Kollegin Alkoholikerin. Was nun?

  • Hallo ihr alle!


    Ich hoffe, ihr habt ein paar Ratschläge für mich :(


    Seit knapp einer Woche bin ich nun an meiner neuen Schule. Letzte Woche habe ich in einer HS-Klasse vertreten und die Kollegin, die echt nett ist, hat mir auch gerne geholfen mit Büchern etc.....
    Als ich so neben ihr stand (und das am nächsten Tag dann auch - sie fragte mich natürlich, wie es so lief bei ihren Rabauken) habe ich definitiv gemerkt, dass sie ein Alkoholproblem hat.
    Ihr könnt mir glauben, dass ich mir sicher bin. Ich bin mit diesem Thema selbst aufgewachsen und habe mich noch NIE getäuscht (Hatte auch schon "Alkoholbegegnungen" mit EIGENEN Lehrern am Gymnasium, Freunden etc. Ich war immer im Recht....gebranntes Kind halt)


    Ich hatte auch schon Eltern zum Gespräch, bei denen ich das gemerkt habe. Ich habe sie daraufhin vorsichtig angesprochen - ich hatte immer Recht. Ich hatte aber auch schon immer das Glück, ein vertrauensvolles Verhältnis zu Eltern zu haben, die sich mir eigentlich immer "öffnen" weil sie wissen, dass sie mir eben vertrauen können.
    Bei einer Kollegin ist das etwas anderes.


    Zumal: Ich erst seit kurzem dort bin, und dort auch nur bis Sommer bleibe.



    Auf der einen Seite könnte ich mir denken: "Was soll´s " ?


    Auf der anderen Seite habe ich dieses Helfersyndrom (gaaaanz schlecht manchmal) aller Welt gegenüber und denke, dass ich auch irgendwie Verantwortung trage.


    Die Kollegin ist engagiert und ihre Schüler mögen sie. Das ist nicht das Problem.
    Aber: Was mache ich? Soll ich am Ende der Zeit dort mal die Schulleitung ansprechen ? ( eine - wie ich glaube - ziemlich kompetente Schulleitung mit "Herz")
    Die Kollegin ansprechen wird nix bringen. Sie wird es abstreiten. Sie kennt mich ja auch gar nicht richtig. Soll ich es ignorieren?



    Ich renne jetzt schon seit Tagen damit rum und dachte mir, ich frage euch mal . Vielleicht - verzeiht mir bitte ------ gibt es hier ja auch jemanden, der sogar aus eigener Erfahrung sprechen kann weil trocken.



    Ich bin echt ratlos und kämpfe mit meinem Gewissen.



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Es ist nicht Deine Aufgabe zu helfen! Einen suchtkranken Menschen kann man nicht "heilen", wenn er das nicht will.


    Auf keinen Fall würde ich mit der Schulleitung sprechen, in meinem alten Kollegiium gab es auch einen Alkoholiker, die SL wusste das und es ist nichts passiert. Ich kenne mich rechtlich nicht aus, vielleicht sind der SL auch die Hände gebunden.


    Erreichen wirst Du ncihts, wenn Du das meldest, was die SL ganz sicher schon längst weiß, nur ein ganz ungutes Klima schaffen.


    Gruß
    Anna

  • Mmmhhhh....naja! Woher weiß ich, dass die Schulleitung das weiß? Und wieso schaffe ich ein ungutes Klima?
    Ich dachte mir, ich bitte die SL um ein Gespräch kurz bevor ich gehe???


    Irgendwie denke ich, sie sollte das wissen! Eben weil (wie du schon sagtest) man Suchtkranken nicht helfen kann, kann ich mit ihr nicht darüber sprechen. Aber totschweigen?

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Vielleicht hast du aber auch recht und ich sollte mich echt nicht einmischen......

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Vielleicht kannst du doch die betreffende Kollegin selbst ansprechen
    (noch nicht jetzt, erst wenn du sie ein bisschen besser kennst und umgekehrt). Du kannst ihr ja von deinen Erfahrungen erzählen, vielleicht öffnet sie sich dir ja doch. Das würde ich auf jeden Fall versuchen, bevor ich zur Schulleitung gehen würde.

  • Ja, vielleicht. Sie ist echt nett und ist eine ganz ruhige, besonnene Person. Ihre Klasse ist eine Achte und echt anstrengend, wenn auch nett und nicht respektlos. Das sagt sie selbst.
    Ach, ich weiß im Moment noch gar nicht, was ich machen soll. Aber vielleicht vertrete ich ja öfter mal da drin und komme öfter mit ihr ins Gespräch.... :)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    Original von Panama
    Und wieso schaffe ich ein ungutes Klima?


    Weil es Menschen gibt, die alles hören und nie den Mund halten an einer Schule und sowas möglicherweiser herauskommt. Und dann bist DU die "dumme", obwohl Du nur helfen wolltest. So nach dem Motto: "Die Panama, die rennt gleich zur Schulleitung, da musst du aufpassen, was du sagst..." Möglicherweise findet Deine SL es ja auch gar nciht gut und dann ist das Klima zwischen Euch nicht mehr so gut...


    Zitat

    Original von Panama
    Irgendwie denke ich, sie sollte das wissen!


    Sie weiß es sicher. Du bist eine Woche (?) an der Schule und weißt auch. Sie ist die Schulleitung und hatte sicher schon viel mehr mit der Kollegin zu tun.
    Gruß
    Anna

  • Ich denke auch, dass deine Schulleitung sicher schon Bescheid weiß.


    An einer meiner früheren Schulen hatte eine Kollegin ebenfalls dieses Problem. Die Schulleitung war darüber informiert (es hatten damals sogar Schüler und Eltern bemerkt!) und leitete die erforderlichen Maßnahmen ein, die in der "Dienstvereinbarung Sucht" geregelt sind.


    Da wir ein sehr kleines Kollegium waren, haben wir das damals alle mitbekommen (die Kollegin hatte unserer Einweihung zugestimmt, um sich unterstützen zu lassen). Da gab es dann lange Phasen, wo nichts passiert ist. Leider wurde die betreffende Kollegin immer mal wieder rückfällig...es war ein schwieriger Weg für uns alle.


    Auf jeden Fall kann es durchaus sein, dass deine SL bereits Maßnahmen eingeleitet hat.
    Vielleicht schaust du mal in die "Dienstvereinbarung Sucht Baden-Württemberg" rein. Da findest du ganz klare Handlungsabläufe vor:
    Dienstvereinbarung Sucht Baden-Württemberg


    Ansonsten würde ich dir auch raten, die Situation erstmal zu beobachten. Du bist noch zu neu und kennst noch nicht die volle Situation. Schau mal, wie sich die Kollegen, Schüler etc. der Kollegin gegenüber verhalten. Beobachte erstmal für dich, wie deutlich wahrnehmbar auch für Andere ihr Alkoholproblem ist. Dann kannst du immer noch entscheiden, wie es weitergehen soll.


    Liebe Grüße,
    Melanie01

  • Die mühlenmahlen langsam,
    wir hatten auch mal eine Kollegin, die schon morgens nach Alkohol gerochen aht, und sicher habena cuh Schulleitungen, Kollegen und Eltern eine Nase dafür gehabt, dennoch war sie naoch lange lange da, bis sie schließlich frühpensioniert wurde.
    Bei ihr verlief die Sucht wellenförmig.
    Es gab Phasen, da war sie zumindest vormittags trocken.
    Und in den anderen Phasen bekam sie immer mal wieder Gespräche oder PRobleme mit der SL, bis hin zu sie durfte ihre Klasse nicht auf Klassenfahrt begleiten, obwohl sie unbedingt wollte, etc.
    Eine ENdlosgeschite, cih mag sie jetzt nicht erzählen.


    Panama, warte in jedem Fall, bis du länger dort bist und merkst, wem du vertrauen kannst und wem nicht, bevor du mit irgendjemand darüber sprichst.

  • Aus zwei Gelegenheiten bei denen man miteinander gesprochen hat, bei einem Fremden eine Alkoholismuserkrankung diagnostizieren zu können, halte ich für zweifelhaft, auch wenn du persönlich starke Vorerfahrungen hast, aber sei es drum.
    Wesentlich ist auf jeden Fall die Frage ob der Alkoholkonsum Einfluss auf die dienstliche Tätigkeit hat, nur dann ist die Schule, bzw. der Dienstvorgesetzte gefordert - und berechtigt - tätig zu werden. Ist das der Fall? So lange die Kollegin ihren Pflichten nachkommt und nicht irgendwie auffällig wird (permanenter Geruch nach Hochprozentigem wäre da sicher ein Faktor, aber du hast ja nicht gesagt, woran du das Alkoholproblem erkannt zu haben glaubst) ist ihr privater Alkoholkonsum zunächst mal genau das - privat. Wenn du dich damit also an den Schulleiter wenden willst, dann nur, wenn auch wirklich dienstliche Dinge vorgefallen sind, die du auch benennen kannst.
    Natürlich sollte man einem Mitmenschen auch sonst helfen, wenn man das Gefühl hat er braucht Hilfe, aber dann nicht über die dienstliche Schiene, sondern als Freund (aber in der Position ihr gegenüber bist du wohl nicht).

    • Offizieller Beitrag

    Mal abgesehen von privaten Hilfsangeboten, die man immer machen kann, ist es eine uralte Krankheit von Kollegien - egal ob im Bereich Schule oder in Betrieben - die Krankheit von suchtkranken Menschen ewig zu verlängern, indem keiner wirklich aktiv wird, sondern alle meinen, man helfe, indem man decke, nur mal eben Mitleid bekunde oder sich nicht zuständig fühle.


    Sowas muss via Personalrat an den Schulleiter und der/die muss in menschenwürdigen, aber zielgerichteten Schritten voran gehen:
    http://www.kultusportal-bw.de/…9/KuU-Leitfaden-Sucht.pdf


    Was Ähnliches ist ja hier schon verlinkt worden.


    Wende dich an den PR mit der klaren Vorgabe, dass du wünschst, dass sich dieser mit der Schulleitung umgehend aktiv an das Problem begibt.


    Die Dienstvereinbarung Sucht am Arbeitsplatz exisitieren - enstanden aus betrieblichen Vereinbarungen - seit Jahrzehnten und sind erprobt wirksam und sinnvoll. Damit hat man einen guten Leitfaden und braucht nicht im Nebel zu stochern. Das umzusetzen ist Aufgabe des Dienstherrn und der Arbeitnehmervertreter - nicht eine der angenehmsten, aber eine genuine. Die müssen ran.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Vielen Dank Meike, ich sehe das genauso. Abgesehen davon , dass mir ab Sommer das Klima zwischen mir und dem Kollegium egal sein kann- ich gehe. Die Kollegin ist aber weiterhin dort.
    Moebius: Ich diagnostiziere hier nicht wahllos durch die Gegend aufgrund irgendwelcher Gespräche. Ich bin 20 Jahre damit aufgewachsen. Ich denke dass mich das mehr als qualifiziert auf diesem Gebiet "Vermutungen" anzustellen. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich mich so schwer damit tu, einfach weg zu schauen.
    Aber ich werde trotzdem abwarten und erst einmal selbst richtig "ankommen". Vielleicht ist das Ganze ja wirklich schon bekannt.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    Einmal editiert, zuletzt von Panama ()

  • Ich glaube, hier gibt es zwei unterschiedliche Ansatzmöglichkeiten, die auch unterschiedliche Reaktiionen deinerseits nach sich ziehen:
    1. Du hast schwerpunktmäßig - als Kollegin - die Interessen der Schüler im Blick: Kann die Kollegin den Anforderungen des Schullebens gerecht werden? Hält sie ihren Unterrrichtsvormittag ohne Auffälligkeiten durch? Ist sie den Schülern eine zugewandte, aufmerksame Lehrerin? Vermittelt sie ihrren Unterrichtsstoff ohne Beeinträchtigungen durch ihr Alkoholproblem? Wenn dies alles gegeben ist, ergibt sich aus dienstlicher Sicht m.E. keine zwingende Notwendigkeit zum Handeln.
    2. Du hast eher - aus leidvoller Erfahrung - die Kollegin als Menschen im Blick, dem geholfen werden sollte. Wenn du den Eindruck hast, dass sie ein ernsthaftes Problem mit massiven Ausfallerscheinungen hat, das ihr Leben erheblich beeinträchtigt, wirst du wahrscheinlich aus einem inneren Drang heraus irgendwann ohnehin handeln - allein um dir nicht ständig Vorwürfe machen zu müssen, du hättest etwas Wichtiges unterlassen. Dann ist vielleicht wirklich das Ende deines Einsatzes der richtige Zeitpunkt.
    Dein Dilemma erinnert mich an eine ältere Kollegin, die bis vor einigen Jahren an meiner Schule arbeitete. Wir Kollegen steckten in dem gleichen Zwiespalt wie du - der morgendliche Alkoholgeruch am Kopierer war auffällig. Da in ihrem Fall aber die unter 1. beschriebenen Beobachtungen zutrafen, entschieden wir uns gegen ein Eingreifen. Die Kollegin ist seit einigen Jahren im Ruhestand, und es geht ihr sehr gut.

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

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