Korrigiert ihr die Aufsätze der Eltern?

  • Obwohl ich es schon mehrmals diesen Eltern gesagt habe, hat heute ein Kind mal wieder eine Hausaufgabe abgegeben, bei der ich mir sicher bin, dass sie das Kind nicht geschrieben hat... (Satzbau ist absolut nicht kindgerecht, etc. - außerdem kenn ich die Aufsätze dieses Kindes!)


    Bin langsam verärgert, es bringt ja auch dem Kind nix (muss dazu sagen, dass es bei uns keine Noten gibt, somit die Eltern auch keine Angst vor einer "schlechten Zensur" haben müssen). Jetzt bin ich überlegt, den Aufsatz so zurück zu geben und den Eltern eine Mail a la "Da ich die Lehrerin Ihres Kindes und nicht von Ihnen bin, habe ich den Aufsatz nicht korrigiert" zu schreiben.


    Meint ihr, ich kann das bringen, oder rennen die Eltern dann morgen (zu Recht?) zur Schulleitung und beklagen sich? Ich kann ja schlecht auch einfach unter den fünfseitigen Aufsatz einfach nur nen Haken und "sehr gut"-Stempel drunter machen... (zumal der Text in alter Rechtschreibung ist - könnte ja wenigstens die Fehler rot anmarkern *gg*)


    Glaube, ich werde meinen Ärger einfach runterschlucken und weitermachen wie bisher. Nur weiß ich nicht, ob damit dem Kind geholfen ist, weil nächstes mal handeln die Eltern ja wieder genauso...

  • Die Aufsätze, die ich benote, gehen NIEMALS nach Hause. Ich sammel sämtliche Blätter, Notizen und Hefte am Ende der Stunde ein und gebe die am Anfang der nächsten Stunde wieder raus. Schreibkonferenzen finden auch ohne Eltern statt. Nur so weiß ich, dass die Kinder wirklich IHREN Aufsatz geschrieben haben.
    Hausauafgaben gebe ich in dieser Zeit aus dem Arbeiitsheft auf, das die Kinder haben.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Bei uns suchen sich die Kinder selber aus, was sie als Hausaufgabe arbeiten wollen... Und jenes Kind nimmt eben immer mal wieder einen Aufsatz mit nach Hause (bzw. nimmt das Kind eigentlich fast alles an "Auswahlarbeit" mit nach Hause, arbeitet in der Schule ganz viel an Sachen, die die Eltern nicht akzeptieren (Montessori-Material), und daheim wird dann eben gepaukt - "in der Schule arbeitet er ja nichts, wir sehen ja nichts!" - so die Eltern...)


    Ärgert ich wahrscheinlich v.a., weil sie sich damit ja überhaupt nicht an unser Konzept halten... (dabei haben sie die Schule ja freiwillig gewählt...)

  • habe es jetzt so verstanden, dass es sowieso nur eine hausaufgabe war.


    Ich mache das in dem Fall so:


    Ich frage das Kind, ob es es allein geschrieben hat (ist bei einer Bildergeschichte bei mir auch bei zwei Kindern vorgekommen).


    Und dann schreibe ich drunter:


    Bitte versuche es das nächste Mal allein! (oder so ähnlich)

  • Ich kann deinen Ärger voll verstehen, aber schreib´s NICHT drunter, was du am liebsten schreiben würdest!!!!!!!!!!


    Am besten ist´s , du korrigierst ganz normal, machst dein Hakerl drunter und schreibst nichts (!) dazu, kein Lob, kein Kommentar, nichts.
    Die Mutter "erwartet" ja einen Kommentar, ob´s dir gefallen hat, ob du eh nichts gemerkt hast. Vielleicht hat sie das Kind auch präpariert nichts zu verraten, wer weiß?
    Am besten ist, gar nicht zu reagieren !
    Damit lässt du sie nämlich im Unklaren zappeln, die Mutter mein ich. Und kein Lob zu bekommen, kann auch enttäuschend sein (für die Mutter) .


    Grundregel Nr 1: wenn du willst, dass die Kinder ihre Aufsätze alleine schreiben, musst du sie ausschließlich in der Schule schreiben lassen. Da hilft das ganze Predigen am Elternabend nichts!


    Grundregel Nr 2: wenn du weniger Arbeit beim Korrigieren der Aufsätze haben willst, dann gib sie als Hausübung.


    Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Am besten ist´s, man nimmt das einfach an und versucht nicht, es zu ändern. Das ist Zeit- und Energieverschwendung!

  • Hallo Luna,


    Lass Dich von den Eltern nicht in einen Kampf um die Deutungshoheit zwingen und das Kind in einen Loyalitätskonflikt zwischen Dir und seinen Eltern hereinziehen. Den kannst Du als Lehrerin nur verlieren. Den Aufsatz würde ich korrigieren - insbesondere die alte Rechtschreibung - und darunter alles ansprechen, was Dich gewundert hat, dabei das Kind direkt anreden à la
    "Liebe .... Ich war überrascht über Deinen so langen ausführlichen sorgfältig formulierten Aufsatz. Könnte es sein, dass du dir bei diesem Aufsatz Hilfe geholt hast?"


    So bringst Du vor allem mal das Kind zum Nachdenken, insbesonders dann, wenn es sich die Hilfe nicht geholt hat, sondern sie ihm aufgezwungen wurde, was Du ja letztendlich nicht weißt.


    Sonst bist Du in Gefahr, genau wie es die Eltern tun, auch über das Kind hinweg zu agieren, das würde ich unbedingt vermeiden!!!


    So signalisierst Du vor allem dem Kind, dass es selber gemeint ist, denn schließlich ist das ja der Sinn der Hausaufgabe und zeigst den Eltern, dass Dir die Hilfe nicht entgangen ist, entlarvst sie aber nicht. Bei einem Elterngespräch würde ich das Thema im Konjunktiv ansprechen. Wenn die Eltern dann das Gegenteil behaupten, kannst Du immer noch in freundlichem Ton sagen, Du hättest Dich wegen der alten Rechtschreibung stark gewundert, weil das Kind aus der Schule nur die neue kennt. Diesen Gesichtsverlust tun sich die Eltern sicher nicht allzu oft an. Und wenn diese Eltern unbedingt mit ihrem Kind zu Hause Aufsätze üben wollen, so what? Kannst Du eh nicht verhindern. Erlaube es Ihnen einfach ausdrücklich. Komm den Eltern nicht mit dem Schulkonzept, wenn sie sich eh anders verhalten. Sag ihnen nur freundlich, sie sollen bitte die Aufsätze kurz kennzeichnen, bei denen sie mitgearbeitet haben, sonst würden sie Dich in Verwirrung stürzen, wenn die Leistung zu Hause so grundverschieden von der in der Schule ist und Du von den Hausaufgaben weniger Hinweise bekommst, wo Stärken und Schwächen des Kindes liegen. So hast Du alles angesprochen, aber startest keinen Krieg mit den Eltern, weil der niemandem nützt.


    Und dem Kind signalisierst Du zugleich, was diesmal mit Hilfe der Eltern schön war, kannst du nächstes Mal gewiss allein. So bleibt Dein Kontakt zum Kind besser und Du Herrin der Situation.




    craff

  • Hallo Juna,


    eigentlich ist es doch super, wenn die Eltern ihr Kind unterstützen und ihm helfen wollen! (Da spricht die Förderschullehrerin. :D )
    Schon aus diesem Grund würde ich mich da auf keinen Machtkampf mit den Eltern einlassen. Aber ich würde versuchen, die Zusammenarbeit in konstruktive Bahnen zu lenken. Vielleicht kannst du bewusst Hausaufgaben aufgeben, die in Gemeinschaftsarbeit von Kind und Eltern erledigt werden sollen (idealerweise aber nicht müssen, damit die Kinder, die keine so engagierten Eltern haben, keinen Nachteil haben).
    So als spontane Idee: Denkt euch gemeinsam eine Geschichte aus und formuliert die Sätze abwechselnd. Oder: Schreibt eine lustige Nonsense-Geschichte, in dem jeder abwechselnd ein Wort ergänzt (einzige Bedingung: Die entstehenden Sätze müssen grammatikalisch richtig sein.)


    Ich sehe es auch nicht so, dass es einem Kind "nix bringt", wenn die Eltern stark mithelfen.
    Ein Kind kann ja durchaus sehr viel dabei lernen, wenn es gemeinsam mit einem Elternteil einen Aufsatz verfasst. Vielleicht hilft genau der andere Blickwinkel einmal, um neue Ideen oder Ansätze zu erhalten. Vielleicht bekommt es schöne Anregungen für Satzanfänge. In einer ruhigen Zweiersituation kann viel intensiver auf Schwierigkeiten eingegangen werden.


    Vielleicht ist es ja sogar möglich, solch besonders engagierten Eltern in einem Gespräch die Förderschwerpunkte zu erklären und ihnen Vorschläge zu machen, wie sie gezielt daran üben können.


    Diesen konkreten Aufsatz würde ich erstmal korrigieren, nicht konkret ansprechen, dass mir das nicht gefallen hat, aber eben die weitere Zusammenarbeit darauf abstimmen.


    Viele Grüße
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Hallo Juna,


    ich habe schon eine ähnliche Erfahrung gemacht, allerdings bei einem benoteten Aufsatz. Ich habe die Kinder natürlich auch nicht zu Hause schreiben lassen, aber da bekannt war, dass die Kinder eine Personenbeschreibung schreiben sollten, hat eine Mutter den Text für ihre Tochter vorgeschrieben und war dann so dreist, ihre Tochter dazu zu bringen, diesen Text in der Schule ins Aufsatzheft vom Blatt abzuschreiben. Ich habe das natürlich gesehen und war auch erst einmal baff, da ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.


    Ich habe mich dann dazu entschlossen, die Mutter ganz konkret und sachlich (!) damit zu konfrontieren, ohne ihr böse Unterstellungen und Vorwürfe zu machen. Ich habe ihr die Situation beschrieben, sie über den schulrechtlichen Umgang mit einem Täuschungsversuch aufgeklärt und erklärt, dass ich den Aufsatz auf dieser Grundlage nicht benoten möchte und dass ich es für wichtig halte, dass sie ihrer Tochter zutraut, selbst einen Aufsatz zu schreiben. Das Mädchen musste dann eben nachschreiben.


    Ich halte gar nichts davon, der Mutter "indirekt" etwas mitteilen zu wollen oder gar nicht darauf zu reagieren. Dabei wäre mir die Gefahr zu groß, dass eine falsche oder gar keine Botschaft bei der Mutter ankommen könnte. Es gibt doch genügend sachliche Argumente dafür, weshalb die Eltern ihre Leistungen nicht als die der Kinder ausgeben sollten:


    - Sie erziehen ihr Kind dazu, sich Leistungen durch Unehrlichkeit
    zu „erschleichen“


    - Sie vermitteln ihrem Kind, dass sie ihm eine gute Leistung oder eine
    Verbesserung nicht zutrauen


    - Sie stören die Vertrauensgrundlage zwischen Eltern, Kind und Lehrerin


    - Sie verhindern eine unverfälschte Lernprozessbeobachtung der
    Lehrerin und damit die Wirksamkeit von gezielten Fördermaßnahmen


    - Sie verstoßen gegen die schulrechtlichen „Spielregeln“


    Es gibt sicherlich noch mehr gute Gründe, die einem Erwachsenen in einem persönlichen Gespräch nachvollziehbar gemacht werden können.


    Viele Grüße


    Mila

  • Ich bin es auch sooo Leid, dass ich Aufsätze nur noch im Unterricht schreiben lasse und den ELtern meiner letzten Klasse sogar den Grund dafür genannt habe ;)

  • Wenns ja nicht so wäre, wenn ich nicht schon ungefähr tausend Elterngesprächs-Stunden in das Elternpaar investiert hätte und ihnen Anregungen gegeben hätte, wie sie ihren Sohn sinnvoll bei den Hausaufgaben unterstützen könnten... Soooo nervtötend!


    So wie ich das Kind und die Eltern kenne, läuft das bei denen dann so: Kind: "Ich weiß nicht, was ich schreiben soll" Mutter: "Schreib halt blablabla" Kind: "Wie schreibt man denn das?" Mutter: "Moment, ich schreibs dir vor, dann brauchst du es nur abschreiben"


    -> ich hab dann das Kind in der Schule sitzen, und es erwartet dann die selbe Hilfe von mir; in der Art kriegt es sie aber nicht von mir, ich biete nur Hilfestellungen ("Hilf mir, es selbst zu tun") an (mit denen er nach anfänglicher "Trotzzeit" wunderbar umgehen kann). Die Eltern daheim sehen dann "ohje, er hat heute nur zwei Sätze in drei Stunden geschrieben" (Klar, war ja anfangs am meckern und beleidigt sein, das Kind) und kommen zu mir in die Sprechstunde, weil ich zu wenig Druck auf das Kind ausübe *ächz*


    Hab übrigens noch gar nicht reagiert, muss erstmal ein wenig Dampf ablassen in der Sache, der Aufsatz liegt noch unkorrigiert auf meinem Schreibtisch. Aber Zeugnisbrief schreiben für das Kind war dann gestern sehr ausgleichend... (wenngleich ich den Brief nochmal überarbeiten muss, so kann ich ihn dem Kind nicht geben *gg*)

  • :D Ich muss an meine eigene Kindheit denken. Damals musste ich auch einen Aufsatz in der 5. Klasse schreiben, kam von ner Grundschule an der wir sowas nie wirklich geübt hatten. Ich keine Ahnung, meine Mutter keine ahnung, also sind wir zur Nachbarin (Lehrerin) und wir haben zu dritt den Aufsatz geschrieben. Als ich den Aufsatz zurück bekommen habe stand drunter: Ein Lob den Autorinnen.


    Vielleicht hat das Kind ja auch keine Ahnung, wie es sowas schreiben soll und holt sich denshalb Hilfe?

  • Dann führ ihn halt engmaschiger, wenn er mit allgemeineren Aufgaben schlecht umgehen kann, Texte ergänzen etc., und lob ihn - mündlich - für die Abschreibleistung. Fünf Seiten ist ja echt nicht schlecht. Aber führ keinen Kampf mit den Eltern mittels Zeugnissen und Aufsatzkorrekturen. Wie Du das jetzt beschreibst, scheinen sie ja vor allen Dingen hilflos zu sein. Nicht korrigieren ist halt gewagt, da setzt Du Dich ja selbst ins Unrecht. Würde ich mit schwierigen Eltern eher nicht machen, das könnte sonst gegen Dich verwandt werden.


    craff

  • Wie gesagt: Kind kommt mit der Anforderung eigentlich klar, wenn es nur nicht erst mal eine Stunde lang auf stur schalten würde und die Hilfe dann versuchen würde zu erbetteln. Meiner Ansicht nach ist das eher ein Erziehungsproblem als ein Leistungsproblem. Und deshalb würd ich es auch irgendwie gerne den Eltern zukommen lassen, dass es so ihrem Sohn nichts bringt...


    Zeugnis ist mittlerweile umformuliert, es steht aber weiterhin drin, dass er selbstständig arbeiten kann und das es wünschenswert wäre, wenn die Eltern diese Selbstständigkeit daheim auch unterstützen würden.

  • Oje, Juna, das hört sich nach 'ner verfahrenen Situation an. Sowas ist so frustrierend und wie du sagst, extrem nervtötend, wenn man gegen eine Wand redet. Ich glaub, jeder Lehrer kennt sowas zur Genüge.


    Dennoch musst du versuchen, aus diesem Machtkampf herauszukommen. Du kannst die Eltern nicht erziehen, es ist auch nicht deine Aufgabe und wenn das eine Sackgasse ist, musst du letztlich an dich und das Kind denken und einen anderen Weg wählen, als den bisherigen.


    So wie du schreibst, hast du den Eltern bereits mehr als deutlich gemacht, welchen Weg du für den richtigen hältst. Dennoch kannst du die Eltern nicht zwingen so zu handeln wie du es dir wünschst.
    Du kannst also den Eltern zum tausendundsoundsovieltem Mal zukommen lassen, dass du denkst, dass es ihrem Sohn nichts bringt, es wird euch drei kein Stück weiter bringen und die Unzufriedenheit bei allen Parteien mit Sicherheit nur verstärken.
    Und ich persönlich würde solche Formulierungen aus dem Zeugnis ganz rausnehmen. Es ist kein Zeugnis für die Eltern, auch kein Mitteilungsbrief mit versteckten Hinweisen.


    Wenn es tatsächlich keine konstruktiven Wege der Zusammenarbeit mit den Eltern gibt, bleibt nur der Weg solche konfliktbelastenden Situationen zu vermeiden. Konkret hieße das wohl tatsächlich, dass die Übungszeit für Aufsätze für das Kind eben in der Schule stattfinden müssen. Wenn die Eltern sogar so auf das Kind einwirken, dass seine Arbeit negativ beeinflusst wird, dann bleibt sogar nichts anderes übrig, als ganz darauf zu verzichten, Aufsätze zu Hause zu schreiben.


    Wie wär's stattdessen mit Abschreibtexten als Hausaufgabe?


    Am besten ist es vielleicht wirklich, du lässt den Aufsatz noch ein paar Tage liegen bis der Ärger soweit verflogen ist, dass du wieder mit ein wenig Abstand reagieren kann.


    Übrigens finde ich das einen Fall, der eigentlich in einer Supervision bearbeitet werden müsste, da du bereits mit eigenen Gefühlen sehr stark in die Geschichte verwickelt bist. Wir können dir tausend Ideen liefern, die dir aber wahrscheinlich gar nichts bringen werden, weil sich der Fall eigentlich auf einer ganz anderen Ebene abspielt als nur in Bezug auf eine Reaktion auf diesen Vorfall. Irgendwie musst du selbst am Ende das Gefühl bekommen, dass du professionell und sinnvoll gehandelt hast und dann lassen sich auch Situationen ertragen, von denen man weiß, dass sie eigentlich nicht ideal sind.


    Ich drück dir die Daumen, dass ihr aus diesem Machtkampf raus findet. Und wer weiß, vielleicht kommt ihr doch noch mal auf einer Ebene zu sammen und die Eltern ändern ihr Verhalten.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Wie hast du denn nun reagiert?


    Benotete Aufsätze würde ich auch niemals zu Hause schreiben lassen.
    Ich merke ja schon immer an manchen HA (z.B. "Schreiben mit jedem Lernwort einen Satz") wer es zu Hause diktiert bekommt und wer sich alleine versucht.


    In der vergangenen Woche habe ich die Schüler Bilder für einen Malwettbewerb malen lassen (leider musste das relativ flott sein, da die Ausschreibung so spät kam). Nach Hause hätte ich diese Bilder jedoch nie mitgegeben. Mutti hätte sonst das ganze Wochenende fleißig ein Bild gemalt und dann womöglich in der Kategorie der 8jährigen gewonnen 8o



    ;)


    Nanette

  • Auch wenn ich wahrscheinlich zu spät dran bin für den geschilderten Fall, erzähl' ich doch mal von einem konkreten Fall, der mir mal passiert ist:


    Normalerweise lasse ich Aufsätze nur während der Schulzeit und nicht als Hausaufgabe schreiben. Aus genau den bereits genannten Gründen. Wenn es zeitlich mal wirklich nicht anders geht und ich deshalb Übungsaufsätze als Hausaufgabe gebe, erkläre ich den Schülern vorher eingehend den Sinn von Übungsaufsätzen: "Ihr sollt merken, womit ihr beim Schreiben noch Probleme habt, damit ich euch das dann nochmal ausführlich erklären kann. Es ist doch viel besser, ihr merkt das zu Hause beim Üben, wo es keinerlei Noten drauf gibt, als erst während der Schulaufgabe, wo ihr dann Noten drauf bekommt. Bei Ersterem kann ich euch noch helfen, bei der Schulaufgabe darf ich das dann nicht mehr. Also seid nicht so blöd und lasst jemand anderen für euch üben, der muss dann ja keine Schulaufgabe schreiben, dem bringt das ja nichts."
    Eigentlich funktioniert so etwas in 99,9% aller Fälle. Ich habe bei den Übungsaufsätzen sogar in der Unterstufe meist das Niveau, das dann auch in der Schulaufgabe abgeliefert wird, eigentlich eher schlechter.


    Einen Fall hatte ich aber mal, da war's eindeutig, dass der Aufsatz nicht von dem Kind stammte. Ich hab dann drunter geschrieben: "Sowieso, das hast du wirklich ganz prima gemacht. Offensichtlich kann ich dir nichts mehr beibrigen, weil du schon perfekt gelernt hast, wie man es machen soll. Ganz genau so solltest du es in der Schulaufgabe auch schreiben, dann steht der Note 1 nichts mehr im Wege. Die Hausaufgaben bis zur Schulaufgabe musst du nicht mehr erledigen, du kannst sie aber anfertigen, wenn du weiter in der Übung bleiben möchtest. Weiter so!"
    Das Kind hatte dann in der Schulaufgabe einen Weinkrampf. (Heraus kam eine knappe 4.) Da tat sie mir wirklich leid. Aber sie hat nie wieder in meinen Fächern ihre Hausaufgaben von jemand anderem machen lassen. Die Lektion hatten sie dann gelernt.
    War hart, ja, ich weiß, aber ich find's eine ziemliche Unverschämtheit, seinem Kind die Übungsmöglichkeit zu nehmen (und meine Zeit zu stehlen für Nix-und-wieder-nix :evil: )

  • Noch liegt der Aufsatz auf meinem Schreibtisch... Werde Haken drunter machen, Rechtschreibfehler (alte Rechtschreibung) verbessern und basta. Habe beschlossen, mich nicht weiter wegen dem Kind oder den Eltern aufzuregen, Kind tut mir leid weil Eltern es gerne anders hätten als es ist (deshalb schreiben sie ja auch den Aufsatz), Eltern sehen nicht ein, dass sie ihrem Kind damit keinen Gefallen tun, etc.


    Tausende Elterngespräche hab ich schon geführt, jetzt hab ich das Kind noch ein halbes Jahr, oft fruchtets ja, wenn die Eltern das selbe nochmal von einer anderen Lehrerin hören... (wobei, die Eltern, so wie ich sie einschätze, nicht)




    Und nochmal zur Erklärung: Hausaufgaben sind bei uns freiwillig, es war momentan auch nicht Thema in der Schule, dass man mal Geschichten schreiben üben könnte (bei uns - Montessori-Schule - gibts auch keine Probeaufsätze, auf die es dann Noten gibt). Wenn die Kinder aber freiwillig daheim arbeiten, korrigiere ich die Sachen gerne und geben ihnen Hilfestellung, wie sie beispielsweise ihre Geschichte noch überarbeiten könnten.


    (und falls jetzt fragen anfangen: ja, Kinder machen dann freiwillig Hausaufgaben, die Eltern müssen nur die Ruhe haben, die Kinder selber arbeiten zu lassen - und dieses Kind kommt eben nicht zur Ruhe, weil die Eltern immer von außen ihre Erwartungen an das Kind stellen, und das wäre es eben gewesen, was ich ihnen mit meinem Kommentar gerne mal wieder gezeigt hätte)

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