Beiträge von Zweisam

    Mikael hat da schon Recht. Wenn ein personeller Engpass besteht, ist es eher suboptimal, wenn man die Aufgaben freiwillig zusätzlich übernimmt (Ausnahme: man bekommt die Zusatzaufgaben angemessen vergütet), da es implizit dazu auffordert, es doch nicht so eilig bei der Einstellung einer neuen Fachkraft zu haben. Natürlich kann man nicht alles stehen und liegen lassen bei Ausfall im sozialen Bereich; dann macht man aber in diesem Bereich nur das Nötigste, macht seine Haupttätigkeit weiterhin auf hoher Qualität und kommuniziert nach außen die Gründe, warum die Qualität in besagtem Bereich nicht auf dem gewohnten hohen Niveau ist (und dass es nichts mit der eigenen Person zu tun hat).

    Ich weiß nicht, ob wir hier von den selben Sachen sprechen. Es ist keineswegs so, dass man "Aufgaben freiwillig zusätzlich übernimmt", es besteht häufig dringender Handlungsbedarf, der gar nicht zu übersehen ist. Sicher ist es nicht meine eigentliche Aufgabe, einen aggressiven und gewaltbereiten Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten soweit wie möglich zu beschulen und dabei den Rest zu vernachlässigen. Aber häufig kann eine Lehrkraft sich aufgrund einiger weniger Schüler gar nicht auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Je nach Schule in der man tätig ist, hat man täglich mit solchen Kindern und den entsprechenden Situationen zu tun, die von der eigentlichen Hauptaufgabe ablenken - da ist es reichlich naiv zu behaupten, dass man dann eben "seine Haupttätigkeit weiterhin auf hoher Qualität" macht... Scheinbar hast du bei Inklusion hauptsächlich die lernschwachen/lernbehinderten Kinder im Kopf - die meiner Meinung nach das kleinere Problem darstellen.

    Der Effekt ist doch derselbe: Ihr habt keine Sonderpädagogen und sollt daher Arbeit machen, für die ihr weder ausgebildet seid noch für die ihr Zeitressourcen habt. Letztendlich ist es egal, ob das Konzept der Inklusion aufgrund von nicht zugewiesenen Stunden scheitert oder aufgrund von nicht vorhandenen Sonderpädagogen. Lasst euch doch nicht aufgrund von unrealistischen Vorstellungen verheizen, die von Leuten durchgedrückt werden, die niemals die persönlichen Konsquenzen dieser Entscheidungen ertragen müssen!
    Gruß !

    Wie ich bereits schrieb, habe ich mit "normalen" Inklusionsschüler, wo ich durch Differenzierung oder andere Maßnahmen wirken kann gar keine Probleme. Allerdings habe ich eine Inklusionszusatzausbildung - vielleicht macht das noch einmal einen Unterschied. An meinen Schulformen habe ich schon immer mit sehr heterogenen Lerngruppen gearbeitet, DAS finde ich nicht problematisch. Du bist auf einem Gymnasium, ich habe festgestellt, dass die meisten Lehrer dort mit Differenzierung und Heterogenität ganz anders umgehen, weil sie es nicht so kennen und darauf nicht so eingestellt sind. Jetzt würde mich aber doch einmal interessieren, wie du mit Kindern umgehen würdest, die durch Aggression und heftige Verhaltensweisen auffallen... weil, du willst dich ja nicht verheizen lassen. Will ich auch nicht, aber die Möglichkeiten sind eingeschränkt - irgendwann sind die Ordnungsmaßnahmen erschöpft, das Schulamt "zickt", es findet sich kein freier Platz an einer Förderschule... und so weiter, und so weiter. Von diesen Dynamiken und Problemen seid ihr zum Glück an Gymnasien weitestgehend verschont, da ihr "nicht funktionierende Schüler" "runterreichen" könnt. Für uns Grund- und Gemeinschaftsschulen läuft das nicht so einfach.

    Ich finde, wenn man sich für das Grundschullehramt entscheidet, dann sollte man immer auch bedenken, dass man in der Grundschule eher weniger Fachunterricht in seinen studierten Fächern hat, sondern (wegen dem Klassenlehrerprinzip) häufig viele Fächer unterrichtet. Von daher macht es immer Sinn, auch Deutsch oder Mathe (idealerweise beides) zu studieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass du in Deutsch oder Mathe eingesetzt wirst ist mehr als hoch - fachfremd ist das schwierig.

    In dem Fall, um allem Ärger aus dem Weg zu gehen, würde ich wohl, insbesondere bei "Mein Kind muss auf's Gymnasium gehen. Was sollen sonst die Nachbarn sagen?"-Eltern, einen Elternbrief herausgeben, auf dem steht, dass aus dem und dem Grund derzeit kein Sonderpädagoge zur Verfügung stünde, dass man sich Mühe gäbe, diese Arbeit provisorisch übergangsweise zu übernehmen, dass aber infolgedessen mit einem Absenken der Bildungsqualität zu rechnen sei. Bei Beschwerden wäre dann die Schulleitung Ansprechpartner. Ich wette, dass die Eltern sich schnell bemerkbar machen und es binnen kurzer Zeit wieder einen Sonderpädagogen im Hause geben würde.

    Von diesem Ansinnen würde ich dir tunlichst abraten. Das übersteigt deine Befugnisse und wäre allenfalls Sache der Schulleitung. Und nein - es würde nicht binnen kurzer Zeit wieder einen Sonderpädagogen im Hause geben. Die gibt es nämlich im Moment nicht... DAS ist zumindest bei uns im Moment das Problem und nicht so sehr die Tatsache, dass wir keine Stunden kriegen. Wir hätten eigentlich für eine bestimmte Stundenzahl Sonderpädagogen, die gibt es nicht, also nur wenige Stunden...

    Wenn der Arbeitgeber die benötigten Fachkräfte nicht zur Verfügung stellt, dann gibt's entweder keine sonderpädagogische Förderung oder nur noch solche auf Sparflamme.


    Ich verstehe nicht, warum sich Lehrkräfte immer für alles zuständig fühlen, für das sie erstens nicht ausgebildet sind und zweitens auch gar keine Zeit haben. Wenn in der "freien" Wirtschaft in einem Unternehmen der Hausmeister ausfällt, dann fangen die anderen Angestellten ja auch nicht an, diverse Reparaturen am Gebäude auszuführen oder draußen den Rasen zu mähen, anstatt sich auf die Tätigkeiten zu konzentrieren, für die sie eingestellt worden sind....


    Gruß !

    Da hast du sicherlich recht, aber wir haben es mit Kindern zu tun und nicht mit Rasen, der dann eben hochwächst oder Reparaturen, die dann eben nicht gemacht werden. Ich bin auch nicht bereit, mich für die falsch umgesetzte Inklusion kaputt zu machen, aber die Kinde sind nun einmal da. Und irgendwie komm ich da klar durch Differenzieren und verschiedene Methoden. Mit einer anderen Gruppe von Kindern komme ich weniger klar, im Ausgangspost war aber von Kindern die Rede, die nicht im klassischen Sinne behindert sind:


    ZITAT: "Es gibt eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die so verhaltensauffällig ist, dass man sie nicht integrieren kann. Für Kinder, die beißen, kratzen oder schlagen, müssen wir andere Lösungen finden", zitierte das Blatt die Ministerin."


    Ich hatte auch schon solche Kinder und auch schon echte Härtefälle, wo man um die körperliche Unversehrtheit aller anderen Angst haben musste. DA kann ich dann nicht auf Sparflamme arbeiten. Und das sind die KInder, die mich "fertig machen", die nur auf Kosten aller anderen zu händeln sind und wo ich dann keine Lust mehr auf Inklusion habe.

    Also bei uns läuft es auch so ähnlich wie in der o.g. "Reinform" - halt auch mich Modifizierung.
    Es gibt nicht eine Steuergruppe, sondern die Schulleitung steuert sozusagen, es gibt zu verschiedenen Sachen verschiede Steuergruppen. die aber freiwillig mitarbeiten.
    Es gibt Ziele, die erreicht werden sollen, die in Etappenziele aufgeteilt sind.
    Bei jeder LK gibt`s dazu einen kurzen Bericht und die Steuergruppen berichten der Schulleitung. Das sind auch nie viele KuK, sondern max. fünf.
    Sozusagen streng "überwacht" wird das nicht, aber durch die Berichte und Treffen mit der Schulleitung läuft das ganz gut. Evaluiert wird natürlich auch. Meiner Meinung nach muss die Koordinierung die Schulleitung in die Hand nehmen und es müssen klare Ziele vorgegeben bzw. erarbeitet worden sein.

    Es ist ja grundsätzlich gut, wenn man sich viele Gedanken über seine berufliche Zukunft macht. Aber gefühlt "zerdenkst" du das Ganze. Fang an zu studieren, versuch nebenbei möglichst viele Praktika zu machen oder geb einen Kurs in der OGS - der Rest wird sich finden. Du scheinst doch Lust zu haben... ein bisschen mehr Selbstvertrauen schadet sicher nicht ;)

    Ich habe auch keine, kann ich mir nicht leisten...
    In meinem Kollegium war das mal bei einer Feier Thema, da hatten die allermeisten auch keine. Nur ein paar waren damit ausgestattet und zahlen ziemlich viel dafür.

    Grund dafür ist, dass mir das "Drumherum" in der Schule mehr Spaß macht als das Unterrichten. Bei den Lehrern hatte ich das Gefühl, dass die für das Soziale keine Lust oder besser gesagt keine Zeit und Nerven dafür haben. Liege ich mit meiner Vermutung richtig oder ist es lehrerabhängig?

    Mir macht das Drumherum auch Spaß und es lässt sich auch gar nicht vermeiden. Komisch, dass die Lehrer keine Lust bzw. Zeit und Nerven für das Soziale hatten, aber vielleicht hast du es auch einfach nicht so wahrgenommen oder mitgekriegt. Was ich dir noch zu bedenken geben möchte in Richtung OGS/Erzieher. Viele Schulassistenten, Betreuer, Erzieher in der Schule fühlen sich dort nicht richtig anerkannt und wertgeschätzt... Liegt an uns Lehrern, also vielmehr an einigen von uns und sicherlich auch an den Arbeitszeiten und Verdienstmöglichkeiten. Viele von denen wünschen sich "echte" Lehrer zu sein, damit sie sich nicht nur als Schulanhängsel fühlen, sondern eigenverantwortlicher mit Kindern arbeiten können. Du wirkst auf mich wie jemand, der im Förderschullehramt gut aufgehoben wäre.

    Gibt es aber bestimmte Anzeichen für eine Uneignung für das Unterrichten und somit den Lehrerberuf oder kann man das als Anfänger gar nicht erkennen? Mir hat man vom Lehramt abgeraten, da ich im Unterricht nicht so viel mit den Kindern rede und auch nicht so gut glaubwürdig motivieren kann. Das klappt bei mir eher bei der Einzelföderung oder in Kleingruppen.

    Ja, die gibt es... Ich hatte schon viele Praktikanten und Referendare, aber die zwei Argumente, die man dir gesagt hat, habe ich noch nie als Argument angeführt - das sind ja Punkte, die sich erst mit der Zeit entwickeln. Ich finde nicht, dass man das gleich und nach kurzer Zeit beurteilen kann. Irgendwie bilde ich mir ein, ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wer ein "guter" Lehrer wird und wer ungeeignet ist (davon habe ich zum Glück noch nicht viele betreut). Aber das mache ich eher daran fest, dass jemand Freude zeigt, sich weiterentwickeln will, ein Gespür für Kinder zeigt, offen auf Kollegen, Kinder, Eltern zugeht und ähnliches. Ganz ehrlich: der Unterricht der meisten Praktikanten ist nicht berauschend, es gibt ein paar Naturtalente, aber selbst die brauchen Erfahrung, Reflektion und Handwerkszeug. Wenn ich an meine ersten Praktikantenstunden denke... Oh Mann, ich war nervös, stocksteif, konnte gar nicht situationsangemessen reagieren, sobald es nicht nach Plan lief. Das hat sich erst so nach und nach im Referendariat aufgelöst und dann später im Berufsalltag. Und selbst heute gehe ich noch manchmal aus dem Unterricht und denke: Das war einfach grottig, was du da gemacht hast. Passiert, dann muss man schauen, woran es lag und weiter geht`s.

    Wenn man eine fitte Lerngruppe hat, finde ich das schon fast ein bisschen wenig, aber wie es oft so schön heißt: Im Grundschulbereich geht mündliche vor schriftlicher Aktivität.

    Genau das ist mein Problem... Vielleicht bin ich einfach auch zu sehr SEK I-Lehrerin, aber nach dem Studium der Lehrpläne erscheint mir das alles zu wenig. Meine Schule fordert eigentlich schon viel mehr von den Schülern und das läuft - vor allem auch durch Differenzierung. Die Lehrpläne werden ja hoffentlich auch bald durch Fachanforderungen ersetzt, während S.-H. das für den SEK I-Bereich schon erledigt hat, hinkt der Grundschulbereich gewaltig hinterher. WIE ich vorgehe, das weiß ich und auch, wie sich der Unterricht aufbaut. Auch was sie lt. Lehrplänen/Bildungsstandards können müssen. Mein Problem ist -glaube ich- dass ich mit den bislang gesehen Lehrwerken gefühlt einfach zu wenig mache und mir das widerstrebt. Und zu viel Gesinge und Gespiele...., zu wenig Schreiben und Vokabeln. Da finde ich es ohne Lehrwerk etwas flexibler. Wie gesagt, vielleicht war ich jetzt auch schon viel zu lange bei "den Großen" und bin verwöhnt... Werde mir jetzt Sally nochmal echt genau anschauen.

    Mein Problem ist -glaube ich- dass ich nicht genau weiß, welche Anforderungen ich an Grundschüler stellen kann. Ich habe bislang Englisch immer nur im Sek I-Bereich unterrichtet (nicht fachfremd) und war da echt zufrieden mit den Grundschülern, die aus unserem eigenen Haus kamen. Dieses Jahr unterrichte ich nach sehr vielen Jahren zum ersten Mal Englisch auch im Grundschulbereich und ausgerechnet jetzt soll sich auf ein Lehrwerk geeinigt werden (bislang haben alle ohne gearbeitet). Schreiben (auch Vokabeln) wäre mir in einem Werk wichtig, denn meine Kollegen haben da die letzten Jahre auch viel Wert drauf gelegt, so dass wir in der Sek I echt schon in allen Bereichen ganz fitte Kinder bekommen haben. Ich bin mir nicht sicher, ob lehrwerkunabhängig zu arbeiten nicht doch auch weiterhin die bessere Alternative wäre. Arbeitet jemand mit playways? Gibt es das überhaupt noch? Kenn ich noch aus dem Studium...

    Ich kenne das auch! Nach drei bis vier Wochen kriege ich Arbeitswut und würde gerne starten. Das ebbt dann ab und ich krieg auch den Blues kurz bevor es losgeht. Habe aber noch keine Strategie dagegen gefunden. Lediglich meine Arbeitswut nutze ich dann für Vorbereitungen...

    Danke Caro07.
    Ich finde diese aus dem Lamaverlag so unansprechend aufgemacht für Dritt- und Viertklässler. Lediglich hinten die Vokabellisten finde ich vom Prinzip gut. Hat Sally auch Vokabellisten? Dieses Lehrwerk schaue ich mir jedenfalls mal an, da habe ich schon mehrere positive Meinungen drüber gehört. Storytime ist nicht meins und Colour Land finde ich auch nicht gut. Bumblebee wirkt auf mich auch nett... Meine Kollegin ist halt von dem blöden Lamabuch angetan - mal hören, was die anderen Fachkollegen meiner Schule so sagen.

    Das sind diese fürchterlichen Hefte, die ungefragt kamen, von einem Verlag den niemand kennt und die so ansprechend gestaltet sind wie Werbeprospekte, oder?


    Hatten wir auch zugeschickt bekommen. Fühlte mich veräppelt dabei. Steht nicht einmal mehr in Regal, meine ich, sondern ist dann ziemlich zeitnah in den Müll gewandert.

    Keine Ahnug wo die Dinger herkamen, hab das Tril von der Fachleitungskollegin, die gerade an alle was zum Angucken verteilt und diese Heftchen super findet. Und ich sitze vor dem Ding und frage mich, warum sie die toll findet, auch wenn es natürlich auch ein paar Vorteile gibt. Aber irgendwie muss ich mir die aus den Fingern saugen. Bin gerade erleichtert, dass du die auch fürchterlich findest - hab versucht meine Anfrage neutral zu halten...

    Hallo und guten Tag,
    nachdem wir bei uns in der GS schon lange nicht mehr mit einem Lehrwerk gearbeitet haben, aber einige so langsam eines vermissen, habe ich mir "English around the world" angeschaut. Bin mir sehr unschlüssig über das Lehrwerk. Arbeitet damit jemand von euch oder hat sich irgendwann mal dagegen entschieden? Ich sehe einige Vor- und Nachteile... bin echt unschlüssig was ich davon halten soll. :) Danke

    Macht eine Erzieherausbildung überhaupt Sinn, wenn man hauptsächlich in OGS bzw. mit Schulkindern arbeiten möchte? Also nicht in KiGas/Krippen etc.?


    LG

    Ich persönlich würde sagen, dass es in dem Fall weniger sinnvoll ist... In den meisten OGS arbeiten doch -je nach Größe- nur ganz wenig ausgebildete Erzieher, vor allem nicht Vollzeit. Und viele, die gar nicht ausgebildet sind als "richtige" Erzieher, sondern nur einzelne "Kurse" anbieten.

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