Wie Ruhe und Aufmerksamkeit in (fremder) 1. Klasse?

  • Ich absolviere momentan meine Schulpraktischen Studien im Fach Kunst in einem 1. Schuljahr. Nachdem ich bisher hospitiert habe, begann ich heute mit dem Unterricht: Jeweils eine Doppelstunde.


    Wenn ich möchte, darf ich den Kunst-Unterricht bis Februar allein übernehmen, die Lehrerin ist anwesend, würde mich gegebenenfalls unterstützen. Fachdidaktisch traue ich mir den kompletten Unterricht zu, aber:


    Ich habe heute gemerkt, dass ich noch große Probleme habe, für Ruhe und Aufmerksamkeit zu sorgen.


    Die Stunde war abwechsulgsreich: Singspiel, zeichnen, Szenischen Spiel, nochmals zeichen. Es hat den Kindern gefallen!
    Jedoch waren die Kinder bei der Reflexion und bei der Gruppenarbeit zum Szenischen Spiel unglaublich wild und unaufmerksam. Es konnten nicht alle Kinder teilhaben, haben sich nicht beteiligt, haben Quatsch gemacht.


    Wie sorge ich in solchen Phasen für mehr Aufmerksamkeit?
    Ich musste sehr laut werden, um die Kinder zu ermahnen, möchte dies allerdings eigentlich nicht.... Welche Möglichkeiten gibt es?

  • hallo lissi,
    ich vertrete momentan die feuerwehrkraft und weiß daher wie schwer es ist sich immer wieder vor neuen klassen zu behauten.


    ein paar tips:
    - sorge am anfang der stunde für ruhe, notfalls auch laut (das sollte dann aber auch das einzige mal sein, sonst tust du dir und den schülern keinen gefallen). dann teile den schülern mit dass es ein stille-zeichen gibt (sowas gibt es doch bestimmt in derklasse? wenn nicht dann musst du eins organisieren). erkläre ihnen, was sie zu tun haben wenn das signal ertönt und was passiert wenn sie es nicht tun. das musst du natürlich mit der klassenlehrerin absprechen, welche möglichkeiten du da hast. und das musst du dann auch ganz konsequent durchziehen, wenn jemand das zeichen missachtet dann folgt direkt die konsequenz.
    - wenn es unruhig und laut wird dann unterbreche den unterricht. erkläre den schülern, dass du nur weiter machen kannst, wenn es wieder leise ist. vielleicht kannst du am ende der stunde etwas besonderes machen, mit denen du die schüler überzeugen kannst, dass es möglichst zügig zugehen sollte? irgendein spiel? das natürlich nur dann gespielt wird, wenn zeit ist, und zeit ist nur, wenn die klasse zügig arbeitet.
    - lerne möglichst schnell die namen der schüler. sprech die schüler direkt an. nicht "es ist zu laut", sondern: "xy, du bist zu laut, du störst, lass das bitte"
    - du solltest dir auch überlegen, wie du mit einzelnen störern umgehst, z.b. bei der ersten störung den namen an die tafel, bei jeder weiterer störung ein strich, bei einem/zwei/drei strichen: extra ha, klassenbucheintrag, nachricht an die eltern etc. - wie gesagt, das musst du mit der klassenlehrerin absprechen.


    ich hab die erfahrung gemacht dass wenn man von anfang an ganz streng und konsequent ist der unterricht meistens sehr gut funtkioniert und man schnell lockerer werden kann. und wenn du gleichzeititig noch liebevoll und respektvoll mit den schülern umgehst klappt das bestimmt.


    ich arbeite noch nicht allzulang, das sind natürlich keine patentrezepte, aber bei mir hats bis jetzt eigentlich sehr gut funktioniert!


    ich wünsch dir viel erfolg!
    lg brotkopf

  • Vielen Dank!


    Ich habe noch zwei Fragen:


    Wenn ich kein Klangsignal besitze, welche (sprachlichen) Möglichkeiten gibt es? (z.B. lautes Zählen von 10-0 ?)


    Welche Konsequenzen bei Übertretungen kann man bei 1.-Klässlern androhen?

  • Ich habe neben dem Klangsignal (was sich schnell abnutzt wenn man es zu oft benutzt) auch das typische Leisezeichen: Finger auf den Mund und Arm hoch, solange warten bis alle Schüler das Zeichen mitmachen.


    Wenn es nur einzelne Schüler sind hilft es manchmal auch einfahc hinzugehen und sich unauffällig hinter sie zu stellen (während du mit dem Unterricht eiter machst)


    Konsequenz: Wenn ihr redet kann ich noch nicht reden. Du kannst ja davon ausgehen, dass die Schüler DIR nix böses wollen, sie sind grad halt nur "anderweitig" beschäftigt ;)

  • Zitat

    Original von Schmeili
    Ich habe neben dem Klangsignal (was sich schnell abnutzt wenn man es zu oft benutzt) auch das typische Leisezeichen: Finger auf den Mund und Arm hoch, solange warten bis alle Schüler das Zeichen mitmachen.


    Wenn es nur einzelne Schüler sind hilft es manchmal auch einfahc hinzugehen und sich unauffällig hinter sie zu stellen (während du mit dem Unterricht eiter machst)


    Konsequenz: Wenn ihr redet kann ich noch nicht reden. Du kannst ja davon ausgehen, dass die Schüler DIR nix böses wollen, sie sind grad halt nur "anderweitig" beschäftigt ;)


    Zu 1: Das gennante Leisezeichen kenne ich bereits, leider funktioniert es nicht, wenn der Lärmpegel zu hoch ist (was im Kunstunterricht öfter mal der Fall ist, was ich auch nicht besonders schlimm finde)... Gibt es weitere Ideen?


    Zu 2: Leider ist die "anderweitige" Beschäftigung oft spannender als der Unterricht. Selber reden macht halt mehr Spaß als zuhören. Gibt es dafür eine Lösung?

  • Die Lösung zu 2 ist ganz einfach: Dann muss der Unterricht spannender gestaltet werden. =)


    Sorry, konnte mir das Kommentar nicht verkneifen - nicht böse sein :D

  • Zitat

    Original von lissis


    Welche Konsequenzen bei Übertretungen kann man bei 1.-Klässlern androhen?


    das ist natürlich nicht ganz einfach. manchmal hilft das aufschreiben des namens, z.b. an der tafel oder auf einem zettel.


    bei mir hilft ganz gut dass die kinder etwas später in die pause dürfen, aber natürlich nur ein paar minuten, denn man sollte den schülern nicht die pause nehmen, aber so ein paar minuten helfen meistens.


    ich überlege mir für jeden tag etwas besonderes, ein lied, ein tanz, ein spiel etc. welches wir am ende des tages machen. du könntest die schüler davon ausschließen, auch das funktioniert eigentlich immer gut


    nachricht an die eltern/direktor/klassenlehrerin, die möglichkeit gibt es bei schlimmen störern natürlich auch ...

  • Zitat

    Original von Paulchen
    Die Lösung zu 2 ist ganz einfach: Dann muss der Unterricht spannender gestaltet werden. =)


    Diese Vorstellung hatte ich auch!!!!!


    Nach der ersten Stunde war ich allerdings vollkommen ernüchtert:


    Die Kinder kannten als Arbeitsformen weder Darstellendes Spiel, noch gemeinsame Bildbetrachtung und Reflexion, noch Gruppenarbeit.... die einzige Arbeitsform, die bisher gut klappt: am Tisch sitzen, zuhören und arbeiten. wie soll man da spannenden Unterricht gestalten?
    Ich muss zunächst einmal alternative Arbeitsformen einführen und üben. Ich hatte mir den Kunstunterricht auch leichter vorgestellt.

  • Vielleicht waren die Kids auch einfach überfordert mit der Vielzahl an neuen Arbeitsformen die da in einer Stunde auf sie eingeprasselt sind?


    Zu1: Wenn es mir zu lange dauert bis die Kinder reagieren notiere ich mir die Minuten (deutlich sichtbar an der Tafel). 5 Minuten haben die Kids pro Woche"frei" - wenn sich mehr Minuten ansammeln wird dafür an schönen Dingen (Lieder, Spiele, Bewegungsgeschichten) welche wir u.a. jeden Freitag machen eingespart. Inzwischen reicht ein Blick zur Uhr und sie werden sehr schnell leise...


    und zur Lautstärke: Dieses Zeichen wirkt sogar im Sportunterricht wo alle durch die Halle wuseln. Arm heben=zu mir kommen, hinsetzen, leise sein. Es dauert maximal ne Minute.....

  • Zitat

    Original von Schmeili
    Vielleicht waren die Kids auch einfach überfordert mit der Vielzahl an neuen Arbeitsformen die da in einer Stunde auf sie eingeprasselt sind?
    .....


    Ja, das stimmt!
    Habe ich allerdings erst nach der Stunde realisiert. Ich habe zuviel vorausgesetzt.
    Zum Glück darf ich ja noch üben...


    Danke für die Tipps!

  • Du schriebst: "Die Kinder kannten als Arbeitsformen weder Darstellendes Spiel, noch gemeinsame Bildbetrachtung und Reflexion, noch Gruppenarbeit.... die einzige Arbeitsform, die bisher gut klappt: am Tisch sitzen, zuhören und arbeiten. wie soll man da spannenden Unterricht gestalten?"



    ... naja, das können meine Erstklässler allerdings auch alles noch nicht. Wir sind ja noch immer am Anfang des ersten Schuljahres, da müssen erst einmal Grundtechniken von "Wie klappe ich meinen Zeichenblock auf, Wie finde ich meinen Kittel, wie schreibe ich meinen Namen auf das Bild" geübt werden, da hatte ich zu all diesen anderen Dingen auch noch gar keine Zeit...


    liebe Grüße
    smali

  • Wie gesagt: ich habe daraus gelernt.


    Aber ein guter Kunstunterricht lebt nun einmal von der Interaktion. Meine Kinder sollen Fähigkeiten erlernen, keine Fertigkeiten (so wie in der herkömmlichen Kunsterziehung: Techniken).
    Ich möchte sie Erfahrungen machen lassen, ihre Wahrnehmung schulen, und diese dann aber auch reflektieren lassen.


    Dazu genügt es nicht, still am Tisch zu sitzen.

  • So, ich habe heute meine 2. Doppelstunde gegeben, und es lief gut (nicht perfekt, aber doch hinreichend)! Die Kinder haben gut gearbeitet, auf eine Klingel und meine laute Stimme haben sie auch gehört.
    Allerdings: der Vertretungslehrer (meine Mentorin ist krank) hat ein besonders schwieriges Kind in eine andere Klasse geschickt. Schade für das Kind, aber ich hatte es leichter.


    Nun noch eine Frage:


    Als "Belohnung" dürften die Kinder "Obstsalat" spielen. Nach nur 4 Durchgängen sprengten die Jungen das Spiel, indem sie sich keine neuen Plätzen mehr suchten, sondern in die Mitte drängten und anfingen zu rangeln.
    Ich musst das Spiel dann abbrechen.
    Ist das Spiel zu langweilig für 1.-Klässler, oder woran liegt es?
    Dieses in die Mitte drängen, den anderen Kindern keinen Raum lassen und das Spiel stören kenne ich bereits aus der letzten Stunde. Was tun? Wie kann man so etwas üben?

  • Guten Abend,


    mich beschäftigt das Thema momentan auch sehr, da ich gerade meine ersten Lehrversuche im Rahmen eines Praktikums mache. Ich denke, wenn man in einer fremden Klasse unterrichtet, sollte man sich ein bisschen dem anpassen, was die Kinder gewohnt sind von der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer. Ich finde das bereits erwähnte Leisezeichen mit Finger an den Mund und Arm nach oben super oder alternativ den Schweigefuchs. In meiner Klasse gibt es ein Lärmometer, das wie eine Ampel aufgebaut ist und wenn es zu laut wird, kann die Lehrkraft einen Magnet von grün auf gelb und notfalls auf rot schieben. In einer anderen Schule, in der ich ein Praktikum gemacht habe, war das Schlagen der Klangschale das Zeichen für Ruhe.
    Bei mir funktioniert es auch gut wenn ich sage: "Alle Kinder Stifte aus der Hand und zu mir schauen." Dann wissen die Kinder, dass etwas Wichtiges vom Lehrer angesagt wird. Auch ganz gut funktioniert es einen kleinen Wettbewerb aus dem leise werden zu machen und zu fragen:"Welche Reihe/ welcher Tisch schafft es als erstes leise zu sein?"

  • Ähm, dass der Thread 9 Jahre alt ist hast du aber gesehen, oder? Der/die TE ist vermutlich gar nicht mehr TeilnehmerIn des Forums. Aber herzlich Willkommen natürlich hier :)

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