"Und da sehe ich mal wieder der "Luxus" der Gym.-Lehrer. Wenn ich mir überlege, wie oft ich fast 40 Kinder im Klassenzimmer habe. Wie viele Vertretungsstunden ich trotz vollem Lehrauftrag schiebe, weil es eben nicht anders geht. Klassen doppelt betreuen usw.
Und da: "Ach, da lassen wir die Stunden halt mal kurz entfallen." Ich hab echt das falsche studiert. So einen Vertretungsplan machen muss echt klasse sein! Man kann ja schließlich die Hälfte entfallen lassen. Wahrscheinlich kriegt man da für das Erstellen von Vetretungsstunden keine Entlastungsstunde. Wieso auch? Man muss ja nix schreiben und koordinieren.... So ein Leben möchte ich auch haben. Nächste Woche sind bei uns drei Lehrer nicht da. Da wird aber so was von vertreten!"
Also deine Empörung in Ehren, liebe Panama, aber ich glaube, du schießt da etwas übers Ziel hinaus. War das der erste Ausfall?! Ich bin Gymnasiallehrerin und möchte zu unserer Schule Folgendes sagen:
1. Bei uns fällt nicht "einfach mal so" leichtfertig etwas aus. Wenn irgend möglich, wird aller Unterricht der Sek. I bis zur 6. Stunde vertreten, und zwar vorrangig von Lehrern, die die Klasse kennen, ansonsten vorrangig von Fachlehrern. Falls die Schüler Nachmittagsunterricht haben, wird auch darauf geachtet, dass möglichst wenig Unterricht ausfällt.
2. Ich leiste regelmäßig Vertretungsstunden, in Stoßzeiten auch bis zum Anschlag und darüber hinaus, dann beaufsichtige ich auch parallel eine Klasse mit oder habe fremde Schüler mit in meinem Unterricht sitzen, die entsprechenden Störungen einbezogen. Passiert das häufiger und leidet dadurch mein eigener Unterricht, weil spontan z.B. 40 statt 30 Achtklässler versorgt werden müssen oder ich dauernd zwischen 2 Räumen hin und her rennen muss, habe ich am nächsten Tag die Eltern auf der Matte, die nachfragen, ob denn der Stoff bis zum Abi auch geschafft wird.
3. Wenn es gar nicht anders geht, muss eben auch mal Unterricht ausfallen. Dann erhalten die Schüler die Anweisung, in Mensa oder Bibliothek zu warten, dort ist immer Betrieb, auch von Lehrern, und keiner sitzt da irgendwo völlig einsam herum. Solange sich das nicht extrem häuft, sehe ich keinen Grund für eine so massive Reaktion. Ist der Kleine denn total verstört oder wurde er mit der ungewohnten Situation nicht fertig?
4. Die Verhältnisse an einem großen Gymnasium (wir haben über 1600 Schüler und ca. 130 Lehrer) sind mit einer Grundschule in vielem nicht vergleichbar, und nein, ich meine nicht den Luxus der Gymnasialkollegen, die "einfach mal so" eine Stunde ausfallen lassen, sondern eine Stunden- und Vertretungsplangestaltung, die eben diese 1600 Schüler, 130 Lehrer und wahrscheinlich auch noch knappe Räume mit einkalkuliert. Da fehlen nicht nur Kollegen aus Krankheitsgründen aus, sondern auch wegen Außenterminen, Sonderveranstaltungen, innerschulischen Organisationsverpflichtungen, Fortbildungen ... Wenn Ausfälle zur Regel werden, ist das natürlich etwas anderes, aber ist das nach 2 Wochen schon absehbar? Außerdem tobt bei uns gerade die erste Erkältungswelle, der Vertretungsplan ist gerade 2 Din A 4 Seiten lang, nicht aus Faulheit!
Insgesamt finde ich es mehr als bedauerlich, dass von einer Kollegin sofort mit Phrasen auf den angeblichen Luxusverhältnissen am Gymnasium herumgehackt wird. Schade - das nährt die aus meiner Sicht völlig unnötigen Grabenkämpfe zwischen Gymnasial- und Grundschullehramt, die meiner Meinung nach überholt sein sollten.
Grüße Eugenia, die morgen 8 Stunden am Stück unterrichtet, davon 2 Vertretungsstunden, und danach ohne Pause noch Fachkonferenz hat.