• Hallo allerseits,


    wie schaut das aus: wie seht ihr Euch als Lehrer?
    - völlig überarbeitet oder Lauschepper?
    - kreative Chaoten oder Prinzipienreiter?
    - Pädagogen oder Dozenten?


    Und: Welche Bilder werden Euch entgegengebracht? Wie werdet Ihr von Nicht-Lehrern gesehen?


    An alle Anderen: Wie seht Ihr Lehrer? Wie ist das generelle Bild oder gerne auch Klischee eines Lehrers?


    Gruß, Forsch

    • Offizieller Beitrag


    Lieber Forsch!


    Nach der Diskussion in der Rubrik "Eltern fragen Lehrer" halte ich eine solche Diskussion, die erneut zwischen mehreren Extremmeinungen hin- und herpendelt, für nicht wirklich sinnvoll, weil dies förmlich einen Nebenkriegsschauplatz heraufbeschwört.


    Vielleicht sollten wir das Thema erst einmal eine Weile ruhen lassen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich sehe Lehrer als Menschen, die in der Schule meine Kinder unterrichten. Weder als Über- noch als Untermenschen. Mal nett mal weniger. Eigentlich versuche ich jeden für sich zu sehen. Da ist dann alles vertreten, was man sich vorstellen kann.


    Grüße Enja

  • Hallo Bolzbold,


    jaja, stimmt schon: es lag durchaus in meiner Absicht direkt danach zu fragen, denn dieses "Konflikte" entstehen immer aus eigentlich ganz vernünftigen Threads. Also, da frag' ich doch mal ganz naiv und direkt nach; und jeder hat Gelegenheit was dazu zu sagen.


    By the way: Ich bin Seiteneinsteiger und musste im Freundes- und Verwandtenkreis immer wieder erklären, warum ich denn nun ausgerechnet Lehrer werden würde. Ob ich denn nichts besseres fände ...
    Darüberhinaus gibt es zwei latent mitschwingende Meinungen:
    1) Lehrer sind Menschen, die irgendwie nicht so genau wußten, was sie mal werden wollten; und da sind sie halt Lehrer geworden.
    2) Lehrer machen auch nur einen ganz normalen Job: So schwer kann das ja wohl nicht sein, ein paar Kindern / Jugendlichen / jungen Erwachsenen was beizubringen.


    Wenn Ihr der Meinung seit, dass wir das besser für's erste nicht diskutieren, dann halt nicht ...


    Gruß, Forsch

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Forsch.


    Ich möchte nur nicht, dass wir eine wie in der genannten Rubrik ähnlich verlaufende Diskussion kriegen. Die drei Gegensatzpaare, die Du genannt hast, sind herrlich problemorientiert, aber es weiß leider nicht jeder damit adäquat umzugehen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Als erstes fällt mir dazu ein:


    Forsch geht forsch vor...


    In erster Linie sollen sie meinen Kindern guten Unterricht bescheren und natürlich nett sein zu meinen Kindern. Sind meine Kinder nämlich auch zu ihnen. :)
    Aber da gabs auch noch nie Schwierigkeiten.


    Ich persönlich versuche den Menschen zu erkennen, hinter dem Lehrer. Das ist mir wichtig.


    Ansonsten habe ich nicht viel mit ihnen zu tun.


    woman123

  • Zitat

    Bolzbold schrieb am 21.09.2005 22:23:
    Hallo Forsch.


    Ich möchte nur nicht, dass wir eine wie in der genannten Rubrik ähnlich verlaufende Diskussion kriegen. Die drei Gegensatzpaare, die Du genannt hast, sind herrlich problemorientiert, aber es weiß leider nicht jeder damit adäquat umzugehen.


    Gruß
    Bolzbold


    Ich denke, es wäre interessant und weniger in Gefahr, zu den ewigen Scharmützeln zu führen, wenn wir uns auf das Selbstbild des Lehrer und die von uns konzidierte Außenwirkung beschränken.
    Das haben wir eigentlich nur immer indirekt diskutiert.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Selbstbild und Außenwirkung müssten natürlich irgendwie passen.


    Wahrscheinlich kann man das aber nicht so über einen Kamm scheren. Natürlich gibt es Lehrer, die sich diesen Beruf ausgesucht haben, weil ihnen nichts anderes einfiel. Es gibt auch die, die dachten, da hätten sie einen lauen Lenz. Das Erwachen ist dann halt ein bißchen anstrengend.


    Es gibt da eine psychologische Studie über Motive der Berufswahl, auf alle Berufe bezogen, allerdings. Das ist wohl relativ zufällig. Vorab kann man sich kaum ein richtiges Bild machen. Welche Kritereien dann gut und welche schädlich sind, kam dabei nicht raus.


    Die Schlüsse, die gezogen wurden, gingen eher in die Richtung, dass jedes Berufsbild breit genug ist, um vielerlei Ansätzen Platz zu bieten. Bei Lehrern ist das sicher nur bedingt der Fall.


    Es wurden Studienanfänger befragt, warum sie sich für eine bestimmte Richtung entschieden haben, dann Absolventen nach der Abschlussprüfung, schließlich dieselben noch einmal fünf Jahre später. Das Berufsbild wandelte sich ziemlich stark.


    Ich kenne Lehrer, die sich verraten und verkauft fühlen und ständig mit ihrem Schicksal hadern. Ich kenne andere, die sich totarbeiten und das sozusagen pfeifend, weil sie völlig in ihrem Beruf aufgehen.


    Menschen halt. Jeder auf seine Weise.


    Grüße Enja

  • He... ich fürchte, wenn mich einer fragt, was ich von meinem Beruf halte, werd ich pathetisch:


    Ich bin unendlich stolz und froh, Lehrer zu sein. Für mich ist es einer der spannendsten, verantwortungsvollsten, kreativsten und schwierigsten Berufe, bei dem kaum ein Tag vorhersehbar ist, bei dem es ständig eine neue Krise zu meistern und eine neue Glückszeit zu erleben gibt. Das Erfolgserlebnis, einer ganze Klasse mit glühenden Backen und leuchtenden Augen bei der Lust der Erkenntnis zuzusehen, ist unbeschreiblich, die Angst und Trauer, wenn man mit einem Schüler einen Fehler gemacht hat und nun nicht mehr an ihn rankommt, ebenso. Lehrer sein ist großartig.


    Das Problem ist, dass es einigen Leuten unangenehm und peinlich ist, Lehrer zu sein. Sie langweilen sich in ihrem Beruf, weisen alle Verantwortung von sich, machen Dienst nach Vorschrift und es sich viel zu leicht. Jeder Tag ist gleich, Krisen werden ausgesessen, Schüler ruhig gestellt und ansonsten nicht weiter beachtet bzw. zum Objekt des gelangweilten Sadismus. Solche Lehrer gehören rausgeschmissenj - aber das geht nicht.


    Ich muss los zumUNterricht - aber bitte sag mir mal jhemand, wie ich mir daraus ein "Lehrerbild" stricke.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    warum sollte man jetzt nicht über das Lehrerbild diskutieren?


    Gerade nach der Fetzerei im Elternforum finde ich es wichtig, mal darüber sprechen. Ich fand es teilweise haarsträubend, welche Vorstellungen von und Erwartungen an Lehrer einzelne Eltern haben!


    Für mich sollten Lehrer vor allem etwas von ihrem Job verstehen, sprich professionell arbeiten, ihren Stoff beherrschen und vermitteln können, Lernen initiieren und begleiten und Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten fördern können.


    Pädagogisches Geschick, Einfühlungsvermögen, Offenheit und Kommunikationsfähigkeit sind ebenfalls sicher gute Grundvoraussetzungen für einen Lehrer.


    Da der Beruf sehr aufreibend sein kann und somit an die Substanz geht, sollte ein Lehrer auch in der Lage sein, für sich selber zu sorgen und sich die nötigen Entspannungspausen zu nehmen.


    Was ich nicht erwarte ist, dass Lehrer Übermenschen zu sein haben, die gerne rund um die Uhr arbeiten und jegliches Privatleben ziehen lassen.
    Auch ist ein Lehrer kein Therapeut. Bei einer guten Selbstreflexion wird er aber merken, wenn er mit einem Kind nicht weiterkommt und sich weiteren Rat holen oder Fachleute hinzuziehen.


    Lehrer ist ein wirklich toller Beruf. Ja, ein Beruf. Und bevor ich jetzt wieder den Vorwurf erhalte, ich würde Kinder mit Maschinen vergleichen: auch der Lehrer ist keine Maschine, sondern ein Mensch, der einen Beruf (hoffentlich) so gut wie möglich ausübt und irgendwann auch mal frei hat!


    Kein Lehrer, der Interesse an seinem Beruf hat, lässt mittags den Hammer (das Heft) fallen und kümmert sich um nichts mehr. Wenn Eltern oder Kinder mit Problemen und Gesprächswünschen kommen, habe ich es auch noch nie erlebt, dass da kein offenes Ohr ist.


    Ich kann viele Parallelen zu meinem früheren Beruf ziehen: vom Krankenhauspersonal wird auch erwartet, dass es rund um die Uhr einsatzbereit ist und das am besten ohne Bezahlung - ist doch alles zum Wohle der Patienten. Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen werden da schon als Affront angesehen.
    Die wirklich Vernatwortlichen reiben sich die Hände und freuen sich, dass alles so reibungslos läuft, weil der gesellschaftliche Druck so groß ist. Wer würde die Arbeit niederlegen, wenn dann Patienten nicht mehr richtig versorgt werden können?


    Grüße,
    Melosine

  • Das würde ich nicht erwarten:


    Zitat

    Wenn Eltern oder Kinder mit Problemen und Gesprächswünschen kommen, habe ich es auch noch nie erlebt, dass da kein offenes Ohr ist.


    Es ist auch tatsächlich nicht soo einfach für uns Eltern. Wenn man ein allzu idealisiertes Bild vom Lehrerberuf schafft, gibt es wieder die allfälligen Zusammenstöße wegen überhöhter Erwartungen.


    Lehrer mit offenem Ohr finde ich dann eigentlich meinem Idealbild ziemlich nahe.


    Es gibt eigentlich nur eine Art Lehrer, die mir wirklich Unbehagen einflößen. Das sind die, die sich abfällig über ihre Schüler äußern. Die immer unmögliche Klassen haben. Die nur Kinder unterrichten, die nichts begreifen und schlecht erzogen sind. Trifft man übrigens am Gymnasium häufiger als an der Förderschule. Nur um da Missverständnisse auszuschließen.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Da der Beruf sehr aufreibend sein kann und somit an die Substanz geht, sollte ein Lehrer auch in der Lage sein, für sich selber zu sorgen und sich die nötigen Entspannungspausen zu nehmen.


    Das finde ich auch super wichtig, bei allen die mit Kindern zu tun haben.
    Das gilt auch für Eltern.



    woman123

    • Offizieller Beitrag

    Nun gut, also wenn die Diskussion erwünscht ist, gebe ich auch meine 2 Cent dazu.


    Ich bin Lehrer geworden aus Überzeugung - eines Morgens wachte ich auf und die Sache war klar, ich wollte Lehrer werden. Dieses Ziel habe seitdem beharrlich verfolgt. Um noch einmal zu überprüfen, ob das der richtige Beruf ist, habe ich noch zwei Jahre nach dem 1. Staatsexamen in einem Internat als studentischer Erzieher gearbeitet. Dort habe ich mit 25 Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren unter einem Dach gewohnt (die Erzieher mussten auf dem Campus wohnen) und quasi 24h am Tag mit den Jugendlichen verbracht. Das hat mir einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt meiner Schüler ermöglicht und mich in meiner Berufswahl bestätigt.
    Ich bewege mich irgendwo zwischen einem kreativen Chaoten und einem rational-bodenständigen Lehrer. Ich bin offen für unkonventionelle Methoden, wenn das Ergebnis am Ende stimmt.
    Mit Eltern wie Schülern hatte ich bisher nie Probleme, weil es mir (bzw. uns) immer gelungen ist, wenigstens auf einer sachlichen Ebene klarzukommen. Die Beziehungsebene im Verhältnis zu den Schülern ist mir neben der Sachebene aber auch sehr wichtig. Meine Schüler sollen mir vertrauen können und keine Angst zu haben brauchen, wenn sie mir mal Kontra geben oder mir die Meinung sagen. Meine Schüler wissen, dass niemand eine schlechte Note bekommt, bloß weil sie mal nicht so spuren oder mir nicht nach dem Mund reden (was ich im übrigen hasse. Ich komme mit "widerspenstigen" Schülern viel besser klar als mit "Ja-Sagern").
    Eine überlebenswichtige Strategie für den Lehreralltag ist aus meiner Sicht, dass man sich dessen bewusst ist, dass sich vieles, was an mich herangetragen wird, im Wesentlichen an meiner Rolle (!) und nicht an meiner Person festmacht.


    Ok, das waren jetzt mehr als 2 Cent, aber was soll's.


    Gruß
    Bolzbold

  • <ul>
    Also für mich ist z. B. Wolkenstein ein IDEAL-Lehrer. Seine Einstellung finde ich absolut klasse. Ich entnehme seinen Worten, dass er Lehrer aus Berufung und sehr sozial eingestellt ist.


    Zitat

    Ich bin unendlich stolz und froh, Lehrer zu sein. Für mich ist es einer der spannendsten, verantwortungsvollsten, kreativsten und schwierigsten Berufe, bei dem kaum ein Tag vorhersehbar ist, bei dem es ständig eine neue Krise zu meistern und eine neue Glückszeit zu erleben gibt. Das Erfolgserlebnis, einer ganze Klasse mit glühenden Backen und leuchtenden Augen bei der Lust der Erkenntnis zuzusehen, ist unbeschreiblich, die Angst und Trauer, wenn man mit einem Schüler einen Fehler gemacht hat und nun nicht mehr an ihn rankommt, ebenso. Lehrer sein ist großartig.


    Es ist auch für mich ein sooo unbeschreiblich schönes Gefühl in strahlende, und ein so unheimlich betrübliches Gefühl, in traurige Kinderaugen zu sehen. Jeder der mit Menschen arbeitet (also diesen etwas beibringt), hat der Gesellschaft gegenüber eine große Verantwortung. Und die Eltern sind dabei meiner Meinung nach am wichtigsten, aber leider auch manchmal am unfähigsten. Um so wichtiger finde ich es deshalb, dass unsere Kinder welche ja beim Heranwachsen sehr sehr sehr viel Zeit (oft noch mehr als die Eltern diese überhaupt aufbringen könnten) bei anderen Erziehern (egal ob es sich dabei um Kindergärtner, Lehrer, Ausbilder, und, und, und... handelt) verbringen, diese und eben nicht nur einen Beruf sondern einen sehr sehr wichtigen Bildungsauftrag haben. Und dieser erstrecht sich nicht nur auf das Vermitteln (ist das jetzt ein substantiviertes Verb? :rolleyes: ) von Wisssen , sondern wie ich meine mindestens genausoviel auf das Vermitteln von Werten.


    Wolkenstein mach weiter so.



    Zitat

    Es wurden Studienanfänger befragt, warum sie sich für eine bestimmte Richtung entschieden haben, dann Absolventen nach der Abschlussprüfung, schließlich dieselben noch einmal fünf Jahre später. Das Berufsbild wandelte sich ziemlich stark.


    Und das ist leider in vielen, um nicht zu sagen in allen Bereichen so. Erst wenn man seinen Beruf täglich und auch mal unter den schwierigsten Bedingungen ausübt, merkt man ob einem dieser Beruf auch wirklich Spaß macht und ob man dafür geeignet ist.


    Und da bin ich auch schon wieder beim System angelangt. Jeder sollte von kleinst auf in de Bereichen welche ihm besondere Freude bereiten auch besonders gefördert werden! Und merkt er später (auch wenn er schon einen Beruf ausübt), dass er eigentlich zu etwas anderem lust hat, dann sollte es auch problemlos möglich sein umzuschwenken. Man volbringt doch nur Höchstleistungen bei einer Sache die einem auch Spaß macht.


    Leider, leider, werden aber unsere Kinder meistens nach dem Prinzip Haste was, biste was! erzogen. Und viele davon denken später dann nur an sich und ihren persönlichen Vorteil.
    </ul>

    <ul><b>Wer Schreibfehler findet, darf diese getrost behalten.</b>
    (<i>Außerdem sind sie gewollt und dienen zur Belustigung der Leser!)</i></ul>

    Einmal editiert, zuletzt von rebumu ()

  • Na, ja, klar! Wir sehen uns so. - Und wer hat den Spruch "Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei" noch nie gehört???


    Mein Umfeld ist immer wieder überrascht, dass ich deutlich mehr arbeite als früher. Nur lange Gespräche bringen eine Form der Erkenntnis, dass dieser Beruf die gesamte Persönlichkeit fordert und nicht nur das proffessionelle Ebenbild. Oftmals endet so ein Gespräch in betretenem Schweigen und dem Kommentar: "Also, ich würd mir das ja nicht antun!"


    Ich nehme mir heraus, mich bei schönem Wetter mit meinen Unterlagen in ein Cafe zu setzen und dort zu arbeiten. Nach dem dritten Mal war dann klar, dass "unser Lehrer wieder da ist" und ob ich "denn keinen Unterricht hätte."


    Welche Bilder werden Euch so entgegengebracht?
    Gruß , Forsch

  • <ul>

    Zitat

    Vielleicht kannst du sie/ihn (?) locken, ins schöne Thüringen umzuziehen.


    Das wärs. Aber wenn, dann nur an unsere Schule. :)
    <ul>

    <ul><b>Wer Schreibfehler findet, darf diese getrost behalten.</b>
    (<i>Außerdem sind sie gewollt und dienen zur Belustigung der Leser!)</i></ul>

    Einmal editiert, zuletzt von rebumu ()

  • Hallo!


    Ich studiere ja noch, habe also den Alltag eben noch nicht erlebt (und habe phasenweise ganz schön Schiss davor, besonders, wenn ich mir überlege, was ich eben alles (noch) nicht weiß, aber anscheinend möglichst sofort beherrschen sollte - ist ja auch klar, denn es geht ja eben nicht um ein paar Dinge, sondern um junge Menschen).


    Ich bin ein doppeltes Lehrerkind (mein Vater ist eigentlich immer noch sehr gerne Lehrer - auch wenn er eher der Typ 'harter Hund', also sehr polternd, aber trotzdem fair, soweit ich das bei Unterrichtsbesuchen beurteilen konnte -, meine Mutter hat an einer problematischen Hauptschule wohl eher etwas resigniert, dass ist aber auch eine ganz schon fordernde (überfordernde - zumindest anscheinend für meine Mutter - Situation - was jetzt nicht heißen soll, dass sie sich für ihre Schüler nicht mehr einsetzt, als ich noch zu Hause gewohnt habe, habe ich unzählige Telefongespräche usw. mitbekommen, es ist wohl eher so, dass sie einfach nicht mehr genug Kraftreserven hat).
    Na ja, als Lehrerkind habe ich eigentlich lange behauptet, dass ich auf gar keinen Fall Lehrer werden wollte, aber nach einem Semester Magister-Studiengang und ernsteren Berufsüberlegungen stellte ich dann doch fest, dass mir der Umgang mit Kindern und Jugendlichen fehlt (ich habe lange Zeit Jugendarbeit gemacht, Gruppenstunden, Ferienfreizeiten etc.) und nach Praktika in verschiedenen Schulformen mich dann eben für mein jetziges Studium entschieden (dass ich - nur mal kurz nebenbei - im November abgeschlossen haben werde, yipeeh! :D ).


    Ich erhoffe mir, ähnliche Erfahrungen machen zu können, wie z.B. Wolkenstein und mir außerdem Bolzbolds Einstellung (vieles hat vielfach mit der Rolle und nicht mit mir als Person zu tun) verinnerlichen zu können. Bolzbold: Danke für diesen guten Tipp!!
    Ob mir das gelingen wird, steht auf einem völlig anderen Blatt.
    Ich denke mal, dass wird ähnlich laufen, wie bei vielen Berufsanfängern, dass man erst mal völlig erschlagen ist von der Menge an Dingen, die man nicht kann, nicht weiß etc. Und dabei die Hoffnung, es durch meine Unerfahrenheit nicht für die Kinder zu verbocken...


    Den Rechtfertigungszwang was meine Berufswahl angeht, kenne ich auch. Die dummen Sprüche kommen ziemlich schnell und je nach Tagesform ärgert mich das mal oder mal kriegt der andere einen dummen Spruch zurück.
    Vorgestern durfte ich mir wieder mal die schöne Ansicht anhören, Lehrer sein ist doch spießig... (da hatte ich gerade nicht genug Nerven, um entsprechend zu kontern...) und außerdem hätte ich genau den gleichen Tonfall wie eine Lehrerin, die er mal hatte (und sowas ist erfahrungsgemäß selten als Kompliment gemeint bzw. wenn, dann kommt meistens noch ein Zusatz dazu...).


    Ich habe auch den Eindruck, dass viele nicht verstehen, dass man sich auf den Beruf freut - und das eben nicht nur, weil ich ja so schön viel Ferien und Freizeit habe... :rolleyes:


    Na ja, dass sind meine 25 cent... ;)


    Liebe Grüße
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    Einmal editiert, zuletzt von katta ()

  • Sollten wir uns nicht erst einmal über unser Lehrerbild klar werden. Wenn ich bewusst diesen Beruf ergriffen habe und ihn gern ausübe, warum sollen mich bekannten Vorurteile Außenstehender belasten? Natürlich kennt jeder den Spruch: "Vormittags Recht und Nachmittags frei" Ich habe in meinem Klassenraum sogar eine Karte hängen mit dem Spruch: "Lehrer kommen nicht in den Himmel - Drachen können nicht höher als 200m fliegen". Jeder, der diesen Beruf ausübt weiß doch selbst, wie er ihn ausübt. Und wenn man selbst der Meinung ist, dass man immer bereit ist sein Bestes für die Kinder zu geben, was muss einen die Meinung anderer interessieren, die keinen rechten Einblick in dieses Berufsbild haben. Wer weiß den schon, dass ich außer Lehrer auch noch Mama, Psychologe, Krankenschwester und Freund sein muss. Und trotzdem kann ich mir für mich keinen schöneren und facettenreicheren Beruf denken. Das Vertrauen und die Gefühle, die die Kinder einem entgegenbringen müsste uns doch für diese bescheuerten Vorurteile entschädigen. Also, entwickelt einfach mehr Selbstvertrauen in euch selber, dann erledigen sich solche Diskussionen von allein. :)

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Zitat

    Titania schrieb am 22.09.2005 11:28:
    [...] Jeder, der diesen Beruf ausübt weiß doch selbst, wie er ihn ausübt. Und wenn man selbst der Meinung ist, dass man immer bereit ist sein Bestes für die Kinder zu geben, was muss einen die Meinung anderer interessieren, die keinen rechten Einblick in dieses Berufsbild haben. Wer weiß den schon, dass ich außer Lehrer auch noch Mama, Psychologe, Krankenschwester und Freund sein muss. Und trotzdem kann ich mir für mich keinen schöneren und facettenreicheren Beruf denken. Das Vertrauen und die Gefühle, die die Kinder einem entgegenbringen müsste uns doch für diese bescheuerten Vorurteile entschädigen. Also, entwickelt einfach mehr Selbstvertrauen in euch selber, dann erledigen sich solche Diskussionen von allein. :)


    Das ist die eine, subjektiv private Seite. Es ist natürlich eine schöne Sache, wenn du trotz blödsinniger Anwürfe eine solche Stabilität im beruflichen Selbstverständnis finden kannst.


    Die andere Sache ist aber leider die, dass unsere Arbeitsbedingungen von Gruppierungen bestimmt werden, die nicht unbedingt einen direkten Einblick in den schulischen Alltag haben. Wir sind von der politischen Entwicklung abhängig. Und da wird es sehr schnell sehr relevant, welches Lehrerbild die Öffentlichkeit hat. Wenn wir faulen Säcke für den Bürger auf der Straße vormittags recht und nachmittags frei haben, dann ist natürlich sofort der Bildungspolitiker da, der in dieses populistische Horn tuten wird, weil die Leute halt gerne den wählen, der sagt, was ihnen gefällt. Außerdem kann man an uns faulen Säcken dann so schön Geld sparen, weil wir ja eh' nichts können und zu wenig arbeiten. Die Bildungspolitik kann so schön Statistiken beschönigen, den Wähler auf der Straße freut's und wir haben das Nachsehen.


    Nein, es ist von entscheidender Bedeutung, dass mit der Bildungsreform auch ein Image-Wechsel der Lehrerschaft verbunden ist. Und das bedeutet handfeste Public-Relations-Arbeit. Mit ein paar Plakaten hinter irgendwelchen Bahnhofs-Klos, wie es die letzte NRW-Regierung versucht hat, ist es da nicht getan. Das bedeutet aber auch, dass man als Lehrer nicht jeden noch so idiotischen Vorwurf freundlich lächelnd abnicken darf. Wie einige Beiträge zeigen, kann es ja durchaus zum einen oder anderen Umdenken bei Außenstehenden kommen.


    Nele

Werbung