Freiarbeit, offenes Arbeiten

  • Hallo ihr,


    ich habe relativ schnell festgestellt, dass ich mit "alle machen das Gleiche" nicht zurechtkomme. Zuerst habe ich deshalb viel mit Wochenplänen, Lerntheken, Werkstätten gearbeitet. Inzwischen habe ich eine Lernstraße zu den Lehrwerken Einstern und Einsterns Schwester entworfen. Nächstes Jahr möchte ich sehr eng mit einer Schule für Geistigbehinderte zusammenarbeiten d.h. wir werden die meiste Zeit gemeinsam im Klassenzimmer sein. Momentan mache ich noch das Montessoridiplom und finde die noch viel freiere Arbeitsweise faszinierend. Momentan überlege ich eventuell noch mehr zu öffnen.
    Wer hier im Forum arbeitet auch sehr offen? Wie sieht es bei euch aus?
    Über Anregungen bin ich sehr sehr dankbar.
    Liebe Grüße
    Mayine

  • Eine Lernstraße? Das hört sich aber interessant an. Arbeite auch mit Einstern in Mathe und wir überlegen, Einsterns Schwester einzusetzen nächstes Jahr.


    Würde mich freuen, wenn du mal erklären könntest, was eine Lernstraße ist und wie du sie praktisch um- bzw. einsetzt!

  • Hallo Mayine,
    ich stellte auch schon vor Jahren fest, dass diese frontale und lehrerzentrierte Arbeit so gar nicht meins ist. Aber es ist schwer, wenn man Alleinkämpfer ist und von Kollegen misstrauisch beäugt oder die Arbeit kleingeredet wird. Hier ist der Wandlungswille oft noch nicht angekommen. Auch viele Eltern wollen es gerne so, wie sie es vor vielen Jahren erlebt haben.
    Insofern kann ich dich sehr verstehen, werd mein Montediplom im Herbst beginnen und würde mich gern mit dir weiter zum offenen Arbeiten austauschen. Im Moment versuche ich, den Fachunterricht zu öffnen, weil ich da dieses Jahr großteils eingesetzt bin, aber auch das ist schwer und stößt auf viel Ablehnung. "Das haben wir schon immer so gemacht".


    Lernstraße hab ich noch nie gehört, wie muss ich mir das vorstellen?

  • Hallo cubanita,
    gerade den Fachunterricht zu öffnen stelle ich mir sehr schwierig vor, da man ja immer nur so kurz in einer Klasse ist. Man hat dort ja auch keinen festen Plazt, an dem man Arbeitsmaterialien deponieren kann.
    Ich finde aber, dass das sehr gut klingt.
    Kannst du mir mal ein Beispiel geben wie du das machst? Musikunterricht? Sachunterricht mit Werkstätten?
    In meiner Klasse mache ich eine Mischung aus offenem und gemeinsamen Unterricht, das betrifft aber nur die Fächer Deutsch und Mathe, da er restliche Unterricht in jahrgangsgemischten Klassen stattfindet und bei einer anderen Lehrerin. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Kinder gibt, die mit offenem Arbeiten sehr gut zurecht kommen, manche aber das Arbeiten in der ganzen Lerngruppe brauchen und sonst die Zeit vertrödeln.
    LG Alema

  • Hallo ihr,


    Ich bin an meiner jetzigen Schule ebenfalls ein Einzelkämpfer, an meiner alten Schule haben meine Parallelkolleginnen ebenfalls so gearbeitet.
    Meine Lernstraße/Arbeitsplan kann ich nur kurz darstellen, denn sonst würde es eine Weile dauern. Es ist sehr komplex und ich hoffe ihr könnt euch wenigstens etwas eindenken.
    Die Lernstraße habe ich für die Fächer Deutsch und Mathe Kl. 1/2 (Anfang 3) vorbereitet und sie orientiert sich an dem Lehrwerk Einstern und Einsterns Schwester. In Mathe habe ich die Themen (ungefähr nach den Heften) in Bausteine eingeteilt. Zu jedem Baustein gibt es ein Arbeitsplan mit Sternen und Händen. In den Sternen stehen die zu bearbeitenden Seiten, in den Händen die Spiele. Jedes Kind hat zwei weiße DINA4-Hefte. Auf dem einen Heft klebt ein Bild von Lola, auf dem anderen eins von Einstern. Auf der ersten Seite befindet sich eine Übersichtskarte über die einzelnen Bausteine der Lernstraße.
    Die Spiele sind geordnet in den Schubladenboxen zu finden. Eine Schubladenbox gehört zu einem Baustein. Auf den einzelnen Schubladen befindet sich das Thema des Bausteins und die jeweiligen Hände. So wissen die Kinder, wo sie das Spiel 2 finden können und wieder aufräumen müssen. Auf den Spielen befindet sich ebenfalls die entsprechende Hand. In den Schubladenboxen befindet sich Montessorimaterial, LÜK, Logico, selbsthergestelltes Material...
    Für das Material befinden sich im Klassenzimmer Teppiche, die sich die Kinder holen können und auf denen gespielt wird. Teilweise werden auch Sachen ins Rechen- oder Schreibheft geschrieben. Wenn ein Baustein durchlaufen bzw. der Arbeitsplan fertig ist, kommen die Kinder zu mir und bekommen eine Lernstandserhebung. Während sie mit der Lernstanderhebung beschäftigt sind, klebe ich in ihr Arbeitsplanheft eine Übersicht der Themen des Bausteines für die Eltern ein. Ist die Lernstanderhebung fertig, schaue ich sie mir an und fülle die Übersicht entsprechend aus. Diese muss man von den Eltern unterschrieben werden. Ist alles in Ordnung, klebe ich den nächsten Arbeitsplan für den nächsten Baustein ein und das Kind darf ganz vorne auf dem Übersichtsblatt den entsprechenden Baustein anmalen. Gibt es irgendwo Schwierigkeiten, rate ich dem Kind bestimmte Spiele zu wiederholen bzw. es erhält von mir Zusatzmaterial und ich lade die Eltern bei großen Schwierigkeiten zu einem Gespräch ein.
    Es kann also sein, ein Kind ist am Ende der ersten Klasse bereits im 100er-Raum, während ein anderes Kind eventuell noch im Zahlenraum bis 13 rechnen und eventuell 3 Jahre in der Eingangsstufe verweilt. Im Bereich Deutsch ist es ähnlich, dort gehe ich in der ersten Klasse nach den Buchstaben bei der Lola vor und in der zweiten Klasse nach den Lernfeldern.
    So wenn es noch Fragen gibt, ich weiß kompliziert, nur zu.
    Liebe Grüße
    Mayine

  • Was ich vergessen habe: Für langsame Kinder, die den Stoff begreifen, habe ich kleinere Arbeitspläne und für schnelle und fitte Kinder, umfangreichere.


    Sehr !!! wichtig finde ich auch Plenumsphasen. Diese finden immer wieder gemeinsam (Erst- und Zweitklässler) statt, dies geht aber nicht bei allen Themen. Ein reines Abarbeiten der Lernstraße halte ich nicht für sinnvoll!
    Während der Arbeitsphase hole ich mir immer wieder kleine Gruppen von ca 3 - 6 Kindern und führe Themen ein bzw. wiederhole welche. Das geht sehr gut, da die anderen (die meisten ;-)) konzentriert arbeiten.
    Ich möchte in solchen Phasen auch nicht von den anderen Kindern gestört werden. Dazu habe ich an der Tafel eine Klammerwarteliste.


    Dieses Jahr habe ich leider kein Mensch, Natur Kultur. Nächstes Jahr werde ich dort aber verstärkt mit Werkstätten arbeiten. Eine Bekannte von mir hat zum Beispiel keine Lernstraße in Deutsch, den Deutschunterricht gliedert sie in Mensch-Natur-Kultur ein und organisiert das ganze in Werkstätten.


    Während des Refs hatte ich zum Beispiel nur MNK in einer vierten Klasse und habe dort mit Werkstätten sehr offen gearbeitet.


    Liebe Grüße
    Mayine

  • Klasse! Das sieht sehr gut aus!


    Ich hoffe, die Kinder räumen alle ordentlich ihr Material wieder weg - bei mir ist irgendwie meistens etwas Schwund festzustellen.


    Außerdem würde mich interessieren, ob du auch eine ähnliche Erfahrung wie alem gemacht hast, denn ich erlebe das auch: viele Kinder kommen gut zurecht bei freier Arbeit, andere versuchen sich durchzumogeln und schaffen fast nichts - und das sind nicht unbedingt leistungsschwache Kinder.


    Viele Grüße
    venti :)

  • Hört sich sehr gut an. Ich mache es mit den Buchstaben momentan ähnlich.


    Dabei stelle ich immer wieder fest, dass die Kontrolle und das langsame Arbeitstempo einiger Kinder bei mir zu Problemen führen.


    Ich habe eine Ablage, in die die Kinder nach der Bearbeitung eines Buchstabenplans alle bearbeiteten Aufgaben reinlegen und ich versuche das alles nachzugucken. Bei einigen fehlt immer die Hälfte und sie müssen 2-3 mal nacharbeiten und wieder abgeben. Damit bin ich soviel beschäftigt, dass sich für die Kinder immer Leerlauf ergibt, während sie auf die Kontrolle warten.


    Wie machst du das?


    Gibst du deinen Kindern ein Datum vor, an dem ein bestimmter Baustein fertig sein muss? Was machts du mit Kindern, die im Schnecktempo arbeiten? :P

  • >Die Kinder kontrollieren bei mir ab dem zweiten Baustein selbst, ich schaue die Hefte alle zwei Wochen nachmittags durch, und mache Heftnotizen rein, falls nicht ordentlich gearbeitet bzw. kontrolliert wurde. Der erste Baustein wird bei mir sehr sehr ordentlich kontrolliert, ich zeige den Kindern deutlich! meinen Anspruch. Ich habe momentan ein Kind, das meistens nacharbeiten muss, was aber mehr an den Schwierigkeiten mit der Feinmotorik liegt.
    Phasen, in denen die Kinder nicht wissen, was sie jetzt tun sollen (und das find ich das Angenehme!!) gibt es bei mir nicht.


    >Langsame Kinder, ich denke das kennt jeder.
    Hier differenziere ich: Sind es Kinder, die den Stoff nicht beherrschen und einfach mehr Zeit zum Lesen und zur Zahlenerarbeitung benötigen. Sie bekommen von mir einfaches Zusatzmaterial und ich suche sehr schnell das Gespräch mit den Eltern und rate Ihnen zum Wohle des Kindes eine längere Verweildauer in der Eingangsstufe. Dann haben das Kind und ich keinen Druck mehr. Wenn dann die Erstklässler neu eingeschult werden, muss es nicht mehr alles wiederholen (ich finde das grausam!!!), sondern arbeitet in der Lernstraße weiter.


    Sind es Kinder, die es eigentlich können und einfach sehr langsam arbeiten? Momentan habe ich zum Beispiel ein Kind mit Asperger Syndrom in der Klasse. Diese Kinder bekommen von mir meistens eine Tagesaufgabe (also ein Stern auf dem Plan angekreuzt) und zudem kleinere Pläne (also eine "kürzere Lernstraße") Zudem lade ich auch hier die Eltern zu einem Gespräch ein und verabrede mit Ihnen, dass das Kind ausnahmsweise im Heft zu Hause arbeiten darf. Normalerweise mag ich es nicht, da die Lernstraße ausschließlich für die Schule gedacht ist.


    > Ich habe mir die Bausteine für ein Schuljahr eingeteilt d.h. ich sage mir so ungefähr ein Baustein zwischen zwei Ferien.
    Wie ihr auf dem Arbeitsplan sehen könnt, stemple ich immer das Datum rein, wann die Kinder mit dem Baustein beginnen und wann sie damit fertig sind. Durchmogeln geht nicht, ich schaue mir die Arbeitspläne regelmäßig an (alle zwei Woche) und die Eltern nach jedem fertigen Baustein. Sofort sehe ich, wo das Kind steht, wie lange es schon an dem Baustein arbeitet und wo es seine Schwierigkeiten hat. Man könnte sagen, der Arbeitsplan ist ein Lerntagebuch über zwei Jahre.


    > Das mit dem Material aufräumen, und hier und da fehlt was, habe ich seit der Lernstraße selten. Früher habe ich mich immer aufgeregt, wenn während der Wochenplanarbeit hier was verloren wurde und da was kaputt war. Durch die starke Struktur wissen nahezu alle, wohin das Spiel aufgeräumt werden muss.


    Wenn ihr nicht soweit wegwohnen würdet, hätte ich schon längst eine Hospitationseinladung ausgesprochen. ;)

  • Hallo,
    also ich würde liebend gerne gucken kommen. Das klingt alles sehr komplex und nach wahnsinnig viel Arbeit, oder?
    Was ist mit Schreibanlässen, Bilderbücher etc.? Machst du dafür gemeinsame Unterrichtsphasen und nur die Übung so individuell?
    Alema

  • >Die Vorbereitung der Lernstraße ist enorm. Nur für Klasse 1 habe ich bestimmt um die 4 Wochen gebraucht. Spiele herstellen, passend zuordnen.... Ästhetik und Struktur sind mir ebenfalls sehr wichtig und kosten auch nochmals Zeit.
    Es ist ein bisschen wie bei Montessori, wenn man die Lernumgebung hat, dann ist der Vorbereitungsaufwand nicht mehr so groß, ich kann mich jetzt gezielter auf die Plenumsphasen vorbereiten und muss nicht immer darüber nachdenken: Was mach ich hier jetzt als Differenzierung und was lass ich dort das schnelle Kind noch machen. Außerdem ist der Kopieraufwand ebenfalls viel geringer. Die Hefte sind außer Einstern 2 Verbrauchsmaterial, bei den Spielen werden die Kinder oft aufgefordert ins Heft zu schreiben.
    Natürlich gibt es jedes Jahr ein paar Optimierungsmöglichkeiten, die ich auch meistens umsetze.


    > Die Kinder haben vier Tage pro Woche zwei Stunden Lernzeit d.h. sie können sich aussuchen ob sie zuerst eine Lernzeit Deutsch oder eine Lernzeit Mathe machen.
    Es gibt in der Woche zusätzlich eine Schreib- und Lesezeit. In der Lesezeit können sich die Kinder mit Büchern, Gedichten etc. beschäftigen. Außerdem werden Witze, Zungenbrecher..., die in der Lernstraße geübt wurden, vorgelesen.
    In der Schreibzeit gibt es einen gemeinsamen Schreibanlass, also Erst- und Zweitklässler zusammen. Manchmal setzte ich auch für eine Woche die Lernzeit aus, um das Lesen an Stationen zu üben oder eine fächerübergreifende Werkstatt anzubieten.
    Ich habe wie jeder andere Lehrer einen Stoffverteilungsplan, in dem ich mir einteile, welchen Sachverhalt z.B. Addition/Subtraktion.... ich wann einführe. Wenn es sich anbietet, führe ich das dann für die gesamte Lerngruppe 1/2 ein. Bei Verwandten Aufgaben, Geld, Symmetrie etc. ist das zum Beispiel sehr gut möglich. Ansonsten arbeiten die Zweitklässler am Arbeitsplan während ich den Erstklässlern etwas neues erkläre.

  • alem2
    Ich habe mich nicht ganz genau ausgedrückt, ich meinte den Fachunterricht in Biologie und Physik, weil wir ja hier in Brandenburg bis Klasse 6 in der GS laufen.
    Einen Fachraum habe ich schon, von daher kann ich da das Material deponieren. Ansonsten versuche ich halt sehr handlungsorientiert und mit viel selbsttätigem Arbeiten den Untericht zu öffnen.
    Das geht über Stationslernen, gruppenteiliges Erarbeiten und Präsentieren mit Internet und vielen Büchern etc. Tages- oder Wochenpläne ...
    Ich hab alle drei 5. und zwei 6. in Bio und Physik. Da ich neu an der Schule bin, baue ich das alles auf, es war nichts da in der Art. Material organisier ich ran, erstelle die Aufgaben usw.
    Schlimm ist für mich, dass die Kinder selbstständiges Arbeiten und Erarbeiten an dieser Schule nicht/kaum in den Klassen 1 bis 4 lernen. Ich kann daher nicht aufbauen, sondern vermittle erstmal grundsätzliches Methodentraining ... Da hab ich die Kids sicher am Anfang restlos überfordert ... und die Eltern sind zum Teil halbhysterisch gewesen. Alles unbekanntes Neuland, wat will die von den Kindern. Da war sogar von "die Kinder müssen sich den Stoff in Biologie im Selbststudium erarbeiten" die Rede.


    Es ist ein Kampf...
    Wenn ich wieder mal eine eigene Klasse hab im unteren Bereich, weiss ich nun nach den Rfahrungen noch besser, was ich anders mache, als die anderen Koll der Schule ... Damit es im Fachunterricht Naturwissenschaften dann läuft!

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  • Tut mir Leid, dass ich jetzt hier bei eurer Diskussion störe, aber ich hab mal kurz eine Frage:


    Ist es denn von der Schule, Eltern usw. aus in Ordnung, dass die Kinder dann alle zur selben Zeit unterschiedliche Kenntnisse haben?


    Ich bin ja gerade erst im ersten Semester, aber wenn ich so an meine Grundschulzeit zurückdenke und an Bücher, in denen die Autoren eben genau das bemängeln (dass die Schüler zur selben Zeit dasselbe können müssen, obwohl sie dazu aus welchen Gründen auch immer einfach noch nicht in der Lage sind), dann versteh ich nicht so ganz, wo das Problem ist.
    Wollen die anderen Lehrer so eine Einzelförderung wie du sie machst nicht, oder dürfen sie das einfach nicht?

  • Mezzaluna
    Du fragst, warum andere Lehrer so nicht arbeiten.
    So eine Einzelförderung ist sehr viel Arbeit, man begibt sich auf Neuland, hat etwas als "alteingesessener Lehrer" ganz anders erlernt, muss sich alles neu erarbeiten, hat schnell das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Das sind sicherlich Gründe die andere Lehrer davon abhalten so zu arbeiten. Das heißt aber nicht, dass sie auch diesen Unterrichtsstil ablehnen.
    Alema

  • Ja okay, das mit dem Aufwand ist mir klar. (Zumindest soweit ich mich da reinversetzen kann.)
    Aber darf man so wirklich in einer ganz normalen Grundschule (hab hier was von Eingangsklasse gelesen, kenn mich da nicht so aus) unterrichten? Ich kann mir vorstellen, dass sich da einige Eltern querstellen.

  • Hallo,
    ich sehe die Hauptschwierigkeit einer kompletten Öffnung in der Tatsache, dass ja ab Klasse 2 alle Kinder Noten bekommen. Und da ist wieder der "merkwürdige" Gleichheitsgrundsatz. Da wird nicht das Kind mit sich selbst verglichen, d.h. mit seinen eigenen Lernfortschritten, sondern mit allen anderen Kindern der Klasse. Hier bei der Notengebung müsste man den Hebel ansetzen. Denn die Sache geht ja weiter zur Empfehlung für die weiterführende Schule. Dann fragen die Eltern:
    Warum wurde mein Kind nicht so gefördert, dass es zum Gymnasium kann? Wenn er immer nur so wenige Aufgaben rechnen braucht und klitzekleine Geschichten schreiben braucht, dann hat natürlich die Lehrerin was falsch gemacht :D. Dass der Wurm ganz woanders steckt, ist den LehrerInnen wohl klar. Den Eltern nicht unbedingt :D.


    Trotzdem ist eine solche Arbeitsweise genial!


    ... sagt venti,
    mit vielen Schuljahren auf dem Buckel ... :)

  • Danke venti, genau das hab ich gemeint. Hab es nur gerade irgendwie nicht so rüberbringen können.


    Wie läuft das denn bei dir in der 3. Klasse Mayine?

  • Vor allem ist es so schlimm, weil wir ja jedes Kind da abholen sollen, wo es steht, es individuell fördern sollen auf seinem Niveau - das steht im Gesetz und wird gefordert und ist auch richtig so ...
    ABER dem gegenüber stehen dann die Noten, die nichts aussagen und alle über einen Kamm scheren und damit jegliche Individualität kaputt machen. Genau da müsste angesetzt werden - so ist das ein ewiger Widerspruch innerhalb des Systems. Gottseidank scheren immer mehr Schulen per Modellversuch aus. Mal sehen, wie viele Jahrhunderte es noch dauert ...

  • Da habt ihr vollkommen Recht. Die Rahmenbedingungen zeigen einem immer wieder deutlich die Grenzen auf. :(


    > Wie es in der dritten Klasse weitergeht? :( In Baden-Württemberg hat eine Klassenlehrerin in der Regel zwei Jahre lang eine Klasse. Bei uns wird in der dritten Klasse mit Wochenplänen gearbeitet, also mehr gleichschrittig. An meiner alten Schule war das leider auch so, das ein Bruch entstanden ist. Viele möchten so nicht arbeiten, was ich auch akzeptiere, denn es muss zu einem passen.


    > Bezüglich Elternarbeit: Ich bin dieses Jahr neu an meiner Schule. Am Elternabend waren die Eltern wie erschlagen und natürlich erstmal skeptisch bezüglich meiner Arbeitsweise. Inzwischen sind sie sehr positiv gestimmt. Ich biete auch immer wieder Elternhospitationen an, hat aber bislang keiner wahrgenommen.
    Demnächst werde ich wieder eine Evaluation bei den Kindern und Eltern durchführen, um zu sehen, wie zufrieden sie sind und was ich eventuell noch optimieren kann.


    Liebe Grüße
    Mayine

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