Arbeitszeit als Lehrer (Berufsschule)

  • Hallo zusammen,


    ich überlege, als Seiteneinsteiger (Ferigungstechnik und Wirtschaftkunde) in den Schuldienst (berufsbildende Schule) zu wechseln. Bisher Forschung Entwicklung Maschinenbau FH.


    Nun meine Fragen:
    - wie viele Unterrichtsstunden hat ein volles Deputat an einer berufsbildenen Schule?
    - Werden heute immer noch Doppelstunden abgehalten (2x45Min)?
    - wann ist in der Regel Schulbeginn und wann Schulende?
    - Unterrichtet man bei einem vollen Deputat jeden Tag, oder kann es auch sein, dass man einen Tag "frei" hat?
    - wie hoch ist der Vorbereitungsaufwand in den ersten zwei Jahren stündlich je Tag?
    - wie sieht der Zeitaufwand neben dem Unterricht nach zwei Jahren aus?
    - muss man sich in der "unterrichtsfreien Zeit" (Ferien) auch vorbereiten, oder schafft man das "neben" dem täglichen Unterricht?
    - kommt man an schon fertige Folien für den Unterricht von Kollegen ran, oder werden diese gehütet?
    - wird man anfangs in "schwierige" Klassen gesteckt, auf die die bereits verbeamteten Lehrer keine Lust mehr haben? ;)
    - wie steht es mit dem Berufsvorbereitungsjahr (Auffangbecken für Schüler ohne Abschluss). Wird dort auch Fertigungstechnik oder und Wirtschaftskunde unterrichtet? Sind solche Klassen schwierig?


    Danke schon mal für Eure Antworten.


    Mike

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin zwar kein Berufsschullehrer, aber ein paar Fragen kann ich dir auch so beantworten. Ich schreibe mal in einer anderen Farbe direkt in den Beitrag:



    Sollte irgendetwas von dem, was ich geschrieben habe, auf die Berufsschule nicht zutreffen, dann hoffe ich, dass die Berufsschullehrer mich korrigieren.

  • Nein, Lehrer ist kein Beruf,
    - in dem man nur von 8 bis 13 Uhr arbeitet,
    - jeder Mittwoch frei ist,
    - der Unterricht auf dem Schulweg vorbereitet wird,
    - man nach zwei Jahren für den Rest des Lehrerlebens alle Materialien beisammen hat
    - man 14 Wochen frei hat
    - wo Kollege Müller für ein Bier abends in der Kneipe mal schnell morgens halt zwei Folien auf den Kopierer haut
    - eh nur noch die Leute, die noch Probezeit haben, irgendwas arbeiten, die anderen warten nur noch auf die Pension.

  • Liebe Antwortenden,


    nunja, interessant, wie hier gleich die Emotionen hochkommen!
    Und auf meine Fragen wurde bisher keine konkrete Antwort gegeben.


    Muss ich da fragen: wer sich rechtfertigt, klagt sich an?


    Ich möchte einfach konkret ein wenig mehr wissen, über die zeitlichen Aufwände im Lehrerbusiness. Ich weiss, dass es Leute gibt, die sich die Nächte mit Vorbereitung um die Ohren hauen und andere, die sich einen lockeren Lenz machen. Mein ehemaliger Klassenlehrer hat mir mal (nach meinem Abschluss bei einem Klassentreffen) gesagt, er wäre nur Lehrer geworden, weil er leidenschaftlicher Jazz Musiker ist und keinen anderen Job finden konnte, mit so viel selbstbestimmter Freizet, um sich der Musik zu widmen. Und er war der beste Lehrer den ich je hatte...


    Aber wie sieht die gesunde Mitte aus? Ist das zu schaffen, oder geht man da an die Grenzen der physischen und psychischen Belastung? Gerade in den anfänglichen drei Jahren, bis sich alles eingespielt hat?


    Vielleicht findet sich ja doch jemand, der Antworten auf meine präzise gestellten Fragen geben kann.


    Und Folien werden ja hoffentlich mittlerweile durch einen Beamer ersetzt, oder? Hat jemand vielleicht eine Datei zum Download, dann muss ich nicht so lange am Farbkopierer stehen ;)
    Ironie! - nicht dass es wieder zu Verwirrungen kommt.


    Danke schon mal im Voraus!


    Mike

  • Zitat

    Original von Mike Köder
    Hallo zusammen,


    ich überlege, als Seiteneinsteiger (Ferigungstechnik und Wirtschaftkunde) in den Schuldienst (berufsbildende Schule) zu wechseln. Bisher Forschung Entwicklung Maschinenbau FH.


    Nun meine Fragen:
    - wie viele Unterrichtsstunden hat ein volles Deputat an einer berufsbildenen Schule?


    Zwischen 25 und 28 Stunden, je nachdem, ob wissenschaftliche oder technische Lehrkraft.


    Zitat

    - Werden heute immer noch Doppelstunden abgehalten (2x45Min)?


    Ja, je nach Schule.


    Zitat

    - wann ist in der Regel Schulbeginn und wann Schulende?


    Hängt auch von der Schule ab. Bei uns (Gym) geht es um 7.00 Uhr mit der Frühaufsicht los (1. Stunde um 7.30) und endet um 17.10 Uhr mit der letzten Stunde. Bei der BBS im Nachbarort laufen die Kurse abends noch bis 22.00 Uhr.


    Zitat

    - Unterrichtet man bei einem vollen Deputat jeden Tag, oder kann es auch sein, dass man einen Tag "frei" hat?


    Ja, das kann sein. Ein Kollege an der BBS hat einen freien Tag die Woche, dafür aber an einem anderen Tag zehn Stunden am Stück, unterbrochen von einer halben Stunde Mittagspause.


    Zitat

    - wie hoch ist der Vorbereitungsaufwand in den ersten zwei Jahren stündlich je Tag?


    Kann man pauschal nicht sagen - es hängt viel von den Fächern und den Rahmenbedingungen ab. Außerdem ist es ja nicht alleine die Vorbereitung des Unterrichts, die Zeit kostet.


    Zitat

    - wie sieht der Zeitaufwand neben dem Unterricht nach zwei Jahren aus?


    s.o.
    Vielleicht eine kleine Faustregel: Höher, als man denkt. ;)
    Unterricht muss ständig an neue Lerngruppen und Lernsituationen angepasst werden. Das braucht Zeit und Energie, selbst wenn man die Klassenstufe schon einmal unterrichtet hat. Dann ist es ziemlich illusorisch, zu glauben, dass man nach zwei Jahren schon alles mal unterrichtet hätte. Ich habe nach sechs Jahren im Beruf immer noch nicht alle Klassen durch.
    Ferner gibt es Prüfungen mit zugehörigen Prüfungsordnungen, die alle naselang geändert werden, auch der Bildungsplan wird ständig angepasst. Da ist dann schnell ein Teil der Vorarbeit vergangener Jahre für die Katz.
    In der Schule fallen ständig Zusatzjobs an, die erledigt werden müssen, und die, obwohl sie im Einzelnen nicht besonders anspruchsvoll sein müssen, in der Masse eine Menge Zeit fressen.
    Zu guter Letzt sollte man noch bedenken, dass die "pausenlose" Präsenz in der Schule sehr schlaucht und man nach sechs Stunden Unterricht erst einmal so fertig ist wie nach einem klassischen Bürotag - man braucht eine gewisse Ruhe- und Abschaltphase, bis man wieder fit ist. Blöderweise ist dann aber der Tag schon fast zuende, die Unterrichtsvorbereitung aber noch nicht gemacht, so dass man vom vermeintlich "frühen" Arbeitsende nicht sehr viel hat.
    Das nur auf die Schnelle, um einen kurzen Abriss zu geben.


    Zitat

    - muss man sich in der "unterrichtsfreien Zeit" (Ferien) auch vorbereiten, oder schafft man das "neben" dem täglichen Unterricht?


    Das kann man durchaus neben dem täglichen Unterricht schaffen. Unterrichtsvorbereitung ist eines der netteren Geschäfte im Schulalltag. Was ein Zeitfresser in den Ferien ist, ist die Nachbereitung: Abheften der Unterlagen, Aufräumen des Arbeitszimmers, Erledigung aller liegengebliebenen Kleinigkeiten, Korrigieren, Korrigieren, Korrigieren...
    Vorbereitung von Prüfungen, korrigieren von Prüfungen, Treffen von Arbeits- und Steuerungsgruppen, FoBis (kann man notfalls weglassen oder kürzen, aber seit neuestem muss man ein Portfolio darüber führen, also hin und wieder sollte man deshalb schon hingehen), Konferenzen (da ist Anwesenheitspflicht), Verwaltungskram (z.B. Führen von Listen, welcher Schüler sich für welche Präsentation gemeldet hat, wann er sie halten will, ob er sie schon gehalten hat, ob der zuständige Fachlehrer schon gegengezeichnet hat -> Schreiben von nervigen kleinen Erinnerungszetteln an die Schüler, die Fachlehrer...).
    Briefwechsel mit dem Betrieb, mit dem Regierungspräsidium, Bestellen von Material, Buchhaltung über Materialausgabe und eingesammeltes Geld, undsoweiterundsofort.


    Zitat

    - kommt man an schon fertige Folien für den Unterricht von Kollegen ran, oder werden diese gehütet?


    Ja, da kommt man ran. Ist eine Sache auf Gegenseitigkeit - man tauscht die Unterlagen eben untereinander aus. Viel Zeitersparnis bringt es aber meistens nicht, da man mit Unterricht, den ein anderer für eine andere Klasse vorbereitet hat, u.U. nicht so viel anfangen kann und man irgendwann sogar schneller damit ist, das Zeugs selbst vorzubereiten, als sich erst mühsam in den Unterrichtsentwurf eines anderen einzudenken.


    Zitat

    - wird man anfangs in "schwierige" Klassen gesteckt, auf die die bereits verbeamteten Lehrer keine Lust mehr haben? ;)


    Ja, kann passieren.


    Zitat

    - wie steht es mit dem Berufsvorbereitungsjahr (Auffangbecken für Schüler ohne Abschluss). Wird dort auch Fertigungstechnik oder und Wirtschaftskunde unterrichtet? Sind solche Klassen schwierig?


    Zu den Fächern kann ich nichts sagen. Üblich an den BBS, die ich kenne, ist aber, dass jeder Lehrer auch mal im BVJ eingesetzt wird. Zu den Schülern: Gerade die schwierigsten können oft eine sehr rührende und liebe Anhänglichkeit zu einem Lehrer entwickeln, wenn sie merken, dass dieser sich mit Empathie um sie bemüht und authentisch ist.
    Es wäre den Schülern zu wünschen, einen solchen Lehrer zu bekommen.


    LG
    Eva

    Nemo: "Ich habe aber eine kaputte Flosse!"
    Kahn: "Ich auch. Das hat mich niemals von irgendetwas abgehalten."

  • Ja, der Antwort von Eva lässt sich eigentlich nichts zufügen. Damit hast du den realistischen Blick auf den Schulalltag an einer berufsbildenden Schule gut beschrieben.

  • vielen Danke, Eva.
    Echt nett, dass Du Dir so viel Zeit für meine Fragen genaommen hast. Das gibt ein realistisches Bild ab.
    Liebe Grüße
    Mike

  • Hallo Mike,
    bin in 2004 "seiteneingestiegen" und schreibe mal kurz meine Erfahrung. Obwohl sich viel mit Eva's Beschreibung decken wird, ist es doch immer mal hilfreich, mehrere Stimmen zu hören. (So hab's ich am Anfang empfunden.)

    Zitat


    - wie viele Unterrichtsstunden hat ein volles Deputat an einer berufsbildenen Schule?


    Bei mir sind's 25 Stunden (wissenschaftl. Lehrer, Baden-Württemberg)

    Zitat


    - Werden heute immer noch Doppelstunden abgehalten (2x45Min)?


    Ja, wobei wir teilweise sogar noch längere Einheiten "am Stück" haben. In bestimmten Fächern (z.B. wenn größere Laboraufbauten erforderlich sind) machen u.U. sogar 4 Stunden (d.h. 2x90min) Sinn. Ich kenne aber auch Kollegen an anderen Schulen, die im gleichen Fach mit den Schülern 30min lang aufbauen, dann 15min lang Versuche durchführen und nicht fertig werden, weil schon der nächste Kollege im Stundenplan eingetragen ist. In diesem Punkt muss man hoffen, dass die Schulleitung die Stundenplanung zweckmäßig gestaltet. Bei uns ist das aber der Fall.

    Zitat


    - wann ist in der Regel Schulbeginn und wann Schulende?


    Da wir an unserer Schule auch Teilzeitschüler (Techniker) haben, gibt es an manchen Tagen auch abends (bis 22 Uhr) Unterricht, sowie Schulsamstage. Frühestens geht's bei uns um 7:30 los.

    Zitat


    - Unterrichtet man bei einem vollen Deputat jeden Tag, oder kann es auch sein, dass man einen Tag "frei" hat?


    Da kann ich mich Eva nur anschliessen.
    Kommt auf Deinen "Stundenplan" an. I.d.R. versucht unsere Schulleitung denjenigen Kollegen, die Samstags unterrichten müssen dafür einen Tag unter der Woche freizuschaufeln, und das klappt dann auch so. Letztes Jahr hatte ich sogar zwei Tage unter der Woche frei. Anfangs sah das richtig gut und entspannt aus, aber leider "bezahlst" Du das mit langen Arbeitstagen (teilw. 10 Stunden plus Vertretung oder Konferenzen zwischendrin). Je nach Klasse / Schulart kann es sein, dass Du dann abends ziemlich "am Stock" gehst. Vor allem dann, wenn Du die letzte Stunde im Abendunterricht hast und am nächsten morgen um halb acht wieder den Motivationskasperl spielen sollst. Seit dieser Erfahrung hab' ich's dann doch lieber wieder auf die Woche verteilt.

    Zitat


    - wie hoch ist der Vorbereitungsaufwand in den ersten zwei Jahren stündlich je Tag?


    Das ist abhängig davon, wie viel Du für den Unterricht investierst. Bist Du ein Idealist, dann machst Du automatisch wesentlich mehr als eigentlich notwendig wäre. Unter "Notwendig" verstehe ich den Level, der bei einem vollen Deputat über viele Jahre tragbar ist. Mit einer Sache musst Du im Schuldienst klar kommen: Als Lehrer bist Du eigentlich, was die Arbeitszeit angeht, chronisch überfordert. Einen 100.0%ig perfekten Unterricht in allen 25 Stunden - jede Woche - über 30 oder mehr Jahre - wirst Du nicht schaffen. Alle diejenigen mir bekannten Kollegen, die das versucht haben, sind entweder in psychatrischer Behandlung gelandet oder auf wirklich tragische Weise (Suizid) nicht alt geworden. Davor musst Du Dich als Lehrer schützen. Wenn Du bisher ein Perfektionist warst, dann wird's ein langer Weg. Es wird ein ständiger Kampf gegen das (unberechtigt) schlechte Gewissen zu wenig gemacht zu haben. Und dieses wird auch noch geschürt durch unser Image in der Öffentlichkeit.

    Zitat


    - wie sieht der Zeitaufwand neben dem Unterricht nach zwei Jahren aus?


    Das kommt darauf an, ob Du jedes Jahr irgendwo anders einspringen darfst oder immer im gleichen Bereich eingesetzt wirst. Ich bin relativ viel "herumgezerrt" worden und hatte somit bisher nie richtig Ruhe (so dass der Zeitaufwand merklich nachgelassen hätte). Du wirst aber merken, dass - selbst wenn Du vielleicht bereits ein passendes Arbeitsblatt etc. findest - Du dann automatisch mehr Energie (d.h. Zeit) in andere Dinge, z.B. der Verbesserung Deiner Methodik oder was auch immer steckst. Vielleicht sagt Dir das Pareto-Prinzip was ... bei den letzten paar Prozent Qualitätsverbesserung wird der Zeitaufwand exponentiell ansteigen ...

    Zitat


    - muss man sich in der "unterrichtsfreien Zeit" (Ferien) auch vorbereiten, oder schafft man das "neben" dem täglichen Unterricht?


    Das kommt vor allem darauf an, wie gut Dein Zeitmanagement und Deine Selbstkontrolle ist. Ich habe z.B. Probleme, in den Ferien richtig abzuschalten, d.h. ich beantworte mal schnell Schüleremails, lese Fachbücher, etc. Da ich das aber nicht als Belastung empfinde, denke ich auch nicht, dass ich was dran ändern müsste. Es gibt aber auch Kollegen, die zu mir sagen, dass sie das nicht machen würden. Sie nehmen die Ferien bewusst zum Energietanken, und das ist dann auch wichtig (und richtig).

    Zitat


    - kommt man an schon fertige Folien für den Unterricht von Kollegen ran, oder werden diese gehütet?


    Häufig ist das Problem, dass Du die Arbeitsblätter, Folien, etc. vom Kollegen gar nicht für Deinen Unterricht verwenden *kannst*, weil Du eine andere Methodik fährst und/oder den Stoff didaktisch anders "auffährst". Wenn dann in einem Beispiel Wissen vorausgesetzt wird, das bei mir zeitlich erst danach kommt, ist die Sache schon gelaufen. Kommt aber natürlich auch auf das Fach an. Mathematik z.B. lässt nicht so viele Spielräume wie Informatik. (Zumindest habe ich noch keinen Kollegen gesehen, der zuerst die Differentialrechnung macht und dann die Addition erklärt).

    Zitat


    - wird man anfangs in "schwierige" Klassen gesteckt, auf die die bereits verbeamteten Lehrer keine Lust mehr haben? ;)


    War bei mir nicht so. Liegt aber sicher auch an der Schulleitung, bzw. daran, welche "Politik" an der Schule gefahren wird.

    Zitat


    - wie steht es mit dem Berufsvorbereitungsjahr (Auffangbecken für Schüler ohne Abschluss). Wird dort auch Fertigungstechnik oder und Wirtschaftskunde unterrichtet? Sind solche Klassen schwierig?


    Dazu kann ich leider keine Auskunft geben. Mit diesen Klassen habe ich bisher noch keine Erfahrung. Aber nach meiner Erfahrung hat jede Klasse bzw. Schulart irgendwo ihre Herausforderung. Orientierungsstufen (z.B. Berufskollegs) eher die Pädagogik, bei Technikern oder in der Hochschule eher das Fachliche.


    Der Lehrerberuf ist einfach anders als die meisten anderen Berufe. Das seltsame ist, dass man als Nicht-Lehrer nicht wirklich beurteilen kann, was da genau auf einen zukommt. Entweder es klappt und macht Spass (so ist es bei mir -- glücklicherweise bis heute und hoffentlich noch bis zu meiner Pension mit 75 oder so), oder Du wirst irgendwann erkennen, dass es doch nicht die richtige Entscheidung war.


    Vielleicht interessiert Dich noch mein Bericht:
    Meine persönliche Seiteneinstiegs-Erfahrung ...


    Viel Glück!
    Drew


    ----


    Edit vom kl. gr. Frosch (Mod): ich habe mal die Umlaute richtig dargestellt, sie standen aufgrund unterschiedlicher Zeichencodierung beim Schreiber nur im Zahlencode (z.B. so: ¦ ) und der Text war dadurch nur bedingt leserlich. ;) Sorry fürs editieren, Drew.

    Until he extends his circle of compassion to include all living things, man will not himself find peace.
    Albert Schweitzer 1875-1965

    3 Mal editiert, zuletzt von kleiner gruener frosch ()

  • Hallo,


    kann momentan live berichten.


    Die Arbeitsbelastung ist enorm, jeder Bürojob ist lockerer.


    25 Stunden muss man Unterrichten (NRW) davon bleiben 18 Stunden übrig, da 7 Stunden für das Seminar übrig bleiben.


    Doppelstunden gibt es an meiner Schule.


    Der Unterricht fängt um 7Uhr 30 an und hört so um 14 Uhr 25 auf.
    (8. Stunde) Je nach Stundenplan hat man mehr oder weniger Freistunden. Hinzu kömmen der Seminartag und eventuell noch die Erziehungswissenschaften, die an 10 Abenden bei uns jetzt Freitags abzuleisten sind.


    Der Vorbereitungsaufwand ist enorm. Klar gehen keine 100% aber die Stunde muss sinnvoll gefüllt werden, sonst handelt man sich andere Probleme ein, gerade als Anfänger, z.B unruhige Klassen Störungen usw.


    Teilweise muss Stoff unterrichtet werden von dem man keine Ahnung hat - die Vorbereitungszeit dafür ist enorm.


    Kollegen haben mir erzählt das nach vier Jahren die Belastung, gerade für die Vorbereitung geringer wird. das dumme ist nur, dass nach dem Referendariat zusätzliche Aufgaben hinzukommen.


    Privatleben gibt es kaum nocht, jetzt in den Ferien bereite ich Unterricht vor um später etwas mehr Luft zu haben. Hinzu kommen Klausuren mit Korrekturen und nur weil ein Schüler gefehlt hat, kann man einen neue Klausur zusammenstellen.


    Schwierige Klassen ist relativ, kleine Klassen sind in der Regel einfacher.


    Wenn mehrere Lehrer sagen eine Klasse ist schwierig, dann ist da meistens was dran, kann aber auch am Unterricht oder Lehrertyp hängen.


    Zum Berufsvorbereitungsjahr kann ich nichts sagen.


    Gruß


    E_T


  • Ich glaube ja auch, dass der Direkteinstieg in den Schuldienst kein Teilzeitjob ist - ich halte die Aussage oben jedoch für unhaltbar.


    In meinem Bereich arbeiten Jungingenieure mit einem 40 Stundenvertrag. Die wöchentliche Belastung sind idR 50 Stunden. Es sind belastbare Leistungsnachweise zu erbringen. Monat für Monat.
    Es fallen internationale Geschäftsreisen an.


    Die Leute verdienen meist weniger als ein Lhrer mit A13. Um in die Gehaltsregion zu kommen muss einige Jahre richtig "geblockert" werden, bis es weitergeht.


    Wer natürlich den Lehrerjob mit einer Schreibkraft vergleicht mag recht haben. Wir reden aber, so denke ich, über Arbeitsverhältnisse von Akademikern.


    Gruß


    MC

  • Zitat

    Original von mcblubb
    In meinem Bereich arbeiten Jungingenieure mit einem 40 Stundenvertrag. Die w￶chentliche Belastung sind idR 50 Stunden. Es sind belastbare Leistungsnachweise zu erbringen. Monat fr Monat. Es fallen internationale Gesch¦ftsreisen an. Die Leute verdienen meist weniger als ein Lhrer mit A13. Um in die Gehaltsregion zu kommen muss einige Jahre richtig "geblockert" werden, bis es weitergeht. Wer natrlich den Lehrerjob mit einer Schreibkraft vergleicht mag recht haben. Wir reden aber, so denke ich, ber Arbeitsverh¦ltnisse von Akademikern.
    MC


    Ich denke, dass dieser Vergleich mit der Arbeitszeit in der Industrie nicht ohne weiteres gezogen werden kann. Natuerlich ist die Zeit eine objektiv messbare Groesse. Allerdings wird die Hoehe deiner Arbeitszeit als Lehrer weder durch eine gewisse Maximalzeit an Wochenstunden noch durch irgendwelche Arbeitsschutzgesetze begrenzt. Klar kann jetzt argumentiert werden, dass Arbeitsschutzgesetze in der Industrie oft auch nicht eingehalten werden, aber bei uns fehlt diese Art der Kontrolle gaenzlich. Ich habe vor meinem Direkteinstieg einige Jahre unter moralisch fragwuerdigen Bedingungen in einem Industriebetrieb gearbeitet, aber selbst da war irgendwann mal bei 80 Stunden pro Woche oder nach 14 Stunden an Feiertagen mal Schluss. Immerhin gefaehrdet der Betrieb und der Arbeiter ja dadurch seinen Versicherungsschutz, wenn Unfaelle passieren. Als Lehrer hast Du das nicht. Du koenntest Dir (theoretisch) ohne Weiteres 18 Stunden an 7 Tagen pro Woche antun. An zwei Tagen pro Woche waeren bei mir allein schon aufgrund des aktuellen Stundenplans nicht mal die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten, die ich brauechte um Maschinen und Laboraufbauten zu bedienen.


    Erschwerend kommt noch dazu, dass vor allem bei der Unterrichtsvorbereitung das subjektive Gefuehl des "fertig werdens" fehlt. Auch das kann in vielen anderen Berufen fehlen, was aber oft dann durch positives Feedback deines Vorgesetzten ausgeglichen wird. In der Schule wird sich dein Chef nicht in jede Stunde reinsetzen und sagen "Jou, Herr Schulze, das war wieder mal supertoll vorbereitet." Im Gegenteil ... wenn du Feedback vom Vorgesetzen bekommst, dann meist nur fuer ausserunterrichtliche Aktivitaeten. (Meiner Meinung nach ein Manko in unserem System ... wenn du als Lehrer Karriere machen willst, darfst du auf keinen Fall zu viel Zeit fuer guten Unterricht verschwenden ... aber das ist eine andere Baustelle.)


    Durch Schuelerfeedback laesst sich das Gefuehl "genug gearbeitet" auch nicht wirklich erreichen. Der Trend geht dahin, die Schueler als "Kunden" zu verstehen, und somit koennte man auf die Idee kommen, Parallelen zum Kundenfeedback aus der Industrie zu ziehen. Ist das Kundenfeedback gut, war auch meine Arbeit in Ordnung. Da ich ein "Feedback-Fanatiker" bin und ich das Prinzip schon in meiner Industriezeit sehr hilfreich erlebt hatte, setze ich wie ein Irrer Frageboegen, Feedback Gespraeche, etc. ein. Meine persoenliche Erfahrung ist aber, dass ein Schueler (im Gegensatz zum Kunden in der Industrie keine direkte Aussage zur Qualitaet des Produkts "Unterricht" machen kann. Das liegt m.E. daran, dass bei uns zum Produkt mehr gehoert. Der Schueler ist sozusagen ein Kunde, der nur eine diffuse Vorstellung von dem hat, was er als Produkt in Auftrag gegeben hat. Ein Feedback nach Ende der Schulzeit waere aussagekraeftiger, ist aber eben nicht zeitnah und hilft nicht, um die aktuelle Unterrichtsqualitaet einzuschaetzen. Wenn ein Schueler, den man nach zwei bis drei Jahren wieder trifft immer noch vom damaligen Unterricht, der Lehrerperson, und der Sinnhaftigkeit des Stoffs begeistert ist, dann geht das doch runter wie Oel, oder? Mir zumindest ... und ich denke, die oben beschriebenen Zusammenhaenge sind der Grund dafuer.


    Der Lehrer muss also jedenfalls die Qualitaet des Unterrichts mithilfe des Schuelerfeedback selbst beurteilen. Da der Schueler die Qualitaet des Unterrichts nicht stundenweise bewerten kann, besteht (meist) auch eine erstaunlich hohe Toleranz schlechter Qualitaet. Vielleicht koennte das bei fachlichen Unzulaenglichkeiten anders aussehen, aber ein didaktischer Fauxpas wird vom Schueler meist nicht erkannt werden -- oder sogar positives Feedback bringen, weil der Schueler es trotzdem Spass gemacht hat und der Schueler das Gefuehl hat, "viel dabei gelernt" zu haben.


    Daher denke ich auch, dass wir die Lehrerarbeitszeit ueberhaupt nicht mit der Arbeitszeit in der Industrie ins Verhaeltnis setzen duerfen, und wenn, dann nur auf eine ganz bestimmte Lehrerperson. Fuer mich persoenlich trifft schon zu, dass ich objektiv messbar wesentlich mehr als 60 Stunden pro Woche fuer die Arbeit aufbringe. Sobald Du Klassenlehrer in mehreren Klassen bist, in div. Pruefungsausschuesse geraetst und Opfer der "Qualitaetsoffensive" wirst, geht die meiste Zeit waehrend der Schulzeit fuer administrative Arbeiten drauf. In der Industrie gibt es genau fuer diese Aufgaben Sekretaerinnen. Es gibt viele weitere Jobs, die wir uns als Lehrer eigentlich von der Arbeitsbelastung gar nicht leisten duerften, aber uebernehmen muessen. Alleine meine Taetigkeit als IT Netzwerkadministrator und Laborbetreuer stellte in meiner alten Firma eine volle Stelle (allerdings fuer einen Nicht-Akademiker) dar.


    Ich bin ueberzeugt davon, dass wenn mit heutiger Wirkung alle Ferien (mit Ausnahme von 25 Tagen Pflichturlaub) abgeschafft und eine 55 Stunden-Woche mit Anwesenheitspflicht an den Schulen eingefuehrt wuerde, die Qualitaet von Schulausstattung und vor allem die des Unterrichts massiv darunter leiden wuerden.


    In unserem aktuellen System leidet die Unterrichtsqualitaet "im Stillen". Wenn wir uns zum Ziel setzen, das zu erfuellen was von uns erwartet wird, dann *sind* wir chronisch ueberlastet und muessen uns das auch eingestehen. Gerade damit tun wir uns als Lehrer immens schwer, was meiner Meinung nach auch die Ursache fuer die Resignation bei erschreckend vielen erfahrenen Kollegen ist.


    1. Ein Idealist wird Lehrer und versucht den unrealistischen Erwartungen des Arbeitgebers zu entsprechen


    2. Er merkt, dass er sich eine unmoeglich loesbare Aufgabe gestellt hat


    3. Weder seinen Kollegen noch der Gesellschaft gegenueber gesteht er sich diese vermeintliche "Schwaeche" ein. Gruende dafuer gibt es viele:
    - Argumente (von denen, die den Lehrerberuf nicht kennen), dass eben wohl nicht effizient genug gearbeitet wird
    - Zweifel, dem Lehrerberuf vielleicht nicht gewachsen zu sein
    - Falscher Stolz (es gibt keine unloesbaren Aufgaben ... schliesslich soll man ja gerade das den Schuelern vermitteln)
    - Angst vor Verlust des Status im Kollegium


    4. Der Lehrer macht Abstriche ... dort, wo man's am wenigsten merkt und wo die hoechste Toleranz dafuer herrscht ... an der Unterrichtsqualitaet


    5. Sinkt die Unterrichtsqualitaet, so ist der Lehrer der Erste im Klassenzimmer, dem's keinen Spass mehr macht


    6. Der Lehrer rappelt sich auf ... investiert mehr ... *oder* RESIGNIERT dann irgendwann


    7. Der Lehrer schiebt den Schuelern den schwarzen Peter zu ("die werden ja eh' immer duemmer";) und legt sich ein dickes Fell zu *oder* er wird krank, weil er sich jeden Tag selbst in den Unterricht pruegeln muss


    Als Lehrer bekommst du keine Zulagen fuer Sonntags- und Nachtarbeit, d.h. dein Arbeitgeber kann dir alle moeglichen Arbeiten aufdruecken, ohne dass es sich auf den Finanzhaushalt des Landes auswirkt.


    Persoenlich bin ich der Meinung, dass dich die Qualitaet des Unterrichts hier in Deutschland ausschliesslich aus der tatsaechlich verfuegbaren Lehrerarbeitszeit in Relation zu den Erwartungen (Verwaltungskram, Netzwerkbetreuung, Labortechnik, ...) ergibt. Ich wuerde sicher auch damit klar kommen, wenn ich ab morgen 40 Stunden pro Woche vor der Klasse stehen muesste und gleichzeitig nachmittags noch Telefondienst beim Sekretariat haette. Der Unterricht waere halt dann ein anderer ...


    Genau das ist eben unser Problem. Da wir Lehrer ja so tolle Superfrauen (und -maenner) sind und wirklich "alles" hinbekommen, muessen wir einfach abwarten bis es noch eindeutiger wird, woran unser System krankt. Solange noch die Gesellschaft, das Fernsehen, die schlimmen Eltern, etc. fuer unser schlechtes "Produkt" verantwortlich gemacht werden kann, wird sich daran nichts aendern.


    Die Zukunft des Lehrerberufs ist meiner Meinung nach einzig davon abhaengig, in wie fern unser Arbeitgeber seiner Fuersorgepflicht nachkommt, wobei er das nur kann, wenn er *weiss* wo der Schuh drueckt.


    -- Drew


    P.S. Ich verwende momentan mal keine Umlaute bei lehrerforen.de, da ich wohl ein Problem mit meinem Browser habe ...

    Until he extends his circle of compassion to include all living things, man will not himself find peace.
    Albert Schweitzer 1875-1965

    2 Mal editiert, zuletzt von Drew ()


  • Hallo MC,


    ich rede hier von einem vergleichbar großen Unternehmern, ca 100.000 Angestellte.


    Nehmen wir VW, Daimler, Deutsche Telekom usw.


    hier haben alle Mitarbeiter die nicht AT sind eine geregelte Arbeitszeit oder Gleitzeit. Ich hatte Gleitzeit bei einer 38 Stundenwoche. Die Überstunden die anfielen habe ich in der Regel durch Kurzurlaube abgefeiert, bzw. im Sommer mal um 15 Uhr das Büro verlassen.


    Die Bezahlung ist vergleichbar, Arbeitsmaterial wurde gestellt, sogar Kugelschreiber gab es, den gibt es an der Schule für Lehrer nicht :-).


    Gruß


    E_T

  • Zitat

    Original von Drew
    [quote]Original von mcblubb
    Allerdings wird die Hoehe deiner Arbeitszeit als Lehrer weder durch eine gewisse Maximalzeit an Wochenstunden noch durch irgendwelche Arbeitsschutzgesetze begrenzt. ...


    Falsch:


    Das Gesetz regelt maximal 10 Stunden Arbeit am Tag.


    Die Dienstordnung für Lehrer regelt die 41 Stundenwoche.


    Die Arbeitsbelastung als Lehrer isr sicherlich anders, im Büro kann man sich zurückziehen, kurz vor die Tür treten usw. was nun während der Unterrichtsstunde nicht geht.


    Gruß


    E_T

  • Hallo DREW,


    so ist es, leider zum Leidwesen der guten Lehrer die dann ausbrennen und zum Leidwesen der Schüler, die keinen guten Unterricht bekommen.


    Das Ministerium verschließt die Augen - keiner will es hören.


    Man könnte es verbessern wenn man wollte - aber will es einer?


    Ein Weg wäre Dienst nach Vorschrift, nach 41 Stunden ist schicht, dies ist dann die Qualität die erwartet wird.


    Solange Lehrer versuchen die Unzulänglichkeiten des Systems aufzufangen werden die Auswirkungen verschleiert und der Lehrer wird krank.


    Netzwerkadministartion würde ich erst gar nicht machen, bei uns gibt es Azibis dafür. Ich würde auch das Sekretariat stärker einbinden.


    Wozu muss ich das Geld für Klassenfahrten einsammeln, soll doch das Sekretariat machen usw.


    Gruß


    E_T

  • Zitat

    Original von E_T
    Die Dienstordnung für Lehrer regelt die 41 Stundenwoche.


    Es wäre das Experiment wert, dass die Kollegen nach 41 Stunden den Stift fallen lassen. Abizeugnisse gäbe es dann eben "etwas" später....


    Zitat

    Original von Drew
    4. Der Lehrer macht Abstriche ... dort, wo man's am wenigsten merkt und wo die hoechste Toleranz dafuer herrscht ... an der Unterrichtsqualitaet


    Wo es auch nicht auffällt, den Eltern und Schülern zumindest, ist bei der privaten Freizeit und dem Privatleben an sich. An anderer Stelle im Forum wurde dazu schon ausgiebig diskutiert. Man erlaubt sich den Kinobesuch eben erst, wenn dies oder jenes für die Schule erledigt ist und sitzt dann immer noch mit schlechtem Gewissen vor der Leinwand, weil man ja doch noch..... Usw. Wenn diese Abstrich-Umweg, den einige gehen, ausgereizt ist, dann geht es bei etlichen Kollegen bei Punkt 4 Deiner Liste oder gleich punkt 5 weiter. Irgendwie kriegen sie einen doch immer wieder dazu, sich selbst auszubeuten. Ich persönlich reagiere inzwischen unwirsch, wenn die idealistischen (meist weiblichen) Kollegen kommen mit "Aber die Kinder, ich kann doch nicht.../ ich muss aber für die Kinder" etc. Sind das meine Kinder??!? Danken sie es mir? Oder die Eltern? Was nach den Ferien kommt ist schon klar: "Frau Raket-O-Katz, krieg'n wir die Arbeit wieder? Was, wieso nicht? Sie hatten doch 2 Wochen Ferien! Was haben Sie denn da gemacht!?" Meine Antwort: "Mich von euch erholen!".


    :P


    Zusatz: Wir haben einen Quereinsteiger mit Mathe/Physik aus der Wirtschaft. Der Herr steht mit beiden Beinen im Leben und ist geplättet davon, was in der Schule alles gerissen wird. Darunter eben auch diese vielen administrativen Kleinigkeiten, die sich läppern. (Und dabei hat er noch nicht einmal eine eigene Klasse.) Auf jeden Fall freut er sich, dass sein Vertrag erstmal auf 2 Jahre läuft. Er wird wohl danach die Kinder versorgen und seine Frau wird Vollzeit arbeiten.


    Grüße vom Raket-O-Katz


    PS: Im Emsland gab es einen Politiker, der vollmundig tönte, die Lehrer sollten doch erstmal 40 Stunden arbeiten. Die Reaktion der Lehrer - "Wo?! Gibt es da noch Stellen?" :tongue:

  • Hallo,


    zum Thema "Abizeugnisse gäbe es dann eben "etwas" später.... "


    Hier muss man klare Regelungen fordern.


    Wenn ein korrektur 30 Min dauert und es sind halt soviel bis dann und dann zu korrigieren muss die Arbeitszeit ohne Wochenende irgendwo herkommen.


    Den Chef nach klaren Regelungen fragen z.B. zwei Korrekturtage.


    Wenn nicht, gibt es eine Lösung die ein anderer Lehrer betreibt:


    2 Tage Krankmelden, die Klausuren korrigieren und fertig.


    Wäre zwar nicht mein Ding, aber Lehrer sollten nicht alles schlucken und hinnehmen. Nach 41 Stunden ist Ende. Was dann halt nicht erledigt ist bleibt liegen, das müssen auch die Vorgesetzten erst einmal begreifen, was an Arbeitsleistung von einer Lehrkraft zu erwarten ist bei einer 41-Stundenwoche.


    Wer 4 Stunden die Woche mehr arbeitet hat sein Gehalt um 10% gekürzt plus die Ausgaben an Büchern, Schreibmittel usw. die man privat kauft.


    Gruß


    E_T

  • Zitat

    Original von Dalyna
    30 Minuten Korrekturzeit ist aber schon sehr schön gerechnet. Und da geh ich nicht nur von Abiarbeiten aus, die bei mir im Schnitt eher eine Stunde gebraucht haben und das war "nur" die Zweitkorrektur.


    Ähem....


    Die Ausgangsfrage war aber schon: Arbeitszeit für Berufsschullehrer mit den Fächerkombinationen Fertigungstechnik und Wirtschaftskunde.


    Das die Korrektur einer Deutschklausur auf Abiniveau anders aussieht kann ich mir vorstellen - ist aber nicht Hintergrund der Ursprungsfrage...


    Gruß


    MC - der sich immer noch nciht vorstellen kann, dass Berufsschule mit der genannten Fächerkombination ein 80 Stundenjob ist...

  • Hallo MC,


    am Berufskolleg gibt es auch das Vollabitur.


    Frage ist nur, ob deine Fächer auch Abiturrelevant sind.


    Trotzdem bleiben gnerell die Korrekturen, und was mich dann immer nervt: Ein Schüler fehlt immer - also eine Nachschreibklausur erstellen usw. :-(.


    Gruß


    E_T


  • Jaja- Im Eingangspost steht doch relativ klar, dass es um Fertigungstechnik und Wirtschaftskunde geht.


    Man unterrichtet sicherlich nicht ausschließlich Abiturklassen.


    Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich folgendes sagen:


    Jeder Mensch kann am Tage vieleicht 3 Stunden (hochgegriffen) hochkonzentriert arbeiten. Danach kommt nur noch Routine.


    Beim Lehrerdasein stelle ich mir die Frage, wann diese 3 Stunden stattfinden. Ich glaube nicht am nachmittag, da man da sicherlich verbruacht vom Tag ist.


    Aus meiner Sicht liegt die Kunst darin sich vernünftig zu organisieren. Wer permanent Perfektion will wird immer scheitern. Das ist im normalen Leben genaus so.


    Wenn ich einen jungen Ingenieur in mein Team eingestellt habe, waren das die ersten Dinge, die er lernen musste:


    Sich zu organisieren, die wichtigen von den unwichtigen Dingen trennen und das Optimum aus den verfügbaren Ressourcen herausholen.


    Ich persönlich glaube (in meinem Bekanntenkreis habe ich "viele" Lehrer), dass die Situation des Ausbrennens eher bei den "Unorganisierten" entsteht. Ich kenne einige Lehrer, die erfolgreich, zufrieden, ausgeglichen sind und jede Menge Freizeit haben (verglichen mit mir). Genauso kenne ich ausgebrannte, unzufriedene Lehrer.


    Im Moment warte ich auf die Rückmeldung von den Schulen, an denen ich mich beworben habe. Daneben steht ein Angebot Geschäftsführer in einer mittelständischen Firma zu werden. Wenn es soweit ist, werde ich mich entscheiden.
    Die Entscheidungskriterien sind: Arbeitszeit, Arbeitsplatzsicherheit, Zufriedenheit, Verantwortung und nicht zuletzt Einkommen...


    Schauen wir mal was rauskommt...


    Gruß


    MC

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