Beiträge von Sissymaus

    bringe leider sehr sehr wenig Verständnis dafür auf, dass sich Leute, die ihre bisherige Schullaufbahn so royal verkackt haben, dass sie überhaupt in diesem Bildungsgang gelandet sind (was man ja erstmal schaffen muss!), dann auch noch so komplett gestört verhalten

    Sprich mal mit den Kids, die haben ganz oft richtig üble Biographien. Meist hat man dann mehr Verständnis für die kreativen Verhaltensweisen. Nerven kann es natürlich trotzdem, aber oft tragen die Mega-Rucksäcke in ihrem jungen Leben mit


    Ich dachte spontan eher an Gartenbau oder Gesundheitswissenschaften oder Textiltechnik oder *irgendwas*, was es gar nicht flächendeckend in allen Bildungsgängen gibt.

    Na, dann ab in einen Zertifikatskurs :) Wir mussten neulich melden, was wir so benötigen. Das geht zT auch über Bezirksregierungsgrenzen hinaus.

    Ich verstehe, was Du meinst: mit beruflicher Richtung hat man eindeutig mehr Heimat an einem BK.

    Es geht laut dieser Quelle hier nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um soziales Verhalten, sprachliche Entwicklung, Konzentrationsfähigkeit, etc. Womöglich können die Grundschulkollegen aber Genaueres dazu sagen ( Zauberwald ?) .

    In NRW gibt es wie Ilse2 schon beschrieb eigentlich keine Möglichkeit, bei dieser Untersuchung "durchzufallen". Es wird nahezu alles eingeschult. Was sollen die Grundschulen also machen als das, was sie bereits tun: Die Kinder so nehmen, wie sie sind und alle zu bestmöglichem Erfolg zu verhelfen. Das kann mE nur mit Individualisierungen im Unterricht klappen.

    Das bedeutet, es gibt wohl immer mehr Kinder, die die Voraussetzungen für eine Einschulung in die Regelgrundschule nicht erfüllen.

    Wäre es dann nicht schlauer, dass sich alle Grundschulen den veränderten Kindern anpassen? Anstatt diese immer mehr werdenden Kinder mit dem Taxi ne Stunde durch die Gegend zu fahren? Und die weiterführenden Schulen dann ebenfalls? Überfrachtete Lehrpläne ausdünnen, auf Basiskompetenzen und Problemlösungskompetenzen setzen, so dass sie Inder Lage sind, sich bei Probleme selbst zu helfen.

    In "meinem" Lehrplan stehen Schlagworte drin, die eigentlich ein ganzes Studium erfordern. Keine Ahnung, was die sich da so vorstellen, was man da macht, aber mal eben Automatisierungstechnik mit Pneumatik, E-Pneumatik, Hydraulik, E-Hydraulik und SPS in 2 Doppelstunden so zu unterrichten, dass es den Kids was bringt, geht einfach nicht. Ich wette, sowas gibts in jedem Lehrplan: Dinge, die man auch weglassen könnte und dafür eben die Basis so unterrichten, dass am Ende alle Kinder sicher Bruchrechnen können.

    Hier in NRW an mehreren Praktikumsschulen (auch Primarbereich) ganz genau so erlebt. Man spricht natürlich nur nicht offen drüber, weil Selektion = böse. Kannst du natürlich als anekdotische Evidenz abtun. Ich drehe es herum und denke, dass man ganz schön naiv sein muss, um zu glauben, dass nicht doch bei Klassenzuordnungen selektiert wird.

    Und es gibt keinen, der es in Frage stellt, dass die meisten aus der Klasse A aufs Gym gehen und aus Klasse B zur Realschule? Und wie bekommt man das hin? Wechseln die Kinder die Klassen während ihrer Grundschulzeit?

    Sowas habe ich noch nie gehört.

    Ich gebe nochmal zum Besten: In der dualen Ausbildung gibt es keinerlei Aufnahmevoraussetzungen bzwgl. Schulabschluss. So habe ich jedes Jahr eine bunte Mischung vom Realschüler (selten Hauptschüler) über Fachabi/Abi mit dualem Studium bis zum fast vollständigen Studium (kurz vor Ende an einer Klausur gescheitert). Das ganze bei ca. 20 Schülern. Ich kann doch da nicht nur Unterricht für die abgebrochenen Studierenden halten. Ich muss doch alle mitnehmen. Sie alle wollen diesen Beruf erlernen und einige haben damit echte Schwierigkeiten. Trotzdem kann ich doch nicht sagen, es ginge mich nichts an, musst Du selber klarkommen. Das ist doch in der Grundschule auch so. Da kommen auch alle ohne Aufnahmevoraussetzung an.

    Mein "Schrauben sortieren" war natürlich überspitzt dargestellt. Ich muss Dir aber die Illusion nehmen, dass es massenhaft an Berufen für Hauptschulabsolventen gibt. Leider nein, leider gar nicht. Auch in Handwerksberufen sind mittlerweile höhere Qualifikationen nötig. zB hat im Gas-Wasser-Installateurhandwerk das Programmieren einen großen Stellenwert eingenommen. Same beim Industriemechaniker (früher Schlosser).

    Und dann sitzen Massen an Jugendlichen da und können nicht arbeiten, weil sie keiner gebrauchen kann, da sie bereits in der Grundschule nicht für sie passend gefördert wurden. Dass das volkwirtschaftlicher Wahnsinn ist, dürfte klar sein.

    Warum geht das heute auf einmal nicht mehr, was seit 150+ Jahren funktioniert hat?

    Weil die Kinder, die man von vorneherein ausgeschlossen hat, keine Jobs mehr finden. Die Anforderungen an Qualifikationen sind gestiegen. Keiner findet mehr Arbeit, wenn er/sie nicht mehr kann als Schrauben sortieren. Alle müssen bestmöglich gefördert werden. Geht halt nur mit viel Personal.

    Davon ab, dass wir Potentiale liegen lassen, nur weil ein Kind mal länger für irgendwas braucht. Ist halt für viele ok, wenn es nicht grad ums eigene Kind geht.

    Ich denke, weil man das vorab nicht sehen kann, es sich noch verändert und es zudem in diversen Minigrundschulen gar nicht möglich ist (da einzügig oder zweizügig) und weil Lernen über Beziehung in diesem Alter noch entscheidend ist und man die Kinder nicht nach Fähigkeiten rumschieben kann.

    So ist es. In diesem Alter ist doch auch ein Jahr eine ganze Welt.

    Es ist wie immer: ohne ausreichend Personal wird die Grundschule nicht das leisten können, was sie müsste, wenn wir individuelles Lernen haben wollen.

    Wenn jemand mit vollem Einkaufswagen an der Kasse vor einer Schlange von Leuten steht, die alle nur ein Teil haben. und diese eine Person sagt dann jemandem, der zufällig vorbei kommt und ebenfalls nur ein Teil hat: "Ach, gehen sie ruhgi vor."

    Hab dann von hinten auch schon gesagt, dass ich den Typen aber nicht vor lasse, schließlich haben wir alle nur eine Kleinigkeit.

    Du erlebst immer Sachen. Mich fragt üblicherweise nur die Person direkt hinter mir.

    Wenn ich Schulnoten geben muss, ist von allen Seiten der Druck da, den Lernstoff durchzukriegen, egal ob die Kinder ihn verstehen und mitkommen?

    Warum? Ist es nicht wichtiger,. dass alle so viel lernen, wie es ihnen in ihrer Situation möglich ist? Und ist das dann keine gute Leistung für das Kind, wenn es plötzlich etwas verstanden hat, was andere aber schon vor einigen Wochen verstanden haben?

    Das wird natürlich unterschiedlich sein. Wir unterrichten Gottseidank Menschen und keine Roboter. Teilweise sind die Altersunterschiede ja auch riesig!

    Ich hab zB in meinen Klassen einen Hauptschüler, 2 Realschüler, 3 mit Fachabi, 13 mit Abi und davon studieren 6 im dualen Studium. Es ist mir völlig klar, dass die alle völlig unterschiedliche Kompetenzen mitbringen und erweitern.

    Setz Dich nicht so sehr unter Druck. Du wirstt nicht entlassen, weil Du ein Kind mit zu wenigen Arbeitsblättern versorgt hast.

    Meine Vorstellung von Grundschule ist: Jedes Kind lernt individuell so gut, wie es eben kann dazu.

    Susanne Schäfer (Zaubereinmaleins) macht das so. Wenn sie gefragt wird, wie sie damit umgeht, dass die Kinder am Ende der 4. Klasse nicht alle gleiche Kompetenzen haben, ist sie erstaunt, denn das ist ja gar nicht möglich. Die Kinder sind so unterschiedlich, sie können am Ende einer Klasse nicht alle auf dem gleichen Stand sein.

    Vielleicht beruhigt das Deinen inneren Konflikt und Du schaust mal nach Möglichkeiten der Individualisierung

    Wird mit Verweis auf: „Ist gesetzlich so zulässig, die Arbeitszeitverordnung gilt nicht für Lehrkräfte“ nicht korrigiert.

    Dieses Schuljahr bin ich aus reinem Zufall selber nicht betroffen, aber dafür hat es zwei Kollegen erwischt.

    Im Sinne der Fürsorgepflicht der Schulleitung würde ich das mal ein bisschen nachdrücklicher einfordern. An einer Schule, die so wenig Rücksicht auf mich nimmt, würde ich auch nicht arbeiten wollen.

    Unsere verbeamteten Hausmeister arbeiten aufgrund der Abendschule im Zweischichtbetrieb. Aber mit uns verbeamteten Lehrern kann man es ja machen, Abendschule und dann am nächsten Morgen nicht nur 1. Stunde sondern auch noch Frühaufsicht, damit die Nacht noch kürzer wird. :daumenrunter:

    Und das wurde nach Hinweisen nicht korrigiert?

    Bei uns würde das direkt behoben. Auch, wenn jemand mit Abendunterricht besondere Wünsche wie: vormittags frei, erste Stunden frei haben will.

    Man muss das natürlich kommunizieren, weil das dem Planer auch mal durchgehen kann.

    Andererseits: Vielleicht gibt es irgendwo im Internet ein Lehrerforum? Da könnte man deutschlandweit nach Konzepten, z.B. zur Handynutzung, nachfragen. Wer bereits was hat, stellt es den anderen zur Verfügung. Das ist dann vielleicht nur ein "Steinbruch", aus dem man das Geeignete für seine Schule herausholt. Trotzdem noch besser, als bei null anfangen zu müssen. (Frei nach dem Motto: "Sharing is caring for your Arbeitszeit.")

    Das wäre natürlich ne ganz schöne Nummer. Wobei auch wirklich viele Sachen bereits im Netz sind. Wenn man sich mal umschaut, findet man da recht viel.

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