äußerst unruhige Klasse

  • Hallo,


    ich habe dieses Jahr eine dritte Klasse bekommen, die extrem unruhig ist. Es klappt einfach überhaupt nicht, dass mir mal alle einige Minuten zuhören, irgendjemand quatscht ständig.


    Dazu kommt, dass in der Klasse mehrere verhaltansgestörte Kinder sind, die z. B. stundenlang Grimassen schneiden oder unkontrollierte Laute von sich geben. Ein Kind soll jetzt auch endlich psychologisch untersucht werden, denn er macht oft stundenlang nur "Blödsinn", d. h. zum Teil laut kreischen, aus Stiften und Lineal Flugzeuge basteln. Er hat zu Hause auch Schwierigkeiten, wird wohl ziemlich vernachlässigt. Natürlich tut er mir leid und ich versuche ihn zu motivieren, aber irgendwann kann man echt nicht mehr. Wenn man z. B. stundenlang ertragen muss, dass er mit dem Lineal auf mich oder andere "schießt" oder auf den Tisch/Stuhl steigt.
    Allerdings glaube ich nicht, dass er ADS oder sowas hat, denn wenn er Lust hat, kann er sich stundenlang konzentrieren und ist auch wirklich intelligent.


    Es ist oft überhaupt nicht möglich, "normalen" Unterricht zu machen. Immer muss ich alles fünfmal erklären und dann noch mehrmals von einem Schüler wiederholen lassen, aber selbst dann haben einige noch gar nicht mitbekommen, dass wir etwas erklären.


    Dazu kommt noch, dass ich noch im Referendariat bin und in dieser Klasse Prüfungen machen muss. Dabei bin ich nur damit beschäftigt, die Tage irgendwie zu überstehen, es geht einfach nichts. Man kann die schönsten Stunden vorbereiten, wenn nur die halbe Klasse zuhört, bringt das auch nichts.


    Oft zweifle ich echt an meinen Fähigkeiten, aber alle anderen Lehrkräfte, die in der Klasse unterrichten, bestätigen, dass diese Klasse extrem schwierig ist und dass auch sie größte Probleme mit einigen Kindern haben....


    Ich habe es schon mit Lob/Belohnung probiert, keine Wirkung....
    Strafarbeiten werden mit Murren gemacht, aber am nächsten Tag läuft es wieder genauso....


    Bin echt ratlos und manchmal könnte ich echt nur noch heulen und am liebsten alles hinwerfen... Weiß echt nicht mehr weiter...

  • Hallo Juditka,


    sicher musst du auch lernen mit "schwierigen" Klassen umzugehen. Keine Frage, doch wenn es an Unterrichtsbesuche oder gar die Prüfung geht, finde ich muss sowas nicht sein.


    Darum mein Rat - ziemlich unpädagogisch und eigennützig - frag mal bei der Schulleitung nach (Schilderung der "Zustände", Bestätigung durch Kollegen), ob man dir nicht eine andere Klasse zuteilen kann.


    Eigentlich ist dieser Rat so gar nicht meine Art, aber letzten Endes ist es deine Note die später über Einstellung oder nicht, Einkommen oder Arbeitsamt entscheidet.
    Kein Witz,


    Sabi

  • Als Fachlehrerin bin ich nur stundenweise von solchen Chaos-Klassen betroffen... aber ich kann Dir sehr gut nachfühlen :rolleyes:
    Letztes Jahr kam ich in eine 3. Klasse, die mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hat... heute gehe so gerne in die
    -jetzt 4. Klasse- .
    Die Klassleitung hat super Arbeit geleistet:
    Klassenverträge aufgesetzt,
    Konsequenzen bei Nicht-Beachtung von Regeln selbst erarbeiten lassen,
    immer wieder die Notwendigkeit von guten Arbeitsklima erkennen lassen....
    und sie war super-kosequent!


    Das Ergebnis ist phänomenal und ich halte mir es immer wieder vor Augen, wenn ich mal wieder in einer
    "da-ist-Hopfen-und-Malz-verloren"-Klasse bin...


    Also Kopf hoch :)
    vielleicht kannst Du Dich an kleinen Dingen hochziehen?

  • @ Sabi


    Leider geht das nicht, da ich die Klassenleiterin dieser Klasse bin, da muss ich irgendwie durch.


    Ich weiß auch, dass ich es lernen muss, mit schwierigen Kindern bzw. Klassen umzugehen. Aber es ist echt total schwer, weil man ja unter Prüfungsstress steht und dadurch die Sache noch verkrampfter angeht als sonst. Auch erfahrene Kollegen sagen, dass diese Klasse extrem problematisch ist; die Lehrerin der 1.-2. Klasse hat dies auch bestätigt. Und sie hat wirklich Erfahrung, ist immerhin 64 Jahre. Da weiß ich oft echt nicht, wie ich das hinbekommen soll...


    Ich werde so den Stoff einfach nicht schaffen, so mein Gefühl. Hab immer 5 Stunden in der Klasse, wovon aber sicher jeden Tag eine unnötig "vertrödelt" wird.
    Andererseits tun mir die braven Kinder auch Leid, die auch unter meiner "Unmut" leiden müssen, denn die können wirklich nichts dafür.
    In der Klasse sind 26 Kinder, von denen 4 nicht mehr im "normalen Rahmen" sind, d. h. dass man bei ihnen weder mit Strafen noch mit Lob etwas erreichen kann...


    Was meint ihr: Wäre es sinnvoll, sich ein paar Stunden für diese Probleme zu "opfern"? Und was kann man da tun, um auch den schwierigen Kindern klarzumachen, dass das auch ihnen Nachteile bringt und sie zu Besserung zu bewegen? Hat vielleicht jemand Tipps? (Eine Predikt zu halten zum 120.000sten Mal bringt nicht wirklich viel.)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    wie lange bist du denn schon in der Klasse? Oft testen sie ja am Anfang auch erstmal aus.
    Kopf hoch! Und dann ran an den Speck! ;)


    Zitat

    juditka schrieb am 14.11.2005 17:15:
    Was meint ihr: Wäre es sinnvoll, sich ein paar Stunden für diese Probleme zu "opfern"?


    DAS halte ich für kein Opfer sondern für unabdingbar!
    Versucht gemeinsam klare Regeln und noch klarere Konsequenzen bei Nichteinhalten derselben zu formulieren.


    Vielleicht liegt der Wurm in dieser Klasse aber auch woanders?
    Ich hatte auch so eine "Knallerklasse" im Refi, über die sich alle die Haare gerauft haben. Extrem schwierig war, dass in der Klasse sehr viele starke Jungen waren, die alle Boss sein wollten. "Rangkämpfe" liefen also eigentlich ständig.
    Zudem wurden einzelne Kinder ausgeschlossen und regelrecht gemobbt.
    Diesen Konflikten musste ich schließlich auch Zeit und Raum geben, was isch aber schon gelohnt hat.


    Lektürevorschläge:


    Walker, Jamie: Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Grundschule.


    Drew, Naomi: Kinder lernen zusammen streiten und gemeinsam arbeiten.


    Schilling, Dianne: Soziales Lernen in der Grundschule.


    Streiten und Vertragen. Mit anderen und von anderen lernen. Kopiervorlagen zum fächerübergreifenden Arbeiten. Volk und Wissen Kamp.



    Zudem hab ich festegestellt, dass diese Klasse viel besser, effektiver und ruhiger arbeitet, wenn sie selbstständig arbeitet und sich die Kinder ihre Aufgaben selber erschließen. D.h. Stationen oder Werkstattarbeit mit Stationenchefs hat sie zu Höchstleistungen veranlasst.
    Der positive Nebeneffekt: du musst Aufgaben nicht erklären bzw. müssen die Kinder sich zunächst selber darum bemühen, die Aufgaben zu begreifen.


    Komisch finde ich allerdings, dass du im Refi Klassenlehrerin bist! Welches Bundesland ist das denn?


    Alles Gute und viel Erfolg,


    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

    Einmal editiert, zuletzt von Melosine ()

  • ... und an der Förderschule auch, allerdings "erst" im zweiten Jahr. Ein Mitrefi hat eine schwierige 7. Klasse, die er im ersten Jahr schon hatte, im zweiten Jahr als eigene Klasse aufgedrückt bekommen.

  • wenn du Klassenleiterin bist, dann arbeite doch an den "sozialen Lerzielen" und lass dir und der Klasse Zeit dabei. Ein Lob/Belohnungsverfahren wirkt oft erst nach 3-4 Wochen. Ändere die Sitzordnung und sei Konsequent.
    Die Kinder müssen immer wissen auf was in dieser Stunde geachtet wird und welche Konsequenzen zu erwarten sind.
    Hol dir Hilfe von außen, bei "Verhaltensgestörten" Kindern.
    Was sagen denn die Eltern dazu?Gibt es eine Zusammenarbeit mit den Eltern??Die finde ich sehr wichtig, aber leider haben "schwierige" Schüler/inen oft auch "schwierige" Elternhäuser.
    Such dir Beistand und Hilfe bei Kollegen.
    Du bist doch noch Referendarin und da bist du halt auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.
    LAA anja

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