Lernstandserhebungen

    • Offizieller Beitrag

    Am Dienstag ist es ja so weit: Unsere Viertklässler müssen 50 min über mehr oder weniger schweren Matheaufgaben brüten. Seit ich gestern die zentralen Aufgaben aus dem Netz gezogen habe, bin ich noch saurer über diese Zusatzbeschäftigung. Haben die im Ministerium eigentlich mal in die uns zur Verfügung stehenden Arbeitsmaterialien geschaut? Ich finde da keine Aufgaben, für die ein Viertklässler Dreisatz und Punkt-vor-Strichrechnung beherrschen muss ...
    Ich frage mich, wer hier getestet werden soll ...


    Wie geht es euch dabei? Sind die Aufgaben für eure Klassen zu bewältigen?


    strucki

  • Ja, Strucki, ich bin auch betroffen. Einige der Aufgaben werden meine Kinder gut bewältigen können, andere wiederum nicht, da sie erst Stoff der 4.Klasse sind. Die Begriffe "Produkt" und "Summe" habe ich ihnen an die Tafel geschrieben. Ebenso hängt in meiner Klasse ein Plakat mit den gängigen Umrechnungen, das werde ich mit Sicherheit hängen lassen. Eine Aufgabe mit der Regel "Punktrechnung geht vor Strichrechnung" habe ich auch besprochen, damit die Kinder nicht vollens verzweifeln. Ich werde ihnen vorher sagen, dass die Aufgaben so ausgewählt wurden, dass nicht alle Kinder alle Aufgaben bewältigen können und dass Aufgaben dabei sind, die eigentlich erst im 4.Schuljahr "dran" sind. Die Nutella-Aufgabe wird vermutlich niemand schaffen.
    Mich ärgert vor allem, dass wir mal eben jede Menge Kopierkosten am Hals haben (Wer zahlt das eigentlich?) und zusätzlich Stunden an der Auswertung sitzen werden (Die GEW geht von 75 Stunden aus. Kennen die die Modalitäten schon?). Und wozu das Ganze? Das Ergebnis weiß ich schon vorher.
    X(
    Heidi

  • Aber gerade darin, was ihr beschreibt, sehe ich die Krux des Ganzen. Ich bin - Gott sei-DAnk nur am Rande betroffen, denn das Lehrerkollegium ist an der Auswertung zu beteiligen - wie ich irgendwo gelesen habe - meine sind Gott-sei-Dank erst in der zweiten Klasse.


    In meiner Schule sind die betroffenen Lehrer der Meinung, dass nichts geübt werden sollte und überhaupt nichts ist besprochen worden, weder was ein Produkt ist, noch sonst etwas. Ich habe aber von Schulen gehört (wirklich nur gehört über dritte), dass die bekannten Aufgaben geübt wurden, z.T. in abgewandelter Form, dass die Kinder also auf die Fragen vorbereitet wurden. In einem Fall sollen sogar Lehrer ausgetauscht worden sein, damit die Kinder besser auf die Vera vorbereitet werden konnten.


    Außerdem kann natürlich unterschiedlich geholfen werden am Tage der Durchführung und zeitlich ist ja auch noch etwas möglich. Es gibt leider einige Lehrer, die sehr ehrgeizig sind.


    Es wird leider damit das falsche Signal gesetzt.


    Wer hat denn die Aufgaben entwickelt. Praktiker? Leute aus Schulen mit hohem Ausländeranteil? Wohl nicht, , deswegen würde ich mit den Kindern über die Lernstandserhebung und was dahinter steht, sprechen.
    flip

  • Eigentlich sind die Aufgaben gar nicht so schlecht. Sie bieten ein breites Spektrum an und sind mit Sicherheit von Leuten entwickelt worden, die nah am Geschehen sind. In den beiliegenden Informationspapieren wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die SchülerInnen auf die teilweise ungewohnten Aufgabenformate vorbereitet werden sollen. Dabei wurden die Beispiele auf dem Bildungsserver genannt.
    Wenn es wirklich nur der Diagnostik dient - was ich bezweifle - ist es in Ordnung, denn ich kann erstens erkennen, welche Kompetenzen die Kinder bereits erworben haben, und zweitens, ob in einem oder mehreren Bereichen akuter Förderbedarf vorherrscht. Ich kenne meine Klasse (auch durch die Teilnahme am Känguru-Wettbewerb) und weiß ziemlich genau, wie das Ergebnis aussehen wird. Ich befürchte jedoch, dass genau wie beim eben erwähnten Wettbewerb durch Manipulation die Ergebnisse verfälscht werden und das zu völlig falschen Schlussfolgerungen führt. Warten wir es ab. Wir sprechen uns nach der Auswertung.
    Heidi

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe gerade mit den betroffenen Parallelkollegen eine Telefonkonferenz abgehalten. Wir haben uns nun entschieden den Kindern morgen ein paar Übungen zu geben, wo der Begriff 'Produkt' fällt und die o.g. Regel zur Anwendung kommt. Nach einigen Abwägungen finden wir, dass diese Inhalte nicht mehr in den Bereich 'selbst herausfinden' oder knobeln gehören. Es wäre einfach mies, die Kinder derart auflaufen zu lassen. Da die Rahmenbedingungen wie in einer Klassenarbeit aussehen sollen, sind die Kids nervös. Wenn sie die Aufgaben sehen, werden einige in Panik ausbrechen - besonders meine Dyskalkuliekinder. Aber die müssen ja wohl mitschreiben!


    Da es keine Gruppen A und B gibt, müssen wir auf Methoden zurückgreifen, die mir im Referendariat ausgetrieben wurden: Tische alle hintereinander, 'Mäppchenmäuerchen' bauen, keine Hilfsmittel! Ich freu mich schon auf die Schulkonferenz, wo wir den Elternvertretern alles erläutern dürfen.


    Ist es eigentlich rechtens, dass wir die Eltern nicht nur über die Ergebnisse des eigenen Kindes, sondern auch über die der anderen Kinder und das Abschneiden der Parallelklassen informieren (müssen)? Für mich verstößt das eindeutig gegen den Datenschutz bzw. gibt bei unterschiedlichen Lerngruppen ein nicht vergleichbares Bild wieder.


    strucki

  • guten morgen ihr lieben lernstanderheber und -erheberinnen,


    wenn ich mich richtig erinnere, können wir gleich den nächsten schwung aufgaben herunterladen...
    bin mal gespannt, wie die aussehen...


    lg,
    grundschullehrerin

  • ...Da die "Handreichungen zur Durchführung der Vergleichsarbeiten ..." den Briefkopf "Universität Koblenz -Landau; Campus Landau - Fachbereich Psychologie " trägt, soll vielleicht doch eher die belastbarkeit von Viertklässlern (oder auch deren LehrerInnen)getestet werden. Auch in den zentral gestllten Deutschaufgaben finden sich eine Menge Begriffe und Formulierungen, die unsere Viertklässler jedenfalls nicht kennen.
    Trotz allem wünsche ich frohes Gelingen

    • Offizieller Beitrag

    Nein! Die Uni Koblenz-Landau ist ein Zusammenschluss beider Städte, die in Rheinland-Pfalz liegen.


    Die Deutschaufgaben sind im Vergleich zu Mathe aber o.k. - wenigstens auf den ersten Blick. Meine Klasse hat alle Begriffe schonmal gehört und auch Übungen dazu gemacht. Inwieweit sie sich allerdings noch erinnern, darauf bin ich gespannt! Wenn die Kolleginnen morgen bei unserer Besprechung auch der Meinung sind, werde ich meine Kids nicht weiter 'impfen' müssen.


    strucki

  • Ich koche!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Habe gerade die 31 (!) Seiten Korrekturhinweise für Deutsch heruntergeladen.
    Gut, dass es wenigstens einen Tag frei gibt, denn den wird man brauchen. Die Frage bleibt offen, wozu das Ganze?
    Die Aufgaben, die wir selbst aussuchen konnten waren ja okay, aber die zentralgestellten waren für die meisten Kinder viel zu schwer, dazu war die Zeit zu kurz. Die Kinder mit einer anderen Muttersprache kamen überhaupt nicht klar.
    Wie war es bei euch?
    Heidi

    • Offizieller Beitrag

    Meine Kids wollten fast alle nach dem ersten Block abgeben! Ich war entsetzt, denn beim Rumgehen hatte ich so viele falsche Antworten gesehen, dass mir die Haare zu Berge standen. Die lesen einfach die Aufgabenstellung nicht!!! Dann hab ich sie gezwungen alles nochmal durchzulesen - ohne Erfolg.
    Die Redewendungen waren für meine ausländischen Schüler ein großes Fragezeichen. Darauf hätte man Rücksicht und lieber eine andere Übung nehmen sollen. Auch das Vergleichen der Satzglieder überstieg unser Leistungsvermögen. Was sollte das?
    Am 'allerschärfsten' fand ich aber die Satzdiktate. Bei unserer Schulrätin steht das Telefon nicht mehr still, weil wir ja seit einigen Jahren verkünden, Diktate dürften in der gewohnten Form nicht mehr geschrieben werden!


    Mich regen auch die Korrekturhinweise auf, z.T. großer Schwachsinn, um es mal platt zu formulieren, oder?
    Und dann diese Online-Maske! Eine Kollegin hatte gestern schon PC-Probleme, kam an die bereits eingegebenen Schülerdaten nicht mehr heran.
    Der freie Tag ist noch zu wenig. Für einen Testlauf (nur Online-Eingabe) haben wir für vier Schüler eine Stunde gebraucht ... Davor muss man die Tests entweder einzeln bearbeiten oder eine Tabelle anlegen.


    Ich reg mich jetzt bei einer Freundin ab, die heute für mich kocht!
    strucki

  • Ich habe am Dienstag nur in meiner Matheklasse diese "Erhebungen" durchgeführt. Habe aber heute in der großen Pause während der Aufsicht einige Kinder nach den 90 Minuten Deutsch trösten müssen... Trotz entschärfender Erklärungen waren die dann doch wohl sehr angespannt...


    Online-Auswertung würde ich eh nicht machen, ist mir zu unsicher. Habe die Excel-Datei genommen und das funzt im Moment recht gut. Aber mal abwarten!

    • Offizieller Beitrag

    Seid ihr schon fertig mit dem Nachgucken???
    Mathe hab ich abgeschlossen - dachte ich! Da seh ich heute auf der VERA-Seite Blockdiagramme mit meiner Diagnosekompetenz und einen Elternbrief zur Nachbereitung. Hab ganz entsetzt abgebrochen, weil ich mitten in der Deutsch-Korrektur hänge. Da ich mir in den Herbstferien einen Urlaub und eine saftige Erkältung gegönnt habe, hinke ich anscheinend hinterher.


    Da wir Ende November auch noch Beratungsgespräche haben und aufgrund der lieben VERA noch keine Klassenarbeit geschrieben haben (!) machen die Kollegen jetzt auf Panik! Bin ganz fertig ...
    Freitag Rechtschreibübung, Mo-Fr Geschichte vorschreiben/Korrekturhilfen geben/überarbeiten, Dienstag Mathearbeit und zwischendrin noch vier Fortbildungen, zwei davon am WE, so dass ich keine Chance hab, eine dieser Arbeiten in Ruhe nachzugucken.
    Ich könnte wirklich k..... und brauche ein wenig Zuspruch ...
    Wie schafft ihr das?


    müde Grüße
    Talida


    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte einen freien Tag, den ich aber zu Hause verbracht habe. Dieser eine Tag reichte aber bei Weitem nicht aus, die Deutscharbeiten durchzuschauen und auch noch einzugeben! Nach einer Powerarbeitsphase hab ich jetzt alles nachgeguckt und mit den Korrekturhyroglyphen versehen. Danach war ich so adrenalisiert, dass ich die Online-Eingabe auch noch machen wollte. Doch - der Server wurde heute Nacht abgestellt! Ich wurde in meiner Arbeit behindert ... :)
    Wenn ich das hinter mir habe, bin ich echt froh. Aber - noch immer habe ich keine neuen Erkenntnisse über meine Schüler gewonnen. Das Ergebnis ist fast wie bei jeder Klassenarbeit, nur eine Note tiefer!
    Talida

    • Offizieller Beitrag

    Ich kram mein Thema nochmal hervor, denn es scheint 'Nachwehen' zu geben:
    Meine Schule hat in einer Konferenz beschlossen, die VERA-Ergebnisse in Mathe (komplett) und Deutsch (Diktat für Rechtschreibnote und eine von den selbst ausgewählten Aufgaben für Sprachgebrauch) als Klassenarbeit zu werten. Wir kamen aufgrund des Termins und der 'günstigen' Ferienlage nur zu je zwei Klassenarbeiten in den drei Bereichen.
    Da - aufgrund der ganzen Aufregung um die liebe VERA - unsere Schüler völlig 'durch den Wind' waren, haben viele Kinder mind. eine dieser Arbeiten versiebt. Heraus kommen nun Zeugnisnoten, mit denen sich so einige nicht an ihrer Wunschschulform/Wunschschule anmelden können! Ein Vater drohte schon Protest an, weitere werden sicher folgen.


    Wie ist das mit solchen Konferenzbeschlüssen? Sind die rechtswirksam? Die Aussagen von Frau Schäfer (Ministerin), diese Arbeiten nicht in die Bewertung eingehen zu lassen waren doch nur eine unverbindliche Empfehlung bzw. Beruhigung für die Eltern, oder????
    Auch wenn im Endeffekt die Schulleitung den Ärger ausbaden muss, ich habe zunächst mal die aufgebrachten Eltern am Telefon und möchte mich wappnen.
    Es ist mir aber fast schon unangenehm, dass wir uns zu so etwas entschlossen haben. Ehrlich gesagt, finde ich das nicht richtig und habe bei meiner Notengebung auf Ausgleich geachtet ...


    Was meint ihr?

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