören - du warst ja schließlich nicht als Adressat intendiert.

    Da muss dann mal einfach mehr Personal her.

    Eine schwierige Forderung, weil sie so klingt als säßen nennenswerte Menschenmengen gerade ohne Arbeit zuhause, die nur darauf warten, dass von Kultusministerien verkündet werde, dass mehr Personal eingestellt werde, und sich dann freudestrahlend auf den Weg in die Schulen machen.

    Man könnte an anderer Stelle Personal abrufen, sodass anderenorts Aufgaben durch weniger Personal erledigt werden, oder man geht einen anderen Weg, indem man sich einfach mal anschaut, welche Aufgaben im Bildungskontext gerade viel Zeit fressen und überlegt, ob diese nicht besser organisiert werden könnten, sodass entweder diese Aufgaben gar nicht mehr entfallen, diese Aufgaben weniger Zeit in Anspruch nehmen oder die Aufgaben durch weniger Kollegen bearbeitet werden können.

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