Extraleistungen, um die Note aufzubessern?

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    manch einer meiner Schüler fragt mich, was er denn an Sonderleitungen einbringen könne, um seine Note aufzubessern.
    Zusätzlich zum Mündlichen.
    Oft denken sie dabei an Referate.
    Ich selbst bin kein Fan von Referaten, um die Note aufzubessern.
    1. kann ein Referat kein Ausgleich für eine kontinuierliche Mitarbeit sein.
    2. habe ich massive Probleme, Referate zu benoten. Schlussendlich weiß man nie, wer wirklich daran gearbeitet hat. Und auch durch Nachfragen zum Thema kann man das nicht immer herausfinden.
    3. Tue ich mich schwer, die Präsentation zu bewerten. Nur Powepoint kann es ja auch nicht sein ;)


    was also kann ich den besorgten Schülern an Vorschlägen machen, wenn ich nicht ständig Exen schreiben lassen will ?

    • Offizieller Beitrag

    hm,


    die gute frage.


    normal bin ich da immer der meinung, dass es das nicht gibt, weil mein unterricht stark aufs mündliche ausgerichtet ist und es da genug möglichkeiten gibt. außerdem denke ich immer, dass ich diese möglichkeit jedem geben müsste und dann wirds zeitlich wieder eng.
    in der zwischenzeit habe ich eingesehen, dass es aber schülerInnen gibt, die einfach wenig mut haben oder was weiß ich.


    - referate lehne ich aber ab, weil sie mich langweilen


    was ich in sozialkunde mache ist, dass ich kurzvorträge verteile und zwar nach engen vorgaben. soll heißen, dass ich am montag dem kind sage, dass es am mittwoch einen solchen kurzvortrag halten soll. da gehts dann um aktuelle themen oder um eng begrenzte bereiche. zeit: 5 minuten, eieruhr läuft mit.
    vorteil: ich kann diese vorträge in meinen unterricht einbauen. wenns schlecht ist, dauert das nur 5 minuten. sie können nicht schwafeln. power point ist verboten (aus vielen vielen gründen).


    ich habe grad in meiner zehnten klasse ein kurzprojekt beendet in geschichte. das thema war: innenpolitische entwicklung der usa und udssr in den 50er 60er jahren, entkolonialisierung. dazu sollten sie je eine zeitungsseite entwickeln und layouten und schreiben. textsorten kennen sie aus deutsch. so etwas könnte ich mir auch außerunterrichtlich vorstellen, wenn du mehrere schüler hast, die sich dann zusammen tun können.


    sodele, hoffe, das geht nicht all zu weit an dem vorbei, was du wolltest.


    grüße


    t.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin auch strikt gegen "Gnadenreferate", weil ich auch finde, dass sich mal kurz anstrengen nicht reichen darf, um schlechte Leistungen des ganzen Jahres auszubügeln. Außerdem kommt da bei schlechten Schüler in Französisch eh nur Quark raus.
    Bei weniger mutigen Schülern hole ich mir meine mündlichen Leistungen durch Nachfragen und Ermutigen- das klappt meist recht gut.
    Vorschläge für Verbesserungsmöglichkeiten: Sich freiwillig ausfragen lassen, (darf bei mir während des Schuljahres eh jeder- die Noten fallen dadurch aber auch nicht besser aus), kontinuierliche mündliche Mitarbeit, mal Zusammenfassung einer Stunde. Das ist das höchste der Gefühle.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Wenn die SuS von sich aus fragen (was sehr selten vorkommt), lasse ich sie ein Referat halten. Das Thema muss aber zum Unterricht passen und sie haben 20 Minuten Zeit dafür (bei uns 1/3 der Unterrichtsstunde).
    Natürlich können dadurch nicht die ganzen mündlichen Leistungen des Halbjahres wettgemacht werden. Mehr als eine drittel Note Verbesserung im mündlichen Bereich (also z.B. von 4+ auf 3-) ist damit nicht möglich und das wissen die SuS auch.


    Ich war als Schülerin selber immer eher schüchtern und habe mich kaum getraut im Unterricht den Mund aufzumachen. Daher stand ich öfters schrichtlich gut und mündlich schlecht. Das hat sich erst im laufe der Jahre geändert und ich war froh, wenn ich die Möglichkeit eines Referats bekam um meine mündliche Note aufzubessern. Mit Faulheit hatte meine mangelnde mündliche Mitarbeit nämlich nichts zu tun.

    • Offizieller Beitrag

    danke für eure Antworten.
    Ich war bislang auch davon ausgegangen, dass die mündliche Mitarbeit ausreicht, um eine Scharte im Schriftlichen auszugleichen. Allerdings zählt das Mündliche nur ein Drittel der Zeugnisnote.


    ich weiß, dass mündliche Nichtbeteiligung nicht unbedingt Faulheit bedeuten muss. Aber auch an seiner Schüchternheit muss man arbeiten können !

    • Offizieller Beitrag

    hm, noch zur ergänzung:


    klaro ersetzen diese extraleistungen bei mir auch nicht unbedingt eine "normale" note. sie kommt dann eben auch zur schlechten mündlichen mitarbeit dazu.


    zweitens gebe ich zu bedenken, dass innerhalb einer klasse auch oft prozesse ablaufen, die sich mir nicht so erschließen. als ich das oben schrieb hatte ich grad eine schülerin im kopf, die ich heute im unterricht hatte. es ist eine unruhige klasse, in der ich normalerweise vorn stehen bleibe und dompteure (was ist das verb zu dompteur?). heute saß ich ne zeitlang hinten, wo sie sitzt, weil ich ein bild als einstieg hatte und das selbst von hinten sehen wollte. und ich habe gemerkt, dass sie, die sich sonst nie meldet, sich in meiner nähe sozusagen traute. als ich wieder vorn war, kam nichts mehr...zwischen ihr und mir saß da dann wieder eine rabaukenreihe.


    was ich sagen will: ich kenne klassen, in denen auch die mündliche mitarbeit aller von regeln beherrscht wird, die vielleicht gar nichts mit schüchternheit zu tun haben, sondern mit internen "gesetzen". d.h. eine gruppe von schülern bestimmt, wann und wer mitarbeiten darf.


    in solchen fällen fühle ich mich dann eher bereit - über die maßnahmen innerhalb meines unterrichts hinaus - extrachancen zu gewähren.


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, ich war auch eher eine der Schüchternen, aber erstens bleibe ich selten bis nie die ganze Stunde vorne stehen (die Schüler sind meistens eher ruhiger, wenn man sich mal mitten in den Raum begibt!) und zweitens habe ich mit dem Motivieren ganz gute Erfahrungen gemacht.
    Äh, e i n e Scharte im Schriftlichen kann man doch innerhalb des Jahres mit allem Möglichem ausgleichen, richtig zickig werde ich aber am Ende des Schuljahres bei Kandidaten, die auf 4, 66 stehen und mir ganz lässig mitteilen, meist ebenso lässig wie sie das Schuljahr ohne Mühe haben passieren lassen: "Ach, das macht doch nix, dann halte ich halt in der letzten Stunde oder so noch ein Referat."
    Nö, da mache ich nicht mit.
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    genau, Hermine, in so einem Fall mache ich das auch sehr deutlich.
    Auch zu Schuljahresbeginn sage ich immer, dass ein Referat kein Ersatz für kontinuierliche Mitarbeit sein kann.


    Hier ging es aber um Schüler, die auch in der zweiten SA unter 4 liegen.


    na, ich werde wohl erneut auf die mündliche Mitarbeit hinweisen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich biete am Anfang (!!) des HJ Themen an, zu denen die Schüler selbst Unterricht halten dürfen ("Lernen durch Lehren" http://www.ku-eichstaett.de/Fo…g/forschungsprojekte/ldl/ ) - da müssen die Schüler das Thema wirklich kapiert haben (weil sie es didaktisch reduzieren und Aufgaben zu den Texten stellen müssen, Arbeitsformen überlegen, Material zusammenstellen, das der Kurs auch kapiert etc) und langweilen niemanden (weil sie sich die ganze Zeit aktiv mit dem Kurs beschäftigen müssen) und außerdem kann man das ganz klar beurteilen - die Kriterien (natürlich deutlich softer als die, denen Referendare unterworfen sind) gebe ich ihnen vorher schriftlich und anhand derer bereiten Sie ihren Unterricht auch vor.


    Natürlich unterstütze ich sie dabei (zum Beispiel, wenn sie nicht einschätzen können, wie lange es den Kurs Zeit ksotet eine Text u lesen oder wie schwer eine Frage zu einem Lied ist oder ob man einen Hörtext mitlesen soll oder eher nicht etc..) - und den SuS machts Riesenspaß, meist sind dann auch die Leistungen gut (also: WIRKLICH gut = selbst verstandenes Fachwissen und aktiver Kurs, der was gelernt hat).
    Das ist ein ziemlicher Aufwand aber der Lerneffekt ist hoch und es zählt (je nachdem ob es einzeln oder als Gruppe gemacht wurde) 15-20% der mündlichen Note. Das ist schon was. Auch für Stillere/Schüchterne gibt es da Gelegenheit zu glänzen. Und natürlich für die Starken - und auch die Schwachen kriegen da was hin.


    Und für mich: keine verschwendete Zeit weil man keinem öden Monolog zuhören musste und der Kurs pennt folglich nicht ein, sprich es lernt nicht ur einer was. Und: sie wissen hinterher, wie komplex es ist, Unterricht zu halten. Fast alle sagten, dass sie den Job jetzt mit etwas anderen Augen sehen... hat auch was. :D


    Kann ich nur empfehlen!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Hermine
    Hm, ich war auch eher eine der Schüchternen, aber erstens bleibe ich selten bis nie die ganze Stunde vorne stehen (die Schüler sind meistens eher ruhiger, wenn man sich mal mitten in den Raum begibt!) und zweitens habe ich mit dem Motivieren ganz gute Erfahrungen gemacht.


    Aber wie motivierst du Schüler, bei denen du weißt, dass sie, wenn sie etwas sagen im Unterricht, später von ihren Mitschülern angegangen werden?

    • Offizieller Beitrag

    Oh, blöd, Hawkeye, leider gibt es das bei meinen aktuellen Klassen nur sehr selten (sind alles Schäfchen- ganz im Ernst!), meist werden eher die Schüchternen sogar noch von der Klasse ermuntert.
    Ich war aber auch schon an anderen Schulen und wenn dann jemand noch so dreist war, das direkt vor meinen Augen zu machen, hab ich ihn schon auch mal angepflaumt von wegen er müsse mit dem Gestänkere hier wohl seine eigenen Schwächen kompensieren und wenn er so kommunikationsbereit sei, könne er ja gleich weitermachen.
    Hat gut geklappt. Ich muss aber wirklich auch zugeben, dass ich bis jetzt zum Glück noch nie so ultraharte Typen hatte.
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    hm, ja, ich hab da eben auch noch kein rezept gefunden. anmaulen ist immer gut - entlastet wenigstens meine psyche kurz, aber der rest...


    diese schülerin aber war bis vor einem jahr in einer solchen klasse. da saß immer so ein haufen ex-gymnasiasten in der ersten reihe und ich hab erst am ende gecheckt, dass die praktisch von da aus die klasse dirigieren. nicht alle, aber die schwächsten eben.


    ich mag keine gymnasiasten...;)


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Hawkeye, das kann ich sogar nachvollziehen. Aus dem Gymnasium wurden sie abgeschoben und jetzt denken sie an der Realschule, sie wären die absoluten Kings- obwohl sie da vermutlich auch nix auf die Reihe kriegen, weil sie es in den wenigsten Fällen schaffen, die Fehler, die sie vom Gymnasium in die Realschule gebracht haben, abzustellen.
    Das mit dem Anpflaumen hilft bei mir meistens recht gut, wenn nicht, verbinde ich das noch mit einem "Dann zeig doch mal, was du so drauf hast"- ist oft gar nicht viel und das wird dann mit der entsprechenden Note garniert und dem Hinweis, wenn er/sie nächstes Mal die Klappe soweit aufreißt, dann müsse das auch gerechtfertigt sein.
    Aber unsere Gymnasiasten würdest du auch mögen, denke ich.
    Da ist die Arroganz noch nicht ganz so hoch.
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    :D


    gemessen an der tatsache, dass ich selber einer war, ist das schon in ordnung. aber als rsl habe ich das problem, was ihr beschreibt, öfter. man "formt" seine klasse und jedes jahr, manchmal jedes halbjahr, kommen die vom gym dazu. die gruppe verändert sich ständig und meine erfahrung zeigt wirklich, dass die vom gym oftmals mehr terror machen.


    witzigerweise aber habe ich einen erheblichen vorteil am schulstandort - meine frau unterrichtet nämlich am gymnasium gegenüber und so wissen die meisten schüler schon, dass ich bescheid weiß über ihre missetaten. ;)


    grüße


    t.

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