Binnendifferenzierung - Wie macht man das und wie bewertet man das?

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    Hallo,


    ich vermute mal, viele von euch arbeiten binnendifferenziert. Ich habe das auch schon gemacht, aber eher in einzelnen Stunden und auch zum Beispiel bei einzelnen Hausaufgaben.


    Nun habe ich seit Kurzem eine Englischklasse (9. Klasse, ich habe hier schon mal über die Situation in der Klasse berichtet), in der der Leistungsstand bei den meisten Schülern sehr niedrig ist (ca. auf dem Niveau der 7. Klasse), einige Schüler sich im Mittelfeld bewegen und wenige Schüler gut Englisch können. Ich habe bisher vieles ausprobiert: Bei Texten, die ungefähr dem Niveau des Lehrbuchs entsprechen, arbeite ich mit 5 Leuten und die anderen verstehen nur "Bahnhof"; mache ich ganz einfache Grammatikübungen, was sich die meisten Schüler komischerweise wünschen, dann ist die Beteiligung recht hoch, aber einige Schüler sind total unterfordert.


    Jetzt habe ich mir überlegt, mal binnendifferenziert zu arbeiten und Freiarbeit oder Stationenlernen o.ä. zu versuchen, weil es einfach nicht geht, mit der Klasse als Gesamtheit zu arbeiten.


    Hat das jemand von euch mal dauerhaft gemacht? Ich vermute doch, an vielen Grundschulen wird so gearbeitet, oder?


    Wie kann ich so etwas denn bewerten? Ich habe wirklich Schüler in der Klasse, denen ich allenfalls Aufgaben und Texte geben kann, die vom Schwierigkeitsgrad für Siebtklässler geeignet sind. Somit arbeiten sie ja, aber wie bewerte ich das? Sie sind ja schließlich in der 9. Klasse. Wie macht ihr sowas? Und v.a. wie kann das dann bei Klassenarbeiten laufen, die kann ich ja schließlich nicht binnendifferenziert stellen, oder doch? ?(


    Hat jemand von euch schon einmal in einer höheren Klasse binnendifferenziert gearbeitet?


    Noch als Kurzinfo: Viele Schüler in der Klasse haben große Probleme in der Schule, viele fehlen oft und die soziale Situation vieler Schüler ist eher schwierig.


    Die Schüler interessieren sich v.a. für Fußball (wir haben viele Fußballfans in der Klasse, die am Wochenende regelmäßig ins Stadion gehen), Partys, Rapmusik...
    Ich habe vor, irgendwie zu versuchen, die Interessen der Schüler in ein Stationenlernen oder in Freiarbeit zu integrieren.
    Ich bin für alle Tipps und Vorschläge dankbar, da ich mir über die Arbeit in der Klasse momentan nur noch den Kopf zerbreche.?(
    Ich bin auch für methodische Ideen u.ä. offen.


    Liebe Grüße,
    Ex-Referendarin

  • Hallo!


    Ich habe deinen Text jetzt nur kurz überflogen und gehe auch nur kurz auf das Thema Bewertung ein. Darüber haben wir im Seminar auch schon oft gesprochen.


    Bei uns in Bayern zumindest ist es so, dass wir zwar bei der Förderung und Übung differenzieren dürfen und sollen, aber bei der Benotung muss dann alles einheitlich sein.
    Sprich, einige Schüler üben den 7.klass-Stoff ein, aber in der Klausur wird dann bei allen der 9.klass-Stoff abgefragt und benotet.


    Was wir noch als mögliche Lösung herausgefunden haben, ist folgendes: Die Schüler, die nach unten differenziert wurden, bekommen modifizierte Aufgaben, aber können dann auch nur im besten Fall z.B. eine 4 erreichen, also wenn sie ihre erleichterten Aufgaben 100% gelöst haben.


    GS-Beispiel Bildergeschichte: Alle müssen eine komplette Bildergeschichte schreiben, also auch Übergänge zwischen den einzelnen Bildern. Schüler X bekommt aber nur die Aufgabe zu beschreiben, was auf den Bildern zu sehen ist. Wenn er das geschafft hat, bekommt er maximal die Note Y.


    Das hat dann den Hintergrund, dass der Schüler nicht gleich beim Lesen der Anforderungen aufgibt, weil er überfordert ist.
    Das Dilemma dabei ist, dass er eine nur mittelmäßige Note bekommt, obwohl er doch *alles* hat. Obwohl das Neuntklässler verstehen sollten, da sie ja eigentlich nicht *alles* haben.


    Was bei uns noch als Problem dazukommt, sind oft die Eltern. Da kommt dann das Argument


    Zitat

    Er hatte ja gar nicht die Möglichkeit zu zeigen...
    Er hätte es doch gekonnt...
    Er durfte ja die ganze Zeit nur XY üben...


    Das sind die Eltern, die den Sinn der Binnendifferenzierung noch nicht verstanden haben.
    Aber ob in der 9. Klasse Realschule die Eltern noch so dahinter sind?? Weiß ich nicht, da kennst du dich besser aus.


    Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!


    Liebe Grüße,
    biene maja

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Biene Maja,


    vielen Dank für deine Antwort!


    Zitat

    Was wir noch als mögliche Lösung herausgefunden haben, ist folgendes: Die Schüler, die nach unten differenziert wurden, bekommen modifizierte Aufgaben, aber können dann auch nur im besten Fall z.B. eine 4 erreichen, also wenn sie ihre erleichterten Aufgaben 100% gelöst haben.


    Eine 4 würde den Schülern ja schon einmal sehr helfen. Ich glaube, mehr als die Hälfte der Schüler hatten eine 5 oder 6 auf dem Zeugnis bzw. haben einen Blauen Brief bekommen. Bei "normalem" Neuntklassenunterricht kämen sie einfach nicht mit.


    Ich habe jetzt die Möglichkeiten


    a) "normalen" Unterricht für eine 9 zu machen - dann schalten die meisten Schüler ab und es bleiben viele sitzen (das will ich nicht)


    b) mit dem Niveau für alle ganz weit runter zu gehen - dann werden aber die leistungsstärkeren Schüler nicht gefördert und ich kann ja auch nicht dauerhaft auf einem Niveau weit unter den Vorgaben des Lehrplans unterrichten


    c) binnendifferenziert arbeiten und so zumindest versuchen, dass die Schüler, die in Englisch (und z.T. auch in den anderen Fächern) so schwach sind in diesem Schuljahr so viel mitbekommen, dass sie die Versetzung schaffen und im nächsten Jahr auch noch ein paar Defizite aufarbeiten und dass diejenigen, die die Versetzung trotzdem nicht schaffen oder die zur Hauptschule gehen, wenigstens noch ein bisschen Englisch mitbekommen und es so im nächsten Jahr leichter haben.


    Zitat

    Das sind die Eltern, die den Sinn der Binnendifferenzierung noch nicht verstanden haben.
    Aber ob in der 9. Klasse Realschule die Eltern noch so dahinter sind?? Weiß ich nicht, da kennst du dich besser aus.


    Komischerweise waren aus dieser Klasse trotz der schlechten Noten nur wenige Eltern beim Elternsprechtag. Diejenigen, die da waren, wussten, dass ihre Kinder sehr große Defizite haben und ich denke, sie sind froh, wenn die Kinder überhaupt was für Englisch tun.


    Wie es in der Klasse so weit kommen konnte, ist mir übrigens auch nicht klar. Es kamen wohl viele Faktoren zusammen: Viele Englischlehrerwechsel, Langzeiterkrankungen einer ehemaligen Lehrerin und nur kurzzeitige Vertretungen, eine schwierige Sozialstruktur in der Klasse... - aber ich versteh's trotzdem noch nicht ganz.


    Ich werde es also auf jeden Fall mal probieren, binnendifferenziert zu arbeiten. Wie ich das mit der Bewertung mache, muss ich mir mal überlegen. Wir schreiben nächste Woche die letzte Klassenarbeit in der Klasse für dieses Schuljahr und danach stehen keine Klassenarbeiten mehr an, so dass ich mir für die binnendifferenzierte Arbeit - wenn sie denn überhaupt in der doch recht schwierigen Klasse klappt - ein Bewertungsschema überlegen kann und das dann in die mündliche Note einfließen lasse.


    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass ich aber jemandem, der ganz leichte Aufgaben bekommt, diese aber auch nicht vollständig erledigen kann, nur noch die Note "mangelhaft" geben kann? Damit wäre dann ja auch die Binnendifferenzierung nur halbwegs sinnvoll, oder?


    Ich bin auch für weitere Erfahrungsberichte und Ideen dankbar. Wie arbeitet denn ihr anderen in Klassen mit solch einem Leistungsgefälle?

  • Hallo!


    Zitat

    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass ich aber jemandem, der ganz leichte Aufgaben bekommt, diese aber auch nicht vollständig erledigen kann, nur noch die Note "mangelhaft" geben kann? Damit wäre dann ja auch die Binnendifferenzierung nur halbwegs sinnvoll, oder?


    Nun ja, du stellst die Aufgabe ja so, dass sie seinem Können angepasst ist. Dieses Können hast du (solltest du) vorher durch den differenzierten Unterricht diagnostiziert und entsprechende Aufgaben gestellt. Wenn der Schüler sie dann aus irgendwelchen anderen Gründen trotzdem versiebt, dann liegt das nicht an der Differenzierung, sondern an ?? Prüfungsangst?? Schwierigkeiten zu Hause?? oder anderen Dingen.


    Wie man aber überhaupt im Englischunterricht sinnvoll binnendifferenziert, wo es ja auch viel um das Mündliche geht, weiß ich nicht.


    Liebe Grüße,
    biene maja :)

    • Offizieller Beitrag

    Danke für eure Antworten. :)

    Was haltet ihr davon, wenn ich einige Aufgaben aus der 9. Klasse als Pflichtaufgaben angebe, die dann wirklich alle versuchen müssen und darüber hinaus den leistungsstärkeren schwierigere Aufgaben als Wahlaufgaben gebe, den Schülern mit mittelmäßigen Leistungen mittelschwere Aufgaben und den schwächeren Schülern Wiederholungsaufgaben der letzten Schuljahre. Und wenn sie es zeitlich nicht mehr schaffen, neben den Pflichtaufgaben Wiederholungsaufgaben zu machen, dann machen sie sie zu Hause. Sie werden ja sowieso nicht drumrum kommen, zu Hause einiges an Unterrichtsstoff zu wiederholen, wenn sie langfristig ihre Lücken aufarbeiten wollen.


    Bei der Bewertung geht es für mich momentan auch nicht um Klassenarbeiten, da die Klassenarbeit, die wir nächste Woche schreiben, nicht binnendifferenziert wird, da wir noch nicht so gearbeitet haben. Es geht mir aber um die Zeit danach, in der ich bis zu den Sommerferien ja noch viele mündliche Noten sammeln kann. Aber es beruhigt mich zu hören, dass ich für Schüler, die Aufgaben weit unter denen der eigentlichen Klassenstufe bearbeiten, nicht direkt die Note 5 ansetzen muss. Einige der Schüler hatten ja auf dem Halbjahreszeugnis eine 6. Wie das sein kann, ist mir auch fast schleierhaft. Ich dachte, wenn sie jetzt überhaupt was tun, dann kriegen sie keine 6 mehr, sondern allenfalls eine 5. Ich wusste nicht, dass es sogar die Möglichkeit gibt, ihnen dafür eine mündliche 4 zu geben.


    Hm, in den Richtlinien steht nichts von der Möglichkeit, binnendifferenziert Klassenarbeiten zu stellen.
    Stellt ihr an der Grundschule wirklich binnendifferenzierte Klassenarbeiten?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Referendarin,


    ich stelle keine binnendifferenzierten schriftlichen Lernerfolgskontrollen, weder Klassenarbeiten noch kurze Tests. Davon hat uns ein Fachseminarleiter dringend abgeraten und ich bin noch zu neu, als dass ich mich da heranwagen würde, zumal meine Kollegen neuen Dingen gegenüber nicht immer aufgeschlossen sind.
    Ich weiß aber von einer meiner Ausbildungslehrerinnen, dass sie das in ihrem alten Bundesland (NRW) in Deutsch und Mathe machte und es gibt für Diktate dazu sogar ein Buch aus dem Cornelsen Verlag. Da werden Möglichkeiten vorgestellt: Für die 2 den Grundtext, für die 3 einen vereinfachten Text, für die 4 den Text nicht diktiert sondern zum Abschreiben. Für die 1 einen erweiterten Text, d.h. Grundtext und noch zusätzlich ein paar Sätze. Sollte aber mit den Eltern abgesprochen sein, denk ich.


    Grüße,
    Conni

  • Hallo!


    Zitat

    Hm, in den Richtlinien steht nichts von der Möglichkeit, binnendifferenziert Klassenarbeiten zu stellen.
    Stellt ihr an der Grundschule wirklich binnendifferenzierte Klassenarbeiten?


    Also, wenn ich ehrlich bin, habe ich es noch von niemanden in der Praxis gehört. Wir haben nur im Seminar darüber gesprochen. Aber umgesetzt hat es dann keiner, auch wegen der Eltern.


    Liebe Grüße,
    biene maja :)

    P.S.: Deinen Vorschlag zur Differenzierung finde ich gut. So bekommt jeder Zusatzaufgaben, nur eben jeder auf seinem Niveau. Keiner muss mehr machen, niemand wird unter- oder überfordert.
    Die Pflichtaufgaben aus dem Neutklassstoff würde ich ziemlich gering halten, solange die Grundlagen nicht gefestigt sind.

  • Hallo ihr Lieben,
    die Frage der binnendifferenzierten Leistungsbewertung trifft genau das Grund-Dilemma der Lehrer: sie sollen
    * ganz individuell jeden Schüler/ jede Schülerin fördern ohne zu überfordern, aber leider gleichzeitig auch
    * Leistung messen, bewerten und "selektieren".
    Das sind eigentlich zwei Dinge, die sich widersprechen. Leider müssen wir doch nicht nur das das erste sondern auch das zweite tun.
    Für das erste sind wir motiviert und ausgebildet, haben auch tausensundeine Idee wie wir die Kinder ganz gezielt und individuell fördern können, nur hängt eben der Pferdefuß der Bewertung immer mit dran. Und ich kann niemandem raten, einfach aus pädagogischen Erwägungen differenzierte Klassenarbeiten zu schreiben, ohne dies mit der Schulleitung abgesprochen zu haben! Denn die Eltern können sehr wohl argumentieren, dass ihr Kind gar nicht die Chance hatte, eine sehr gute oder gute Note zu kriegen ...
    Das ist alles sehr unbefriedigend für uns, aber ich weiß noch keine Lösung ?(
    Gruß venti ?(

  • Mir fällt noch was ein: Du müsstest eventuell mal in den Richtlinien nachlesen, aber ich meine (bin mir aber nicht sicher!!!), wir hätten im Seminar mal gesagt, dass in Bezug auf EINE Klassenarbeit eine relativ hohe Entscheidungsgewalt beim Lehrer liegt - Ich meine, man dürfte eine andere Leistungsform als Klassenarbeit werten. Wenn du jetzt also ein Stationenlernen machst (Pflicht und Wahlteil: Wahlteil erst, wenn Pflichtteil abgeschlossen ist) müsstest du eventuell die hier angefertigte Arbeitsmappe als Arbeit werten können. Wenn sich die Schüler dann richtig bemühen, können sie mit abgeschlossenem Pflichtteil, den sie ordentlich bearbeitet haben durchaus eine Note im Mittelfeld erhalten. Bei uns (Gesamtschule) werden manchmal völlig danebengegangene Arbeiten nachträglich zum Test erklärt, und ein Test, der wesentlich mehr Reproduktion und weniger kreative Eigenleistung fordert, wird entsprechend zur Arbeit gemacht - ob das so erlaubt ist, keine Ahnung, aber ich dachte ich erwähne es mal...???
    Gruß Delphine

  • Hallo Referendarin,


    diese armen Kinder, deren Eltern sich offensichtlich nicht kümmern und die da aus Gründen, die sie doch selber gar nicht zu vertreten haben, ins Hintertreffen geraten sind, sollen immerhin nächstes Jahr ihren Realschulabschluss machen. Gibt es bei euch noch keine zentralen Abschlussprüfungen?


    Man muss sich vorstellen, dass die dann auf dem Arbeitsmarkt praktisch keine Chance mehr haben, bzw. jetzt sowieso auf die Hauptschule müssen.


    Das ist doch keine Bagatelle mehr, bei der es um Finessen bei der Benotung geht, sondern eher ein Fall für die Schulaufsicht. Und als Nothilfe setzt man dann eine Referendarin ein?


    Grüße Enja

  • Zitat

    Enja schrieb am 23.05.2005 06:54:
    Und als Nothilfe setzt man dann eine Referendarin ein?


    Hallo Enja,


    ich erinnere mich an einen Glückwunsch-Thread, in dem Referendarin vom 2. Staatsexamen berichtete und vermutete, um Missverständnissen vorzubeugen, sollte sie sich jetzt in "Ex-Referendarin" umbenennen. Sie ist mW nach auf jeden Fall "richtige" Lehrerin.


    LG, das_kaddl.

  • Die Klasse meiner Tochter war mal durch einen Lehrerwechsel in Englisch zwei Lektionen im Rückstand. Daraufhin gab es praktisch einen Aufstand. Es wurde ein Konzept gemacht, wie das aufzuholen wäre und in welchem Zeitraum unter Einsatz zusätzlicher Förderstunden.


    Hier ist eine Klasse zwei Jahre zurück. Wie das in den anderen Fächern aussieht, weiß ich nicht, hätte aber den Verdacht, dass es dort auch Rückstände gibt. Lösen will man das, indem man eben das Niveau zurücknimmt und einen Teil der Kinder auf die Hauptschule schickt und eben schlechte Noten verteilt.


    Wenn sich da nun jemand an die Schulaufsicht wenden würde, bin ich mir relativ sicher, dass das Folgen hätte. Und das völlig zurecht.


    Insofern finde ich bei uns das Konzept der zentralen Abschlussprüfungen mit anschließender Veröffentlichung der Ergebnisse im Internet sehr heilsam.


    Grüße Enja

  • Ich arbeite recht viel binnendifferenziert und gebe dir mal ein paar Möglickeiten. Rechtlich musst du dich aber selbst erkundigen, für B-W ist das jedenfalls alles durch die Notenverordnung gedeckt.


    1.) Stationenlernen ist eine typische Binnendifferenzierung. Wie das so üblich ist, gibt es Wahl- und Pflichtaufgaben. Wer will, kann zuhause weiterarbeiten (geht aber nur, wenn man die Klasse kennt und meint, Fremdleistungen erkennen zu können). Da man beim Lernen auch Fehler machen darf, bewerte ich bei neuem Stoff nur Sorgfalt und Umfang. Ansonsten gibt es 50% Inhalt, 50% Sorgfalt und Umfang. Je nach Umfang zählt das wie eine 1/2 oder eine ganze KA.


    2.) Portfolioarbeit ist eine weitere Form der Binnendifferenzierung. Zu Texten (Kurzgeschichten) oder einer Ganzschrift werden Aufgaben von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gestellt. Diese werden im Unterricht bearbeitet und können unter oben genannten Umständen zuhause weiterbearbeitet werden. Benotung erfolgt wie oben, das PF ersetzt eine KA.


    3) Gruppenpuzzle können auch binnendifferenziert sein. Bei den Expertengruppen gibt man den Schwierigkeitsgrad an und teilt entweder die Schüler ein oder lässt sie selbst wählen. Empfehle ich aber nur, wenn man ein gutes Verhältnis zur Klasse hat, dass sich durch die Einteilung niemand gekränkt fühlt.


    4) Letztlich die einfachste Möglichkeit: Ich gebe für Gruppenarbeiten Arbeitszeiten vor. Gruppen, die früher fertig sind und mir gezeigt haben, dass sie vernünftig gearbeitet haben, dürfen den Rest der Arbeitszeit Pause machen. Dazu sollten die Schüler aber das Klassenzimmer verlassen dürfen, sonst wird es zu laut. Natürlich muss man den Schüler vorgeben, wo sie sich aufzuhalten haben und das ab und an kontrollieren, um der Aufsichtspflicht zu genügen (auch sollte man die Schulleitung hinter sich haben).


    Ich hoffe, du findest etwas, das du umsetzen kannst.


    Gruß


    Timm

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

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    • Offizieller Beitrag

    So, da bin ich wieder. Es hat ein bisschen gedauert, aber ich habe erst jetzt Zeit, ausführlicher zu antworten.


    Danke noch mal für die vielen konstruktiven Antworten. :):)


    Ich bin doch jetzt - nach euren Antworten und längerem Überlegen - ein gutes Stück weiter. Ich will auf jeden Fall irgendwie anders arbeiten, aber die Klassenarbeiten werde ich erst einmal nicht binnendifferenziert schreiben, was aber gerade auch kein akutes Problem ist, da ich die letzte Klassenarbeit dieses Schuljahres gestern geschrieben habe. Es geht mir eher um die Bewertung der mündlichen Leistung bei Schülern, die sich zwar Mühe geben und arbeiten, dies allerdings an einfacheren Aufgaben tun.

    Zitat

    die Frage der binnendifferenzierten Leistungsbewertung trifft genau das Grund-Dilemma der Lehrer: sie sollen
    * ganz individuell jeden Schüler/ jede Schülerin fördern ohne zu überfordern, aber leider gleichzeitig auch
    * Leistung messen, bewerten und "selektieren".
    Das sind eigentlich zwei Dinge, die sich widersprechen. Leider müssen wir doch nicht nur das das erste sondern auch das zweite tun.


    Ja, ich finde das auch sehr schwierig, v.a. weil es bei den Neunern jetzt langsam richtig ernst wird und nicht "nur" mehr um eine Versetzung, sondern auch um bald um Ausbildungsplätze bzw. die Quali fürs Gymnasium geht.


    Zitat

    wir hätten im Seminar mal gesagt, dass in Bezug auf EINE Klassenarbeit eine relativ hohe Entscheidungsgewalt beim Lehrer liegt - Ich meine, man dürfte eine andere Leistungsform als Klassenarbeit werten.


    Ja, das stimmt tatsächlich und wird an meiner Schule (allerdings in anderen Klassenstufen) auch manchmal praktiziert. Das wäre tatsächlich eine Option für das kommende Schuljahr.


    Zitat

    diese armen Kinder, deren Eltern sich offensichtlich nicht kümmern und die da aus Gründen, die sie doch selber gar nicht zu vertreten haben, ins Hintertreffen geraten sind, sollen immerhin nächstes Jahr ihren Realschulabschluss machen. Gibt es bei euch noch keine zentralen Abschlussprüfungen?


    Man muss sich vorstellen, dass die dann auf dem Arbeitsmarkt praktisch keine Chance mehr haben, bzw. jetzt sowieso auf die Hauptschule müssen.


    Nein, zentrale Abschlussprüfungen gibt es in NRW noch nicht, sie sollen aber in den nächsten Jahren kommen.
    Ja, das mit der Ausbildungsplatzsuche stelle ich mir auch schwer vor.


    Zitat

    Und als Nothilfe setzt man dann eine Referendarin ein?


    Nein, da hat kaddl Recht: Ich bin - trotz des irreführenden Nicknames - inzwischen keine Referendarin mehr.


    Etwas off-topic: Ich habe mich ganz zu Beginn meines Referendariats mit diesem Namen in einem damals noch sehr kleinen Forum angemeldet und das Ende des Referendariats war damals eben noch sehr weit weg. Nach dem Referendariat habe ich mir überlegt, mich umzubennen, aber fand das dann auch doof.


    Ich bin also keine Referendarin mehr, aber noch blutige Berufsanfängerin, da ich erst seit wenigen Wochen als "richtige" Lehrerin arbeite. In einer 9 habe ich während des Referendariats auch nie Englisch unterrichtet, in einer Klasse 10 auch nur kurze Zeit.


    Zitat

    Hier ist eine Klasse zwei Jahre zurück. Wie das in den anderen Fächern aussieht, weiß ich nicht, hätte aber den Verdacht, dass es dort auch Rückstände gibt.


    Ich würde nicht sagen, dass die ganze Klasse zwei Jahre zurück ist. Es gibt ein oder zwei Schüler, die von Anfang an in der Klasse sind und deren Englisch recht gut ist. Dies sind aber auch fleißige Schüler. Wenn in der Klasse immer nur sehr schlechter Unterricht stattgefunden hätte, wären die guten Leistungen dieser Schüler ja auch nicht möglich. Soweit ich weiß, hatten sie nie Nachhilfeunterricht oder ähnliche Hilfe von außen.


    Ich denke, es liegt wirklich an vielen Gründen. Bei einigen Schülern liegt es vermutlich nicht unwesentlich am sozialen Umfeld, ich glaube, es gibt da den Fachbegriff "bildungsferne Elternhäuser", der hier irgendwie ganz gut passt. Es gibt leider kaum Unterstützung zu Hause und Bildung wird zu Hause nicht als so wichtig angesehen. Wir haben an unserer Schule wirklich viele Förderangebote und sonstige Angebote, aber wir können unsere Schüler ja nicht dorthin zwingen. Ich denke, da kommt die Schule dann langsam an ihre Grenzen.

    Einige Schüler in der Klasse kommen vom Gymnasium und sind den anderen fachlich ein gutes Stück voraus. Diese Schüler haben sich jetzt ziemlich wütend beklagt, sie hätten in der letzten Zeit nicht genug gelernt, da ich in den letzten Wochen sehr viele Wiederholungsübungen gemacht habe (zugegebenermaßen sind wir sehr langsam vorgegangen und es kamen immer noch nicht alle mit). Ich habe die Klasse befragt und ein Schüler fühlt sich immer noch überfordert, da sein Englisch sehr schlecht ist. Ca. 8 oder 9 Schüler (mit 2 Ausnahmen kommen alle vom Gymnasium) fühlten sich unterfordert. Dazu muss man sagen, dass einige der Schüler sich laut Aussagen des vorherigen Englischlehrers etwas überschätzen.
    Alle anderen Schüler waren über mein langsameres Tempo sehr erfreut und meinten, sie würden endlich mal etwas in Englisch verstehen.
    ?(


    Wie kann man denn eurer Meinung nach binnendifferenziert arbeiten? Ich dachte ja an ein Stationenlernen. Die Schüler wollten lieber in Gruppen arbeiten und sich gegenseitig helfen. Die (sehr engagierte) Klassenlehrerin erzählte mir aber, dass sie in der Klasse sehr schlechte Erfahrungen mit Gruppenarbeit gemacht hätte, da die Schüler kaum gearbeitet hätten.


    Wie arbeitet ihr denn binnendifferenziert?

  • Zitat

    Referendarin schrieb am 26.05.2005 16:12:


    Wie arbeitet ihr denn binnendifferenziert?


    Äh, soll ich meinen Beitrag oben wieder löschen ?(

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Äh, soll ich meinen Beitrag oben wieder löschen


    Nein Timm, bloß nicht! Ich hatte deinen Beitrag tatsächlich übersehen


    Ich finde deine Ideen gut.


    Zitat

    Stationenlernen ist eine typische Binnendifferenzierung. Wie das so üblich ist, gibt es Wahl- und Pflichtaufgaben. Wer will, kann zuhause weiterarbeiten (geht aber nur, wenn man die Klasse kennt und meint, Fremdleistungen erkennen zu können). Da man beim Lernen auch Fehler machen darf, bewerte ich bei neuem Stoff nur Sorgfalt und Umfang. Ansonsten gibt es 50% Inhalt, 50% Sorgfalt und Umfang. Je nach Umfang zählt das wie eine 1/2 oder eine ganze KA.


    Lässt du im Stationenlernen auch Partnerarbeit zu und wie bewertest du das dann?


    Portfolioarbeit und Gruppenpuzzle kommt für die Klasse momentan nicht so in Frage, da das Englisch vieler Schüler dafür nicht ausreicht.


    Gruppenarbeiten finde ich auch gut. Dummerweise darf ich die Schüler keine Minute vor dem Ende der Stunde aus dem Klassenraum lassen.

  • Referendarin: Alles klar.
    Stationenlernen ist bei mir prinzipiell Einzelarbeit. Allerdings ist es ausdrücklich zugelassen, Mitschüler an der Station um Hilfe zu bitten. Ich weise dieSchüler aber ausdrücklich (schriftlich und nochmals mündlich) darauf hin, dass das Ergebnis in der Summe eine abgrenzbare Einzelleistung sein muss. Ansonsten droht die 6!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich war im Urlaub und komme erst jetzt dazu, mich mit diesem thread zu beschäftigen. Ich habe gerade auch eine 9. Klasse, Gymnasium allerdings, und da gehen die Leistungen weit auseinander. Das hängt sicher nicht in erster Linie mit dem Unterricht der letzten Jahre zusammen, sondern mit Motivation und Fähigkeit und dem Lehrplan bzw. der Art seiner Anwendung: Nennenswerte Binnendifferenzierung gibt es bei uns nämlich nicht. Einmal im Jahr ein Stationenlernen, das war's. Insofern bin ich für Timms Ideen dankbar.


    Ich kann nur beitragen, was ich dieses Schuljahr gemacht habe: Stationenlernen mit verschieden Arbeitsblättern. Außerdem dürfen die guten Schüler bei mir im Unterricht englisch lesen, statt meinem Unterricht zu folgen. Das gilt für etwa 8 Schüler, die ihre Zeit wirklich besser nutzen könnten, als dem Unterricht für die anderen 22 zu folgen. Die Klasse hat nichts dagegen. Am Anfang wurde das genutzt, inzwischen ist das eingeschlafen.


    -- Ich habe Schüler und Schülerinnen, die keine Vokabeln lernen, aber eine tolle (amerikanische) Aussprache haben und sehr flüssig und teilweise idiomatisch reden können. (In höheren Klassen werden die alle nur Noten zwischen 3 und 4 kriegen, prophezeie ich.)
    Ich habe stille und gehemmte Schüler und Schülerinnen, die fleißig sind, wenig reden, aber tolle Texte schreiben.
    Ich habe Schüler und Schülerinnen, die fast alles können. (Und das in anderen Fächern auch noch. Die Welt ist ungerecht.)
    Ich habe Schüler, die niemals present perfect verwenden und kein Dritte-Person-s machen.
    Und alles mögliche dazwischen.


    1. Was ich gerne hätte, wäre ein Buch mit Grammatikaufgaben und Lösungen dazu.
    2. Der Grund, warum wir so am Buch kleben (und das ist es, was zu fehlender Differenzierung führt), ist der, dass die Vokabeln für das nächste Jahr gelernt werden müssen. Darauf möchte sich der nächste Lehrer verlassen. Wenn es andere Methoden gäbe, die geschätzt 500 Vokabeln der 9. Klasse zu lehren/lernen, könnten wir uns vom Buch lösen.
    Diese anderen Methoden gibt es, aber ich habe nicht die Zeit, sie zu suchen und mir Material zu erstellen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Ach ja, eines gibt es noch, und das mache ich auch gelegentlich: Arbeiten im Computerraum. Texte hören und lesen können sie bei http://www.voanews.com/specialenglish/. Seiten mit verschiedenen Grammatikaufgaben gibt es auch einige; mit HotPotatoes können Schüler selber Aufgaben erstellen.
    Eigene Hörverstehenstexte gebe ich als mp3 auf die Festplatte, so dass immer zwei Schüler sich ein Paar Kopfhörer/zwei Paar Kopfhörer (mit Verteilerstecker) teilen können und Art, Anzahl und Wiederholungsrate der Texte selbst bestimmen können.


    Zumindest ging das früher, als wir noch Ton im Computerraum hatten. Aber unser Systembetreuer hielt den nicht für nötig.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

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