Fühl mich so gehetzt...

  • Hallo Ihr,


    bin grad irgendwie total frustriert. Ich habe zum ersten Mal eine 1.Klasse und hab mir das irgendwie ganz anders vorgestellt.
    Habe viele gute Ideen (so denke ich) aber bringe sie irgendwie nicht unter. Ich fühle mich total gehetzt und frage mich wann ihr all die Dinge wie...Klassentagebuch, regelmäßige Übungen zur phonologischen Bewußtheit, Wörter des Tages, Einzelleseförderung, Gedicht der Woche, Buchstaben kneten, backen, prickeln etc etc macht?


    Wer muntert mich auf oder gibt mir Tipps wie ich all die schönen (und in meinen Augen auch wichtigen) Dinge noch irgendwie (ohne viel Zeitaufwand) einbinden kann.


    Hiiiiiiiilllllllfffffffeeeeeeee
    Vanessa

  • ...genau...da hat man sich vor Schulbeginn überlegt, dass man vielleicht immer morgens einen Morgenkreis machen möchte, viele Bewegungspausen machen möchte, jede Woche ein neues Lied einüben, offenen Unterricht praktizieren mit Freiarbeit und Wochenplan, natürlich alle möglichen Sozialformen perfekt einüben, ...


    Ich hab auch ein echtes Zeitproblem und denke immer, nicht alles zu schaffen. Vermutlich muss man sich davon einfach freimachen - aber das fällt mir auch schwer!

  • Hallo allerseits,


    ach, wie gut ich das kenne... und wie gut es tut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht :)


    Trotz der fünf Förderstunden im Saarland und dem damit eigentlich vorhandenen Zeitfenster, reicht die Zeit vorne und hinten nicht. Begrüßungsritual im Stehkreis, Kontrolle der Hausaufgaben auf Vollständigkeit, gemeinsame Überprüfung der Lese-Hausaufgabe, Wort des Tages mit der Buchstabenuhr schreiben, nach den Pausen Streitigkeiten klären, später dann Hausaufgaben erklären und austeilen, 5 Minuten vorlesen, Verabschiedung mit einem Lied... zusammen gerechnet ist allein durch diese Sachen bestimmt eine Schulstunde "weg". Zeit für schöne Sachen knappse ich momentan von Religions- und Sachunterrichtsstunden ab. Eine bessere "Lösung" habe ich noch nicht gefunden. Die Begeisterung der Kinder bei gemeinsamen Aktionen, zum Beispiel Obstsalat machen, überwiegt momentan noch meinem schlechten Gewissen, dass Religion größtenteils unter den Tisch fällt. Tipps sind herzlich willkommen :-)))


    Lieben Gruß
    la_sarroise

    • Offizieller Beitrag

    Ooohhh ja!


    Ich bin zur Zeit froh, eine LAA mit in der Klasse zu haben. Zum einen, weil sie viele tolle Sachen macht, zu denen ich sonst nicht kommen würde, zum anderen ist ihr Ausbildungsunterricht meine ständige 'Ausrede', wenn ich mal wieder hinter dem Tempo der Parallelkollegen hänge. Inzwischen konnte ich aber feststellen, dass die Kollegen, die im Stoff immer vorneweg sind, keine Zeit für die sonstigen Bedürfnisse der Kinder haben. Da wird nur abgearbeitet. Furchtbar! Ich lasse mich von meinen ehemaligen Schülern aufbauen, die nun im dritten Schuljahr sind und hoch gelobt werden. Es scheint sich also auszuzahlen, auch mal eine Matheseite nicht komplett zu machen oder zwei von drei Lese-Schreib-Arbeitsblättern zu ignorieren und stattdessen die Kinder mehr in ihrer Persönlichkeit zu stärken, ihnen Methoden an die Hand zu geben und ihnen vorzuleben, dass man auch mal eine Stunde genießen kann, ohne wer-weiß-was schaffen zu müssen. Dafür nutze ich z.B. die Religionsstunden: langer Gesprächskreis, viele Bilderbücher, kleine Mal- und Schreibaufgabe und zu Beginn und am Schluss ein Lied oder Entspannungsmusik. Das ist sooo schön. Da komme ich selbst von dem Stresstripp runter. Ich gebe auch immer wenig Hausaufgaben auf und bin entsetzt, wenn ich Hausaufgabenbetreuung habe, was einige Kollegen ihren Erstklässlern aufbürden.


    LG Talida

  • Jaaaaaaa, genauso hab ich es gemeint und es tut wirklich gut zu lesen, dass es vielen so geht!
    Fazit: Ruhig bleiben und die Kinder in den Vordergrund stellen!
    ODER?

  • Zitat

    Original von Vanessa
    Fazit: Ruhig bleiben und die Kinder in den Vordergrund stellen!
    ODER?


    Hallo!
    Ich finde auch, dass es sich lohnt, so zu arbeiten!
    Jede investierte Minute in das Zusammengehörigkeitsgefühl, friedliche Konfliktlösung, Einführung und Üben von Arbeits- und Ordnungsmethoden zahlen sich meiner Erfahrung nach hinterher vielfach aus. Also, lassen wir uns nicht verrückt machen von galoppierenden Parallelklassen (auch wenn es manchmal leichter gesagt, als getan ist :rolleyes: )!
    LG
    pinacolada

    • Offizieller Beitrag

    Kann mich den Vorschreiberinnen anschließen.
    Die Zeit, die man am Anfang in das Sozialverhalten investiert, zahlt sich später aus. Ich war mit meiner ersten eigenen Klasse auch mal 5 Buchstaben zurück - und hatte meckernde Eltern auf der Matte. Heute wird meine Klasse wegen ihres Zusammenhaltes gelobt und ist leistungsmäßig gleichauf mit den Parallelklassen.
    Allerdings habe ich auch nicht alles gemacht: Buchstabe kneten und prickeln und backen und legen und auf dem Seil gehen und und und geht nicht. Bei mir kneten die Kinder und ein Puzzle gibt es als Wahlaufgabe im Wochenplan.


    Und auch jetzt habe ich wieder eher das Gefühl zu hetzen, statt das Ganze in Ruhe anzugehen, besonders bei den Zweitklässlern, die ja nächstes Jahr in die 3. Klasse müssen.


    Grüße und viel Spaß und Erfolg mit den Kleinen,
    Conni

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