Was ist daran kompliziert?
Ich unterrichte Informatik, betreibe ein "IT-Unternehmen" und bin technikaffin. Trotzdem verwende ich für die Notenverwaltung Papier. Ob ich die Noten der Klassenarbeit händisch irgendwo eintrage oder in ein Tabellenkalkulationsprogramm eintippe dauert ungefähr gleich lang.
Generationen von Lehrern haben das geschafft; warum sollte das auf einmal nicht mehr gehen?
Ich unterrichte auch Informatik und ich muss dir bezüglich Effizienz in dem Punkt ganz klar wiedersprechen!
Zumindest ich vergebe für meine Klassenarbeiten eine Punktzahl. Diese ist nicht immer gleich hoch.
Schüler erreichen dann x Punkte. Diese Punktzahl muss irgendwo hinterlegt werden und dann die entsprechenden Notenpunke oder eben Schulnoten eingetragen werden (siehe Notenschlüssel).
Bei einem einmal hinterlegtem Notenschlüssel entfällt digital die "Umrechnung" Punktzahl-->Note durch den Mensch. Genauso Durchschnitssberechnung, Darstellung der Notenverteilung innerhalb der Klasse...
Am Ende des Halbjahres müssen zudem nicht händisch alle Leistungen pro Schüler verrechnet werden. Meist sind die ja unterschiedlich gewichtet. (Was auf Papier definitiv fehleranfälliger als digital ist, da hier wieder die Komponente Mensch reinkommt). Der PC macht das automatisch und macht keine Fehler. Dass man sein ExcelSheet/die Notenbox... richtig einrichtet und dann noch Stichproben macht setze ich hier voraus. Wenn man mit dem Taschenrechner nicht umgehen kann, dann kommt auch was falsches raus...
D.h. der erste Schritt - das Eintragen der Punkte- braucht meinetwegen gleichlang wie auf Papier. Alle Schritte danach werden aber (vol)lautomatisch vorgenommen. D.h. für den Schüler ergbit sich hier keinerlei Nachteil. Da der Prozess weniger fehleranfällig ist, eher nur Vorteile. Zusätzlich bekommen die Schüler mehr Informationen (zB Notenverteilung einer Klassenarbeit/Ganzes Jahr.... dargestellt als Balkendiagram usw). Gleichzeitig wird die Lehrkraft entlastet, da die händische Mehrarbeit entfällt. Das merke ich insbesonders, wenn ich meinen Aufwand kurz vor Notenabgabe mit dem Aufwand der Papiertiger im Kollegium vergleiche. Ich habe nach der letzen vom Schüler zu erbringenden Leistung in aller Regel automatisch schon alle Schnitte usw. Die werden dann angeschaut und eine Endnote vergeben. Die Papiertiger müssen oft noch einmal alle einzelnen Leistungen miteinander verrechnen. Dieser Schritt fällt bei mir weg! Zusätzlich die relativ komplizierte Datensicherung. Auf Papier muss alles kopiert und hinterlegt werden. Digital geschieht diese Sicherung bei Bedarf automatisiert.
Und mir ist klar, dass Notenfindung eine pädagogisch-didaktische Sache ist. Trotzdem wird dazu (so haben wir das auch im Ref gelernt) in aller Regel die erreichte Gesamtleistung in Noten als Basis verwendet. Falls nicht, wird einem das spätestens im Streitfall auf die Füsse fallen. Ich will sehen, wie ein Kollege angenommen eine 5 verargumentiert, wenn er real als Durchschnitt für den Schüler 2,5 dokumentiert hat. Zudem halte ich diesen Punkt auch bzgl der Notentransparenz gegenüber den Schülern für wichtig.
Ich bezweifle NICHT, dass eine papiergebundene Notenverwaltung möglich ist. Arbeitssparend ist aber was anderes.
Früher wurden auch in Unternehmen Konstruktionszeichnungen oder die Buchhaltung händisch gemacht. Alles möglich. Aber eben aufwendiger und fehleranfälliger.
Ein hier genanntes "papiernes Notenbuch der Schule" haben wir bei uns an der Schule zb garnicht. Wird alles digital verwaltet seitens der Schulleitung. Gottseidank.
Ich habe das Glück, dass wir von zuhause auf unseren Endgeräten Fernzugriff auf das Notenprogramm der Schule haben. Ich kann daher die Noten über meinen privaten PC dort eingeben, ohne sie auf meinem PC zu speichern.
Sarek
Damit verarbeites Du auch personenbezogene Daten auf deinem PrivatPC! Ich hoffe Dir ist das klar! Sobald du auf Deinem Rechner mit welcher Software auch immer (Browser oder dediziert) auf das den Notenserver der Schule zugreifst und da irgendwas abrufst oder einträgst, müssen zwangsläufig personenbezogene Daten übermittelt/auf deinem Gerät eingegeben/temporär bei dir auf dem Rechner gespeichert oder angezeigt/ durch dein privates W(LAN) laufen. Ob das nun im Optimalfall getunnelt und /oder verschlüsselt geschieht, die Verarbeitung läuft technisch und faktisch auch über Deine Privat IT Infrastruktur! Stichworte: Software oder Hardware- Keylogger, WLAN Sniffing, Trojaner...
Selbst wenn in diesem Fall ein von der Schule zur Verfügung gestelltes Gerät genutzt wird, muss trotzdem die private Infrastruktur --> Internetleitung/Router.. genutzt werden. Damit ist man rechtlich dann wahrscheinlich fein raus, aber der Angriffsvektor bleibt hier trotzdem.
Ich hatte eine ähnliche Diskussion mit einem Kollegen. Der war der Meinung, dass wenn er seine NotenListen auf dem Schulserver speichert und bearbeitet (Nextcloud), er Datenschutzkonform arbeiten wird. Ist aber strenggenommen nicht so. Wenn die Excel-Datei auf dem HeimPC bearbeitet wird, muss sie normal oder mindestens temporär auf dem Heimrechner liegen! Selbst wenn das in irgendeiner Form in einer Webapp passiert, ist das noch kritisch.
Wer berechnete denn Noten?...
Vielleicht beruhigt dich die FAQ zum Datenschutz an Schulen (BW), dort "2. Anlage 1 - Fragen zur Nutzung privater IT-Ausstattung" "b) Muss ich meinen Computer zur Kontrolle bei der Schulleitung abgeben?" und auch "d) Was geschieht, wenn die Lehrkraft sich weigert ...".
Danke für den Link!
Das heisst für mich: Ich muss diese Erklärung unterschreiben und dann schauen, dass ich nur noch auf Schulgeräten verarbeite.
Wenn ich mich so im Kollegium umschaue, dann haben die allermeisten die Erklärung unterschrieben. Verarbeitet wird aber immer noch sehr oft auf dem HeimPC. Mein Problem ist evtl, dass ich zu viel über die Technik weiss und deswegen auch hinterfrage.
Sehr interessant finde ich auch folgenden Abschnitt:"
Werden personenbezogene Daten in Akten, Notenbücher, usw. verarbeitet, dann müssen Maßnahmen getroffen werden, um sicherzustellen, dass Unbefugte auf diese Daten bei der Bearbeitung, der Aufbewahrung, dem Transport und der Vernichtung nicht zugreifen können (z.B. verschlossene Schublade, abgeschlossenes Zimmer, verschlossene Tasche)."
Wer von Euch Papiertigern hat denn eine verschlossene Tasche?! Mit Schloss? Bzw wie hoch ist der Anteil derjenigen, die das haben? Ohne wäre es wohl auch ein Verstoss.