integrative Schulen

  • Ich kenne integrative Kindergärten, aber wie sieht es mit Schulen aus?
    Kennt sich jemand damit aus? Unterricht vielleicht sogar jemand an einer?

  • Ich finde das Konzept klasse.


    Kannst du mir etwas über deine Arbeit schreiben?
    Was hast du studiert?
    Wieviele Kinder mit Behinderung sind in einer Klasse? Um was für Behinderungen handelt es sich? Wie ist der Stoff verteilt und in welchem Rahmen findet individuelle Förderung statt?

  • Hallo :)
    Ich war selber an einer. In unserer Klasse (von der ersten bis zur 6. Klasse) waren wir 17 SchülerInnen, davon ein ADHS-Kind und drei Kinder mit verschiedenen körperlichen Behinderungen (Herzfehler, extreme Sehschwäche, Zwergenwuchs). Außerdem waren drei Kinder mit Migrationshintergrund (sprachliche Schwierigkeiten vorhanden) in unserer Klasse.
    Wir hatten zwei Klassenlehrer, die zwar nicht immer beide anwesend waren aber als Lehrerteam gearbeitet haben; eine von beiden war Sonderschullehrerin.
    Diese Zeit hat uns alle sehr geprägt und wir haben viel von einander profitiert. Auch im Umgang mit unseren Mitmenschen haben wir generell anders reagiert.
    Ich möchte diese Zeit nicht missen. Nie mehr habe ich in meinem Schulleben eine derart gute Klassengemeinschaft erlebt. Wir haben alle zusammen gehalten und einander geholfen. Sicherlich gab es auch Konflikte, aus denen man aber viel lernen konnte. Wenn solche Schulen gut organisiert sind, sind sie meiner Meinung nach eine Bereicherung für alle dort Lehrenden und Lernenden.


    Viele Grüße,


    Mona


    Edit: Die Sonderschullehrerin hat sich mit dann häufig speziell mit einzelnen Kindern gezielt beschäftigt. Wir haben alle den gleichen Stoff gelernt; das ADHS-Kind jedoch in langsamerem Tempo. Es kam dann auch nicht an unseren Lernstand heran. Individuelle Förderung spielte eine große Rolle. Nach der 6.Klasse sind wir dann auf verschiedene Schulformen gegangen. In den Klassen 5 und 6 gab es in den Hauptfächern Kurse (je einen für H/R-Schüler und einen für Gymnasialschüler).

  • In meiner Schule gibt es I-Klassen (also mit behinderten Kindern) und IR-Klassen (mit Kindern die von Behinderung (meist geistiger) bedroht sind.


    Meine eigene Klasse ist eine IR-Klasse. Das heißt die meiste Zeit bin ich alleine. In circa 12 von 27 Stunden ist eine Zweitbesetzung dabei (Sonderschullehrerin oder Erzieherin). Ich habe ganz normal GHR studiert. Ich habe circa6 IR-Kinder von 22.


    Ich gebe dann noch Sachunterricht in einer I-Klasse. Dort ist immer ein Erzieher plus GHR-Lehrer oder Sonderschullehrer, manchmal ist man sogar zu dritt. Dort sind es 3 I-Kinder. Zwei Kinder haben geistige Behinderungen, einer ist körperlich behindert.


    Wir haben an unserer Schule sonst auch noch Downies und Autisten.


    Wir arbeiten hoch individuell, d.h. es machen nicht alle Kinder das Gleiche. Für das Fördern sind die Sonderpädagogen zuständig, teilweise auch die Erzieher.


    LG Anja

  • Mir liegt ein Info der GEW-Fachgruppe Sonderpädagogik HH vor, dass mit "Hamburg schafft die IR- und I-Klassen ab" überschrieben ist. Darin wird davor gewarnt, dass die bisherige Ressourcenausstattung (sonderpädagogische Förderung) nicht garantiert wird.
    Anja: Wenn du bei 6 IR-Kindern in deiner Klasse 12 Stunden durch eine Sonderpädagogin (oder Erzieherin ?) als Zweitbesetzung unterstützt wirst, klingt das ja nicht schlecht, rechnerisch erhält aber -in NRW- an einer Förderschule ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen 2,5 Std, bei ES sind es 3,4 Std. und bei GG 4,5 Std.
    Die Praxis in unseren GU-Schulen spiegelt das leider auch nicht immer wieder, verschleiert wird die Situation zudem durch "graue Integration": Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, der aber nicht durch ein offizielles Verfahren festgestellt wurde, laufen halt so mit.
    Auch in NRW stehen die Zeichen auf inklusive Schule. Das finde ich im Prinzip auch gut. Nur sollten wir alle darauf achten, dass hier unter dem löblichen ethischen Ansatz eben keine neuen Sparmodelle installiert werden!

  • Liebe Mooonaa,


    entschuldige bitte, aber das was Du da als besondere Klassenzusammensetzung beschreibst, klingt für mich vollkommen normal ohne das es dafür einen Sonderstatus gäbe. Wann bist Du denn wo zur Schule gegangen?


    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Hallo ninale,
    das war 1991-1997. Glaube allerdings nicht, dass das an Regelschulen so normal ist!? Habe ich zumindest bisher noch nicht erlebt :rolleyes:.
    LG,
    Mona

  • Zitat

    Original von Anja82IR-Klassen (mit Kindern die von Behinderung (meist geistiger) bedroht sind.


    Wenn sie von einer geistigen Behinderung bedroht sind, dann haben sie doch aber "zumindest" schon eine Lernbehinderung?


    Was ist an eurer Schule mit sprachbehinderten und emotional-sozial-förderbedürftigen Schülern, die ja die vermeintlich (!) am leichtesten zu integrierenden Gruppen darstellen?

  • Ach, so ist das gedacht. Deshalb dann auch die von GB "bedrohten" (LB) Kinder in der IR-Klasse. Quasi doch noch einmal eine Unterteilung bezüglich der "Schwere" der Beeinträchtigung (resp. der Förderschwerpunkte).

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