Beiträge von Quittengelee

    … weil es eine Vorgabe gibt, dass es positiv formuliert sein soll.

    Daraus entstehen über die Jahre merkwürdige Texte bzw. Floskeln, die positiv zum Ausdruck bringen sollen, dass das Kind in einem oder vielen Teilbereichen die Leistung nicht erbringen kann oder weit hinter den eigenen Möglichkeiten bleibt.

    Aber warum entstehen diese Floskeln?

    ... Es ist egal, welche Art von Rückmeldung du gibst. Du solltest sie differenziert geben, aber ob du am Ende erklärst, woher die 4 kam oder ohne die 4 auszuschreiben irgendein ellenlanges blablubb schreibst, ändert nichts daran dass eine 4 nichts weiter als eine durchschnittliche Leistung ist.

    Die Frage ist doch, welches Ziel die Rückmeldung hat.

    Gymshark hat was von Wettbewerb geschrieben, der dem Menschen innewohnte, Noten also zwingend nötig seien, um Kinder anzuspornen. Daher der Vergleich zum Sport.

    Will ich den Eltern mitteilen, dass ihr Kind mehr lesen üben soll, dann mache ich das halt, dazu bräuchte es keine Noten. Versteht ein Kind aber die Matheaufgaben nicht oder hat es eine LRS, dann nutzen alle Noten nichts.

    Da Eltern in aller Regel die Lehrpläne nicht kennen, machen Noten doch nur Sinn, wenn man ihnen mitteilt, wo es hapert. Bei Jugendlichen entsprechend.

    Wettbewerb bringt aber nichts, solange er zu nichts anspornt oder ist sogar kontraproduktiv, wenn man nur begrenzt Einfluss auf die eigene Leistung hat. Wer als Sportler gewinnen will, weil er besser als andere sein möchte, trainiert mehr. Wer sich gut nach dem Sport fühlt, einfach nur Spaß daran hat, sich zu bewegen oder mehr kg stemmen will, trainiert auch mehr.

    Wer die Rückmeldung bekommt: du hast eine 4, die anderen eine 2, trainiert in aller Regel nicht mehr. Beim Sprint oder Hochsprung kann man keine riesen Veränderungen erzielen, sicher keine bis zur nächsten Leichtathletiknote. Die 4 bringt einen auch nicht um, sie ist halt eine Rückmeldung, nicht so dolle zu sein, bei dem was gerade gefordert war.

    Im Gymnasium kann das anders sein, da muss man halt auch üben oder sich hinsetzen und etwas gezielt nachvollziehen, sprich: lernen, wenn man irgendwas nicht verstanden hat. (Ob einen die Leistung der anderen da anspornt, weiß ich nicht, glaube ich nicht). In der Grundschule hat die eigene Anstrengung jedoch noch eher begrenzten Einfluss. In der Förderschule jedenfalls ist das ganz sicher so.

    Bei uns gibt es jetzt Vorlagen für Förderpläne, weil diese online erstellt werden, früher waren sie formlos. Die Person, die die Vorlage erstellt hat, hat einen Bereich "Stärken des Schülers" vorgegeben und ansonsten Platz für Förderziele und Maßnahmen gelassen.

    Früher konnte ich den Iststand in einem Bereich angeben und das Ziel, wo es hingehen soll, das war einfach mal konkret beschreibend und konstruktiv. Jetzt muss man sich eine Stärke ausdenken (was soll das sein? Freundlichkeit? Sportlichkeit?) und dann im nächsten Feld hinschreiben, was alles nicht läuft. Genau das, wovon wir eigentlich weggekommen waren oder zumindest ich war an dem Punkt vor 15 Jahren schon.

    Wortgutachten müssen weder verschleiern noch niederschmetternd sein, die sollen beschreiben, was vorhanden ist und was fehlt und angegangen werden sollte. Noten sagen ohne Kontext nichts aus und wenn Kinder die haben wollen, dann weil sie es rundrum so sehen oder die Eltern das wollen. Kinder wollen allenfalls eine 1, keine Noten.

    Ohne Noten ist es sicher schwieriger, Eltern die Grundschulempfehlung verständlich zu machen.

    Wenn du eine klare Vorstellung davon hast, welche Leistung zwingend nötig ist, um das Gymnasium zu besuchen, solltest du es eigentlich problemlos erklären können.

    Meine Vermutung ist ja seit eh und je, dass diese klare Vorstellung nicht existiert, und Noten die praktische Alternative sind, das zu kaschieren. Aber ich lasse mich immer noch gerne eines Besseren belehren.

    ... Ich möchte einfach nur wissen, ob der Notenschlüssel irgendwie festgelegt ist und von wem. Das ist doch absolut verständlich, da mal nachzufragen. Denn die Nachbarin ist in der Parallelklasse und schreibt bei einer anderen Mathelehrerin mit selber Prozentzahl umgerechnet eine 2. Wo ist denn da die Vergleichbarkeit gegeben? Das kann doch auch nicht sein...

    Finde spezifische Nachfragen zu Leistungsbewertung auch legitim. Du könntest aber auch zu allgemeinen Fragen, wie diese im Bundesland deines Kindes generell funktioniert, erst mal nachlesen, sonst hat es doch schnell eher kritisierenden als informativen Charakter.

    In Sachsen darf es jede Schule anders machen, sie muss nur transparent sein. Ich kenne eine Grundschule, die erst ab 100% die 1 gibt: Da hat man tatsächlich auch in einer Klassenarbeit mit 39,5 von 40 VP eine 2.

    Wie schafft ihr es alle (in meinem Fall 28) SuS im Blick zu haben und dann zu bewerten? Wenn jemand nichts sagt, kann das ja viele Gründe haben und muss nicht zwingend mangelndes Wissen/Können oder Wollen sein. Andere haben zu allem was zu sagen, aber so wirklich viel Fachliches kommt dabei nicht rum.

    @reinerle die +/- Methode klingt gut, hab ich auch bereits versucht anzuwenden. Aber auch da stellt sich mir die Frage: Ist nichts sagen ein o oder - ? Wenn jemand aktiv mitmacht, aber eher reproduziert ist es dann ein o oder +? Und was mache ich am Ende mit den ganzen Zeichen? Wenn jemand am Ende des Halbjahres nur + Zeichen fürs Reproduzieren bekommt sind es dann 12-15 Punkte? Wenn jemand kaum etwas sagt, weil schüchtern und dadurch nur - hat, sind das dann 0 Punkte? Das kann man doch nicht wollen?

    Du musst Leute gezielt aufrufen, die sich nicht aktiv beteiligen.

    Und du wirst die Kriterien, wenn du sie für dich aufgeschrieben hast, mit der Zeit besser einschätzen können. Ob jemand 15 oder 13 Punkte hat, wirst du merken. 15 Punkte sind nunmal herausragend und alle Erwartungen müssen übererfüllt sein. Seph hat es bereits geschrieben, Worturteile können zum Beispiel helfen. ein "gut" bedeutet, dass die Anforderungen erfüllt sind, "sehr gut" entspricht ihnen in besonderem Maße.

    Die Kriterien für die Anforderungsbereiche musst du nachlesen und auf dein Fach übertragen oder Listen dazu im Netz suchen

    Wenn dir + und - zu ungenau scheint, mach doch regelmäßig 15-Punktebewertungen in deinen Notizen, dann kannst du gleich üben, warum du wie entschieden hast. Normalverteilt müsste doch der Großteil um die 8-10 Punkte liegen, wer mehr will, muss sich anstrengen...


    Ich konstruiere mal eine Aufgabe:

    Ein Bäckereifachverkäufer plaziert Kuchenstücke auf einem Teller: ein Stück Margaretenkuchen, zwei Stücke Zimtschneckenkuchen und drei Stücke Marmorkuchen. Berechne die Anzahl der Kuchenstücke auf dem Teller!

    Wenn jetzt ein Kind als Rechnung 2+3+1=6 rechnet, ist das dann auch falsch?

    Das ist nicht falsch. Es wäre auch nicht falsch, auf die Frage, "wie viele Mandarinen nimmt das Kind?" 2*3 zu rechnen. Die erste Teilaufgabe lautet aber, nimm immer 2 Stück bei je drei Zügen und schreibe die passende Malaufgabe.

    Beim Kuchenbeispiel vielleicht eher sowas wie "als wievielte Stücke wurden die Zimtschnecken abgelegt? Schreibe die Ordnungszahl" wenn man den Ordinalzahlaspekt erfassen wollte. Keine Ahnung, ob das ein guter Vergleich ist, das hab ich jetzt mal an den Haaren herbeigezogen.

    Ich versuche auch nach wie vor nur zu erklären, was die Person wahrscheinlich von den Kindern wissen wollte. Dass es mathematisch offenbar nicht sauber ist, habe ich durchaus erfasst.

    ...

    Der einzige Grund für das Beharren auf der Reihenfolge ist die Botschaft "Ihr macht bitte alles immer genau so, wie im Unterricht gezeigt, alles andere wird nicht akzeptiert, auch wenn es genau so richtig ist". Und der Grund dafür ist kein didaktischer, sondern die Tatsache, dass viele Lehrkräfte in der Grundschule Mathematik unterrichten müssen, obwohl sie darin praktisch nicht ausgebildet sind (Klassenlehrerprinzip - 3 Fächer studiert reicht um alle zu unterrichten und wer studiert schon freiwillig Mathe...). Und die sind dann sehr schnell überfordert, wenn der Schülerinput über die Reproduktion eines bestimmten, festgelegten Verfahrens hinaus geht.

    Vielleicht. Oder: in diesem einen Test, in dieser einen Aufgabe hat die Lehrkraft es so gemacht. Mir scheint da keine Überforderung vorzuliegen, sondern eine sehr genaue Überlegung. Vielleicht nicht ideal, aber nicht unbedacht. Oder werden in allen Tests der Lehrkraft Multiplikationsaufgaben auf eine bestimmte Weise abgefordert? Das wäre natürlich falsch.

    Die Reihenfolge der Aussagen "Greife dreimal, nimm immer zwei" ist keine chronologische Abfolge. "Nimm immer zwei, greife dreimal" beschreibt doch die identische Handlung, oder nicht?

    Doch, es ist eine chronologische Abfolge und nein, das ist nicht die identische Handlung. Es ist doch ein Unterschied, ob ich die Bewegung 3 mal ausführe und jeweils 2 Mandarinen herumtrage und auf den Tisch lege, oder eben 3 Mandarinen in beide Hände nehmen muss und die Bewegung nur zweimal mache. Ganz praktisch. Erst wenn ich das zwei oder eben dreimal gemacht habe, liegen 6 Mandarinen da. Und das müssen Kinder erst verstehen. Dass es immer Kinder gibt, die das sofort begreifen ist klar, aber es gibt auch Kinder, die das erst machen müssen, um diesen Aspekt zu verinnerlichen -> Grundverständnis: zeitlich-sukzessiv

    Die strukturierte Anordnung der 6 Mandarinen auf dem Tisch würde der räumlich-simultanen Grundvorstellung entsprechen.

    Interessant hier wieder PIKAS mit der diagnostischen Aufgabe: Zeichne ein Würfelbild, das zur Aufgabe 5•2=10 passt. Guckt euch die Schülerlösungen an...

    https://kira.dzlm.de/arithmetik/ope…-multiplikation


    Entsprechend beschreiben auch 3 · 2 und 2 · 3 die gleiche Handlung.

    Ist 3•2 eine Handlung? Sorry, das weiß ich nicht.

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