Attentäter von Frankfurt war Experte in Gewaltprävention

  • Ich sehe gerade das "heute-Journal" und erfahre, dass der Attentäter von Frankfurt, der zwei US-Soldaten erschossen hat (und nur wegen einer Ladehemmung seiner Waffe nicht weiter töten konnte) im Jahr 2005 mit seiner Schulklasse einen Preis für ein "Projekt in Gewaltprävention" erhalten hat. Das erinnert mich an einen Zeitungsartikel über den Amoklauf von Winnenden, in dem berichtet wurde, der Amokläufer habe das Problem von Gewalt ein Jahr vor der Tat im Deutschunterricht besprochen und Gewalt klar abgelehnt...


    Auch an unserer Schule finden alle möglichen Projekte statt. 6klässler schwören, nicht zu rauchen und zu trinken, wir haben eine "Sucht-Präventions-Beauftragte" (und ziehen bei Feiern die Wodkaflaschen der 12klässler aus den Büschen), wir machen Stunden im "sozialen Lernen" (und haben natürlich trotzdem jede Menge Mobbing)...


    Ich frage mich immer, ob diese Projekte wirklich etwas bringen. Wäre sonst alles noch viel schlimmer? Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Kinder in all den Projekten und gut gemeinten Initiativen vor allem eines lernen, nämlich zu lügen. Wenn dem so wäre, wären sie ohne Erziehung vielleicht nicht weniger betrunken, aber wenigstens ehrlicher...

  • Das gleiche habe ich mich auch gefragt, als in den Medien berichtet wurde, dass der 17 jährige, der in einem Berliner U-Bahnhof einen 30jährigen erstochen hat, in seiner Schule seit Jahren an Gewaltprävention teilnahm.


    Vermutlich dringt diese Art der Prävention nicht zu jedem vor...nur so kann man sich das erklären?!

  • Hallo,
    das ist grundsätzlich das Problem mit dieser "Retortenpädagogik" (so nenne ich sie), die SuS bringen in den verschiedenen Modulen ("Modulitis"-Syndrom) die erwarteten Antworten auf konstruierte Konflikte und trennen das Ganze fein säuberlich vom real life.
    Seit bei uns (BW) jede Schule ein eigenes Profil haben muss, blühen solche Programme und Module auf (Soziales Lernen, Lions Quest) und werden von meist kindfernen KollegInnen euphorisch als Heilsweg propagiert - oft bleibt der Fachunterricht auf der Strecke.
    Beispiel konkret bei uns: Jede Menge Sozial- und Emotionalkruscht, dafür aber Englisch in den Kl. 8,9,10 nur dreistündig.
    "Aber das ist ja sooo wichtig!"
    Ich merk, ich reg mich auf, wo ich doch noch Ferien habe - also schnell weiterkorrigieren.
    Ciao

  • Da hätten wir ihn mal wieder: Den Unterschied zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation. Und selbst bei Ersterer bezweifel ich, dass das dauerhaft Gelernt bei jedem haften bleibt.
    Je nach Lebensumständen eben.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    Seit bei uns (BW) jede Schule ein eigenes Profil haben muss, blühen solche Programme und Module auf (Soziales Lernen, Lions Quest) und werden von meist kindfernen KollegInnen euphorisch als Heilsweg propagiert - oft bleibt der Fachunterricht auf der Strecke. Beispiel konkret bei uns: Jede Menge Sozial- und Emotionalkruscht, dafür aber Englisch in den Kl. 8,9,10 nur dreistündig.


    Ich kenne das Problem. Alles eben ungeheuer wichtig, da können die Kinder ruhig noch länger in der Schule hocken - oder sie lernen eben weniger Fachliches... Dabei sind die größten Verfechter "sozialen Lernens" z. T. Leute mit den chaotischsten Klassen ;).

  • Modulitis, konstruierte Situationen, Schulprofile und Kinder, die pädagogisch-gerecht antworten - oh ja, ich kenne das und stimme euch völlig zu! *seufz*


    Bei uns nehmen Klassen am sog. "SIGN"-Projekt teil. Das sind pädagogisch-wertvolle Einheiten rund um das Thema Erwachsenwerden. So dermaßenkonstruiert, dass das wirklich jeder durchschaut und auch jeder weiß, was die SIGN-Autoren hören wollen. Die sind doch nicht doof, die Kiddies.....


    Ich denke, die Schüler sortieren das unter "Schule" ein. D.h. etwas, das man lernt und dann außerhalb wieder ablegt. Ist halt Schule eben. Das Elternhaus ist m.E. essentiell für die Erziehung und Wertevermittlung. Was soll ich denn als KL einer 8ten Klasse in der einen KL-Stunde ausrichten? Die Kinder sind 14 Jahre alt. Was bis dahin verbockt wurde, kann ich doch nicht wieder glattbügeln. Und schon gar nicht mit Modulen, wie ihr sie nennt.


    Eine Lösung habe ich auch nicht.


    Ratlose Grüße
    Raket-O-Katz

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