Ref oder Promotion

  • Hallo,
    stehe momentan vor der Entscheidung, ob ich lieber eine Doktorandenstelle (Biologie) oder mein Ref im September antreten soll.
    Die Promotion würde min. 3 Jahre in anspruch nehmen, ich habe auf jeden Fall vor danach noch ins Ref zu gehen und Lehrer zu werden.
    Nun beschleicht mich aber die Sorge, dass die Situation in 3 Jahren für Lehrer nicht allzu rosig aussehen könnte. In NRW soll das Ref gekürzt werden und eine Anstellung nicht wie sonst im höheren Dienst erfolgen.
    Was ich bis jetzt gehört habe, sollen die Einstellungschancen bis 2015 für Lehrer, aufgrund des Ausscheiden älterer Lehrkräfte, recht gut sein. Leider würde ich erst ab 2015 fertig sein.


    Wie seht ihr die zukünftigen Einstellungschancen?

  • Hallo nanocosmos,


    ich stand damals vor der selben Frage und hab das Ref gewählt, weil ich endlich fertig werden wollte. Im Nachhinein würde ich mich aber anders entscheiden, denn das Ref nach der Doktorarbeit ist kein Problem, aber eine Doktorarbeit nach dem Ref? Geht sicherlich auch, allerdings mit größeren Umständen. Ich könnte mich zwar sicherlich beurlauben lassen , Sabbatjahr nehmen etc, allerdings bräuchte ich sicherlich einige Zeit, um mich wieder an das wissenschaftliche Arbeiten zu gewöhnen. Auch hab ich viel Wissen mittlerweile sehr in mir vergraben (und das ist in den NAturwissenschaften schon einiges Wissen, das an der Schule überhaupt nicht mehr gefragt ist) und hätte sicherlich auch da Mühe wieder reinzukommen. Im Nachhinein hätten die 3 Jahre mehr nichts ausgemacht. Ich dachte es wär gut für das Ref net so alt zu sein. Mittlerweile denk ich da total anders. Ich hätte gerne noch das Leben an der Uni genossen. Auch wenn eine Doktorarbeit in den Naturwissenschaften viel Arbeit bedeutet und es sicherlich auch Streß gibt (hab das halbe Jahr während meiner wissenschaftlichen Arbeit in nem Büro mit Doktoranden gesessen und schon nen Einblick bekommen) so hat man dann doch oft auch seine Ruhephasen und kann sich die ZEit einteilen. Schule ist täglich viel hektischer und stressiger und das wird man dann noch früh genug erleben. Zusätzlich waren die Zimmerkollegen von mir öfters irgendwo auf der Welt auf Vorträgen und Kongressen - das hat man an der Schule auch weniger.
    Kurzum: Wenn du gerne die Doktorarbeit antreten willst, dann mach das. ICh würde nicht nach der Stellenlage gehen. Mit Ref und Doktorarbeit kommst du frühestens in 5 Jahren in den Schuldienst (bei uns in der Schule gehen in etwa 5 Jahren sehr viele Kollegen in den Ruhestand - seufz, werde sie vermissen!!!! - und wer weiß wieviele Ausfälle wir in den nächsten zwei Jahren wegen des Doppeljahrgangs haben werden... ) bis dahin kann viel geschehen


    Grüßle,
    Kiki

    The only time my education was interrupted was, when I was at school. - Mark Twain


    The only time my education was interrupted was, when I was a teacher trainee in Germany!!! - Kiki

  • Der einzige Grund der für mich momentan gegen eine Promotion spricht, ist die ungewisse Zukunft bezüglich des Refs.
    Ich habe ehrlich gesagt kein Interesse daran zu einem geringeren Einstieg in den Lehrerberuf als er momentan möglich ist.
    Leider sind Informationen bezüglich der Termine, wann die Umstellung des Refs erfolgen soll recht schwer zu bekommen.
    Weiß jemand hier eventuell mehr?


    viel Grüße
    nanocosmos

  • Bezüglich der Ungewissheit des Referendariats kann ich leider nichts sagen, ich würde mich an deiner Stelle aber für die Diss entscheiden. Danach kannst du immer noch ins Ref gehen. Umgekehrt geht es natürlich auch, aber es ist umständlicher, weil du dann einfach schon ne Zeitlang aus dem Wissenschaftsbetrieb raus bist.

  • Wenn dir jemand ernsthaft Auskunft über deine Einstellungschance geben soll (was so schon schwer genug ist), ist es natürlich geschickt die wesentliche Information hierfür, nämlich die Fächerkombination, mit "geheim" zu kennzeichnen.


    Wenn du überhaupt eine Promotion machen willst, würde ich sie jetzt machen, ich kenne kaum jemand, der nach der Schule wieder an die Uni gegangen ist (und die wenigen die ich kenne haben das in der Regel nicht freiwillig gemacht, sondern weil siie an der Schule gescheitert sind und die Promotion eine der wenigen beruflichen Alternativen ist, wenn man sonst nur das 1. StEx hat).
    Falls du Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten hast, mach es jetzt. Dir sollte aber klar sein, dass das ganze dein "Privatvergnügen" ist und dir an der Schule später keine Vorteile bringt.


    Grüße,
    Moebius

  • Habe das Geheimnis jetzt gelüftet. :) Meine Fächerkombi ist Bio/Chemie.


    Zunächst einmal vielen Dank für eure Meinungen!
    Bin immernoch nicht sicher, was ich machen soll. Hätte auf jeden Fall Lust eine Diss zu schreiben und zu forschen. Gerade als Naturwissenschatslehrer finde ich persönlich es wichtig den Schülern vermitteln zu können wie Forschung überhaupt läuft.


    Aber sollte man für diese 3 Jahre die "gesamte Laufbahn" riskieren?
    So wie es mir mehrfach zugetragen wurde, wird man zukünftig nur noch mit A12 als Gymnasiallehrer eingstellt. Wenn man Pech hat, bleibt man "ein Leben lang" auf dieser Stufe, wenn man den Laufbahnwechsel in den höheren Dienst vergeigt.

  • Zitat

    Original von nanocosmosGerade als Naturwissenschatslehrer finde ich persönlich es wichtig den Schülern vermitteln zu können wie Forschung überhaupt läuft.


    Wenn du das Handwerk beherrschst, kannst du das auch ohne Titel...


    Nele

  • Zitat

    Original von nanocosmos
    Aber sollte man für diese 3 Jahre die "gesamte Laufbahn" riskieren?
    So wie es mir mehrfach zugetragen wurde, wird man zukünftig nur noch mit A12 als Gymnasiallehrer eingstellt. Wenn man Pech hat, bleibt man "ein Leben lang" auf dieser Stufe, wenn man den Laufbahnwechsel in den höheren Dienst vergeigt.


    Was heißt das? Ich hatte auch überlegt eine Promotion anzustreben. Aber das verstimmt mich nun etwas. kannst du mir das "für Doofe" erklären? Ich bin leider noch nicht so ganz firm mit dem Ax Zeug.

  • Zitat

    Original von neleabels
    Wenn du das Handwerk beherrschst, kannst du das auch ohne Titel...


    Aber man hatte nie selbst forschen können. Man wird somit nie wissen wie es ist, wenn man etwas spannendes gefunden hat, oder auch wie man vorgehen soll wenn mal etwas nicht klappt, etc. Kurzum das ganze wissenschaftliche Denken fehlt irgendwie, meiner Meinung nach.



    MarcoM
    Ich kann nur wiedergeben, was ich gehört habe, ob das so stimmt weiß ich selbst nicht genau:
    Im Zuge der Bachelor/Master Umstellung ändert sich das LA-Studium. Das Ref auf 1 Jahr gekürzt. Damit fällt die 2. Staatsexamensarbeit weg, diese soll unter anderem aber als Qualifikation dienen um in den höheren Dienst einzusteigen. Da man dann nur noch in den gehobenen Dienst eingestellt wird, muss man einen Laufbahnwechsel vollziehen. Wie dieser genau aussieht weiß ich nicht, aber theoretisch wäre es denkbar, dass man sein "Leben lang" im gehobenen Dienst bleibt.
    Wenn dem so ist, lohnen sich die Forschungsjahre schlichtweg nicht, wenn man mit diesen finanziellen Einbußen leben muss.

  • :O

    Wo kann man so eine Information nachprüfen lassen... wenn das stimmt sollte man wirklich so schnell wie möglich ins Ref. übel...echt übel


    Hat hier jemand Ahnung?

  • nanocosmos


    Nicht über all wird so extrem umgestellt. In BaWü wird zwar aktuell modularisiert, sprich die Kurse werden verschiedenen Modulen zugeordnet, aber das Staatsexamen bleibt. Neu wird ab Herbst dann sein, dass die schriftlichen Prüfungen wegfallen, und dafür die Scheine aus dem Studium in die Endnote gezählt werden, plus zusätzliche Veranstaltungen zu Lehrerpersönlichkeit. Und zumindest hier in Baden sind aktuell keine weiteren Veränderungen / Auswirkungen auf das Ref geplant...

  • Zitat

    Original von nanocosmos


    Aber man hatte nie selbst forschen können. Man wird somit nie wissen wie es ist, wenn man etwas spannendes gefunden hat, oder auch wie man vorgehen soll wenn mal etwas nicht klappt, etc. Kurzum das ganze wissenschaftliche Denken fehlt irgendwie, meiner Meinung nach.


    Zumindest für den wissenschaftlichen Anspruch meiner Fächer kann ich sagen, dass du mit deiner Meinung einfach unrecht hast. Du musst abwägen, was du tun willst. Wenn dir eine Promotion wirklich(!) wichtig ist und du ein tiefes intrinsisches Interesse an deiner Arbeit hast, dann musst du auch eine Promotion anstreben. Dabei musst du aber auch bedenken, dass eine Promotion an direkten und indirekten Kosten zehntausende von Euro kostet. Welche Schlussfolgerung du letztlich triffst, hängt wirklich nur dir selbst ab - äußere, rationale Gründe sind da m.M. wirklich sekundär.


    Aber lass dich nicht leichtfertig auf eine Diss ein!


    Nele

  • Also, hier in Hessen ist eine solche Umstellung definitiv geplant. Zumindest im Grundschulbereich!


    Das Referendariat wird verkürzt und die 2. Staatsexamensarbeit aufgehoben. Dadurch wird man später in einer niedrigeren Stufe eingestuft und kann nicht mehr, resp. nicht mehr so leicht aufsteigen. Wie genau die Modalitäten allerdings aussehen, weiß ich nicht - auch nicht, wann die Umstellung stattfinden soll -, aber das Land Hessen wird auf diese Weise ungeheure Gelder sparen.


    Insofern, nanocosmos, vielleicht doch erst das Ref machen. Oder dich unabhängig machen von all diesen Faktoren und deiner Passion nachgehen. Und wenn dies eine Promotion ist, dann machen und den Rest auf dich zukommen lassen, denn Sicherheiten kann dir vermutlich niemand geben!

  • In NRW sieht es genauso aus, wie Karlina und nanocosmos schon geschrieben haben. Verkürzung aller Lehrämter auf zunächst 1 1/2 Jahre (dieses Jahr wahrsscheinlich noch) und auf 1 Jahr ab nächsten Jahr. Dann auch keine 2. Staatsexamensarbeit mehr usw.!


    Laut meinem Seminar kann man die Modalitäten auch noch nicht genau herausfinden, weil sie daran noch herumfeilen. Mein Seminar steht im ständigen Austausch mit verschiedenen Unis, weil die demnächst einiges übernehmen sollen, was bislang das Seminar gemacht hat.


    Ich für meinen Teil bin froh, noch in das "alte" System gerutscht zu sein.


    Lieben Gruß Mo

  • Original von neleabels

    Zitat

    Dabei musst du aber auch bedenken, dass eine Promotion an direkten und indirekten Kosten zehntausende von Euro kostet.


    Könntest Du das eventuell genauer erläutern? Ich kann mir hier spontan nur den späteren Einstieg ins Berufleben vorstellen.


    Original von Mohaira

    Zitat

    In NRW sieht es genauso aus, wie Karlina und nanocosmos schon geschrieben haben. Verkürzung aller Lehrämter auf zunächst 1 1/2 Jahre (dieses Jahr wahrsscheinlich noch) und auf 1 Jahr ab nächsten Jahr. Dann auch keine 2. Staatsexamensarbeit mehr usw.!


    Laut Ministerium hat man noch etwas Zeit mit dem "alten Ref":
    Der Vorbereitungsdienst wird im August 2011 in einem ersten Schritt auf 18 Monate verkürzt. Ab dem Jahr 2011 kann - mit Wirkung etwa ab 2015 - eine weitere Verkürzung bis auf 12 Monate erfolgen, ist aber abhängig von einer vorlaufenden Evaluation des 18 monatigen Vorbereitungsdienstes. (Quelle: http://www.schulministerium.nr…Reform/FAQ/index.html#A_4)


    Aber ist das wirklich sicher mit 2015? Wenn ja hätte ich noch Zeit, mehr als 5 Jahre brauche ich hoffentlich nicht.

  • Zitat

    Original von Karlina
    Also, hier in Hessen ist eine solche Umstellung definitiv geplant. Zumindest im Grundschulbereich!


    Das Referendariat wird verkürzt und die 2. Staatsexamensarbeit aufgehoben.


    Woher meinst du das zu wissen? Für den Gymnasialbereich und Haupt-/Realschulbereich ist soetwas definitiv noch nicht angedacht. Jedenfalls habe ich dazu nichts schriftliches gefunden und auch meine Professoren wissen dazu nichts.

  • Im Moment tendiere ich eher zu der Methode jetzt das Ref zu machen und danach noch zu promovieren. Auf diese Weise müsste mir nach erfolgter Promotion doch eine Anstellung im höheren Dienst zustehen, oder ist in meiner "Strategie" ein Denkfehler?

Werbung