Antolin als Leseförderung??

  • Ich weiß nicht, ob für solche Grundsatzdiskussionen hier der rechte Ort ist, aber ich probier es einfach mal (ansonsten möge man mich an den rechten Ort verschieben).


    Ich frage mich seit einigen Tagen, inwieweit man bei Antolin oder Lepion von Leseförderung sprechen kann (mit der Betonung auf Förderung). Ich beobachte die Arbeit mit Antolin in meiner Hospitationsklasse wie folgt: Der Schüler liest ein Buch und setzt sich in einer Freiarbeitsphase an Antolin und beantwortet die Fragen zu dem Buch. Kann er eine Frag einmal nicht beantworten versucht er es in der Regel über das Ausschlußprinzip oder er rät. Zum Buch selbst greift er nicht mehr oder nur in den seltensten Fällen.
    Besonders clevere Kinder beantworten natürlich auch Fragen zu Büchern, die ihnen im Laufe früherer Klassen vorgelesen wurden, deren Filme sie gesehen haben. So kommen natürlich immer mehr Punkte zusammen (denn das ist es ja, was für die Schüler vordergründig interessant ist).


    Ich frage mich halt, wo bei diesem Prozess der Aspekt der Förderung bleibt? Denn dann müssten die Schüler ja durch den Einsatz ihre Leseleistung merklich steigern (gibt es dazu vielleicht Untersuchungen??). Offensichtlich wird ja vor allem die Motivation gefördert.


    Nutzen eure Kinder Antolin anders? Setzen die sich wirklich mit dem Buch hin und gehen die einzelnen Seiten durch, wenn sie mit einer Frage nicht weiterkommen?

  • Leseförderung bedeutet doch nicht nur, dass die Technik des Lesens geübt und verbessert wird (ist meiner Meinung nach zweitrangig, weil in der Folge automatisch der Fall), sondern vor allem dass die Kinder Freude am Lesen entwickeln und dauerhaft zum Lesen motiviert werden. Ich denke, das ist das eigentliche Ziel von Antolin u.ä.

  • für mich fällt antolin auf jeden fall unter eine leseförderung, die die kinder sehr motiviert a) vermehrt bzw. gezielt bücher zu lesen, die bei antolin gelistet sind und b) die fragen bei antolin zu lesen (was bei büchern mit mehr text auch eine übung darstellt, weil die fragen zunehmend länger und komplexer werden), d.h. ein kind muss genau lesen.
    ich habe in einer 4. klasse auch erlebt, dass die kinder gezielt im gelesenen buch nachschlagen, um die frage genau zu beantworten.


    eine alternative möglichkeit ist:
    1. buch lesen
    2. lesetagebuch verfassen (u.a. mit aufträgen, sich eine eigene meinung zum buch zu bilden und diese aufzuschreiben; den inhalt und die lieblingsstelle wiederzugeben usw.)
    3. fragen bei antolin zu beantworten.


    in diesem zyklus habe ich mit leseförderung ergänzt durch antolin gute erfahrungen gemacht :)

  • Ich habe vor einigen Wochen auf einer Tagung gehört, dass Events wie "lange Lesenacht" etc. keinen signifikanten Nutzen für die schwachen Leser, nur für die ohnehin starken Leser hat.
    Ähnlich vermute ich es auch mit antolin!

  • Mir fällt noch ein:
    Fürs gezielte Lese-technik-Training hab ich in Klasse 2 mit einer FLOH- Lesekiste gearbeitet, da kriegen die Kinder je 7 mal 10 Leseminuten (Zettel ausgefüllt u. von Eltern unterschrieben) ein Blatt, das sie dann auf den Lesebaum heften durften. Der Baum kriegt dann immer mehr Blätter und wird schön bunt.
    Und alle vier Wochen gibts nen Lesefitnesstest.
    Fand ich vom Material her ganz nett! Und die schickens Dir in die Schule und koscht nix!

  • Ich denke, wenn man die Scxhüler irgendwie dazu bringt etwas zu lesen, dann ist schon viel erreicht.


    Auch für schwache Schüler kann Antolin interessant sein, allerdings natürlich nicht im direkten Vergleich mit den Guten.


    Ich "rechne" die erlesenen Punkte meiner Schüler in Hausaufgabengutscheine um.
    Je nach Lesefähigkeit braucht man 100, 150, 200 oder 250 Punkte, um einmal Hausaufgabenfrei zu bekommen.
    Das motiviert auch die schwachen Leser. ;)

  • Zitat

    Denn dann müssten die Schüler ja durch den Einsatz ihre Leseleistung merklich steigern (gibt es dazu vielleicht Untersuchungen??). Offensichtlich wird ja vor allem die Motivation gefördert.


    Du verwendest für "Leseförderung" eine falsche, veraltete Definition.... Leseförderung war FRÜHER ausschließlich Förderung der Lesefähigkeit und Lesefertigkeit, seit einigen Jahren (Jahrzehnten) versteht man unter "Leseförderung" aber v.a. die Förderung der Lesefreude und der Lesemotivation.
    Bettina Hurrelmann hat das in einem Artikel recht schön herausgearbeitet.


    Beim Aspekt "Lesefreude" spielt Antolin sicher eine große Rolle.

  • Hallo Paro,
    das hört sich gut an - wo krieg ich denn diese FLOH-Lesekiste?
    Liebe Grüße
    Chiaro

    "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
    (afrikanisch)

  • also, ich führe dieses jahr auch antolin ein.


    dennoch bleibt natürlich die frage, ob die kinder wirklich freude "am lesen" haben oder lediglich "Punktegeil" sind. wobei ich mir auch vorstellen kann, dass aus dem "punktegeil" eine "lesefreude" wachsen kann.


    mal schauen, was das jahr so bringt ...

  • Zitat

    Original von schlaubydennoch bleibt natürlich die frage, ob die kinder wirklich freude "am lesen" haben oder lediglich "Punktegeil" sind. wobei ich mir auch vorstellen kann, dass aus dem "punktegeil" eine "lesefreude" wachsen kann.


    Ich denke gerade für die wenig-Leser sind so Punktesysteme, Lesepässe oder Ähnliches wichtig. Sie muss ich mit etwas "ködern" und ihnen das Lesen irgendwie schmackhaft machen.
    O das Ganze dann in Lesefreude mündet, wird sich heraustellen.


    Auf jeden Fall erfahren die Schüler erst mal, dass sie es schaffen ganze Bücher zu lesen - und wenn es erst mal nur ganz einfache sind.
    Sie verbessern ihre Lesefähigkeit und lesen die Bücher vielleicht schneller.
    Und so kommt vielleicht dann wirklich ein Kreislauf in Gange an dessen Ende die Lesefreude steht.


    Da bin ich halt auch als Lehrer schon gefragt, muss viel loben und ermuntern und trösten, wenns mal nicht so mit den Punkten geklappt hat.
    Und manchmal den einen oder anderen Schüler auch ein bissl "anschupsen". Gerade Kinder, die eine sehr ähnliche Leseleistung haben liefern sich manchmal "Kopf-an-Kopf Rennen" und hören garnicht mehr zu lesen auf.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke selbst wenn Antolin verstärkt die stärkeren Leser motiviert, muss das ja nichts schlechtes bedeuten. Auch bei diesen Kindern sollen wir die Lesemotivation steigern bzw. aufrecht erhalten. Und die Bücher, die in der Klasse (vor-)gelesen werden, können alle Kinder bearbeiten und setzen sich dabei mit einem Internetangebot auseinander. Dabei lernen sie nicht nur Fragen lesen und beantworten.
    Sicher kann Antolin nur ein Baustein von vielen in der Lesemotivation und -förderung sein.


    Gruß leppy

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