Wie mit schwierigem Schüler umgehen

  • Folgende Situation:
    ein Schüler, 9 Klasse, fällt bei diversen Fachkollegen, also auch in meinem Unterricht, immer wieder durch störendes und unverschämtes Verhalten auf. Nichts Ungwöhnliches, wird eben des öfteren vom Unterricht ausgeschlossen (teilweise für mehrere Minuten, aber auch schon mal länger, kommt auf die Tagesverfassung des Schülers an)
    Klassenlehrerin rät uns jedoch ab, Briefe nach Hause zu schicken, denn der Schüler hätte geäussert, dann werde er sich erst recht nicht benehmen. Außerdem verfüge der Schüler über zweifelhafte Kontakte, also kurz, er hätte bei Streit mit Schülern schon mal Leute "zusammengetrommelt"...
    Soll ich jetzt Angst vor Schüler XY haben? Dann gewinnt er doch erst recht Oberwasser? Verstehe das irgendwie nicht, er muss doch Grenzen aufgezeigt bekommen. Bei anderen Schülern folgen doch auch Elternbriefe. Danke für eure Einschätzung!

  • Ich finde es nicht gut, dass der Schüler mehr oder weniger machen kann was er will. Dann sollte man erst recht einschreiten. Ich würde zur Schulleitung gehen und ihr den Fall darlegen. Vielleicht wäre ein Gespräch bei dem Schüler zu Hause angebracht, damit man mal die Umgebung sieht, in der er lebt.
    Eine Frage habe ich noch: Woher hat deine Kollegin die Infos?

  • Klassenlehrerin rät uns jedoch ab, Briefe nach Hause zu schicken, denn der Schüler hätte geäussert, dann werde er sich erst recht nicht benehmen. Außerdem verfüge der Schüler über zweifelhafte Kontakte, also kurz, er hätte bei Streit mit Schülern schon mal Leute "zusammengetrommelt"...

    Das hört sich ja an als sei die Klassenlehrerin erpressbar und hätte Angst. Geht gar nicht! Dem Schüler müssen die Grenzen aufgezeigt werden und dazu wäre ein erster Schritt Elternbriefe.

  • Danke für eure Antworten! Der Schüler hat wohl letztes Schuljahr bei Streitigkeiten per Handy mehrerer Leute organisiert, die dann vor dem Schulzaun posierten. Ich habe das nicht wirklich mitbekommen, aber es war wohl tatsächlich so. Passiert ist letztlich gar nichts, sie sind auf Druck der Schulleitung wieder abgezogen. Ich werde den Brief auch abschicken, ich bin nämlich nicht erpressbar. Mir scheint es ebenfalls so, als könne der Schüler mehr oder weniger machen, was er will und das geht eben gar nicht. Es ist wohl wirklich angebracht, die Schulleitung hinzuzuziehen.

  • Hallo drsnuggles


    "Es ist wohl wirklich angebracht, die Schulleitung hinzuzuziehen" (Zitat von Dir)


    Nein, es ist nicht "wohl angebracht", sondern es ist absolut angebracht! Als Einzelkämpfer würde ich hier unter keinen Umständen agieren, denn allein steht man in solch einer bedrohlichen -wenn nicht sogar gefährlichen- Situation so ziemlich auf verlorenem Posten. Du musst auf jeden Fall die Schulleitung einschalten, Du musst auch sagen, dass die Klassenlehrerin nicht einschreiten möchte, und dass da auf jeden Fall was Gemeinsames passieren muss.


    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt doch sicher auch bei euch einen Verbindungs-Polizisten oder wie die heißen (also jemanden, der mit den Schulen zusammenarbeitet), den könnte man auch mal zu einem Gespräch Schulleitung, Du, Klassenlehrer, Schüler und Eltern einladen und mal erläutern lassen, wo genau Bedrohung und Erpressung (Strafmaß etc) angesiedelt sind. Finde ich. Es geht hier ja nicht um ein Kavaliersdelikt.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Ja , an unseren "Schulpolizisten" hatte ich auch schon gedacht. Das ist eine gute Idee, Jotto! Nun hat ja der Schüler in besagter Situation noch nicht wirklich etwas verbochen. Er verhält sich sehr, sehr unverschämt, beschriebene Vorfälle liegen im letzten Schuljahr zurück. Aber ein Gespräch mit dem Polizisten baut wohl tüchtig Druck auf. Da genau liegt aber der Hase im Pfeffer. Laut Klassenlehrerin sollten besser keine Briefe an Eltern verschickt werden oder in irgendeiner Weise Druck aufgebaut werden, weil der Schüler, wie er selbst auch sagt, dann sehr unangnehm werden wird. Damit können jedoch sehr wohl ich, als auch meine Kollegen leben, und der Schüler wird die Briefe bekommen, sie sind schon unterwegs. Wir haben uns bereits "kurzgeschlossen". Ich glaube auch nicht, dass der Schüler in irgendeiner Weise plant oder versucht, Lehrer zu bedrohen. Natürlich könnte das möglich sein, aber ich denke, die KL übertreibt. Ich finde es sehr beruhigend, dass ihr die Angelegenheit alle ähnlich seht: Man kann sich doch nicht von Schülern "kleinmachen" lassen. Und hätt ein Schüler meiner Klasse mir gegenüber verlauten lassen, dass er sich noch schlechter benimmt, wenn er Briefe nach Hause geschickt bekommt, wäre ich sofort zum Telefon und hätte die Eltern über genau diese Aussage informieret, auch wenn die Briefe von Fachkollegen kommen, und nicht von mir selbst. Das bin ich meiner Meinung nach meinen Kollegen schuldig. Ich ärgere mich immer noch und wir Fachkollegen gehen am Montag zur SL. Danke für euer "offenes Ohr"!

  • Drsnuggles, ist das die gleiche Klassenlehrerin, von der du in anderem Kontext hier schon mal berichtet hast, als du Probleme mit einer Klasse hattest? Ich finde, sie kommt nicht gerade so rüber, als wenn sie Konflikten wirklich gewachsen sei, deswegen würde ich auf ihre Empfehlungen auch nicht so viel geben.
    Wenn wirklich diese Bedrohung im Hintergrund steht, würde ich an deiner Stelle direkt die SL bitten, sich der Sache anzunehmen. Die Eltern könnten dann direkt mal von der SL angeschrieben werden oder auch einbestellt werden, weil "mehrere Beschwerden" kamen, das muss dann gar nicht mit irgendeinem Kollegen namentlich verbunden werden.
    Nun sind die Briefe schon unterwegs, ok. Ich finde es gut, dass du direkt in die Offensive gehst, anstatt dem Schüler das Gefühl zu geben, er könne dir Angst machen.
    Meiner Meinung hätte die KL, bei so einer Aussage, er benehme sich noch schlechter, wenn Briefe kommen, SOFORT handeln müssen. So müssen andere ausbaden, was sich einmal eingeschlichen hat, nämlich dass er machen kann, was er will.

  • Ja, selbige Person und du hast recht, was deren Empfehlungen angehen, aber es bringt mich einfach dermaßen auf die Palme! Dieses Jahr haben sich die Fachkollegen aber gleich zusammengeschlossen, es gab diesbezüglich etliche Lehrerwechsel in der Klasse (nur ich armes Würstchen bekomme sie einfach nicht los ;) und nun läuft es scheinbar besser. Ich wage von mir zu behaupten, dass ich sehr fair und verständnisvoll mit allen meinen Schülern umgehe, aber das hier, so weit muss man sich nicht von seinen Schülern "einwickeln" lassen.
    Meine arme Referndarin bekam ganz große Augen, als sie die Sache im Lehrerzimmer mitbekam. Ich hoffe wirklich, sie erzählt die Anwandlungen der Kollegin nicht m Seminar...

  • Ich wage von mir zu behaupten, dass ich sehr fair und verständnisvoll mit allen meinen Schülern umgehe, aber das hier, so weit muss man sich nicht von seinen Schülern "einwickeln" lassen.

    Das eine hat mit dem anderen doch auch nichts zu tun. Wenn du fair und verständnisvoll zu Schülern bist, dann lebst du ihnen vor, wie man sich Mitmenschen gegenüber richtig verhält. Darüberhinaus bist du als Lehrerin Respektperson und darfst unbestreitbar den gleichen Respekt einfordern, den du Schülern entgegenbringst. Und du musst in der Lage sein, die restlichen Schüler störungsfrei unterrichten zu können. D.h. im Prinzip MUSST du allein schon aus erzieherischen Gründen handeln, wenn da was schief läuft und die KL hätte es längst tun müssen.


    Ich kenne das, dass manche Schüler einem ein Unbehagen bereiten. Aber man muss dem doch Einhalt gebieten und ALLE Register ziehen, bevor man einknickt. Kollegialität ist da besonders gefragt und umso besser, wenn es besser klappt als vorher.

  • Eben: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Ich bezog das darauf, dass ich nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen muss. Ich muss nicht für jeden Schülerpups einen Brief schicken und bin durchaus bereit, mal "ein Auge zuzudrücken", aber eben hier nicht, aus Gründen, die jeder verantwortungsbewusste Pädagoge verstehen müsste, wie du ja auch schon schreibst.

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