Arbeitszeit als Lehrer (Berufsschule)

    • Offizieller Beitrag

    Na, wenn das erste Entscheidungskriterium Arbeitszeit ist, solltest Du Dich gegen den Schuldienst entscheiden!


    Es ist zwar eine Frage der Organisation und des Abschaltens, aber man hat eben keine festen Zeiten und oft das Gefühl, nicht fertig zu sein mit der Arbeit.


    Sorry, wenn das hart klingen mag. Aber für mich liest sich das an der Stelle so, wie wenn Du einen Job suchst mit möglichst wenig Arbeitsaufwand. Und da im Schuldienst immer zusätzliche Aufgaben neben Unterricht uns Korrektur auf Dich warten und Beförderungen auch von diesen außerunterrichtlichen Leistungen abhängig sind, kann ich mir an der Stelle niemanden vorstellen, der ständig den Griffel fallen lässt und sagt: meine Arbeitszeit ist genau jetzt vorbei!

  • Zitat

    Original von Dalyna
    Na, wenn das erste Entscheidungskriterium Arbeitszeit ist, solltest Du Dich gegen den Schuldienst entscheiden!


    Es ist zwar eine Frage der Organisation und des Abschaltens, aber man hat eben keine festen Zeiten und oft das Gefühl, nicht fertig zu sein mit der Arbeit.


    Sorry, wenn das hart klingen mag. Aber für mich liest sich das an der Stelle so, wie wenn Du einen Job suchst mit möglichst wenig Arbeitsaufwand. Und da im Schuldienst immer zusätzliche Aufgaben neben Unterricht uns Korrektur auf Dich warten und Beförderungen auch von diesen außerunterrichtlichen Leistungen abhängig sind, kann ich mir an der Stelle niemanden vorstellen, der ständig den Griffel fallen lässt und sagt: meine Arbeitszeit ist genau jetzt vorbei!


    Auch wenn es keiner glaubt: als Angestellter in leitender Position hat man auch keine festen Arbeitszeiten, man ist abhängig davon, was Mitarbeiter und Vorgesetzte an Erfordernissen in den Arbeitsalltag einbringen. Eine Geschäftreise nach USA beginnt Sonntag nachmittag iund endet Mitwoch morgen mit Jetlag im Büro. Mit Uralub hat das rein garnichts zu tun und das Geschäftsessen am Abend ist genauso anstrengend, wie ein Geschäftsteremin am Mittag und ist auch keine "Arbeitszeit".


    Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Tätgikeit als Lehrer mir mehr feste Arbeitszeiten einbringt, als ich sie heute habe. Den nachmittag/abend teile ich mir (meistens) nach meinen Bedürfnissen ein. Ich bin dann nicht mehr für den Geschäftserfolg eines Unternehmen verantwortlich, bin nicht mehr Budgetverantwortlich . Ich habe wieder einen normalen (als Beamter einen exorbitanten) Kündigungsschutz. Als leitender Angestellter ist der Kündigungsschutz massiv eingeschränkt. Die Verantwortung für das "Unternehmen Schule" trage ich nicht. Ich trage die Verantwortung für mein tun und meine Schüler - nicht mehr.
    Das ganze "erkaufe" ich mir durch ein wesentlich geringeres Gehalt und evtl. das Gefühl nicht mehr "die Dinge zu bewegen".


    Und um auf Deine letzte Aussage zurückzukommen Dalyna:


    Ich denke, dass Du in meinem heutigen Job keine Woche "überleben" würdest ;)


    Gruß MC

  • Zitat

    Original von mcblubb
    Auch wenn es keiner glaubt: als Angestellter in leitender Position hat man auch keine festen Arbeitszeiten, man ist abhängig davon, was Mitarbeiter und Vorgesetzte an Erfordernissen in den Arbeitsalltag einbringen.


    ich hab die als lehrer auch nicht. ich bin abhängig davon, was gerade an klassenarbeiten und konferenzen etc. anfällt.


    Zitat


    Eine Geschäftreise nach USA beginnt Sonntag nachmittag iund endet Mitwoch morgen mit Jetlag im Büro. Mit Uralub hat das rein garnichts zu tun und das Geschäftsessen am Abend ist genauso anstrengend, wie ein Geschäftsteremin am Mittag und ist auch keine "Arbeitszeit".


    wo siehst du den unterschied zu einer klassenfahrt? die ist auch nur theoretisch urlaub - und im gegensatz zur geschäftsreise trägt man noch die verantwortung für eine horde pubertierender ?(


    Zitat


    Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Tätgikeit als Lehrer mir mehr feste Arbeitszeiten einbringt, als ich sie heute habe. Den nachmittag/abend teile ich mir (meistens) nach meinen Bedürfnissen ein.


    du weißt aber schon, dass gerade im berufsbildenden bereich nachmittags und abends und samstags regelmäßig unterricht ist? natürlich kann man sich einiges frei einteilen, ich korrigier auch gern sonntags, aber die gebundene arbeitszeit in der schule wird sicherlich eher oder später kommen, womit der vorteil weg ist.


    Zitat


    Ich bin dann nicht mehr für den Geschäftserfolg eines Unternehmen verantwortlich, bin nicht mehr Budgetverantwortlich .


    aber für das leben von schülern, was ich jetzt nicht zwingend als weniger relevant ansehen würde. wobei man sich davon natürlich mit der "mir doch alles scheiß-egal"-haltung distanzieren kann.


    Zitat


    Ich habe wieder einen normalen (als Beamter einen exorbitanten) Kündigungsschutz. Als leitender Angestellter ist der Kündigungsschutz massiv eingeschränkt. Die Verantwortung für das "Unternehmen Schule" trage ich nicht. Ich trage die Verantwortung für mein tun und meine Schüler - nicht mehr.
    Das ganze "erkaufe" ich mir durch ein wesentlich geringeres Gehalt und evtl. das Gefühl nicht mehr "die Dinge zu bewegen".


    die motive lehrer zu werden sind verschieden. nur weiß ich nicht, ob du mit deiner entscheidung unbedingt glücklicher wirst.


    ich persönlich hab meine erfahrungen in der freien wirtschaft gemacht, so eine bankenfusion mit tausenden entlassungen und gnadenlosem druck hinterläßt schon einen bleibenden eindruck und ich möchte auf diese erfahrung nicht verzichtet haben. aber ich würde definitiv nicht sagen, dass es als beamter alles easy-peasy-locker ist und man sich gemütlich zurücklehnen kann, die kohle kommt ja von alleine. ich habe aber auch einen gewissen anspruch an meine arbeit, der mich davon abhält nach 40 stunden alles stehen und liegen zu lassen.


    ich kann dir nur wünschen, dass du hier ein wenig überziehst, sonst wirst du sehr schnell sehr unglücklich in dem job werden.


  • Leider ist deine Auffassung von vorgestern. Fast in allen Schularten und Bundesländern laufen mehr oder weniger umfassende Bemühungen zur Qualitätssicherung und -entwicklung. Lies einfach mal etwas über Q2E und du wirst sehen, dass das so nicht mehr läuft bzw. laufen wird.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Original von mcblubb
    [quote]Original von E_T


    Sich zu organisieren, die wichtigen von den unwichtigen Dingen trennen und das Optimum aus den verfügbaren Ressourcen herausholen.


    Ich persönlich glaube (in meinem Bekanntenkreis habe ich "viele" Lehrer), dass die Situation des Ausbrennens eher bei den "Unorganisierten" entsteht. Ich kenne einige Lehrer, die erfolgreich, zufrieden, ausgeglichen sind und jede Menge Freizeit haben (verglichen mit mir). Genauso kenne ich ausgebrannte, unzufriedene Lehrer.


    Genau das Optimum innerhalb der verfügbaren Ressourcen.


    Normalerweise sind die verfügbaren Ressourcen im Arbeitsleben genau begrenzt und jedem Chef bekannt.


    Der Lehrer hat formal keine Grenzen, keine Arbeitszeit wird aufgenommen nicht die 10 Stunden-Grenza am Tag überprüft sondern jeden Tag möchten mehrere Klassen ordentlichen Unterricht erleben - der Chef möchte das man an zusätzlichen Projekten teilnimmt - aber welcher Chef sagt dann im selben Arbeitszug welche Tätigkeit dafür entfallen kann. Da kein Lehrer öffentlich sich auflehnet werden innerlich abstriche gemacht - meistens am Unterricht.


    Schlechter Unterricht führt aber für die meisten engagierten Lehrer zu Frust. Irgend ein positives Feedback braucht auch der Lehrer. Also macht der Lehrer Überstunden um für sich ins Reine zu kommen - also ordentlichen Unterricht zu machen.


    Diese pauschale Aussage, man muss sich nur ordentlich organisieren lasse ich nichtt gelten. Auch so Sprüche, man muss für den Beruf brennen usw.


    Sicherlich gibt es einige die durch bessere Organisation noch einiges herausholen können.


    Ich behaupe das ich schon recht gut im Organisiern und effektiven arbeiten bin, trotzdem birgt der Lehrerberuf Belastunngen, die vorher nicht auftraten - trozdem ich hospitiert habe um das ganze Geschen kennen zu lernen es ist der Hammer sofort 18 Stunden zu Unterrichten - zumal der Stoff teilweise selbst nicht bekannt ist.


    Meine Erfahrung bis jetzt ist, das die Lehrer, die versuchen guten Unterricht zu gewährleisten am Stock gehen, andere können die jahrzehntelange Belastung von Schülern (in der Klasse) nicht mehr ertragen und die Lehrer die noch lächelnd durch die Gänge schlürfen sind teilweise die, die ganz locker den Unterricht durchziehen, so nach dem Motto ich verteile mal Referatsthemen und dann tragt ihr mal in einer der nächsten Stunde vor.


    Aber man könnte noch Stunden darüber reden vieles ist im Argen gerade für die Schüler - aber nicht die Lehrer können es verbessern, sondern nur andere Rahmenbedingunge.


    Unterrichte einfach mal einige Wochen und du wirst eine andere Art von Belastung verspüren - aber jeder empfindet es anders.


    Gruß


    E_T

  • @mcclub: Wenn ich Deine letzten Postings lese, kommt mir vieles sehr bekannt vor. Meine Eindruecke und Taetigkeiten aus dem Industrieleben decken sich zu fast 100% mit dem, was du schreibst. (Vielleicht waren wir ja mal bei der selben Firma.)
    Als Lehrer haben wir schon gewisse Freiheiten und einen Kuendigungsschutz der gerade in der aktuellen Zeit (Krise) sprichwoertlich unbezahlbar ist. Aber wie in anderen Postings bereits geschrieben wurde, gibt es auch Umstaende, die man in einem (professionellen) Industriebetrieb niemals finden wuerde.


    Zwei Beispiele (das allerdings an anderen Schulen und in anderen Faechern anders sein):


    1. Ich musste in meinem ersten Jahr in einem Spezialbereich fachfremd unterrichten, was zwar unbefriedigend aber im Grunde kein Problem ist. Als Curriculum fuer dieses Fach wurden suendhaft teure Buecher und Arbeitshefte aus der Industrie verwendet. Die Schueler bekamen die Materialien vom Landratsamt bezuschusst. Leihbuecher und ein Freiexemplar hatte die Schule nicht. Als Lehrer hat mir der Verlag lediglich 5% (Verbrecher!) eingeraeumt. Somit musste ich dann die Unterlagen (186 Euro inkl. Rabatt) privat bezahlen. Meine Frage an die Schulleitung nach einem Zuschuss ergab eine fragwuerdige Antwort vom Chef: "Och, so schlecht ist ihr BAT-Gehalt doch gar nicht, und falls ich damit Probleme haette, koennte ich ja bei einem Schueler mit reinschauen." (Mein Nettogehalt damals als angestellter Lehrer war ziemlich genau 50% meines Industrie-Netto!) Die Buecher kann ich privat und vor allem(!) in meinem zukuenftigen Unterricht nicht nutzen, da ich nichts mit dem Stoff zu tun habe (und mich auch gar nicht dafuer interessiere, um ehrlich zu sein). Ein Weiterverkauf der Materialien ist mir zwar gelungen, allerdings zum Troedelpreis von 21 Euro, weil jedes zweite Jahr neue Auflagen auf den Markt geworfen werden.


    2. Wir wurden angehalten, mehr Zeit in der Schule zu verbringen (der Verdacht liegt nahe, dass die Schulleitung bessere Absprachen etc. "erzwingen" wollte). Geschafft wurde das, in dem unser Deputat moeglichst zerrupft war (z.B. die ersten zwei Stunden morgens, dann irgendwann um die Mittagszeit mal eine Stunde, und nochmal zwei Abends ab 18 Uhr). Als Industrie-Erfahrener wuerde man jetzt sagen "Na und?". Aber in der Industrie hatte ich auch einen eigenen Schreibtisch, einen PC, und vor allem ein kleines Regal fuer meine Materialien. Mein Arbeitsplatz im Lehrerzimmer besteht aber aus einer Tischflaeche, die genau 60cm Breite hat (soeben nachgemessen). Nebendran tuermen sich schon die Buecherstapel der Kollegen. Mein erster Eindruck von meinem neuen Arbeitsplatz war "Legebatterie ..." Ich dachte immer, ich sei fehlendes Tageslicht und Laerm gewohnt, weil ich mehrere Jahre in einem amerikanischen cubicle untergebracht war, welches in einer unvorstellbar grossen Halle (1200qm) stand. Pro 10 Kollegen steht bei uns 1 PC zur Verfuegung.


    Ach ja ... und dann gibt es (gluecklicherweise nur ganz selten mal) Pflichtfortbildungen, bei denen werden dir weder Reisekosten noch Verpflegung erstattet (zu Hause muss man ja auch essen), und die finden natuerlich am Wochenende statt, so wie sich's gehoert.


    Weshalb das Lehrer mit sich machen lassen? Ich vermute mal, dass die meisten eben Idealisten sind. Egal wogegen wir uns wehren oder was wir verweigern, letztendlich waere einzig und alleine der Schueler der Leidtragende. Falls jemand den Beruf verfehlt und die Schueler nicht ganz so lieb hat, gibt's natuerlich auch fuer diesen ein Argument:
    Wer gegen die Missstaende und Ungerechtigkeiten wehrt, macht sich meist keine Freunde im Kollegium ... Im Gegensatz zur Industrie besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass man den Rest seines Arbeitslebens mit denen auskommen muss.


    Ach ... noch was: Vielleicht glaubst du das jetzt nicht, aber weisst du, was mir in den ersten Jahren Schuldienst gefehlt hat? Die vielen stressigen USA-, Brasilien- und China-Reisen, die Sonntags losgingen und mit einem jet-lag im Buero endeten. Wenn du im Schuldienst verreist (es sei denn, du bist Sprachlehrer und/oder machst Klassenfahrten weiss Gott wohin), dann liegen die Reiseziele innerhalb deines Bundeslandes. Statt Business Class im Flugzeug bekommst du zweite Klasse im Zug, wobei du durch Umsteigemoeglichkeiten und Zwischenhalte dein Bundesland richtig gut kennen lernst und bei Ankunft das gleiche steife Reisethrombose-Gefuehl in den Beinen hast, als waerst du in die USA geflogen. :)


    Aber im Ernst ... das internationale Flair, die Reisen, und das fette Gehalt sind die einzigen Dinge, die ich vielleicht ein bisschen vermisse. Gegen den Beamtenstatus eintauschen wuerde ich das gerade in der aktuellen Zeit der Wirtschaftskrise aber niemals. Ausserdem macht mir die Arbeit mit den Schuelern (ich sage jetzt bewusst nicht die Arbeit als Lehrer in Deutschland) riesige Freude, besonders im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. In der Industrie besteht die Gefahr, dass man sehr viel seiner Arbeitsleistung im Papierkorb findet. Bei meinem Unterricht weiss ich, dass irgendwo in der Klasse ein oder mehrere Schueler sind, die tatsaechlich sogar etwas davon mitnehmen.


    So, jetzt habe ich wieder viel zu viel geschrieben. Nicht dass jetzt noch jemand sagt, die Lehrer haetten zu viel Zeit, ueber ihre Arbeitsumstaende zu meckern. :D


    -- Drew

    Until he extends his circle of compassion to include all living things, man will not himself find peace.
    Albert Schweitzer 1875-1965

    Einmal editiert, zuletzt von Drew ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von mcblubb
    Und um auf Deine letzte Aussage zurückzukommen Dalyna:


    Ich denke, dass Du in meinem heutigen Job keine Woche "überleben" würdest ;)


    Gruß MC


    Denk, was Du willst. Und falls ich mich jetzt persönlich angegriffen fühlen soll, kann ich damit ganz gut leben, dass jemand, der mich nicht persönlich kennt und sich darüber ausschweigt, was er gerade beruflich macht, mir erklärt, ich könne diesen Job nicht machen.


    Da ich in meinem Leben aber auch schon andere Dinge als Lehrer sein getan hab und weiß, was ich kann und was ich nicht kann, überleb ich das ganz gut ;)

  • Hallo MC


    zum Thema "Ich denke, dass Du in meinem heutigen Job keine Woche "überleben" würdest ;-)"


    Ich war in einem großen Unternehmen für den Bereich ca. NRW zuständig ich behaupte der Managementposten (noch nicht AT) war lockerer als der Schuldienstposten - wie gesagt für mich ist auch noch vieles neu, aber erfahrene Seiteneinsteiger berichten von vier Jahren die es braucht um einigermaßen alles zusammen zu haben.


    Dann kommt allerdings - wie schon - berichtet die Zusatzaufgabe - von der Klassenleirtung bis xyz. Und ewas noch hinzu kommt - man muss sich um jeden scheiss selber kümmern, kein Anruf beim Support kein Mitarbeiter der was regelt, keine Sekretariat das Aufgaben übernimmt usw.


    Gruß


    E_T

  • Hallo DREW


    "Somit musste ich dann die Unterlagen (186 Euro inkl. Rabatt) privat bezahlen."


    Unterrichtsmaterial welches an der Schule eingeführt ist muss dir die Schule kostenlos zur Verfügung stellen. Nicht das Lösungsheft (NRW).


    Gruß


    E_T

  • Hallo


    "Pflichtfortbildungen, bei denen werden dir weder Reisekosten noch Verpflegung erstattet "


    Wenn es dienstlich angeordnet wurde müssen Reisekosten erstattet werden.


    Ich würde mal die Gesetzeslage anschauen, gerade im öffentlichen Dienst ist vieles sehr genau geregelt, man muss es nur einfordern.


    Wenn ich den Rest von deiner ASchule so lese, dann hat dein Chef wohl noch nicht begriffen das Lehrer mangelware sind.


    Den zerfledderten Stundenplan würde ich so auch nicht akzeptiern zumindest mid dem Stundenplaner mal ein nette Wort reden.


    Freistundn habe ich auch hier und da aber nur mximal eine Doppelstunde am Tag, was auch ganz sinnvoll ist um einige Dinge an der Schule erledigen zu können.


    Gruß


    E_T

  • [quote]U

    Until he extends his circle of compassion to include all living things, man will not himself find peace.
    Albert Schweitzer 1875-1965

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja wieder mal ganz begeistert über die Einblicke, die man hier so bekommt - vor allem darin, wie der lehrerberuf von außen wahrgenommen wird ...


    Danke Drew für deinen erhellenden Abgleich dazu - ich denke, das spiegelt viel Arbeitsalltag wie er wirklich ist.


    Ich war einige Jahre selbstständig - das ist wieder ne andere Sache als ein Posten in der Industrie, mit anderen Abhängigkeiten und anderem Druck, aber ich kenne eben auch die nicht-verbeamtete Seite und das "Haifischbecken freie Wirtschaft" ziemlich gut. Wer glaubt, als Lehrer könne man sich davon erholen, der irrt. Der Druck verlagert sich woanders hin und nimmt deutlich andere Formen an, aber er bleibt, samt Arbeitsbelastung, in vollem Umfang erhalten. Und für die, die das nötige Händchen nicht haben, kann sich der Druck im Vergleich zum Vorjob auch nochmal dicke erhöhen. Lehrer sein bedarf nämlich nicht nur einer Willensbekundung ... und sollte einem das Können dafür fehlen, dann wird der Arbeitsalltag richtig heftig.
    In Hessen sind gerade aus dem neuen Seiteneinsteigerprogramm hohe Prozentzahlen (deutlich über 60%) wieder ausgestiegen. Weil sie dem täglichen Druck im Job nicht standhalten.
    Fast alles Leute aus der so gannten freien Wirtschaft. Manche davon hatten sich wohl einen etwas softeren Arbeistalltag erhofft... andere hatten sich über den Umfang des Anforderungsprofils keine Vorstellung gemacht...

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es immer wieder "spaßig", wie viele Leute sich zutrauen mal eben Lehrer zu werden. Und das nicht etwa durch ein Studium und ein Referendariat, sondern sofort. Gründe dafür sind nicht etwa so etwas wie Berufung oder auch nur die Lust, Schüler zu unterrichten. Vielmehr geht es meist in erster Linie um finanzielle Sicherheit (was ich bei der momentanen wirtschaftlichen Lage sogar noch verstehen kann).


    Arbeitsbelastungen werden sicher auch subjektiv empfunden und sind natürlich in der "freien Wirtschaft" auch sehr hoch. Dazu kommt dort die Angst, den Job zu verlieren.


    Trotzdem kann es vermutlich kein Seiteneinsteiger voher beurteilen, was es bedeutet, Lehrer zu sein! Die dabei entstehenden Herausvorderungen und Belastungen haben Andere hier schon umrissen.
    Du übst dann - zumindest am Anfang - einen qualifizierten Akademikerberuf ohne jegliche Vorkenntnisse aus. Das sollte einem schon etwas Respekt für diese Aufgabe abringen und den Wunsch, erstmal mehr darüber zu erfahren und zu lernen, anstatt davon auszugehen, man handele sich damit einen lockeren Halbtagsjob ein und die erfahrenen Lehrer quasi als "Weicheier" zu bezeichnen, die es in der freien Wirtschaft nicht aushalten würden!


    Mich stört auch, dass hier und in anderen Diskussionen oft die Einstellung "Lehrer kann jeder" mitschwingt. Geht man von der nötigen Qualifikation aus und davon, dass wir eine hohe Verantwortung tragen, weil wir es mit Menschen zu tun haben, ist das in etwa so, als würde ich mich entschließen jetzt als Ärztin zu arbeiten. Die fehlen eh und ich hab vor 20 Jahren mal Krankenschwester gelernt. Und schließlich gibt es gute Lehrbücher und einen Praxisanleiter für die erste Zeit. Wird schon schiefgehen!


    Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Seiteneinstieg in den Schuldienst, aber dann doch bitte, wie schon erwähnt, mit Respekt vor dem Beruf und mit einem gewissen Willen, sich dafür auch zu qualifizieren!


    Melo

  • Zitat

    Original von Dalyna


    Denk, was Du willst. Und falls ich mich jetzt persönlich angegriffen fühlen soll, kann ich damit ganz gut leben, dass jemand, der mich nicht persönlich kennt und sich darüber ausschweigt, was er gerade beruflich macht, mir erklärt, ich könne diesen Job nicht machen.


    Da ich in meinem Leben aber auch schon andere Dinge als Lehrer sein getan hab und weiß, was ich kann und was ich nicht kann, überleb ich das ganz gut ;)


    Den " ;) " hast Du gesehen? Du sollst Dich nicht angegriffen fühlen (Warum auch)


    Es ist so, dass man in "der Wirtschaft" immer das Gefühl haben kann nicht "fertig" mit allem zu sein.


    Um Deine Neugier bzgl. meines derzeitigen Jobs zu bin einem befriedigen:


    Ich bin heute Hauptabteilungsleiter in einem Unternehmen mit ca 4.000 MA. Dort koordiniere unsere europäischen Unternehmen in Bezug auf Produktportfolio, Einkaufstrategie, Vermarktungsstrategie, Produktionsstrategie. Ich leite nebenher den Bereich der Anwendungstechnik die unser technisches Know - How an Kunden weiterträgt uns u.a. die Entwicklungsaktivität in der Automobilindustrie mitgestaltet. Ich leite ein Team von ca. 30 Mitarbeitern, zumeist Chemiker und Ingenieure, die zum größten Teil im europäischen Ausland "sitzen".


    Meine Bewerbung an die Berufsschule hat mehrere Gründe, im wesentlichen idealistische. Aber ein wichtiger Grund ist auch das Thema: Stress, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitszeit und Verantwortung.


    Heute habe ich 3-4 Dienstreisen pro Monat. Das bedeutet bei einigen Ländern: um 3:30 Uhr aufstehen, zum Flughafen fahren. Gegen 10:00 bin ich dann meist vor Ort und die Besprechung beginnt. Normalerweise habe ich 2-3 Gesprächsrunden bis gegen 17:00 Uhr. Danach zurück zum Flughafen und gegen 22:00-23:00 Uhr bin ich zu Hause. Bei Zielen wie Russland, Polen, Portugal etc. daueren die Reisen meist 3 Tage und beginnen Sonntag nachmittag. Während der Anreise bereite ich die Gespräche vor, auf dem Rückflug schreibe ich die "minutes" (damit hinterher auch das gemacht wird, was ich mir vorstelle).


    Die normale Arbeitszeit beginnt bei mir morgens um 7:30 im Büro. Ich habe dann1,5 Stunden Zeit kreativ zu sein, bis meine MA ins Büro "gleiten". Danach sind meist Besprechungen bis ca. 16:00 Uhr. Dann wirds ruhiger und ich kann Routinen abarbeiten. 2 mal pro Woche findet wechselweise eine Besprechung der "Leitenden" mit der GF statt, bzw. für mich ein Termin mit dem Technikvorstand des Konzerns. Dass "man" dort nicht unvorbereitet oder mit "blabla" erscheinen kann ist verständlich. Diese Leute verstehen ihr Geschäft nämlich ausgezeichnet.


    Und nun steht bei mir definitiv eine Veränderung an. Entweder folge ich der Karriereleiter oder ich "steige aus".


    Gruß


    MC

  • Zitat

    Original von mcblubb


    Und nun steht bei mir definitiv eine Veränderung an. Entweder folge ich der Karriereleiter oder ich "steige aus".


    Nun, die Entscheidung musst du treffen. Du hast in einigen Beiträgen sehr realistische Einblicke ins Lehrerleben erhalten (z.B. von Eva und Drew) bevor die ganze Diskussion - wie so oft - in einen 'Lehrer-arbeiten-aber-auch-viel-und-jeder-kann-das-auch-nicht-Thread' abdriftete. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dir darum ging, einen lauen Halbtagsjob (obwohl insbesondere dein erster Thread dahingegehnd interpretierbar ist) zu finden, sondern dass es um andere Dinge ging.


    Ich denke schon, dass du mit deinen Fächern eine - ich sage mal - andere Arbeitsbelastung hast, als in deinem jetzigen Job. Also ich komme zurzeit eher selten auf 80 Stunden pro Woche. 60 Stunden dagegen aber oft. Ich muss aber auch sagen, dass ich in meiner beruflichen Fachrichtung lediglich auf Assistenzniveau unterrichte, da wir keine 'vollen' Ausbildungen haben. Da spielt die inhaltliche Vorbereitung eine nicht ganz so große Rolle. Würde ich in dreijährigen Ausbildungsgängen (Altenpflege, Krankenpflege) unterrichten, müsste ich mir inhaltlich sehr viel mehr Gedanken machen und mich dahingehend sehr viel intensiver vorbereiten. Ich muss mich momentan eher methodisch vorbereiten. Das geht ganz gut, da ich im Studium und Referendariat dazu viel gemacht habe. Ich habe also schon viel im Kopf, wo ich schauen kann und was ich machen könnte. Ach so: Englisch unterrichte ich auch nicht auf Abiturniveau.


    Letzlich kann dir keiner genau sagen, wieviel du arbeiten wirst und wie stark dich die Arbeit belasten wird. Das hängt von der Schule und von dir ab. Eine Schwierigkeit, die ich mir vorstellen könnte, ist der Wechsel von einer so hohen Leitungsposition in die Position einer 'einfachen' Lehrkraft, die Entscheidungen der Koordinatoren, Schulleitungen, etc. nun 'hinnehmen' muss. Das musst du entscheiden, wie du damit klar kommst.


    Alles Gute für deine Entscheidung
    CKR

  • Hinzu kommt, das du als Akademiker in einem Seminar mit anderen Referendaren nette methodische Spielchen machen musst.


    Es sit schon merkwürdig wie Seiteneinsteiger ins System integriert werden.


    Seiteneinsteiger haben in aller Regel die fachliche Qualifikation mehr erst einmal nicht.


    Die zusätzlichen Anforderungen, die an den Lehrer gestellt werden müssen erst noch erlernt werden.


    Nun sollen sie aber zumindest un NRW direkt 18 Stunden voll Unterrichten.


    Das Referendariat ist dagegen eine watteweiche Hinführung zum Lehrerjob.


    Gruß


    E_T

  • Zitat

    Original von E_T


    Das Referendariat ist dagegen eine watteweiche Hinführung zum Lehrerjob.


    Das hängt aber auch vom Studienseminar ab und vor allem von einem selbst.


  • Wir sprechen immer noch von Ingenieuren und der Berufsschule!


    An einen Lehrer wird nach Deiner Ausführung die Anforderung gestellt, dass er fachlich wie ein Ingenieur qualifiziert sein muss und zusätzliche (nicht näher definierte) Zusatzqualifikationen braucht.


    Wenn ein solcher "Tausendsassa" dann mit seinem Studium fertig ist geht er brav für 1000€ ins Ref. anstatt für 4000E in die Industrie...


    :D


    Ein Ingenieur (Ausgangspost!!!) muss heute neben einer fachlichen Qualifikation auf unzählige "Softskills" entwickeln. Er (Sie) hat Kundenkontakte muss sehr feinfühlig auf Kundenbedürfnisse reagieren können, muss Vorträge vor unterschieldich qualifiziertem Publikum halten. Es müssen aus vielen technischen Details die wichtigsten herausgesiebt werden und diese geschickt verpackt weiterkommuniziert werden.


    Ich bin sicher, dass ein erfahrener gut ausgebildeter Lehrer mit vielen Situationen seines Arbeitsalltages besser klarkommt als ein Neueinsteiger.


    Dieses Gehabe, dass ein Mensch aus der Wirtschaft grundsätzlich völlig hilflos vor einer Horde Jugendlicher stehen wird halte ich für maßlos überzogen.


    Ich bin jetzt seit fast 15 Jahren ehrenamtlich als Jugenbetreuer im Verein tätig und bilde Jugendliche auch in Sporttheorie aus. Ich bin dabei nie auf echte Schwierigkeiten gestoßen - es hat mir im Gegenteil immer Spaß gemacht. (Ich weiß kann man überhaupt nicht vergleichen, kleiner Gruppe, nettere Kinder und bessere Motivation ;) )



    Naja - ich hab ja noch Zeit bis Jahresende eine finale Entscheidung zu treffen....


    Gruß


    MC


  • Ich höre bei dir immer auf der Selbstoffenbarungsebene heraus, was für ein toller Hecht du bist. Falls du den Direkteinstieg wagst, rate ich dir, erst einmal einen kleineren Hut aufzuziehen.


    Wir sind an der Berufsschule ein buntes Völkchen. Wir sind Gymnasial-, Real-, Sonderschullehrer, frühere Meister, Techniker und Ingenieure mit und ohne Personalverantwortung. Deine "tolle" Vita ist da nur eine unter vielen und beeindruckt nun wirklich niemand besonders.


    Du wirst verdammt froh sein,
    - wenn ein Kollege (hat noch nie jemand außer Schüler unter sich gehabt) dir für deinen selbständigen Unterricht am Anfang ein Arbeitsblatt gibt;
    - wenn der Werkstattkollege dir ein paar Tipps für schwierige Klassen gibt;
    - wenn eine Technikerklasse einmal gespannt auf deine Geschichten aus der Industrie ist;
    - wenn du aus der ersten Problemklasse herausgehst und die ersten 45min halbwegs heil überstanden hast;
    - wenn der Fachleiter nach dem Unterrichtsbesuch nicht nur (teils sehr persönliche) Kritik übt, sondern auch lobt.


    Nein, Lehrersein braucht keine Magie, aber sehr viel an Qualifikationen, von denen du wahrscheinlich noch nie gehört hast.


    Also noch einmal, wechsel erst einmal deinen Hut!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    2 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

Werbung