Junge langweilt sich im Kunstunterricht

  • Hallo,


    ein Zweitklässler verweigert im Kunstunterricht oft die Mitarbeit. Ich schrieb seiner Mutter daraufhin einen kurzen Brief, in dem ich ihr dies mitteilte. Sie antwortete, dass ihrem Sohn die Themen zu mädchenhaft seien und ob es keine Alternative für Jungen gäbe.
    (Soll ich ihn etwa Autos basteln lassen, während die anderen Blumen basteln? Soll er Holz hacken, während die anderen nähen?? :-O)


    Wie würdet ihr darauf reagieren? Auf den Bildungsplan verweisen und fertig?
    Finde das irgendwie merkwürdig, dass die Mutter ihren Sohn da auch noch mehr oder weniger in Schutz nimmt.


    Danke für eure Tipps.

  • Ich hoffe, die Mutter nimmt ihren Sohn nicht vor seinen Ohren in Schutz.


    Ich würde ihr sagen, dass ihr Sohn leider lernen muss, auch Aufgaben zu erfüllen, die ihm keine Freude bereiten, darum ist es ja auch "Schule" und "Arbeit" und nicht "Kindergarten" und "Spiel". Es tut dir schrecklich leid und sicher kommt im Laufe es Schuljahres auch mal eine Aufgabe, die ihm mehr Freude bereiten wird, aber grundsätzlich kommt er nicht darum herum, sich auch mit ungeliebten Aufgaben, die ihm schwer fallen, zu befassen.


    Auch dies ist eine Vorbereitung aufs Leben, wie die ganze Erziehung.
    Das geht uns Erwachsenen ja auch nicht anders, dass wir mitunter tun müssen, was uns keinen Spaß macht. Auch wir haben als Kind gelernt, mit diesen leidvollen Arbeiten umzugehen. Dies ist also eine "pädagogische Aufgabe" zwischen den Zeilen des Lehrplanes, bei dem vor allem die Eltern ihr Kind immer wieder ermuntern, loben und Anteil nehmen müssen. Sie soll dieses Thema (ihren Sohn auch durch zumutbare, ungeliebte Aufgaben durchzuschicken und nicht in Schutz zu nehmen) ja jetzt mit ihm bewältigen, denn wenn der erst einmal in der Pubertät ist, oder gar bei den ersten Bewerbungen, dann ist es zu spät.


    Die Menschen in Bali bringen ihren Kindern bei, vor allem die ungeliebten Aufgaben lächelnd zu bearbeiten. Vielleicht wär das ein Vorschlag für ihren Sohn.

  • sorry das sehe ich anders und finde die Begründung, da müsse er aus erzieherischen Gründen durch, sehr schwach.
    Wenn wir die Möglichkeit haben, Kinder durch ein spannenderes Thema für ein Fach zu begeistern, warum nicht mal etwas differenzieren.
    Und vielleicht hat der Junge ja recht und deine Themen sind zu "mädchenlastig"?
    Wir haben auch den Auftrag, Kinder da abzuholen, wo sie stehen.
    Damit möchte ich nicht sagen, dass er nie nähen oder Blumen basteln soll, aber es muss auch mal was anderes für Jungen geben.

  • Ich kann beide Antworten nachvollziehen. Vielleicht teilst Du der Mutter mit, dass alle Kinder in der Schule manchmal Dinge mitmachen "müssen", auch wenn sie gerade mal keine Lust dazu haben, und lernen müssen, dies auszuhalten. Du würdest jetzt aber verstärkt darauf achten, wie sich der Junge verhält, wenn Du etwas anbietest, das Jungen oft begeistert (keine Ahnung: mal einen Dino malen/basteln oder wenn schon sticken, dann halt ein Auto oder einen Fußball oder so). Evtl. kannst Du den Jungen ja auch fragen, für was er sich interessieren würde?


    Es kann natürlich aber nicht sein, dass dieser eine Junge bestimmt, was dann Thema für alle wird - auch das sollte man der Mutter (vorsichtig) klarmachen.

  • Sie muss bitter schmecken, sonst nötzt sie nichts.
    Kinder müssen auch mal tun was sie ablehnen.
    Usw...
    Klassische Schule wie in der Feuerzangenbowle.
    Kunstunterricht sollte Kreativität aufblühen lassen.
    Verordnete gleichzeitige "Aufgaben" erschlagen die Kreativität, lassen sie verdorren, würgen sie ab.
    Wer dabei kreativ ist, tuts für die Note.
    "Was muss ich tun und was krieg ich dafür?"
    Wenn Kinder selber Einfälle haben dürfen, hören sie gar nicht mehr damit auf. Man sollte höchstens mal einen Vorschlag machen und dann zurücktreten. Man muss Material erreichbar haben: Papier (z.B. aus der Druckerei) Wachsmalstifte, alle anderen Arten von Farben, Bauklötze,
    karton, Scheren, Holz, Hammer, Nägel,.... alles womit etwas hergestellt werden kann, etwas gestaltet werden kann. Das tut auch ein Holzhaufen oder ein Steinehaufen oder ein Bach.
    Steht nicht im Bildungsplan? Glaub ich nicht.
    Bestimmt stehts in der Präambel.

  • Ist denn dein Kunstunterricht "mädchenhaft"? Wenn das tatsächlich so ist, gibt es doch bestimmt die Möglichkeit zu differenzieren. Warum könnten nicht beispielsweise Blumen und (passende) Insekten gebastelt werden? Ist nur eine Idee, falls es um das Thema Frühling gehen sollte. Zum Nähen würde mir einfallen, dass man ja auch ein Kissen in Auto- oder Tierform anfertigen könnte. Ich unterrichte zwar nicht in der Primarstufe BK, aber in Sek 1. Habe eine ähnliche Situation erlebt. Schüler sollten mit Zuckerkreide auf Tonkarton einen Blumenstrauss zeichen. Fanden die Jungs total doof, wir haben uns letztlich auf Fantasietierzeichnungen geeinigt. Davor habe ich Handschmeichler aus Holz fertigen lassen. Die Form war frei wählbar. Die Mädchen haben sich überwiegend Herzen ausgesucht und die Jungs geometrische Formen. Eine kleine Vorgabe gab es schon: die Form sollte möglichst einfach sein.
    Natürlich sollte dem Jungen (und vor allen Dingen der Mutter) jedoch klar sein, dass man in der Schule auch ungeliebte Aufgaben erfüllen muss.

    • Offizieller Beitrag

    meinen eigenen Söhnen ging es in der Grundschule ähnlich;
    ich würde auch versuchen, eine Mischung aus "da muss er eben durch" und geschlechterorientierten Wahlthemen anzubieten.
    In meiner individuellen Förderung Kunst sitzen auch einige Jungen, allerdings aus der Sek 1.
    Während die Mädchen Herzen oder Tiere arbeiten, wählen die Jungen (Werbe-) Embleme oder eher exotische Tiere. Bei Buchstaben treffen sie sich wieder, wobei die Jungen total auf kunstvoll verzerrte Buchstaben abfahren.


    Also ruhig auch mal ein bisschen Abwechslung anbieten, tut beiden Geschlechtern gut ;)

  • Zitat

    Original von Friesin
    In meiner individuellen Förderung Kunst


    Off Topic: Was macht man in einer individuellen Förderung in Kunst? ich mein, ich kann mir schon vorstellen, dass man zeichnen, genau hinschauen etc. übt. Aber gibt es das richtig als Unterrichtsstunden bei Euch an der Schule?


    Gruß
    Anna

    • Offizieller Beitrag

    off topic:


    Jeder Schüler muss eine bstimmte Anzahl an Stunden an individueller Förderung in seiner Schullaufbahn absolvieren. Bis zu diesem Schuljahr konnten dafür auch bis zu 2 Stunden außerschulischer Aktivitäten (Sportverein, Musikschule, Messdienerei usw.) eingebracht werden.
    Bis dahin waren auch externe Anbieter wie Sportverein o.Ä. eingebunden.
    Aber auch die Schule bietet Stunden für die individuelle Förderung an; das kann Fachuntericht sein (eine Art Gratisnachhilfe dann :D) oder aber auch etwas Hobbymäßiges. Auch eine moderne Fremdsprache, Archäologie usw. sind dort möglich.
    So biete ich heuer im 2. Jahr Kunststunden an. Mein Konzept ist "Fantasie wecken". In den bestehenden Lehrplan darf das natürlich nicht eingreifen 8o

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