Praktikum - Umgang zwischen Praktikant & Lehrern

  • Hallöchen,


    ich habe auch sehr unterschiedliche Erfahrungen im BP gemacht. Ich traf auf sehr engagierte Lehrer, die froh waren frischen Wind in der Schule zu haben. Ich bin aber auch Lehrern begegnet, die das Zimmer verlassen haben, wenn ich mit Ihnen sprechen wollte (Kindergarten lässt grüßen).


    Ich hab dann mal ausführlich mit einer Schulleiterin und mit den Refs geredet. Meistens wird nur der Schulleiter wegen Praktikanten gefragt und der Lehrer bekommt ihn dann aufgedrückt. Das ist ein blöde Situation. Besonders traurig war ich, als mir eine Lehrerin trotz gemeinsamer Unterrichtsplanung dann am Ende die Unterrichtserlaubnis nicht erteilt hatte. Erst fand sie alles super und als ich beim Stundenklingeln vorne stand hat sie abgebrochen und ich bin total sauer aus dem Zimmer gerannt. Aus Mitleid haben mir ihre Kollegen, dann ihre Stunden für meine Unterrichtssequenz gegeben, damit die Mühe nicht umsonst war und ich wenigstens 2 Stunden in meinem studierten Fach (in ganzen7!!! Semstern) nachweisen konnte.


    Ich kann allen Studenten nur folgende Tipps geben:
    Immer freundlich und hilfsbereit sein - die Lehrer haben nur Mehraufwand und mnan sollte auch was zurückgeben


    Auch mal direkt Hilfe anbieten oder Eigeninitiative ergreifen - Zimmer mit Umräumen, sich um Helferdienste kümmern, Arbeitsblätter kopieren oder die Materialsammlung ordnen (es gibt immer was zu tun!)


    Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - zeigen, dass man dankbar ist und die Mühe schätzt - selbstgebackenes oder ein kleiner Obstkorb fürs Lehrerzimmer, den Lehrern eigenes Material oder Fundquellen aus dem Internet anbieten, etwas tolles für die Schule herstellen (Fotos machen und dann schön einrahmen lassen)


    Auch nicht abwimmeln lassen, wenns um Hospitationen geht - immer klar machen, dass man kaum Erfahrung hat und gerne von Erfahrenen lernen will - dazu gehört auch, dass man mal Fragen stellt und sich wirklich interessiert


    Mit offenen Karten spielen - Probleme ansprechen und Wünsche bzw. Bedürfnisse formulieren - Viele Lehrer kennen die gegenwärtige Uniausbildungsstruktur ( und Defiziten in fachdidaktischer Hinsicht) nicht und fühlen sich deshalb nicht angesprochen - Unterrichtserfahrung kann man nur in der Schule und nicht in einer Vorlesung mit 100 Leuten lernen.


    Und wenns garnicht läuft immer daran denken, man muss hier nicht für immer bleiben!!!


    Elli

  • Zitat

    Original von ellipirelli1980
    Besonders traurig war ich, als mir eine Lehrerin trotz gemeinsamer Unterrichtsplanung dann am Ende die Unterrichtserlaubnis nicht erteilt hatte. Erst fand sie alles super und als ich beim Stundenklingeln vorne stand hat sie abgebrochen und ich bin total sauer aus dem Zimmer gerannt.


    Naja, das ist aber auch nicht das Verhalten, das ich von einer Erwachsenen erwarten würde. Hast du denn mal das Gespräch gesucht und nachgefragt, wieso das so gelaufen ist? Vielleicht hatte sie ja Gründe oder es gab ein Missverständnis zwischen euch oder oder...


    Gruß
    Britta

  • Hallo Britta,


    in dem Moment war ich einfach nur sauer. Ich bin das ganze WE wegen Büchern für die U-Stunde rumgerannt. Hab dann auch noch die Bücher kaufen müssen, Arbeitsblätter erstellt und Material ohne Ende gebastelt. ich hab also viel Geld und Zeit in die Stunde investiert. Ich habe meinem Unibetreuer, den Klassenlehrern und den Kindern Bescheid gegeben. Das Tafelbild war angemalt und der Sitzkreis gebildet! Und dann fällt sie mir ins Wort und stellt sich einfach vor mir hin. Sie hat mir keine Begründung gegeben und einfach (und das auch noch vor Unterrichtsschluss) das Schulhaus verlassen.


    Das Problem ist, dass ich für mein Staatsexamen Stunden vorweisen muss. Nicht nur auf Papier sondern auch mit konkreten Arbeitsergebnissen, also Bildern, Schriftstücken oder anderen fassbaren Dingen. Ich kann ja schlecht alles mögliche fälschen - erst Recht nicht die Unterschrift über die gehalten Stunden. In dem Moment hatte ich es mit dieser Frau einfach nur satt, weil sie erst nicht kooperieren wollte, sich aber dann mein ganzes Material kopiert hat.


    Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie mich wie eine Kuh gemolken hat und mir dann keine Chance gibt, mein Wissen einmal anzuwenden, obwohl ich mich wirklich sehr bemüht hatte und total aufgeregt war.


    Elli

  • ...und trotzdem - ich finde schon, dass du noch einmal das Gespräch mit ihr hättest suchen müssen, von mir aus auch am nächsten Tag. Einfach die Klasse verlassen geht mal gar nicht.

  • Zitat

    Original von ellipirelli1980
    ich wenigstens 2 Stunden in meinem studierten Fach (in ganzen7!!! Semstern) nachweisen konnte.


    Wie kannst du denn in der ganzen Zeit nur 2 Stunden unterrichtet haben? Oder hab ich das falsch verstanden?
    So locker hätte ich das auch gerne mal. Aber dann würd mich ja keiner als Lehrer einstellen. :D In einer Woche startet mein nächstes Unterrichtspraktikum, mit einer Wochenstundenzahl von 12-13 Stunden eigenverantwortlichem Unterricht.


    Kann die Dame denn so massiv eingreifen? Gibt's bei euch denn keine Regelungen wie das zu laufen hat? Man kann Studenten doch nicht einfach zum Bettelgang in die Schule schicken, in der Hoffnung, dass ihnen schon irgendwer mal ne Stunde abgibt. :rolleyes:


    Obwohl ich verstehen kann, warum du raus gerannt bist, ein Gespräch hätte wohl schon sein müssen. Das ist dann manchmal ziemlich doof. Allerdings merken es manche Leute auch nicht, wenn sie zu sehr eingreifen. Möglicherweise hat die Frau einfach Panik bekommen, warum auch immer. Man muss nicht immer davon ausgehen, dass Leute alles aus Bösartigkeit machen. Ich musste in meinem letzten Praktikum auch eine der Vertretungslehrerinnen bitten sich etwas zurück zu halten. Sie hat es nur gut gemeint und wollte mir helfen, das war mir schon klar. Dennoch hab ich ihr ganz höflich erklärt, dass ich es ja auch selbst lernen muss. Hat dann auch etwas besser geklappt. ;)

  • Hallo Dejana,
    ja du hast es erfasst - wir müssen an die Schule gehen und um deren Gunst bitten. Viele Lehrer wollen auch nicht, dass du bei ihnen hospitierts und unterrichtest. Besonders ist das bei mir problematisch, weil mein Hauptfach erst seit relativ kurzer Zeit existiert. D.h. das fast alle diese Lehrer fachfremd unterrichten und deshalb sehr unsicher sind. Früher fand bei uns die Lehrerausbildung in der GS in Fachschulen statt. Und dann kommen Studenten von der Hochschule und wollen bei Fachfremden hospitieren und Unterricht geben.


    Das ist alles sehr kompliziert und ich kann die Frau ja auch verstehen. Die denken wir haben eine umfassende Didaktikausbildung auf höchstem Niveau und sie fühlen sich absolut überfordert mit uns. Das wir reine Philosophie mit ganzen 2 Veranstaltungen FD für Gym-Lehrer haben, sehen sie leider nicht.


    Nachdem ich das Zimmer verlassen habe, bin ich auch sofort zur Schulleiterin ins Büro und habe um ein gemeinsames Gespräch mit ihr und der Lehrerin gebeten. Die Lehrerin wollte sich nicht darauf einlassen und ich wäre eh nur noch einen Tag länger in der Schule geblieben. Erst bettel ich 4 Wochen um meine Stunde und dann sagt sie am vorletzten Tag nein. Ich hatte gar keine Chance noch was zu klären oder die Stunde zu wiederholen. Ich war ja dann auch noch paar mal zu Besuch in meiner Schule und die Leiterin sagte mir, dass sich die Lehrerin von den Studenten in ihrem Arbeitsplatz bedroht fühlt, weil sie Angst hätte, sie würden sie entlassen und lieber Fachlehrer einstellen.


    Klar war meine Reaktion auch blöd, aber für mich stand in dem Moment einfach mein Staatsexamen auf der Kippe, weil unsere Uni die Nachweise (und nicht die Betreuung) fürs Praktikum sehr genau nimmt. Wir haben ganze 2 Praktikas für unser Hauptfach und wenn die Lehrer dich nicht da haben wollen, haste einfach Pech. Meinen anderen Kommolitonen mit Hauptfach Philo gings ebenso. Nur Abwehrreaktionen von Seiten der Lehrer.


    elli

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von ellipirelli1980


    2 Praktikas für unser Hauptfach


    elli


    Ich weiß, es wird grade sehr belehrend und klugscheißerisch, aber wenn ich irgendwo das Wort "Praktikas" sehe, bin ich kurz davor, in die Tischkante zu beißen. Das heißt immer noch ein Praktikum und mehrere Praktika.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von ellipirelli1980
    Ich war ja dann auch noch paar mal zu Besuch in meiner Schule und die Leiterin sagte mir, dass sich die Lehrerin von den Studenten in ihrem Arbeitsplatz bedroht fühlt, weil sie Angst hätte, sie würden sie entlassen und lieber Fachlehrer einstellen.
    elli


    Äh, ich habe den Thread jetzt nicht ganz gelesen, aber kannst Du DAS mal erklären? Wieso sollte sie wegen der Studenten ihren Arbeitsplatz verlieren?
    Ist sie keine richtige Lehrerin?


    Professionell wäre das Verhalten der besagten Dame, wenn es denn wirklich so war (Informationen aus zweiter Hand sind ja mit Vorsicht zu genießen), nun wirklich nicht gewesen.


    Dass sie kein klärendes Gespräch haben wollte, ist wohl die Konsequenz, wenn es denn so war wie oben beschrieben. Wer würde sich so outen wollen?


    Nebenbei: Ich habe meine Praktika nicht als Bittsteller erlebt - da waren die Lehrer eigentlich ganz hilfsbereit. Natürlich gingen die Referendare vor, aber alles in allem war das schon ganz ok.


    Wir haben auch ab und an Studenten bei uns an der Schule. Bislang bin ich noch von keinem angesprochen worden, aber ich hatte den Eindruck, dass sie den Kollegen nicht so zur Last gefallen sind.


    Vielleicht liegt das aber auch an unserem Kollegium, was in dieser Hinsicht ganz locker drauf ist.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ellipirelli, ich kriege das Gefühl nicht los, dass hier ein Missverständnis oder ein Kommunikationsproblem vorlag. Hast du mit der Lehrerin ganz konkret ausgemacht, wann und zu welcher Stunde du zu welchem Thema Unterricht halten sollst?


    Wenn du ein Problem mit einer Lehrerin hast, ist es besser, das mit ihr persönlich zu klären und nicht über die Schulleitung. Vermutlich hat sich die Lehrerin in die Enge getrieben gefühlt. Ich hätte mich für das Weglaufen entschuldigt und die Lehrerin später in einer ruhigen Minute um ein Gespräch gebeten.


    Ich hatte auch als Referendarin Lehrer, die es nicht mochten, wenn ich ihnen zuschauen wollten, aber wirklich ablehnend waren sie nie. Ich habe immer erklärt, dass ich noch viel lernen muss und bei jedem was lernen kann und dass ich auch verschiedene Schüler kennen lernen möchte, es mir also nicht nur um das Lehrverhalten ging.
    Für die Lehrer war es hilfreich, wenn ich 2 bis 4 Wochen vorher gefragt habe und mit ihnen ganz konkret eine Zeit ausgemacht habe, wo ich in den Unterricht komme. Also nicht: "Darf ich jetzt gleich bei Ihnen zuschauen?", sondern: "Ich würde gerne in 3 Wochen eine Stunde bei Ihnen im Fach XY zuschauen, würde es Ihnen passen?" oder "Ich würde gerne eine Stunde im Fach XY bei Ihnen zuschauen, wann würde es Ihnen passen?"
    So konnten die Lehrer sich darauf einstellen und ihre Unterrichtsstunde in Ruhe vorbereiten. Wenn ich wusste, dass die Klasse eine Problemklasse ist, habe ich auch gesagt, dass ich das weiß.


    Hast du denn deine 2 Stunden jetzt beisammen?

  • Wie gesagt, ich hatte bisher keine Probleme Stunden zu bekommen. Ich muss aber auch nicht darum betteln, sondern das ist eigentlich ganz normal und wird vorher festgelegt. Referendare gibt's bei uns ja nicht...das sind wir eh so halb. Ausserdem bekommen die Schulen Kohle für uns, damit sie ihre Kopierkosten und dergleichen decken können.
    Suchen bei euch denn die Unis die Schulen aus? Werden eure Mentoren da nicht drauf vorbereitet? (Meine Uni zahlt sogar für Vertretungslehrer, damit die Mentoren das Training besuchen können.)


    Aber 2 Stunden finde ich schon etwas eigenartig. Wie soll man dich denn mit so wenig Praxis dann getrost vor eine Klasse stellen? ?( Insgesamt habe ich in meinem Studium (dauert 2 Jahre) 35 Wochen Praktikum. Es ist nur ein geringer Teil der Wochen, in denen ich nur zuschaue. Meist muss ich selbst ran, wenn auch unter Anleitung und gelegentlich auch mit dem eigentlichen Lehrer oder meinem Tutor als Zuschauer. :D
    Und in einer Woche ist es wieder soweit. Waaaaaaahhhhhhhhh. Allerdings weiss ich ja noch nicht, wie es in der neuen Schule wird. War heute da und hab meinen "Hallo, hier bin ich"-Brief abgegeben (Post streikt gerade). Sooo groß und gar nicht so runtergekommen, wie ich das sonst gewöhnt bin. ;)

  • elli


    Naja, die Institute für Lehrerbildung gibt's mittlerweile seit 17 Jahren nicht mehr; Du findest bestimmt auch eine Schule, an denen Lehrer angestellt sind, die U50 Jahre alt sind. Ansonsten macht Deinem Praktikumsamt Feuer unterm Hintern, oder geh für ein Praktikum in ein anderes Bundesland, in dem es keine IfL-Lehrer gibt.


    LG, das_kaddl.

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