1. Klasse: Verhalten gegenüber Fremden

  • Hi nochmal,
    neulich hatten wir Elternabend und einige ELtern äußerten den Wunsch, im Rahmen des Sachunterrichts mit den Kindern zu besprechen und zu trainieren (!) wie man sich gegenüber FRemden verhält. Am Liebsten wäre es, wenn die Kinder üben sich in einer solchen Situation richtig zu verhalten, d.h. zum Beispiel wie sie auf sich aufmerksam machen können, durch lautes SChreien etc.
    Ich verstehe zwar den Wunsch der Eltern, finde das ganze aber ein bisschen heikel, oder nicht?
    Bin grad estwas unsicher ob ich das wirklich in der SChule machen soll, und wenn ja, wie ich das aufziehe ...
    Oh je oh je, ich hoffe ihr habt Rat!

  • Hallo Tine,


    ich denke, dass dieses Thema schon in der Schule besprochen werden kann. Den Eltern würde ich aber deutlich machen, dass sie sich nicht nur auf die Schule verlassen sollen. Auch im Elternhaus müssen sie unbedingt mit ihren Kindern darüber reden, denn ständig berichten die Medien über Entführungen, Missbrauch und Misshandlungen.


    Ich stimme meine Schüler mit geeigneten Kinderbüchern auf das Thema ein. Da das Thema immer aktuell sein wird, habe ich mir diese Bücher gekauft.


    "Schön blöd" (Ein Bilderbuch über schöne und blöde Gefühle) von Ursula Enders, Kölner Volksblatt Verlag, ISBN 3-923243-77-4


    Die beiden folgenden Bücher von Marion Mebes sind erschienen im Verlag Donna Vita.


    "Kein Küßchen auf Kommando" (ISBN 3-927796-10-7)
    "Kein Anfassen auf Kommando" (ISBN 3-927796-11-5)

    MfG Gina-Maria


    Heiterkeit ist die Mutter der glücklichen Einfälle. (Luc de Clapiers de Vauvenargues)

  • Hallo Tine,
    ich kann deine Eltern gut verstehen. Ich denke, dass dies ein Thema ist, was auch (!!! aber keinesfalls ausschließlich) in der Schule behandelt werden sollte. Gina's Einstieg mit Büchern finde ich gut. Wichtig ist, dass den Kindern bewusst wird, dass Erwachsene auch nicht alles dürfen (oftmals denken sie wenn ein Erwachsener etwas sagt dürfen sie nicht nein sagen).
    Wichtiger als "laut schreien" ist
    - Wie verhalte ich mich, wenn jemand etwas sagt/tut was ich nciht will? "Stopp, lassen Sie (!wichtig, sonst denken die Leute das es eine Streiterei zwischen Eltern und Kinn ist) mich in Ruhe!
    - Wie hole ich Hilfe? (Nicht einfach "Hilfe brüllen", sondern "Sie, mit der gelben Jacke helfen sie mir" oder ins nächste geschäft laufen
    - Wie umgehe ich solche Situationen? (Nicht mit Fremden mitgehen, auch nicht bei Verlockungen wie Tiere/Süßigkeiten/neuestes Pc-Spiel).
    - In Rollenspielen solche Situationen einüben.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es da von Verlagen bestimmt auch inzwischen gut aufbereitete Materialien zu gibt..


    P.S. Ich kann mich noch an das Buch "Geh nie mit einem fremden mit" erinnern, aber ob das noch "up-to-date" ist weiß ich nicht, müsstest du dir vll mal anschauen. Das handelte von einem Kind was von einem Fremden angesprochen wurde und mit Süßigkeiten oder Versprechungen in ds Auto/Aohnung gelockt werden sollte.

  • ...aber noch wichtiger ist in diesem Zusammenhang eigentlich, dass die Kinder lernen, dass sie auch zu bekannten Personen nein sagen dürfen. Statistisch gesehen liegt die weitaus größere Gefahr im direkten Umfeld der Kinder. Wir haben deshalb regelmäßig die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück bei uns in der Schule, die über das Stück "Mein Körper gehört mir" diese Thematik aufgreift (sowohl in Bezug auf Fremde als auch in Bezug auf Bekannte und Verwandte). Das läuft bei uns aber erst in der dritten bzw. vierten Klasse.


    LG
    Britta

  • Meine Klasseneltern organisieren über Elternvertreter Hilfe von außen:


    Nachmittagsstunden an der Schule; z.B. vom "Defending Team" - viellleicht gibt`s was unter google.


    LG
    Ulli.

  • Als Buch gibt es da auch noch "Das große und das kleine Nein" vom Verlag an der Ruhr - da geht es ebenfalls darum, deutlich Nein zu sagen, wenn man etwas nicht möchte.


    Liebe Grüße
    Chiaro

    "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
    (afrikanisch)

  • Hi Tine, :D


    mir fallen noch 2 Sachen dazu ein.
    1. Die Kinder sollten etwas über Selbst- und Fremdwahrnehmung lernen. Welche Berühungen gefallen mir? Welche nicht? Welche gefallen anderen etc. (Spieltipp: Die Zaubermauer - einer steht außerhalb des Kreises und darf nur hinein, wenn er ein Kind aus der Mauer so berührt, dass es ihm gefällt).


    2. Aufpassen, dass das Thema nicht ins Gegenteil umschlägt und die Kinder hysterisch oder superängstlich reagieren. Es ist schwierig: Man soll aufpassen und sich klar machen, dass es böse Menschen gibt, aber man soll auch nicht allen gegenüber von vorneherein misstrauisch sein.
    Deshalb lieber das Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung stärken und (wie schon oben geschrieben wurde) unbedingt auch auf bekannte Menschen hinweisen. Beispiel: Manche Kinder wollen auch nicht vom Lehrer/Lehrerin angefasst werden und das ist auch ok und man soll es dem Lehrer sagen. Rollenspiele eignen sich hier gut.


    Viele Grüße
    lebensformen

  • Mag vielleicht weit hergeholt sein, aber frag doch mal deinen Freund und Helfer :D die Polizei. Hier http://www.time4teen.de/ gibt es z.B. eine kleine Geschichte zum Thema Missbrauch. Vielleicht hat die Station vor Ort sogar weitere Ideen/Projekte und das Thema Polizei lässt sich doch auch prima im Sachunterricht unterbringen.
    Kaffee

  • Ich finde den Ratschlag mit der Polizei überhaupt nicht weit hergeholt!
    Die sind doch nun wirklich kompetent auf dem Gebiet.
    Bei uns in NRW, genauer OWL, gab es lange Zeit ein Verhaltenstraining von der Polizei, speziell für Grundschüler, sprich Zweitklässler.
    Da kam dann die Dame vom Komissariat Vorbeugung und hat mit den Kindern gezielt solche Situationen geübt, wie Tines Elternschaft es sich wünscht, vorher gab es einen Elternabend für alle interessierten Eltern.


    Leider wird ja überall gespart was das Zeug hält und deswegen wurden hier diese Veranstaltungen bis auf Weiteres gestrichen. Dennoch blieb/ bleibt die Polizei rege und hat daher im letzten Jahr begonnen, Lehrerinnen als sogenannte Multiplikatoren auszubilden.


    Ruf in deiner Stadt doch mal bei der Polizei an und lass dich mit einem zuständigen Beamten (Komissariat Vorbeugung) verbinden. Vielleicht ergibt sich was?


    Ähnliches gibt es scheinbar auch hier:
    http://www.bl.ch/docs/jpd/mitjpd/mit-jpd_2006-03-16.htm (Schweiz)
    http://www.polizei.bremen.de/s…p?gsid=bremen09.c.2567.de
    Dieses Projekt kenne ich nicht: http://www.sesimi.de/schulprojekt/index.html , die bieten Schulprojekte an.


    Wenn man googelt findet man zu den Suchworten "Polizei ich hole mir Hilfe" viele Einträge, vielleicht auch bei dir in der Nähe?


    Grüße, Sabi

  • Zitat

    Original von Britta
    Wir haben deshalb regelmäßig die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück bei uns in der Schule, die über das Stück "Mein Körper gehört mir" diese Thematik aufgreift (sowohl in Bezug auf Fremde als auch in Bezug auf Bekannte und Verwandte). Das läuft bei uns aber erst in der dritten bzw. vierten Klasse.


    LG
    Britta


    Ich hab in der Gegend von Lüneburg ein Praktikum in einer Grundschule gemacht und dort waren auch zwei Schauspieler, die den Schülern dieses Stück (ich vermute, dass es das war. Zusammen mit einem Lied "Mein Körper, der gehört mir allein") "aufgeführt" haben. Ich fand das sehr gelungen, besonders weil wirklich viel Wert auf das "Nein-Gefühl" gelegt wird.

Werbung