Sehr unruhige 7. Klasse

  • Hi,


    morgen geht es bei mir los mit dem eigenverantortlichen Unterricht in einer 7. Klasse HS. Ich hab vorher schon von Kollegen gehört, dass diese Klasse sehr laut ist und konnte mich heute bei einer kleinen Vorstellungsrunde (ich war nur kurz für 20 min in der Klasse) selbst davon überzeugen. Es sind nur 15 Schüler - es fühlt sich aber an wie 30. Mindestens die Hälfte quatscht hemmungslos rum und ich musste meine Spielerklärung öfter mal unterbrechen vor lauter quasseln und rumbrüllen.


    So, das möchte ich morgen, wenn der Unterricht losgeht nicht mehr durchgehen lassen - weiß aber, dass der Klassenlehrer bei den Schüler sehr viel durchgehen lässt und die bei ihm ziemlich laut sein dürfen (das nervte schon die anderen Fachlehrer letztes Schuljahr, hab das auch schon selbst beim KL live gesehen). Ich hab mir natürlich einiges überlegt über die Ferien:


    Ich möchte klare Regeln aufstellen und wer sich nicht daran hält wird einmal ermahnt und bei der zweiten Ermahung gibt es eine "Zusatzaufgabe". Mir wurde von anderen empfohlen in der Klasse erst mal sehr streng zu sein. Aber mir geht seit Stunden durch den Kopf - was mache ich bloß wenn die Hälfte der Klasse quatsch und meine Ermahnungen die nicht die Bohne interessiert (weil sie quatschen ja gewohnt sind)? Ich kann doch nicht gleich 10 "Zusatzaufgaben" am erste Tag verteilen! ?( Ich bin gerade etwas ratlos, denn ich denke die ersten Stunden in der Klasse sind sehr wichtig, da die Schüler einen ja erst mal testen...


    Ok, eine Möglichkeit ist natürlich die Stunden so zu planen das es keinen Lehrlauf gibt und die gar nicht erst auf die Idee kommen zu quatschen.
    Ein Belohnungssystem (u.a. für gutes Verhalten) hab ich mir auch schon überlegt.


    Hat jemand sonst noch einen Rat?

  • Ich habe in meiner unruhigen 7 einen Geduldsfaden eingeführt... ich ziehe eine Linie von einer Seite der Tafel zur anderen, so lange die SuS zu unruhig sind... ist die Linie vollständig heißt das Einzelarbeit und das wollen sie nicht.
    Ich mache nämlich auch ganz tolle Sachen mit denen und das wollen sie natürlich nicht auf's Spiel setzen.
    Ansonsten haben wir einen Klassenvertrage aufgestellt in dem solche Sachen stehen, wie: Frau X schaut mit den Schülerinnen und Schülern der 7b einen und Film und übernachtet mit ihnen in der Klassen, wenn sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig respektvoll behandeln.
    Alle haben den Vertrag unterschrieben. Klappt voll gut!


    LG,
    Steffi

  • Ich habe auch so eine 7. Klasse, allerdings mit 29 SuS.
    So lange sie sich so assozial verhalten und Dinge wie Unterrichtsgespräche, Gruppenarbeiten, Präsentationen und sogar simple Tafelanschriebe im totalen Chaos enden, müssen sie halt schreiben, schreiben und nochmal schreiben.
    Toll finde ich das auch nicht, aber wenn es nicht anders geht...

  • Sehe ich wie Finchen, in so einer Klasse kannst du spielen und andere lockere U-Methoden vergessen.


    Am Anfang strenger zu sein, ist richtig.


    Stelle Regeln auf, am Anfang nur wenige, aber setze die durch.


    Lies dir mal die Regeln durch, die Hawkeye hier einem User vor kurzem gegeben hat, die waren echt gut.


    Wichtig ist, nicht provozieren lassen, das reizt sie nur zu mehr.


    WEnn es nur einzelne SUS sind, die stören, bestrafe diese mit Nachsitzen oder Schreiben.


    GAnz wichtig, lern die Namen, um die SUS mit Namen anzusprechen.
    Viel Glück!

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • @ Steffi: Den Geduldsfaden kenne ich, passt aber gerade nicht so gut ins Konzept von mir.


    Finchen: Ja das wäre meine letzte Konsequenz wenn es gar nicht geht. Aber die Schüler sind zwar laut aber nicht bösartig, also im Sinne von absichtlich stören, zumindest haben das die anderen Fachlehrer gesagt. Sie sind halt "nur" laut und quaotisch. Also mal kucken.


    nofretete: Mit einzelnen Schülern hätte ich kein Problem. Da hab ich mir ja was überlegt. Aber ich frage mich was ich mache wenn so viele so laut sind (ok, evtl. alle schreiben lassen oder viele Hausaufgaben aufgeben weil im Unterricht ja nicht viel gemacht worden ist - nur ob sie dann die Hausaufgaben machen? ;) ). Das dumme am Nachsitzen ist, dass ich überwiegend die ersten Stunden da bin und mir selbst ins Fleisch schneide wenn ich soe nachsitzen lasse weil ich dann mehrere Freistunden hab. Naja mal kucken.
    Die Namen habe ich heute schon fleißig gelernt und mache morgen noch Fotos damit ich sie sehr schnell drauf hab.


    Dann kuck ich mir mal noch die Regeln von Hawkeye an, bzw. suche sie mal.


    @Alle: Danke für die Tipps.

  • Zitat

    Original von steffi710


    Ansonsten haben wir einen Klassenvertrage aufgestellt in dem solche Sachen stehen, wie: Frau X schaut mit den Schülerinnen und Schülern der 7b einen und Film und übernachtet mit ihnen in der Klassen, wenn sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig respektvoll behandeln.
    Alle haben den Vertrag unterschrieben. Klappt voll gut!


    LG,
    Steffi


    Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber--- das ist nicht dein Ernst, oder?


    Du musst den Kindern soetwas versprechen, damit sie ihre Pflicht erfüllen? Wenn wir uns so als Respektsperson vorstellen, dann sollten wir uns nicht wundern, wie die Kinder sich verhalten und das alle nur noch vom "Stamme Nimm" sind und keiner mehr was ohne Belohnung macht.
    In der Klasse übernachten, lieber Herr im Himmel, im Traume käme ich da nicht drauf. Das mache ich, wenn ich das für richtig halte aber doch nicht, weil die Kinder einfach und simpel ihren Pflichten nachkommen. Leute, ruft euch das mal wieder ins Gedächtnis.
    Klassenverträge finde ich gut, aber bitte nicht so!

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.

  • Hi Nananele,


    ich muss Dir Recht geben über diesen Aspekt habe ich überhaupt nicht nachgedacht.
    Das Ganze ist so entstanden, dass wir zusammen überlegt haben, was wir einander anbieten können und ich fand, dass ich damit wirklich einen Anreiz schaffen könnte schließlich soll so ein Klassenvertrag ja nicht einseitig sein.
    Naja, jetzt steht er so... beim nächsten Mal hab ich Deine Anmerkungen im Hinterkopf.


    VG,
    Steffi

  • Wenn ich jetzt die Argumentation aufs Prinzip herunterbreche, kann ich beide Seiten nicht verstehen.


    Die eine Seite stellt alles, was außerhalb des Stundenplans steht, als freiwillige Leistung und Entgegenkommen an die Schüler dar.


    Die andere Seite stellt eben solche Sachen als Verhandlungsmasse zur Disposition.


    Für mich sind Aktionen außerhalb des Stundenplans zuerst einmal pädagogisch/didaktisch sinnvoll und damit begründet. Diese Aktionen plane ich zu Beginn des Schuljahres und sie werden nicht verhandelt. Wenn ich z.B. mit meinen Schülern an einen außerschulischen Lernort gehe und anschließend noch ein freiwilliges Zusammensein anbiete, dann nutzt es erst einmal mir: Ich erreiche meine Lernziele besser, ich stärke die Klassengemeinschaft und ich lerne meine Schüler besser keinen. Damit ist es für mich anschließend leichter, in der Klasse zu unterrichten.


    Natürlich kann es Schwierigkeiten in Klassen geben, die solche Veranstaltungen schlichtweg nicht tragbar machen. Pädagogik aber nach Lust und Laune zu betreiben, halte ich persönlich in manchen Fällen für nachvollziehbar, aber sachlich nicht zu rechtfertigen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich kann doch nicht gleich 10 "Zusatzaufgaben" am erste Tag verteilen!
    @ freckle: Warum denn nicht? Die S sollen doch sofort merken, dass bei dir ein anderer Wind weht. Sie müssen alle ran und du nimmst, nach dem Zufallsprinzip, nur zwei Arbeiten mit, um dich nicht selbst zu bestrafen. Die werden dann benotet. Das macht die Klasse nur ein paar Mal...
    Ansonsten ermahne ich zwei- oder dreimal (mit Strichliste, damit ich es nicht vergesse), dann gibt's eine Nachricht an die Eltern und wenn es dann nicht sofort besser wird, dann gibt es eine Strafarbeit.
    Das mache ich auch so mit vergessenenen Materialien und HA.
    Ansonsten: Viel Glück

  • Hi,


    so, nun war heute die erste Stunde und alle waren total lieb. :) Der größte Pappenheimer war heute allerdings nicht da, weshalb ich die Regeln morgen nochmal wiederholen lasse und von allen unterschreiben lasse. Ich vermute mal es ist die Ruhe vor der Sturm, d.h. sie checken erst mal wie ich so drauf bin. Deshalb bin ich jetzt mal echt gespannt wie es weitergeht, denn ich wurde heute schon wieder von einem anderen Kollegen "bemitleidet" so eine laute Klasse zu haben (na ich wart erst mal ab). Soweit ich weiß sind sie halt eher ruhig wenn man ihnen öde Schreibaufgaben gibt, im Sitzkreis oder in Gruppen/Partnerarbeiten wird es wohl laut. Da ist wohl Methodentraining angesagt. Ich bin auf jeden Fall schon viiiiieeel beruhigter als gestern.


    Zu außerschulischen Aktionen: Sowas nutzt allen! Den Schülern und dem Lehrer (auch wenn eine Aktion an sich mal stressig, bzw. zeitaufwendig sein kann). Beide Seiten lernen sich besser und vor allem viel intensiver kennen als es in der Schule möglich wäre. Ich kenne z.B. Lehrer die genau aus diesem Grund gleich am Anfang eines Schuljahres Klassenfahrten anbieten weil das zwischenschliche Verhältnis danach viel besser ist. Aber das muss jeder für sich entscheiden.


    @nofretet: Die Tipps von Hawkeye sind klasse! Einiges wende ich sowieso schon an, es ist aber super alles so schön aufgelistet zu haben.

  • Zitat

    Original von Timm



    Natürlich kann es Schwierigkeiten in Klassen geben, die solche Veranstaltungen schlichtweg nicht tragbar machen. Pädagogik aber nach Lust und Laune zu betreiben, halte ich persönlich in manchen Fällen für nachvollziehbar, aber sachlich nicht zu rechtfertigen.


    Timm, wenn du mein Posting so verstanden hast, habe ich mich etwas unklar ausgedrückt.
    Du sprichst von Unterrichtsgängen usw.. Richtig, diese plane ich auch im Vorfeld. Aber diese stelle ich dann, wie auch du, nicht zur Debatte. Das ist aber auch ein anderes Paar Schuhe, als den Schülern für gutes Benehmen eine Übernachtung im Klassenraum zu versprechen.
    Ich betreibe keinesfalls Pädagogik nach Lust und Laune. Ich halte es nur für eine schlechte Idee, den Schülern zu suggerieren, ich würde sie mit solchen Aktionen "belohnen", für ein Verhalten, das als selbstverständlich anzusehen ist.


    Steffi du hast mein Posting richtig verstanden und ich freue mich, dass du es trotz meinem zugeben etwas rüden Ton ;) als konstruktiv empfunden hast und nicht in den falschen Hals bekommen hast =)

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
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  • @ Nananele: Ich bin ja auch noch ganz am Anfang und denke ich kann siche rnoch einiges lernen, deswegen bin ich ja auch hier angemeldet... will ja möglichst viel durch die Erfahrungen anderer lernen :)

  • Frecklle,
    arbeite auch mit pos. Rückmeldung. D.h. lobe sie, wenn sie gut mitarbeiten, stärke pos. Verhalten.
    Ich habe in den unteren Klassen immer Listen, in denen ich nach jeder Stunde + für gutes Verhalten (melden, nicht stören) eintragen, Kreise, wenn sie nicht mitmachen, aber auch nicht stören und - wenn sie stören. Wenn sie mitarbeiten, aber auch manchmal stören, gibt es ein + mit Störzeichen (bei mir eine Tilde). Wenn sie es schaffen, fünf Stunden nacheinander gut mitzumachen ohne zu stören, bekommen sie einen Brief mitgegeben, in dem ich bescheinige, dass der Schüler gut mitarbeitet. Das zieht gewaltig, da sie ja nur gewohnt sind, neg. Rückmeldung zu erhalten und Briefe für zu Hause meist neg. Inhalt haben.


    Um zu kennzeichnen, wann es einen Brief gab, markiere ich mir das fünfte + mit Textmarker. Wenn sie aber zwischen ihren + einmal nicht mitarbeiten oder stören, müssen sie von vorne sammeln. Am Ende der Woche habe ich die Liste immer vorgelesen.


    Manchmal schreibe ich auch einfach so ins Heft "xy hat sich toll verhalten, hat gut mitgearbeitet, hat eine tolle HA angefertigt....". DU glaubst gar nicht, wie sehr Kinder so etwas lieben, auch wenn sie sonst so cool tun.


    Trete ihnen selbstbewusst entgegen, behandle sie mit Respekt, zeige ihnen, dass sie dir wichtig sind und du wirst sie in den Griff bekommen.


    Und wichtig: jede STunde ist ein neuer Anfang. Fange nie wieder mit allen Kamellen an (Verhalten), gib ihnen immer die Chance, Verhalten zu ändern.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

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