• Offizieller Beitrag


    jaaaa, aber muss/soll man das unterstützen???


  • Fehler bleiben Fehler und sollten nicht schöngeredet werden. Und unsere Muttersprache ist eben NICHT Englisch, sondern Deutsch. Wir als (Deutsch-) Lehrer sollten alles dafür tun, den Niedergang unserer Sprache zu verhindern (indem man z.B. überflüssige und lächerliche Anglizismen vermeidet , auf die korrekte Verwendung der Fälle achtet, den Konjunktiv richtig einsetzt usw).

  • Ich finde die Angelegenheit eigentlich recht einfach. Magister999 hat mit seinem Hinweis auf den Sprachwandel recht - wir erleben gerade den Abbau des Flexionssystems, so eine Entwicklung ist völlig normal für alle lebenden Sprachen und hat nichts mit "dumm" oder "intelligent" zu tun. Aus linguistischer Sicht ist der Begriff "Fehler" nicht anwendbar.


    Andererseits ist es ein sozialer Marker, den mündlichen und schriftlichen Sprachstandard, der gegebenermaßen konservativ ist, in allen Einzelheiten korrekt zu beherrschen, der über Zugang oder Nichtzugang zu Möglichkeiten entscheiden kann. (Stichwort Bewerbungsschreiben und -gespräch.) Als Lehrer sehe ich es als meine Aufgabe an, meinen Schülern dabei zu helfen, das zu verstehen und solche Chancen ergreifen zu können.


    Deshalb ist bei allem linguistischen Bewußtsein das Beharren auf korrekter Orthographie und Grammatik wichtig.


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Hallo zurück,


    was mir dazu noch gerade noch einfällt: Kürzlich las ich im Klassenbuch den Eintrag eines Lehrers: "XY bekam wegen seinem unverschämten Benehmen eine Strafarbeit". Da musste ich doch direkt mal an den guten Bastian Sick denken ;-). Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, ob die "Hochdeutschsprechenden" unter euch in solchen Fällen tatsächlich den Genitiv verwenden. Also sagt ihr "Du bekommst wegen Deines ungezogenen Verhaltens eine Strafarbeit"?
    Hier im Süden kommt einem das nur schwer über die Lippen, aber mich plagt dann immer das schlechte Gewissen, weil man als Lehrer ja Sprachvorbild sein sollte :-).

  • Nö, wir sagen:
    Ey, du kriss Strazze, weil du hast gestört. :D


    Ich verwende den Genitiv wirklich noch sehr häufig. Aber selbst im Deutschbuch spielt er keine Rolle mehr (oder nur noch sehr sehr nebenbei).


    Hier in der Gegend gibt es auch noch so allerliebste Sätze wie:


    Du hast doch Hunger, dann kriech dich doch mal ein Brot.


    Schon vor 18 Jahren hörte ich im Ref. folgende Schüleräußerung:
    "Gehze Bus?" Der Klassenlehrer und ich einigten uns dann auf folgende Übersetzung (Gehst du jetzt auch zur Bushaltestelle?) - das war Gymnasium, Klasse 10 (sehr ländlich) - für mich war das damals noch neu.

  • Zitat

    Original von neleabels
    Ich finde die Angelegenheit eigentlich recht einfach. Magister999 hat mit seinem Hinweis auf den Sprachwandel recht - wir erleben gerade den Abbau des Flexionssystems, so eine Entwicklung ist völlig normal für alle lebenden Sprachen und hat nichts mit "dumm" oder "intelligent" zu tun. Aus linguistischer Sicht ist der Begriff "Fehler" nicht anwendbar.


    Da gehe ich nicht mit. Wir erleben diese Entwicklung, ja, und sie ist eine Simplifizierung. Und damit für mich auch eine Verdummung. Wenn wir darauf verzichten wollen, uns sprachlich nuanciert auszudrücken, bitteschön, aber ich wehre mich dagegen. Und Gott sei Dank entwickelt sich da auch sowas wie eine Gegenbewegung. Der Wahnsinn, den wir uns mit BSE leisten, der ist inzwischen sogar den Verursachern hier und da bewusst.


    Die Belege dafür, dass man sich ja doch versteht, helfen da nicht weiter. Verstanden hat man sich in der Steinzeit auch. Da reichen schon gutturale Laute.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von BillyThomas


    Da gehe ich nicht mit. Wir erleben diese Entwicklung, ja, und sie ist eine Simplifizierung. Und damit für mich auch eine Verdummung.


    Ich kann deine persönlichen Präferenzen ja verstehen - aber die sprachwissenschaftliche Sichtweise ist, wie dir als Deutsch- und Französischlehrer bekannt ist, nun einmal eine deskriptive. Für die Linguisten ist die Veränderung und Entwicklung der deutschen Sprache keine Verflachung oder Verdummung, genausowenig, wie die Adaption skandinavischer Pronomina im Altenglischen, bzw. der Abbau des Flexionssystems, der Verlust des grammatischen Geschlechts und das weitgehende Verschwinden der starken Verben im Mittelenglischen für ihn eine Verflachung und Verdummung der englischen Sprache darstellt.


    Du hast in diesem Punkt einfach unrecht, aus linguistischer Sicht ist in diesem Kontext der Begriff "Fehler" nicht anwendbar.


    Zitat

    Wenn wir darauf verzichten wollen, uns sprachlich nuanciert auszudrücken, bitteschön, aber ich wehre mich dagegen.


    Aber das sage ich doch gar nicht. In meinem letzten Beitrag habe ich mich dezidiert dafür ausgesprochen, sprachliche Präzision zu unterrichten und einzufordern. Das zumindest Teil meiner täglichen Unterrichtspraxis. Und ich glaube, ich muss mir persönlich bei meinem Sprachgebrauch auch nichts vorwerfen - ich denke, ich schreibe ein recht präzises, komplexes Deutsch mit einer angemessenen Registersicherheit und bemühe mich um Eleganz im Ausdruck.


    Zitat

    Und Gott sei Dank entwickelt sich da auch sowas wie eine Gegenbewegung. Der Wahnsinn, den wir uns mit BSE leisten, der ist inzwischen sogar den Verursachern hier und da bewusst.


    Den Absatz verstehe ich nicht. Was hat das mit BSE zu tun?


    Nele

    3 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    Original von neleabels
    ...Du hast in diesem Punkt einfach unrecht, aus linguistischer Sicht ist in diesem Kontext der Begriff "Fehler" nicht anwendbar.


    Also bevor wir zu sehr aneinander vorbeireden: Natürlich kann ich eine rein beschreibende Position einnehmen und jede Wertung außen vor lassen. Aber dann kann ich auch nicht von "richtig" und "falsch" sprechen, denn das ist ja schon wieder eine Wertung.
    Ich glaube, ich habe Recht, denn es handelt sich um eine Verarmung. Ich halte es deshalb für falsch, sich auf die Position des Beobachters zurückzuziehen, weil ich einen Verlust an Kultur empfinde. Aber machen kann man das natürlich. Als Sprachwissenschaftler sollte man es wohl sogar.


    Zitat

    Original von BillyThomas
    Wenn wir darauf verzichten wollen, uns sprachlich nuanciert auszudrücken, bitteschön, aber ich wehre mich dagegen.


    Zitat

    Original von neleabels
    Aber das sage ich doch gar nicht.


    Das habe ich bei dir auch nicht so explizit herausgelesen, war eher generell von mir in den Raum gestellt.


    Zitat

    Original von BillyThomas
    Und Gott sei Dank entwickelt sich da auch sowas wie eine Gegenbewegung. Der Wahnsinn, den wir uns mit BSE leisten, der ist inzwischen sogar den Verursachern hier und da bewusst.


    Zitat

    Original von neleabels
    Den Absatz verstehe ich nicht. Was hat das mit BSE zu tun?


    BSE = Bad simple English


    Ein interessanter Link zum Thema.


    Schön ist das Schillerzitat am Schluss: "Die Sprache ist der Spiegel einer Nation."

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

    2 Mal editiert, zuletzt von BillyThomas ()

  • Ah, ich dachte, du redest von mad cow disease. :D


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Der Text ist super, da mach ich eine Sprachmittlungsaufgabe für meinen 13er LK, deren Thema grad globalization ist, drauf :D


    (Heiterkeit und Beifall)


    Danke!

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Zitat

    Original von neleabels
    Ah, ich dachte, du redest von mad cow disease. :D


    Nele


    = McD ?


    Ich liebe es! :)

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

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