Ausstieg aus dem Lehrerberuf

  • Die Frage die sich jeder bzgl. seiner Arbeitszeit stellen sollte ist, wo ist mein Arbeitsplatz? Der Fiskus hat für uns die eigentliche Antwort schon getroffen, oder nicht?! Somit lasse ich sämtliche Tätigkeit, die mit meiner Arbeit zusammenhängen auch da, wo sie hingehören, in der Schule! Wo steht im Schulgesetz, das man Arbeiten nicht während der Stunde kontrollieren darf?! (Es lebe die Stillarbeit!!!) Oder, bzgl. der Unterrichtsvorbereitung, nicht einfach mal auf das gute, alte Lehrbuch zurückgreifen darf (Kapitel bla Seite bla Aufgabe bla). Somit habe ich eine Unterrichtsvorbereitung, welche sich auf die bloße Türschwelle beschränkt, nämlich zeitlicher Aufwand von 2 Minuten!!! Genial! Natürlich ist dies eine Frage des persönlichen Anspruches, nur sind wir doch einmal ehrlich, unser Dienstherr mea culpa, verlangt doch latent keinen qualtitativ hochwertigen Unterricht, insbesondere in der Sek I., sondern die blanke Aufsicht/Bespaßung der Kids! Und selbst interne Qualtitätsstandarts unterliegen der ständigen Korrektur, gemessen an dem jeweiligen Niveau, nämlich nach unten!!! Dennoch muss man für diese Form des Unterrichtes eine wohl disziplinierte Klasse haben - in dem Punkt kann ich leider keine Abstriche machen! Diese Grundbedingung kann man aber schnell realisieren, wenn man sich mit den gängigen entwicklungspsychologischen Kommunikationsstörrungen (Partnerschaftlichkeit/Projektion/Symbiose) auskennt! Übrigens, eine Adaption an das Niveau der Kinder erfolgt auch fortlaufend durch Eltern und der Wirtschaft, somit kann von dieser Seite keine Intervention erwartet werden!

  • Wie disziplinierst Du eine 8. Klasse Hauptschule, wenn Dein Unterricht nicht wenigstens etwas vorbereitet ist? Die merken das ganz schnell und nützen es aus. Ich finde, das widerspricht sich.


    Ich gebe Dir dahingehend Recht, dass man nicht alle Stunden super vorbereiten kann und muss. Aber ich unterrichte auch in der HS und die Schüler brauchen klare Strukturen- nicht nur im Erzieheríschen, sondern auch im Unterricht.


    Es könnte übrigens sein, dass der eine oder die andere vermutet, dass Du kein Lehrer bist oder den Job noch nicht so lange machst.


    Gruß
    Anna

  • indian giver:
    1) Hast du selber Kinder??? Wenn nicht, versuche es dir vorzustellen. Stelle dir auch vor, dass du ein normales Kind hättest und keinen reichen Partner, der noch private Nachhilfelehrer o.ä. bezahlen könnte.


    Hättest du für dein Kind gerne so einen Lehrer, wie du ihn zeichnest?????


    2) Stelle dich selbst als Schüler vor - vielleicht ist das noch leichter als meine Aufgabe 1 an dich. Hättest du selber gerne bei solch einem Lehrer Unterricht gehabt???


    Ich kann nur hoffen, dass du provozieren möchtest und das , was du schreibst, nicht wirklich meinst. Ansonsten würde ich es gerne haben, dass du mir, meinen eigenen Kindern und auch meinen Schulkindern als Lehrer nie begegnest.


    Deine Bemerkung hört sich sehr frustig an . Ich für mich kann nur sagen, auch wenn viele Randbedingungen im Job nicht optimal sind:Iich habe einen tollen Job und wenn ich das nicht denken würde, hätte ich immer die Freiheit, einen anderen Job zu wählen.



    flippi

  • Aufgaben-ohhh! Zunächst einmal zur Struktur für Hauptschüler! In diesem Punkt stimme ich mit annasun vollkommen überein! Nur ergibt sich die Struktur nur auf der kognitiven Ebene, ich sage nö! Hauptschüler brauchen Struktur, aber diese sollte sich durch die Ritualisierung von Unterricht ergeben! Eine solche evoziert ein vernüftiges Lernklima, wo ein vernünftiger Unterricht überhaupt möglich ist! Neben der Ritualisierung ist ebenfalls die Motivation ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt! Nur diese Motivation ergibt sich insbesondere in der Hauptschule nicht alleine durch das Unterrichtsthema/den Stoff bzw. den Einstieg! Jene ergibt sich einzig auf der affektiven Ebene, die wiederrum von der Grundhaltung gegenüber den Hauptschülern geprägt ist! Entweder ich mag sie oder ich mag sie nicht! Emotionen lügen nicht und die Kinder erkennen schnell jemanden, der ihnen nur etwas vormacht! In diesem Lernklima kann ich unterrichten und eine qualitativ hochwertigen Unterricht machen, auch wenn dieser nicht immer gut vorbereitet ist! Zur Vorbereitung und Qualität meines Unterrichts. Natürlich optimiere ich meine Unterrichtsvorbereitung und eine Stunde kann per se durch meine Studienerfahrungen aus dem Hut gezaubert werden, oder nicht? Ansonsten greife ich auf archiviertes Unterrichtsmaterial zurück. Nun zu elefantenflip: Die Frage mit den Kindern geht dich nichts an! Und zweitens, ich hatte immer gerne bei Lehrern wo ich etwas gelehrnt habe! Die Grundvoraussetzung dafür ist ein entsprechendes Lernklima! Ich kenne Kollegen/-innen, welche ihr komplettes Wochenende darauf verwendet haben, Einstiege zu planen, Stunden zu planen, was die Kinder interessiert und wodurch sie Spaß am Lernen haben. Und die Konsequenz war, nach spätestens 5 Minuten war die Stunde im Arsch, weil alle über Tisch und Bänke sind! Wo ist hier die Qualität des Unterrichtes, wo lernen hier die Kinder etwas und viel entscheidender, was urteilen die Eltern über diesen Unterricht??? Denke mal darüber nach elefantenflip, aber dafür müsstest du mal dein Hamsterrad verlassen - nur ein Angebot :) Bei dir manifestiert sich der "Allmachtsgedanke" bzgl. des Lehrers, der alles weiß und immer einen top Unterricht macht, zum Wohle des Kindes. Nur warum gibt es denn hier soooo viele, die darüber nachdenken ihren Job zu wechseln? Nur weil sie unter diesem "Allmachtsdenken" leiden, da man diesen Ansprüchen, durch sich ständig verändernde Rahmenbedingungen gar nicht gerecht werden kann, oder?! Selbst unser Dienstherr tut ebenfalls einiges dafür, unser "Allmachtsdenken" noch mehr für seine Zwecke zu intrumentalisieren um Kosten zu minimieren - ich verweise an dieser Stelle nur auf Inklusion!!! Ich rede nur davon, seine Perspektive zu verändern, um dadurch sein eigenes körperliches Befinden zu verbessern, mehr nicht!!!

  • Zitat

    Original von Indian Giver
    Somit lasse ich sämtliche Tätigkeit, die mit meiner Arbeit zusammenhängen auch da, wo sie hingehören, in der Schule! Wo steht im Schulgesetz, das man Arbeiten nicht während der Stunde kontrollieren darf.....


    Es ist Dir sicher unbelassen, auch Deine Unterrichtsvorbereitung in der Schule zu machen, wenn es dafür Raum und Ruhe (außerhalb der Unterrichtsstunden) gibt, warum nicht?
    Bedenklich fände ich es allerdings, wenn Du nicht die Arbeitszeit, die Dir auch bezahlt wird (und das sind bei einer vollen Stelle mehr als die reinen Unterrichtsstunden), auch ableisten willst. Sehr viele Lehrer kommen auch damit nicht aus, aber den zeitlichen Aufwand einer normalen Ganztagsstelle kann man moralisch bei Bezahlung einer solchen auch erwarten, denke ich.... Wenn es nur einem unberechtigten Freizeitgewinn dient, finde ich alle Deine "Erklärungen" hinfällig....
    Oder war das anders gemeint?

  • Zitat

    Original von Indian Giver
    ...Der Fiskus hat für uns die eigentliche Antwort schon getroffen, oder nicht?! Somit lasse ich sämtliche Tätigkeit, die mit meiner Arbeit zusammenhängen auch da, wo sie hingehören, in der Schule! Wo steht im Schulgesetz, das man Arbeiten nicht während der Stunde kontrollieren darf?! (Es lebe die Stillarbeit!!!) ...


    Forsche und pädagogisch wertvolle Bemerkungen eines Forenneulings!
    Herzlich willkommen. Bin mal gespannt, welche Antworten auf deine provokanten Thesen demnächst irgendwo als Äußerungen der Lehrerschaft zitiert werden... Ich ziehe mal in Zweifel, dass du wirklich als Lehrer arbeitest.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Wo sind denn die ganzen Lehrer, die soo dringend ihren Job wechseln wollen?
    Ich sehe hier nicht allzu viele- gut, viele sind mit den Randbedingungen nicht glücklich und würden sie gerne verändern- aber ich sehe hier bis auf die Threadstarterin und stranger nicht soo viel Ausstiegswillige.
    Ich persönlich liebe meinen Job und bin damit sehr zufrieden.

  • Zitat

    Original von Hermine
    Wo sind denn die ganzen Lehrer, die soo dringend ihren Job wechseln wollen?
    Ich sehe hier nicht allzu viele- gut, viele sind mit den Randbedingungen nicht glücklich und würden sie gerne verändern- aber ich sehe hier bis auf die Threadstarterin und stranger nicht soo viel Ausstiegswillige.
    Ich persönlich liebe meinen Job und bin damit sehr zufrieden.


    Das liegt wohl daran, dass - trotz vieler Probleme und Nachteile - der Beruf abwechslungsreich und interessant ist. Die Sicherheit des Beamtentums dürfte ebenfalls ein Argument sein - die gibt man nicht so leicht auf, vor allem, wenn man weiß, dass der nächste Beruf ja auch nicht unbedingt besser sein muss (jeder Beruf hat seine Nachteile).


    Ob ich mit meinem "Job" zufrieden bin ... das wechselt häufiger. Aber gerade hab ich noch die Schülerin aus meinem Geschichtsgrundkurs im Hinterkopf, die vor einigen Wochen ihr Abitur gemacht hat ... und die letzte Woche nach der 6. Stunde vor der Klassenzimmertür stand, auf mich gewartet hat - nur um mir zu sagen, dass ihr Geschichte die letzten zwei Jahre unheimlich Spass gemacht hat ... das sind die Rückmeldungen, von denen ziehe ich die Kraft und Motivation für die nervigen/anstrengenden Zeiten dieses Berufs.

    • Offizieller Beitrag

    Nighthawk, genau das meine ich! Und für mich persönlich gleichen solche Erlebnisse mindestens ein Dutzend schlechterzogener, munter vor sich hinpubertierender Schüler wieder aus. Klar bin ich manchmal auch mit den Räumen, der Klassengröße etc. pp. nicht zufrieden, finde die Schüler und vor allem ihre Eltern nur noch nervig- aber ich kann mir durchaus vorstellen, den Job noch 25 Jahre zu machen, eben weil man nie weiß, was am nächsten Tag passieren wird. Vielleicht bin ich ja zu idealistisch. Aber mir geht es gut damit!

  • Zitat

    Original von Hermine
    Wo sind denn die ganzen Lehrer, die soo dringend ihren Job wechseln wollen?


    Z.B. hier :), allerdings ist das eine Sache, die mich persönlich angeht und bei der ich es wenig hilfreich finde, hier im Forum zu posten.


    EDIT: Und das Problem sind NICHT die Schüler.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Vielleicht gibt es ja hier User, die einen ähnlichen Schritt erwägen und schon Erfahrungen damit gesammelt haben. Wer zufrieden ist, der sollte es auch bleiben!
    Dennoch schreckt mich noch die hohe Anzahl an Dienstjahren. Und ich weiß nicht, ob ich bis 67 weiterhin an meiner Schulform tätig sein will. Der Hinweis auf die Abendschulen war schon hilfreich.
    Dort gehe ich davon aus, dass Erwachsene lernen wollen, denn sie besuchen diese Schulen freiwillig und ein Elternproblem existiert nicht mehr.

  • Aber das Problem mit dem Älterwerden hast du in jedem Job. Ich kann mir keinen 67 jährigen Schreiner, Fliesenleger oder Dachdecker vorstellen.


    Ob ich mir vorstellen kann, dass ich dann in dem Alter noch gute Arbeit mache, weiß ich auch nicht, aber wer weiß, was noch kommt. Ich habe mir angewöhnt, mehr den Augenblick zu betrachten. Wer weiß, wann mir "der Himmel auf den Kopf fälllt".....


    flippi

  • Zitat

    Original von elefantenflip
    Aber das Problem mit dem Älterwerden hast du in jedem Job. Ich kann mir keinen 67 jährigen Schreiner, Fliesenleger oder Dachdecker vorstellen.


    In der letzten Mitgliederzeitschrift der GEW gab es zur Situation der Lehrer und möglichen Maßnahmen einen interessanten Artikel. Tenor wie immer (kein Geld da für so etwas...)


    Ansonsten finde ich es legitim, wenn Tiffi für sich die Entscheidung trifft, sich nach Alternativen umzusehen.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tiffi,
    auch wenn es für dich eher nicht so hilfreich ist, eine Bekannte arbeitet an einer Abendschule und hat auch gelegentlich Probleme- und da kommen die erwachsenen Schüler dann gleich mit dem Anwalt... :rolleyes: Aber das sind meist Ausnahmen. Eigentlich ist sie dort schon sehr zufrieden. Ich wollte nur mal aufzeigen, dass auch die Abendschule nicht völlig problemlos sein kann.
    Und natürlich ist es legitim, dass man sich nach Alternativen umschaut, wenn man in seinem Job nicht glücklich ist, bzw. keine Zukunft mehr sieht. Manchmal hilft aber auch einfach eine Versetzung (z.B. von der Stadt aufs Land, so es aus familiären usw. Gründen möglich ist)- ich nehme aber an, diese Möglichkeit hast du bereits in Erwägung gezogen.
    Nur die Beiträge von Indian Giver, der ja mehr oder weniger zum Dienst nach Vorschrift aufruft, finde ich übertrieben und vollkommen überflüssig.

  • Tja, das zeigt aber auch, dass die Not groß ist und sich niemand wirklich verantwortlich fühlt. Ich glaube, das wurde die Zahl der Unlustigen sehr dezimieren.

  • Ich stimme dir zu, Tiffi. Es ist erstaunlich, dass die große Mehrheit der Kollegen und Kolleginnen die Stundenerhöhungen in den letzten Jahren ohne größere Proteste hingenommen hat. Offensichtlich war da noch genügend Luft, denn sonst würden in diesem Forum nicht so viele so begeistert von ihrem Berufsalltag schreiben und sich entrüstet über einen "Dienst nach Vorschrift" äußern. Vermutlich hätte ich auch einen positiveren Standpunkt, wenn ich über Jahrzehnte nicht meine gesamte Leistungsfähigkeit in eine volle Stelle mit zwei Korrekturfächern gesteckt hätte, was ich anfangs eigentlich nicht so geplant hatte. Später habe ich mir gesagt, dass man es den Verantwortlichen nicht so leicht machen kann, indem man mit einer Stundenreduktion auf eigene Kosten kapituliert. Falsch gedacht! Ich habe doppelt bezahlt, indem ich auch noch meine Gesundheit ruiniert habe.

  • Tja, das ist traurig und am Ende interessiert es niemanden. Wenn man eine Schule verlässt, ist man schnell vergessen. Und man muss sich klarmachen,dass man jederzeit versetzbar ist. Eine Option, die motiviertes Arbeiten nicht gerade erleichtert.
    Was mir fehlt, ist eine Unterstützung von oben, wenn wir auch mal unliebsame Sanktionen aussprechen müssen. Mittlerweile hab ich das Gefühl , dass kaum jemand wagt, sich durchzusetzen aus Angst vor der Macht der Eltern, gemäß eines Credos: Die Eltern haben immer das letzte Wort.
    So werden wir mehr und mehr zu einer Aufbewahrungsanstalt mit grantiertem Schulabschluss und Übernahme in einem Lehrverhältnis. Das überspitzt gesagt.
    Ich muss auch mal die Gelegenheit haben, Schülern unbequeme Wahrheiten zu sagen ohne Angst vor dem Dienstherrn haben zu müssen.
    Das sind Dinge ,die mir den Arbeitsalltag doch sehr vermiesen lassen.

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