Beiträge von Daniellp

    Es gibt genau 3 Gründe aufgrund derer man an einer staatlich anerkannten Ersatzschule arbeiten kann:

    1. Man ist inhaltlich voll überzeugt von dem besonderen Konzept

    2. Man ist an einer staatlichen Schule nicht untergekommen und muss eine Alternative annehmen

    3. Man ist an den staatlichen Schulen, an denen man unterkommen könnte, überfordert

    "Besonderes Konzept" kann auch einfach heißen: kleinere Klassen. Für mich sind die kleineren Klassen ein wichtiger Grund, weshalb die Arbeit an einer Privatschule attraktiver sein kann. 20 statt 30 Schüler in einer Klasse bedeutet: Ich kann viel individueller auf die Schüler eingehen. Ich weiß: Es gibt Studien, die zeigen, dass kleinere Klassen gar nicht unbedingt zu besseren Leistungen der Schüler führen. Aber für mich als Lehrkraft ist das Unterrichten angenehmer, das weiß ich auch ohne Studien. Hinzu kommt der geringere Korrekturaufwand.

    Wenn dann die Bezahlung (inkl. Möglichkeit der Verbeamtung) nicht schlechter oder nur wenig schlechter als einer staatlichen Schule ist, macht die Privatschule bei mir das Rennen.

    Findet dann wirklich eine Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch statt, wie man sie aus der Privatwirtschaft kennt? Mit welchen Argumenten kann man hier seine Verhandlungsbasis stärken?

    Die Gehaltsverhandlung findet im Vorstellungsgespräch oder danach statt. Welche Argumente ziehen, hängt von der Schule ab. Kirchliche Schulen zahlen, wie bereits geschrieben, normalerweise das gleiche Gehalt wie staatliche Schulen. Bei anderen Privatschulen ist es Verhandlungssache. Unterrichtest du ein Mangelfach? Wie sehr weicht deine Gehaltsvorstellung davon ab, was die Schule normalerweise bezahlt? Wie viele andere Bewerber gibt es? (Wenn du der einzige Bewerber bist, ist deine Verhandlungsposition natürlich viel besser)

    usw.

    Hier hält man sich an die gleichen Gehaltsverhandlungsstrategien, die auch aus der freien Wirtschaft bekannt sind.

    Der letzte Satz bezog sich auf die Idee, die ich zumindest implizit gelesen habe, dass nämlich eine Faktorisierung, ähnlich wie die Stellschraube "Besoldung", auch den Mangel (der ja auch durch die Anforderungen des Studienfachs bedingt ist) an dem jeweiligen Fach abbilden könnte. Faktorisierung als Schmerzensgeld fürs Studium quasi.

    Kurz: Faktorisierung öffnet Pandorras Büchse. Ich bin dagegen.

    Ich habe lange überlegt, ob ich das schreibe, nun schreibe ich es:

    Ich habe mein Referendariat mit 2 kleinen Kindern gemacht. Meine Frau hat während des Referendariats eine Chemotherapie gemacht. Es war eine furchbare Zeit mit unglaublicher psychischer Belastung. Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.

    Die reine Arbeitsbelastung (ohne das Psychische) war aber zumindest in den ersten Semestern meines naturwissenschaftlichen Studiums deutlich höher. 80-Stunden-Wochen waren keine Seltenheit. Die wöchentlichen Arbeitsblätter (meistens Mathe) haben mich bis tief in die Nacht beschäftigt. Die Uni-Bib hat um 1 Uhr zu gemacht, da war ich oft noch nicht fertig.

    Ich glaube nicht, dass die MINT-Fächer eine faire Faktorisierung scheuen müssten.

    Allerdings hat man teilweise gemerkt, dass man von den Schulgeldern abhängig ist und deshalb manches toleriert, was an staatlichen Schulen nicht mehr gegangen wäre.

    Hier habe ich tatsächlich die gegenteilige Erfahrung gemacht: Ich war an einer Privatschule, wo Problem-Schüler sehr schnell von der Schule verwiesen wurden. Der Schulverweis an einer Privatschule ist nämlich durch die Kündigung des Vertrags deutlich einfacher durchzuführen.

    Dem ist noch hinzuzufügen, dass auch an staatlich anerkannten Privatschulen eine Verbeamtung möglich ist. Die Bezahlung ist Verhandlungssache, aber meist schlechter an staatlichen Schulen. Eine Ausnahme bilden Schule in kirchlicher Trägerschaft, die die Besoldung an staatlichen Schulen 1:1 abbilden (zumindest in BW).

    Würde Faktorisierung tatsächlich eingeführt werden, befürchte ich, dass das einen erheblichen Unmut im Lehrerzimmer hervorrufen würde. Etwa die Hälfte des Kollegiums würde die Rückmeldung bekommen: Eure Arbeit ist einfacher oder nicht so viel wert.

    Ich habe an einer Auslandsschule unterrichtet, in der die einheimischen Kollegen teilweise nur 1/5 des Gehalts der deutschen Kollegen erhalten, aber mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche unterrichten. Auch die einheimischen Kollegen haben studiert, sie haben nur den falschen Pass. Das Gefühl, dass im deutschen Auslandsschulwesen eine große Ungerechtigkeit herrscht, ist prävalent.

    Ich fände es schade, wenn diese zumindest empfundene Ungerechtigkeit noch stärker auch an deutschen Schulen im Inland ankäme. Dann müssten wir uns nämlich auch fragen, ob Mangelfächer nicht höher besoldet werden müssten. (Ich weiß, dass es in einigen Berufsschulfächern schon so weit ist; ich finde das schade!)

    Wie Bolzbold schon schrieb: Jeder empfindet das eigene Fach als besonders arbeitsintensiv. Das liegt sicherlich daran, dass ich nur unzureichend verstehe, was mein Kollege mit den anderen Fächern wirklich alles zu tun hat.

    Außerdem lenkt Faktorisierung davon ab, was eigentlich eine unserer Hauptaufgaben sein sollte: Wie können wir unseren Unterricht verbessern? Dazu gehört auch: Wie kann ich bei zumindest gleichbleibender Unterrichtsqualität meine Arbeitsbelastung verringern?

    In den experimentellen Fächern sollte ich mich fragen: Welche Experimente kann ich durch Simulationen ersetzen? Ich weiß: Experimente machen Spaß. Aber manchmal ist eine Simulation tatsächlich einfacher zu interpretieren. Muss ich für diesen Kurs wirklich stundenlang am Wochenende den Versuch XY aufbauen oder reicht diesmal eine Simulation? (Manchmal ist die Antwort ja, manchmal nein)

    In den Korrekturfächern sollte ich sich fragen: Wie kann ich meinen Korrekturaufwand verringern? Korrekturen bringen mir noch nicht einmal Wertschätzung von Seiten der Schüler ein! Warum muss ich alle Klausuren handschriftlich schreiben lassen? Gibt es dafür eine Vorgabe vom Land? Warum setze ich so wenig Sprach-KIs in der Klausurkorrektur ein, wenn doch gerade die Korrektur von Texten (egal welcher Sprache) von Sprach-KIs auf einem sehr hohen Niveau erledigt werden kann und ich als Lehrkraft nur noch für den Feinschliff der Rückmeldung sorgen muss?

    Da stimme ich dir nicht zu. Die Korrektur zB eines Deutschaufsatzes kostet eine Menge Zeit, völlig unabhängig von der Motivation, Erfahrung und Kreativität der Lehrkraft. Damit haben D-Lehrkräfte schonmal einen Sockel an Arbeitsstunden [...]

    Für mich zählt es zur Kreativität einer Lehrkraft auch, zu überlegen, wie man die Arbeitsbelastung reduziert (wie gesagt: bei mindestens gleichbleibender Unterrichtsqualität). Dazu müssen wir aktiv werden, uns austauschen und uns weiterbilden! Faktorisierung hingegen ist der passive Weg, zudem der konfliktträchtige.

    Ich finde diese Frage durchaus berechtigt, bin aber aus verschiedenen Gründen gegen eine Faktorisierung.

    Es würde darauf hinauslaufen, dass "von oben" vorgegeben wird, welche Fächer besonders arbeitsintensiv sind oder sein sollten. Kollegen, die die angeblich nicht arbeitsintensiven Fächer unterrichten, würden sich sicher vor den Kopf gestoßen fühlen.

    1. Beispiel: Fächer, in den experimentiert wird, haben meist einen eher geringen Korrektoraufwand bei Klausuren. Ich unterrichte eins dieser Fächer und freue mich darüber, dass die Klausuren schnell korrigiert sind. Trotzdem bleibe ich nach meinem Unterricht häufig an der Schule, um Experimente vorzubereiten oder um die Sammlung in Schuss zu halten. Manchmal auch am Wochenende. Sollten Experimentier-Fächer deshalb mit einem höheren Faktor belegt werden? Oder sollte es davon abhängig sein, wie viel tatsächlich experimentiert wird, damit sich kein Kollege mit wenigen Experimenten "durchschummeln" kann?

    2. Beispiel: Wie ich in einem anderen Thread bereits geschieben habe, unterrichtet ein anderer Kollege (stellvertretender Schulleiter) zwei "Korrektur"-Fächer. Klausuren korrigiert er mit Hilfe von Chat-GPT und ist damit schneller pro Klausur als ich in einem Nicht-Korrekturfach. Seine Korrekturzeit ist damit sehr gering, experimentelle Vorbereitung oder Nachbereitung fällt nicht an. Sollten also seine "Korrektur"-Fächer mit einem niedrigen Faktor belegt werden? Oder sollten nur die Fächer bei genau diesem Kollegen mit einem niedrigeren Faktor belegt werden, bei anderen Kollegen, die kein Chat-GPT benutzen, hingegen nicht?

    Diese Beispiele lassen sich für anderen Fächer fortführen. Sollten die engagierte Sport-Lehrerin eine andere Faktorisierung erhalten als ihr demotivierter Kollege? Oder sollte man beiden gleichermaßen vorgeben, dass sie - bei geringer Faktorisierung - wenig Arbeit in eine Sportstunde investieren sollen?

    Ich befürchte, dass Vorgaben bezüglich der Faktorisierung als Willkür empfunden werden könnten. Ich stimme zu, dass es Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern gibt. Wie viel Arbeit in den Unterricht investiert wird, hängt aber am Ende haupsächlich von der Motivation, Erfahrung und Kreativität der Lehrkraft ab, erst zweitrangig vom Fach.

    Falls du wirklich an deine Traumschule gelangen solltest, wird es dich in 3 Jahren womöglich wurmen, dass die anderen 500€ mehr jeden Monat bekommen für dieselbe Arbeit.

    Sobald du verheiratet bist und Kinder hast, geht es auch schnell um 1000 € bis 2000 € pro Monat, die du als Angestellte weniger verdienst ...

    Soweit ich weiß, gibt es noch nicht die Möglichkeit, Chat-GPT direkt in die handschriftliche Klausur des Schülers Korrekturen schreiben zu lassen.

    Liegt die Klausur also handschriftlich vor, müsste Chat-GPT die Klausur zunächst in Druckschrift umwandeln.

    Liegt die Klausur einmal digital in Druckschrift vor oder wurde sie direkt am Ipad geschrieben, ist es keine Problem, Chat-GPT die Fehler in der Klausur in Rot markieren zu lassen, inklusive Verbesserungsvorschläge für Grammatik/Satzbau, dür die man sonst gar nicht immer die Zeit hat. Chat-GPT kann den Erwartungshorizont ausfüllen und einen Notenvorschlag abgegeben, der laut meinem Kollegen immer die Note recht gut trifft, z.B. 8 Punkte vorgeschlagen, 9 Punkte vom Lehrer vergeben oder andersherum. Am Ende muss alles (farbig) ausgedruckt werden.

    Da ich selbst kein Korrekturfach habe, nutze ich Chat-GPT noch nicht für die Korrektur von Klausuren/Klassenarbeiten. Da ich aber bilingual unterrichte und man beim bilingualen Fachunterricht oft eigene Arbeitsblätter erstellen muss, nutze ich Chat-GPT stark für das Scaffolding in meinen Arbeitsblättern. Das ist eine enorme Arbeitserleichterung. Ich erwähne das deshalb, weil OP auch über bilinguales Unterrichten nachdenkt.

    Bei uns gibt es einigermaßen regelmäßig Fortbildungen zum Einsatz von Chat-GPT. Die Schulleitung ist bei den Fortbildungen ebenfalls anwesend und hat Klausur-Korrekturen mit Chat-GPT abgesegnet.

    PS: Ich erwähne noch einmal, dass die Prompts relativ kompliziert werden. Es ist nicht mit einem einfachen "Bitte korrigiere die Klausur!" getan. Es sind eher 20 bis 30 Zeilen Prompt, gefolgt von Nachfragen durch Chat-GPT und dem Einlesen der Klausur und des Erwartungshorizonts. Ich weiß, dass es auf fobizz Fortbildungen zum effektiven Prompten gibt.

    Ja. Und noch viel schlimmer. Lies Dich mal hier durchs Forum, aber die Lehrkräfte werden sich gleich sicher noch melden, falls sie vor lauter Korrekturen dazu Zeit finden (keine Ironie!)

    Ich habe einen Kollegen mit Korrekturfach, der seine Klassenarbeiten/Klausuren mit Hilfe von Chat-GPT korrigiert. Der Erwartungshorizont wird bei Chat-GPT eingelesen und mit einem (sehr) langen Prompt wird Chat-GPT auf die Klassenarbeit angesetzt. Danach muss die umfangreiche Chat-GPT-Bewertung von der Lehrkraft noch etwas angepasst werden (dafür ist nötig, die Klassenarbeit einmal selbst zu lesen). Pro Klassenarbeit ca. 10 Minuten Arbeit. Mit einer Bewertung, die persönlicher und genauer ist, als wenn der Kollege es in 45 Minuten (pro Klassenarbeit) ohne Chat-GPT gemacht hätte. Immerhin ist Chat-GPT eine Sprach-KI.

    In manchen Fächern klappt das schon wunderbar, in anderen Fächern, z.B. MINT, klappt es leider (noch) nicht so gut.

    Nur weil ein Fach heute viel Korrekturaufwand bedeutet, heißt das nicht, dass das in 5 Jahren noch so ist.

    Liebe Forenmitglieder,

    ich habe zwei Fragen, bei denen ich eure Hilfe brauche. Es geht um Baden-Württemberg.

    Ich habe aktuell ein volles Deputat und bin nicht verbeamtet (Verbeamtung bisher nicht beantragt, aber auf Grund meiner Fächer sehr wahrscheinlich möglich).

    Ich würde mich gerne im nächsten Jahr auf eine Stelle an einem anerkannten Privatgymnasium bewerben und dort direkt verbeamten lassen (Verbeamtung mit gleichzeitiger Beurlaubung in den Privatschuldienst).

    Aus familiären Gründen würde ich gerne mit unterhälftiger Teilzeit (zwischen 30% und 40%) in das Beamten-Verhältnis einsteigen, zumindest für das 1. Halbjahr.

    1. Frage: Ist eine Verbeamtung unter diesen Voraussetzungen möglich?

    2. Frage: Entstehen finanzielle Nachteile, wenn die Verbeamtung an einer Privatschule erfolgt, z.B. in Hinblick auf Kinderzuschläge?

    Vielen Dank für eure Antworten! :top:

    Du bist generell frei, wie lange du dich verpflichtest. Die einzigen Vorgaben sind, dass du mindestens 3 Jahre (ADLK) oder mindestens 2 Jahre (BPLK) und maximal 6 jahre (ADLK und BPLK; mit Funktionsstelle maximal 8 Jahre) ins Ausland gehen kannst, bevor du für einige Jahre nach Deutschland zurückkehren musst, bevor du wieder eine neue Stelle im Ausland antreten kannst. BPLK-Verträge werden üblicherweise alle 2 Jahre verlängert, wenn beide Seiten es wünschen, ADLK-Verträge alle 3 Jahre. Es sind aber auch Verlängerungen um 1 Jahr oder um ein halbes Jahr möglich. Nur die Mindestdauer und Maximaldauer ist fix.

    Als OLK bist du vollkommen frei, deinen Vertrag selbst mit der Schule auszuhandeln. Es gibt keine Minimal- und Maximaldauer.

    Für ADLK gibts kaum noch Stellenangebote. Meistens nur noch OLK.

    Für mich mit Familie völlig unattraktiv.

    An sich hätte ich schon Lust drauf, aber nicht bei derartigen Konditionen.

    Es gibt aureichend ADLK-Stellen in Sekundarschulen (aber nur wenige an Grundschulen). Bei meiner Auslandsschule sind mehr als 50% der deutschen Lehrkräfte ADLKs. Allerdings sind die offenen ADLK-Stellen, und zum Teil auch die BPLK-Stellen, oftmals nicht öffentlich einsehbar, sondern erst, wenn man bei der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) registriert ist.

    Wenn man sich auf ein Land, zum Beispiel Kanada, fixiert, kann es aber schwer sein, eine Stelle zu bekommen. Mit etwas Flexibilität ist es deutlich leichter.

    Es gibt 3 Arten als Lehrkraft ins Ausland zu gehen: als Ortslehrkraft (OLK), Bundesprogrammlehrkraft (BPLK) und Auslandsdienslehrkraft (ADLK).

    Wenn du dich noch im Ref befindest, kommt ADLK nicht in Frage, da du bereits 3 Jahre verbeamtet sein musst. ADLKs verpflichten sich für 3 Jahre und sind finanziell am besten gestellt.

    Als BPLK kannst du dich bereits ein halbes Jahr vor Abschluss des Refs bewerben. Du bist nicht verbeamtet, verpflichtest dich für 2 Jahre und erhältst ein ähnliches Gehalt wie in Deutschland, das dir auf ein deutsches Konto in Euro überwiesen wird + Kosten für den Umzug sowie Reisen nach Deutschland (1 mal pro Jahr). Es gibt ein kurzes Bewerbungsgespräch als Videokonferenz, falls du, so wie in deinem Fall, nicht verbeamtet bist.

    Als OLK wirst du ortsüblich in der Landeswährung bezahlt. Das kann je nach Land mehr oder deutlich weniger als in Deutschland sein. Du vereinbarst direkt mit der Schule, wie lang du dich verpflichtest. Als OLK unterstützt die BRD deinen Auslandsaufenthalt nicht, du musst dich selbst um Visum etc. kümmern.

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