Lehrerverhalten bei Freiarbeit

  • Hallo zusammen,


    mag sein, dass die Frage etwas merkwürdig klingt für einen "fertigen" Lehrer, aber wie verhalte ich mich, wenn mein Schulleiter zu mir in den Untrricht kommt, um "Informationen" für das Gutachten, dass er mir austellen muss, zu sammeln???? Im Ref hat man uns ja gesagt, dass es gut ist, wenn die SuS möglichst selbstständig arbeiten und der Lehrer sich soweit wie es geht zurückhält. Aber in 60 Minuten muss ich doch wohl auch irgendwie den Eindruck machen, als strukturiere ich die Stunde. Klar, wir haben eine Eingangsphase, die angesichts der WErkstattarbeit nur kurz und eher lehrerzentriert abläuft. Dann legen die Kleinen mit ihrer Arbeit los und erst 50 Minuten später reflektieren wir gemeinsam.
    Ich soll ja auch nichts besonderes machen, aber trotzdem überfallen mich die typischen Referendariatsgefühle :rolleyes: Viel ändern könnte ich an der Stunde sowieso nicht, dazu lieben meine Kleinen ihre Werkstatt zu sehr.


    Wie würdet ihr euch verhalten?


    Danke für eure Antworten!


    sunshine14

  • Zitat

    Original von sunshine14
    Aber in 60 Minuten muss ich doch wohl auch irgendwie den Eindruck machen, als strukturiere ich die Stunde. Klar, wir haben eine Eingangsphase, die angesichts der Werkstattarbeit nur kurz und eher lehrerzentriert abläuft. Dann legen die Kleinen mit ihrer Arbeit los und erst 50 Minuten später reflektieren wir gemeinsam.


    Wie würdet ihr euch verhalten?


    Während der Werkstattarbeit bist du ja immer noch Berater - und da kannst du dann quasi im Einzelfall unter Beweis stellen, wie du Schüler bei konkreten Schwierigkeiten berätst und ermunterst.


    Ich hab im Referendariat mal eine Lehrprobe zur Freiarbeit gemacht und stand dann gedanklich vor demselben Problem: wie sorge ich dafür, selbst auch präsent zu sein? Im Entwurf habe ich dann hervorgehoben, dass die eigentliche Arbeit in der Erstellung des Materials besteht und der Lehrer eine Beraterfunktion hat.


    In der Stunde selbst habe ich in dann eine kurze lehrerzentrierte Phase gemacht, in der die Materialien und das Drumherum erläutert wurde (am Gymn. ist Freiarbeit ja keine Selbstverständlichkeit). Im Anschluss daran haben die Schüler einen Selbstevaluationsbogen ausgefüllt, auf dessen Grundlage sie sich selbst ihr Arbeitsprogramm zusammengestellt haben. In dieser Phase war ich - auf Anfrage - bei Schwierigkeiten ansprechbar und habe beraten, mich aber sonst zurückgehalten.


    Die Stunde schloss dann damit ab, dass einige Schüler ihr Arbeitsprogramm vorgestellt haben.


    Die HS-Leiterin, die ich damals eingeladen hatte, fand es gut, dass ich sehr zurückhaltend beraten habe. Der Witz von Freiarbeit ist ja die Selbstorganisation der Schüler.

  • Hallo Sunshine,


    warum nutzt du die Freiarbeit nicht zur Schülerbeobachtung? Ich weiß nicht welche Rolle das bei Euch in der Sek1 spielt, aber das Arbeitsverhalten der Kinder wird ja sicherlich auch irgendwie bewertet werden.


    Du könntest dir ja kleine Bögen zur Beobachtung besorgen und dort ausfüllen. Auf jeden Fall sieht das doch nach einer wichtigen pädagogischen Aufgabe aus, die nicht ganz alltäglich ist (aber eigentlich sein sollte), Damit machst du bestimmt einen guten Eindruck.


    Elli

  • Auch ich habe immer wieder Schwierigkeiten mit meiner Lehrerrolle bei dieser Arbeit. Leider neuge ich dann dazu, wenig zielgerichtete, unkonzentrierte, störende, lärmende Schüler zu animieren, sie zu beobachten, sie zu ermahnen - natürlich mit mäßigem Erfolg. Habt ihr da auch noch einen Tipp, außer dass es später im Plenum angesprochen oder schriftlich erhoben wird von den Schülern?


    LG
    Ulli

  • Hallo Sunny,
    wenn dein Schulleiter nur eine Stunde anschaut, würde ich fast etwas mehr "lehrerzentriertes" machen - schließlich will er ja dich sehen und nicht die Schüler. Wenn er mehrere Stunden anschaut, kannst du ihm ja die komplette Bandbreite deines "Könnens" zeigen und eine Stunde Freiarbeit machen.
    Beobachtungsbögen ausfüllen während des Unterrichtsbesuchs würde ich auf gar keinen Fall ;) - das dürfte weniger gut kommen. Aber auch sonst mache ich das nur in äußersten Notfällen während des Unterrichts - direkt danach ist dafür der bessere Zeitpunkt und du weißt ja vermutlich, worauf du achten musst bei den Schülern.


    LG!

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von MrsX
    Hallo Sunny,
    wenn dein Schulleiter nur eine Stunde anschaut, würde ich fast etwas mehr "lehrerzentriertes" machen - schließlich will er ja dich sehen und nicht die Schüler.


    So würde ich es auch machen. Im Ref wurden Stunden, in denen Freiarbeit gezeigt wurde, nicht gut bewertet, weil man das "Lehrerverhalten" ja nicht beurteilen könne...


    Gruß
    Melo

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Ich habe in meinem Ref mehrere Stunden zur Werkstatt-Stationenarbeit gezeigt. 2/3 Schülerarbeitszeit, 1/3 Einführung und Ausklang. Die Stunden wurden allesamt gelobt.
    Daher habe ich auch meine Prüfungslehrprobe als Sunde mit viel freier Arbeit geplant (Stationen) und diese Stunde wurde mit 1,0 bewertet. Ich hatte mich aber im Vorfeld abgesichert ob Stationenarbeit okay wäre.


    Ich denke , dass der Direktor auch in Stunden mit viel freien Elementen deine Leistung beurteilen kann. DU wählst/erstellst die Materialien, DU hast die Kinder dahin geführt, dass sie diese ohne große Hilfe bearbeiten können, DU leitest die Stunde ein und aus, DU strukturierst, DU bewertest/beurteilst ...
    Und wenn Frontalunterricht einfach nicht mein Ding ist, dann mache ich nicht den "Klassenkasper" und verstelle mich für eine Lehrprobe ... es sei denn, es ist weithin bekannt, dass der Direktor mit freien Lernformen ein Problem hat. ... was ich dann aber auch wieder sehr bedenklich fände. ;)


    @ Schlauby: Ich denke, Sunshine wird sehr wohl wissen, dass es einen Unterschied zwischen Freiarbeit und Werkstattarbeit gibt. Allerdings hat sich im "Alltag" der Überbegriff "freie Lernformen" (oder halt dann in der Steigerung "Freiarbeit") für sämtliche offene Unterrichtsformen eingebürgert und wenn es nicht gerade um die Formulierung für eine Prüfungslehrprobe geht, kann man sicher darüber hinweg sehen ... ;)


    LG
    Sunny

  • Zitat

    @ Schlauby: Ich denke, Sunshine wird sehr wohl wissen, dass es einen Unterschied zwischen Freiarbeit und Werkstattarbeit gibt. Allerdings hat sich im "Alltag" der Überbegriff "freie Lernformen" (oder halt dann in der Steigerung "Freiarbeit") für sämtliche offene Unterrichtsformen eingebürgert und wenn es nicht gerade um die Formulierung für eine Prüfungslehrprobe geht, kann man sicher darüber hinweg sehen ... ;)


    das hat sich also so schon "einbürgert" ?! ohje :( . der _richtige_ oberbegriff wäre vielleicht "offener(er) unterricht". ich bezweifel im übrigen, dass allen dieser unterschied bekannt ist - eben gerade wegen der alltäglichen verm(/w)ischung.


    da freiarbeit ein völlig anderes unterrichtskonzept ist (freie !!! wahl des lerngegenstandes), kann ich hier im lehrerforum nicht darüber hinwegsehen. sorry!


    es geht hier also um _werkstattarbeit_. die lehrerrolle ist dabei relativ klar beschrieben: beobachten, beraten, mitarbeiten(!!!). auf keinem fall blindlings durch die klasse gehen und die schüler _stören_ ("na, was arbeitet ihr gerade?!"). bei rückfragen sollte immer zunächst auf die experten verwiesen werden. im optimalen fall kann der lehrer die gesamte werkstattphase über auf seinem stuhl sitzen, schüler beobachten, werkstattergebnisse kontrollieren etc.


    am ende einer werkstattphase rückt der lehrer als moderator wieder mehr ins zentrum: arbeitsprozesse reflektieren, ergebnisse bündeln, zusammenfassen, ...


    bei einer schulleitung, die meint, man müsse bei einer werkstatt ständig rumeiern und schüler stören, würde ich wohl eher was lehrerzentriertes mit klassischen unterrichtsphasen (...) zeigen.


    Zitat


    Beobachtungsbögen ausfüllen während des Unterrichtsbesuchs würde ich auf gar keinen Fall - aber auch sonst mache ich das nur in äußersten Notfällen während des Unterrichts - direkt danach ist dafür der bessere Zeitpunkt und du weißt ja vermutlich, worauf du achten musst bei den Schülern.


    warum ?! wenn alles gut klappt, deine schüler ihre aufgaben verstanden haben, engagiert arbeiten, sich gegenseitig unterstützen/helfen, was gibt es dann sinnvolleres zu tun, als die schüler zu beobachten und dir dazu notizen zu machen. lehren heißt auch, sich mal ganz zurücknehmen zu können - da muss ich auch immer wieder mich selber an die nase fassen. wenn ich es mir dann aber mal gelingt, kann ich oft erstaunliches beobachten.

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