Vertretungslehrerin - was kommt auf mich zu?

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe, ich bin mit meinem Anliegen hier richtig!
    Ich habe letztes Jahr mein 1. Staatsex. gemacht und warte auf ein Ref. Nun bin ich vom Schulamt angesprochen worden, ob ich Interesse an einer Stelle als Vertretungslehrerin habe. Gestern war ich dann zum Vorstellungsgespräch beim Schulrat und so wie es aussieht, könnte es demnächst mit einer Stelle klappen. Jetzt mein Problem: hat jemand Erfahrung als Vertretungslehrer(in)? Ich frage mich nämlich jetzt: wie fange ich an, wenn ich vor der Klasse stehe - woher weiß ich, was durchgenommen werden muss? - gibt es Unterstützung seitens der Schule oder werde ich - wie man so schön sagt - "in's kalte Wasser geworfen"? Für ein paar kleine oder auch große (Einsteiger-)Tipps bin ich sehr dankbar :)


    Viele Grüße
    Katrin

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Hallo,


    was durchgenommen werden muss steht zum einen in euren Lehrplänen/Richtlinien (wie auch immer die bei euch in Hamburg heißen - in NRW kann man sich die im Netz runterladen, vielleicht ist das bei euch auch so?), normalerweise haben Schulen auch einen internen Lehrplan bzw. ein schulinternes Curriculum, in dem die Inhalte aufgeteilt auf die verschiedenen jahrgänge festgehalten werden.
    Sobald du deine Schule kennst, Schulleiter (oder wer dein erster Ansprechpartner sein wird) fragen, wer die Fachvertreter sind, diese dann nach internen Plänen, verwendeten Lehrwerken und sonstigen Vorgaben fragen.
    Normalerweise gilt an Schulen: Wer fragen kann, dem wird geholfen. ;)
    Aber ich vermute, der Rest ist dann schon "ins kalte Wasser springen".

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo zurück und vielen Dank für deine schnelle Rückmeldung! Ich werde die Stelle wohl in Schleswig-Holstein bekommen und die Lehrpläne habe ich mir schon besorgt. Aber wie das dann in der Praxis auszusehen hat, is' da eher mein Problem...vielleicht hab' ich auch nur Angst vor der eigenen Courage - das erste Mal für Schüler verantwortlich sein und Unterricht gestalten. Das hat man ja im Studium leider so gut wie gar nicht "gelernt" (habe übrigens in NRW Examen gemacht). Nu ja, irgendwie wird das schon... =)

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Das geht wohl jedem so. Als ich meinen BdU (bzw. sAU) bekam, ging mir auch ein wenig die Muffe...ich bin verantwortlich für Noten?? So ganz alleine?
    Aber das lernt man alles. ;)


    Wie gesagt, besorg die verschiedene Lehrwerke, frag Kollegen nach Stoffverteilungsplänen/internen Curricula.


    Und vor allem: viel Spaß!!! :)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Lehrerinnen in der Regel "Notfall-Mappen" für die SchülerInnen haben, d.h. dort sind Arbeitsblätter drin, die die Kids bearbeiten können, wenn mal spontan einzelne Stunden ausfallen. Die Kolleginnen sind auch sehr hilfsbereit, man kann immer fragen, was z.B. in den Paralellklassen bearbeitet wird. Man kann auch gut mal eine Stunde Musik oder Kunst einschieben, das ist nicht wirklich schlimm. Geht es um längerfristige Geschichten muss man sich mit den Kollegen absprechen, ich habe da nie Probleme gehabt, alle waren froh, überhaupt eine Vertretung zu haben.
    In Mathe kann man Knobelaufgaben machen, so eine Stunde geht erstaunlich schnell um.Und keiner kann verlangen, dass man spontan perfekten Unterricht hinlegt. Wenn ich um 7:15 Uhr angerufen werde, ob ich um 8:00 Uhr vor der Klasse stehen kann gibt es eben mal eine Stunde Musik oder Wochenplanarbeit oder sowas, das ist in Ordnung.


    LG

  • ...ich hoffe doch sehr, dass dort nicht sofort perfekt durchgeplanter Unterricht verlangt wird - da würde ich doch sehr ins Schwitzen kommen ;) Aber vielen Dank für deine Tipps - in den ersten Stunden kann man wahrscheinlich gar nicht genug Unterstützung bekommen!

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Alles halb so wild :)


    Bei uns ist es üblich, dass die zu vertretenden Lehrer den Vertretungskräften genau sagen bzw. aufschreiben, was gemacht werden soll. Oft werden sogar Stunden umgeschoben, damit die Vertretungskräfte die etwas weniger anstrengenden Klassen bekommen.
    Von anderen Schulen kenne ich es ähnlich.
    Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Die Stunden werden nicht perfekt werden, weil die Schüler auf eine Vertretung ganz anders reagieren als auf ihre Lehrer, die sie jeden Tag sehen. Das weiß aber jeder und es ist überhaupt nicht schlimm :)

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Ich habe auch sehr positive Erfahrungen gemacht - wurde von Kollegen der Parallelklassen immer gut versorgt, musste nur den Kunstunterricht selbstständig organisieren und die ein oder andere Förderstunde (Inhalte wurden dann vorgegeben, ich habe passendes Material gesucht) - war alles easy und eine gute Erfahrung, bevor dann das Ref losging.
    Viel Spaß!!!

  • Lieben Dank für eure positiven Beiträge! Langsam sehe ich dem Ganzen etwas entspannter entgegen =) - aber über noch mehr Erfahrungsberichte freue ich mich natürlich weiterhin!

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Springst du immer nur spontan ein oder bist du längerfristig für eine Lehrkraft da. Wenn längerfristig (bei mir waren es jeweil 2,5 Monate) dann wird schon richtig durchgeplanter Unterricht erwartet (zumindest hier). Aber bei uns helfen die Lehrer der Parallelklasse oder Fachkollegen gerne mal etwas bei der Planung.

  • Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, ob ich längerfristig eingesetzt werden kann - das Schulamt will sich in den nächsten Tagen melden. Aber sollte es eine 'längerfristige' Stelle werden, dann werde ich mich selbstverständlich um eine gute Vorbereitung und eine sinnvolle Struktur des Unterrichts kümmern, aber mir geht es jetzt zunächst darum, wie man in den ersten Tagen einen guten Einstieg findet :)

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Nochmal zur Unterrichtsvorbereitung:
    Oft ist das gar nicht möglich weil du ja meistens angerufen wirst, wenn jemand krank ist. Sprich: Am Abend vorher oder sogar morgens früh ;)

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Fuer kurzfristigen Vertretungsunterricht hab ich immer ne extra Mappe. Da drin sind dann Unterrichtsanweisungen fuer jede Stunde (z.B. "Naturwissenschaften: Bitte Auswertung fertig stellen lassen. Experiment wurde letzte Stunde gemacht.") , Material und Arbeitsblaetter drin. Zusaetzlich hab ich da noch Namensliste, Sitzordnung, Klassenregeln und Staffelung der Sanktionen aufgelistet.
    Meistens stell ich meiner Klasse aber auch ein Vertretungsheft zusammen. Wir haben oft "unausgebildete" Vertretungskraefte, mit dem Heft koennen meine Kids dann also auch arbeiten ohne unterrichtet werden zu muessen.
    Unsere Vertretungslehrer haben meine Klasse recht gerne, weil alles ziemlich organisiert ist und meine Klasse vom Benehmen her keine Probleme macht.


    Generell laeuft es bei unseren Vertretungslehrern aber recht gut. Vor allem, wenn jemand Vertretung macht, der vorher noch nie bei uns war, helfen wir ziemlich viel. Es bringt der Schule ja nix, wenn du nur Horrostunden hast und dann nie wieder kommen willst. Oft ist es so, dass Schueler erstmal testen wie weit sie gehen koennen. Deswegen find ich es immer wichtig, wenn ich als Lehrer auch ne Rueckmeldung bekomme.
    Find am besten raus, wie die Disziplin geregelt wird, welche speziellen Regeln es gibt, was gemacht werden soll, wo das Lehrerzimmer und die Toiletten sind und an wen du Schueler abschieben kannst, die sich einfach nicht einkriegen.

  • Ich danke euch noch mal für die tollen Tipps - und jetzt wird es auch schon ernst :) Nächste Woche habe ich meine erste Vertretungsstunde. Ich war heute in der Schule und habe mich bei der Schulleitung vorgestellt und ich bin sehr begeistert davon, wie freundlich und unkompliziert man mich aufgenommen hat und wieviel Unterstützung mir angeboten wurde! Problematisch ist jetzt glaube ich aber noch, wie ich eine Stunde so plane, dass ich nicht schon 15 Minuten vor der Pause mit meinem Stoff durch bin ;) Aber ich bin jetzt so motiviert, dass ich das auch irgendwie schaffe...und: für weitere Ratschläge schon jetzt vielen Dank!

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Zitat

    Original von KatrinHH
    IProblematisch ist jetzt glaube ich aber noch, wie ich eine Stunde so plane, dass ich nicht schon 15 Minuten vor der Pause mit meinem Stoff durch bin ;) Aber ich bin jetzt so motiviert, dass ich das auch irgendwie schaffe...und: für weitere Ratschläge schon jetzt vielen Dank!


    Das Problem taucht so dermaßen selten auf. :D


    Meine Erfahrung ist, dass, wenn man meint, das ist zu wenig, es so gerade eben in 45 Minuten passt.
    Gerade als Anfänger lässt man die ja auch gerne reden und kann das noch nicht immer ausbremsen (man will die Kleinen doch nicht abwürgen, obwohl sie nichts neues mehr sagen ;) ), verliert viel Zeit für Orga-Sachen, Disziplinprobleme usw.
    Ach ja und ich staune bei den 7ern immer noch, wie endlos lange die zu brauchen scheinen, um was abzuschreiben - das ist bei Viertklässlern mit Sicherheit schlimmer (erinnere mich da an spannende Erfahrungen in meiner ersten 5. Klasse...da ist am Anfang ja mal gar keine Stundenplanung aufgegangen, weil ich gnadenlos unterschätzt hatte, wie lange die für alles so brauchen).
    Die ersten 5 Minuten einer Stunde sind meistens sowieso tote Zeit (ich komme an, beantworte gefühlte 27 Fragen zu allem möglichen, es dauert 2/3 Minuten, bis die so ruhig sind, dass wir uns begrüßen können, dann muss ich die Hälfte der Klasse daran erinnern, dass sie doch bitte ihre Deutschsachen rausholen usw. usf.).


    Aber wenn du unsicher bist: plan nicht nur die erste, sondern auch die Folgestunde (ist eh sinniger, ganze Sequenzen zu planen als sich von Einzelstunde zu Einzelstunde zu hangeln - zum einen für Klassenarbeiten, aber auch für Hausaufgaben und man ist eben flexibler, weil man immer weiß, wo man hin will - du kannst felxibel entscheiden, ob du einen "Nebenkriegsschauplatz", der spontan auftritt, nachgehen kannst, ob du die Zeit hast oder das passt usw.).
    Dann hast du für den unwahrscheinlichen Fall, dass du früher fertig sein solltest, etwas in petto.
    Und wenn du nicht durch kommst, hast du den Rest der Woche schon geplant und kannst dich auf andere bzw. aufs finetuning konzentrieren. ;)


    Viel Spaß!


    edit: Tippfehler - der Rest ist für euch ;)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    Einmal editiert, zuletzt von katta ()

  • Ich habe mir auch vorgenommen, nicht nur von Stunde zu Stunde zu planen.
    Ich habe auch schon ein Thema (wir lesen ein neues Buch) und für die erste Stunde (45 Minuten) dachte ich an: Vorstellung des Buches, Brainstorming (wer weiß vielleicht schon was?, worum könnte es gehen?), Deckblatt für ein Lesetagebuch und Lesezeichen "basteln" - und eine Hausaufgabe geben ;)
    Falls du weitere Ideen hast (auch für die Folgestunden), dann immer her damit =) Ich sag' schon mal "Danke"!

    "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung" (Wilhelm Busch)

  • Wenn die Kinder das Buch erstmal in der Hand halten möchten sie bestimmt gerne gleich darin lesen. Vielleicht gibst du ihnen noch ein bisschen Lesezeit.

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