Ich bilde mir schon ein, dass mehr oder weniger vorhandener Leistungsdruck und das Sozialverhalten korrelieren. Ich habe ja nun auch schon an verschiedenen Orten unterrichtet und auch bei uns sind die Übertrittsbedingungen ans Gymnasium überall ein bisschen anders. Im Aargau gab es anno dazumal noch die berühmt-berüchtigte Bezirkschulabschlussprüfung und es musste die 4.7 im Schnitt im letzten Jahreszeugnis sein. Im Baselland gibt es keine Übertrittsprüfung und es tut eine 4.0 im letzten Zeugnisschnitt am Progymnasium. Die Aargauer bilden sich schon einiges ein auf ihre 4.7. Wenn sie dann mal am Gymnasium sind, merkt man schnell, von welchem Baum die Noten gefallen kamen. Die gut betuchten Eltern zahlen halt Nachhilfe und Vorbereitungskurse für die Übertrittsprüfung. Sobald das entfällt können die auch nicht mehr wenn nicht weniger als unsere "Doofis" im Baselland. Die Schule an der ich jetzt arbeite ist sowieso bikantonal (Baselland/Aargau). Ich sehe da keinen Unterschied im Leistungsvermögen.
Beiträge von Antimon
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Ich habe oft beim Lesen hier im Forum das Gefühl, dass Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsschwäche Hand in Hand gehen.
Das kann ich aus meiner bisherigen Karriere nur bestätigen. Mir fallen fast ausschliesslich leistungsschwache SuS ein, die in meinen Klassen disziplinarisch auffällig wurden. Wobei für mich "leistungsstark" nicht per se mit einer gewissen Ellbogenmentalität einhergeht, die ich mit dem bayrischen Schulsystem eher verbinde.
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Eine Vollzulassung hat sie m.W. bis heute nicht
Das ist das gängige Verfahren bei absolut *jedem* Arzneimittel. Bedingte Zulassung, bis die Phase IV abgeschlossen ist und in der befinden wir uns gerade.
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as ist definitiv nachhaltiger, als wenn man sich in der Unterrichtsstunde mehr oder weniger engagiert berieseln lässt und erwartet, dass sich Lerninhalte ansonsten ohne weiteren Aufwand irgendwie ins Hirn transferieren
Ich kann mich dunkel an eine pädagogische Fortbildung erinnern an der eine kleine Kohortenstudie dazu präsentiert wurde. Also da hat man nach der Effektivität kurzer, und sehr regelmässiger Leistungskontrollen geschaut. In dem Moment als diese Leistungskontrollen entfielen, war alles wieder weg. Also null Nachhaltigkeit. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen der Dame, die das damals vorgetragen hatte. Nur so viel dass es jemand aus Deutschland war.
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und habe zusätzlich noch ein/zwei Methoden, auf die ich ebenfalls gerne als Alternative zu den reinen ''stur-auswendig-lern''-Abfragen zurückgreife
Würdest du das weiter ausführen wollen? Fände ich im Kontext um die Diskussion, was jetzt effizient und nachhaltig ist, noch spannend.
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Also ich finde total sinnvoll, dass Schüler durch Abfragen auch einen extrinsischen Grund haben, sich vor dem Unterricht vorzubereiten und nochmal den Inhalt der letzten Stunde zu wiederholen
Denkst du, dass das nachhaltig ist? Ist ne ernst gemeinte Frage. Ich glaube nämlich nicht, dass man damit die Leistungsbereitschaft wirklich erhöht.
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Ich verstehe nicht, woher diese Idee des Frage-Antwort-Spiels kommt
Ich schon. Ich hab's 9 Jahre lang an einem bayrischen Gymnasium so erlebt. Anekdoten und so.
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Ach Gott. Baselbieter Maturanden haben auch in Zürich einen schlechten Ruf. Tatsächlich bringen sie an der ETH aber gleich gute wenn nicht bessere Studienleistungen. Ein bisschen blabla ist bei der ganzen Diskussion halt schon auch dabei.
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Nur bekommen meine SuS für falsch beantwortete Fragen im Unterricht keine Noten. Sie bekommen gar keine Mitarbeitsnoten, die darf ich gar nicht geben. Wer bei mir eine Note bekommt, der hat der Präsentation vorher zugestimmt und sich entsprechend auf die Situation eingerichtet.
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Ich fand dieses man-kann-JEDERZEIT-drankommen-Abfragen absolut scheusslich. Jeder normale Mensch kommt mal abends nach Hause und hat genau gar keine Lust nich irgendwas zu tun als ins Koma zu fallen. Und dann ist man halt am nächsten Tag nicht parat.
Was ich stattdessen vor einiger Zeit mal angefangen habe ist SuS entweder Aufgaben vor der Klasse lösen zu lassen, die sie zu Hause vorbereiten konnten oder die Ergebnisse eines Schülerexperiments direkt am Ende der Stunde präsentieren zu lassen. Also dafür gebe ich Noten.
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Vielleicht bin ich zu lange im Job, aber mir kommt es gerade so vor, als ginge eine Menge Zeit in Erziehungsarbeit/seelischen Aufbau/Zuwendung. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Aber es dauert oft so lange, bis zwischenmenschliche Dinge geklärt und die Kinder aufnahmebereit sind. Und dann lässt wieder schnell die Konzentration nach.
Ich habe nun von der Primarschule bekanntermassen keine Ahnung. Ich finde aber grundsätzlich "seelischen Aufbau und Zuwendung" erst mal nicht Schlechtes, ganz im Gegenteil. Zu meiner Schulzeit hat es eine Lehrperson am Gymnasium im Wesentlichen einen feuchten Hasenpfurz interessiert, wie es einem als Jugendliche so ging. Wenn ich da vergleiche wie ich heute als Lehrperson mit meinen Jugendlichen kommuniziere bzw was die mir so alles erzählen und wie wir zusammen diese 4 Jahre gestalten, dann muss ich nicht lange überlegen, was ich besser finde. Ja, kann schon mal vorkommen, dass ich eigentlich was über statischen Auftrieb in Flüssigkeiten erzählen wollte, dann aber nachfrage warum mich eigentlich alle mit so kleinen Äuglein anschauen und wir dann die nächsten 15 min irgendein jugendliches Drama diskutieren weil es der allgemeinen Konzentration gerade im Weg steht. Ich kann mich wie gesagt nicht erinnern, dass ich diese zwischenmenschlichen "Happenings" in meiner eigenen Schulzeit je erlebt habe. Ist natürlich anekdotisch.
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Das ist mir jetzt aber viel zu schwarz/weiss. Ich bin mit unserem Schulsystem im Baselland in der Sek II eigentlich recht zufrieden. Ich bin auch mit dem, was "meine" Jugendlichen am Ende können, recht zufrieden.
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da sie jeden Tag in irgendeiner Form Leistungsnachweise zu erbringen haben, entweder große oder kleine schriftliche Arbeiten und mündliche, unangekündigte "Abfragen" sind ebenfalls an der Tagesordnung
So war es schon vor 30 Jahren und so wird es wohl immer sein in Bayern. Psychoterror. Meine Erinnerungen sind nicht die besten und ich war keine schlechte Schülerin. Auswendig lernen und Spicken, damit bin ich in den Fächern, die mir am Allerwertesten vorbei gingen, gut über die Runden gekommen.
Mag sein, dass das bayrische System effizienter funktioniert. Meine Vorstellung von guter Schule aus meiner heutigen Perspektive trifft es nicht.
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Ich hab eine These: Bayern und Sachsen haben die detailliertesten Lehrpläne. Während andere Bundesländer versuchen, mit Kompetenzplänen den Anforderungen besser gerecht zu werden, denen sich junge Menschen in der Welt ausgesetzt sehen, setzen BY und SN auf konkrete Listen mit Inhalten
Finde ich einen interessanten Gedanken. Bei uns im Baselland ist eine Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der nationalen Vergleichstests dass auf Niveau Volksschule den Lehrpersonen freigestellt ist wieder mit konkreten Stofflehrplänen anstelle des kompetenzenorientierten Lehrplan 21 zu arbeiten. Gerade an dem gab es sehr viel Kritik. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob das Wirkung zeigt. Dass man auch bei strenger Dreigliedrigkeit und Selektion ziemlich viel kaputt wursten kann, zeigt sich bei uns jedenfalls eindrücklich. Insofern scheint mir in Bayern und Sachsen wohl wirklich mehr als das dahinter zu stecken.
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Tiptop. Hat von allen bisher am wenigsten gemacht, trotzdem ich vor 4 Monaten erst an Covid erkrankt war. Der dicke Arm ist bei Spikevax wohl ein Dauerbrenner aber auch der hat sich schneller wieder beruhigt als die 3 x davor.
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Wie lässt sich daraus ableiten, dass hohe Bildungsinvestitionen allein zu besseren Schulleistungen führen?
Sorry, aus irgendwelchen dubiosen Gründen konnte ich deinen Beitrag am Handy vorhin nicht sehen. Also ja, mir ist es auch ein Rätsel wo man da eine Korrelation erkennen will.
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Es gibt zu keiner anderen Variable auch nur im Ansatz eine so hohe Korrelation zum Bildungserfolg, wie zum in das Bildungswesen Investierte Geld pro Schüler
Häh? Gemäss dieser Statistik liegen die pro-Schüler-Ausgaben in Sachsen unter dem Bundesdurchschnitt...
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gese…n-schueler.html
... und im internationalen Vergleich finde ich da auch keine wirkliche Korrelation zu den letzten PISA-Ergebnissen:
https://de.statista.com/statistik/date…elten-laendern/
Island und Luxemburg sind in den PISA-Ergebnissen unter OECD-Durschnitt, Estland dafür ganz weit vorne.
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Lustig, dass es auch damals schon hiess:
"Und das Aberwitzige, nicht nur für Bayern, liegt in dem Umstand, daß die Misere weniger im Mangel an Lehrern begründet ist als im erklärten Willen, die Pädagogen einzusparen."
Aber zwischenzeitlich muss es doch auch in Deutschland mal besser gewesen sein als jetzt, oder? Ich weiss es ehrlich nicht. Wohl kenne ich aber die Entwicklungen in der Schweiz und die zeigen eindeutig in die falsche Richtung. Ich habe im Aargau 2013 noch mit 22 Wochenlektionen fürs Vollpensum unterrichtet, unterdessen sind es 24 Wochenlektionen für eine 100-%-Stelle. Der Klassenteiler liegt im Baselland für die Sek II immer noch bei 24 SuS, die sogenannte "Richtzahl", wie voll die Klassen also im Durchschnitt wirklich werden sollen, ist uns aber innerhalb der letzten paar Jahre von 20 SuS auf 23 SuS hochgesetzt worden. Man versucht uns also schleichend den Klassenteiler zu verschieben und meint, das merkt keiner. Dann wird mal eben Informatik als neues Grundlagenfach eingeführt und man "vergisst", dass die Stunden wohl auch bezahlt werden müssten. Schwupps wird einfach der Projektunterricht nur noch halb entlöhnt. Ist ja selbständige Arbeit, wieso dann also die anwesenden Lehrpersonen voll bezahlen, gell? Eine Reallohnerhöhung gab es fürs gesamte Staatspersonal zuletzt 2001 (ja, vor 21 Jahren, ich habe mich nicht vertippt), Teuerungsausgleich wird uns seit 12 Jahren keiner mehr gewährt. Die Altersentlastung (Reduktion des Arbeitspensums bei gleichbleibendem Lohn) für Lehrpersonen ab dem 55. Lebensjahr wurde im Baselland 2015 gestrichen. Über die Kürzungen der Pensionsansprüche lasse ich mich jetzt mal nicht aus, das ist kompliziert und versteht man nicht, wenn man das System nicht kennt.
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Guter Punkt! Im anglophonen Raum gibt es teaching assistants.
Haben wir in der Schweiz auch, schrieb ich weiter oben schon. (Ich ergänze: Für bestimmte Fachbereiche zur direkten Unterstützung der Unterrichtsvorbereitung, für alle haben wir immerhin zwei ausgebildete Informatiker und einen ausgebildeten Elektrotechniker, der sich um die komplette elektronische Infrastruktur kümmert aber auch gerne mal dies, das und jenes bastelt was man eben so gebrauchen kann.)
Dass die Lehrkräfte jenseits der SekII schlechter ausgebildet sein sollen, kann ich dagegen nicht erkennen.
Ich schreibe an dieser Stelle über die Situation bei mir vor Ort. Ob die Ausbildung in Deutschland insbesondere im Bereich Grundschule und Sek I angemessen in Bezug auf die realen Bedingungen an den Schulen sind, vermag ich nicht zu beurteilen.
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Nazürlich kommen die nicht auf diese Idee. Weniger Deputat bedeutet man braucht mehr Lehrkräfte. Mehr Lehrkräfte heißt mehr Kosten. Mehr Kosten gehen nicht, weil kein Geld da.
Erzählst du das der aktiven Gewerkschaftlerin jetzt wirklich?
"Die Länder" bzw. "die Kantone" aka die jeweils verantwortlichen Politikerinnen und Politiker werden für die Versäumnisse in den nächsten Jahren sehr teuer bezahlen *müssen*. Das Geld wird dann schon da sein und natürlich ist es auch jetzt da. Kommt halt drauf an, wie man budgetiert.
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