Das alte Leid, das Schimpfwörter heißt.....

  • Der Titel sagts schon: in meiner Klasse (4.Kl) werden Schimpfwörter äußerst oft und gerne verwendet.... Bsp: "Halt die F****e", "Gib her, du xyz" "a***hgef**t" usw usw...
    Die Wörter benutzen die Kinder zwar meist nicht im Unterricht, sondern in der Pause usw. ich finde aber trotzdem, dass es nicht sein muss und eine ungute Stimmung schürt....
    Wie reagiert ihr darauf, habt ihr irgendeine wirksame Maßnahme???


    Bin um jeden Tipp dankbar! :)

  • ist immer eine schwierige sache.


    es gibt ein schimpfwortgedicht. eine kollegin hat das mal eingesetzt und dann war mehrere wochen ruhe, weil sie ja offiziell im unterricht ablassen konnten. habe das gedicht aber leider nicht und die kollegin ist auch schon weg...sorry.


    an einer vertretungsschule mussten die kinder 10ct für jedes schimpfwort in eine kasse geben, aus der dann eine runde eis finanziert wurde, wenn sie passend voll war. finde ich gar nicht prickelnd, wollte es aber als vorschlag anbringen.


    ein mädel aus meiner klasse hat schon in der 1 so richtig vom leder gezogen. als sie einem jungen mal ganz üble androhungen äußerte, habe ich mir das gemerkt und den eltern gesagt, was ihr liebes töchterlein für wörter drauf hat. die eltern sind rot geworden, haben beschämt gekichert und seitdem ist ruhe... :D


    außer, es immer wieder zu thematisieren, fällt mir da auch nicht viel ein.

  • Ich kann dir keinen Rat geben, dir nur sagen, dass ich es bei meinem 3.Klässler-Sohn gerade auch furchtbar finde! Es sind nicht einfach nur Schimpfwörter, sondern solche Obszönitäten, das einem wirklich die Luft wegbleibt:"xxx deine Mutter!" Er verwendet sie nicht als Schimpfwort, sondern erzählt mir mittags das Mitschüler A das zu Mitschüler B gesagt hat. Natürlich entnehme ich seiner Gestik und Mimik, dass er das selber total witzig findet (die Bedeutung ist ihm wohl nicht klar und die Ausdrücke sind so obszön, wie willst du das erklären?) Ich kann auch nicht mehr tun, als ihm zu sagen, dass ich das nicht hören will - nicht einmal als Nacherzählung! Und wir leben hier in einer absoluten Dorfidylle mit 90% Bildungshaushalten ;) , auf dem Pausenhof hört sich das sicher eher nach Berlin-Mitte an.


    Liebe Grüße
    MAra

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    Einmal editiert, zuletzt von mara77 ()

  • Oh, sowas kenn ich aus einer 4. in der ich grad Werken habe. Wenn ich Donnerstags nach der 6. Stunde da raus bin, reichts mir auch erstmal für eine Woche! "**** deine Mutter" ist da noch das harmloseste! Sie beleidigen sich nach Strich und Faden. Ich versuche es immer zu unterbinden, indem ich sofort reagiere, hat aber wenig Wirkung.

  • Wörter aufschreiben lassen und von den Eltern unterschreiben lassen.
    Zwar nervige Zusatzarbeit das wieder einzusammeln, aber vielleicht sind die Kinder es irgendwann leid (oder die Eltern ;) ).

  • ich trage die SChüler mit ihrer Bemerkung in deren Schulplaner ein und verlange Unterschrift der Eltern. Vielleicht sollte ich mal die SChimpfonade abschreiben lassen.

  • Ich hab jetzt auch die Wörter aufgeschrieben (im Wortlaut....)und von den Eltern unterschreiben lassen.... mal schaun obs was bringt! Manchmal frag ich auch "weißt du was a++++ge+++t heißt?"... Wissen sie natürlich nicht... Wenn ich dann sag "frag mal deine Eltern" werden sie schon kleinlauter..!!!! Trotzdem Danke für all die Tipps und Erfahrungen, bin cih wenigstens nicht die Einzige ;)

    • Offizieller Beitrag

    ehrlich gesagt, als schimpfwörterkanonadengepeinigte Mutter wäre mir diese Unterschrift völlig wurscht. Ich würde sie sogar freudig unterschreiben und den Lehrern mit einem verzweifelten Kommentar versehen zurückgeben :D, wohl wissend, dass die Kinder das weder im Elternhaus noch im Unterricht aufgeschnappt haben.


    Was soll das also bringen?


    Vielleicht sollte man als Lehrer den Kindern den Auftrag geben, die genaue Bedeutung der Wörter herauszufinden und das schriftlich abzugeben ?
    Oder sie dazu anhalten, ihre Gedanken anstelle von obszön "anständig" zu formulieren? Schriftlich natürlich.

  • Warum machen die Kurzen das eigentlich? Wenn "hey du alter Arsch" eine ganz normale, neutrale Begrüßungsformel ist, hat man doch überhaupt keine verbalen Eskalationsmöglichkeiten mehr, falls einmal eine besondere sprachliche Emphase vonnöten sein sollte.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ähm, "hey, du alter Arsch" ist bei uns keine normale Begrüßungsformel bzw. würde ich genau so angehen wie "f deine Mutter" o.ä.


    Bei uns an der Schule haben die Kollegen ähnliche Strategien wie hier schon genannt:
    - Ausdruck schriftlich erklären lassen
    - Ausdruck der Lehrerin erklären müssen
    - Schreiben, dass man keine Ausdrücke (so heißen Schimpfwörter hier) sagen darf - ok, klingt ziemlich sinnlos, ist aber nervig für die Kinder
    - Entschuldigungsbrief an das beschimpfte Kind schreiben


    -> alle Strafarbeiten sind von den Eltern zu unterschreiben.


    Mir ist erstmal ziemlich wurscht, warum sie das sagen - ich will nicht, dass sie sich beschimpfen. Punkt.
    Wir üben ja parallel immer und immer wieder, wie man Konflikte anders lösen kann, und den Kindern ist schon klar, dass man keine Schimpfwörter gebrauchen soll.
    Seit ich an einer Brennpunktschule unterrichte, gehe ich aber viel strenger vor als noch vor 2-3 Jahren. Es gibt Regeln und wer die verletzt, bekommt Sanktionen zu spüren. Entschuldigungsbrief und Regeln abschreiben sind da der erste Schritt. Dann ist weiteres Vorgehen von der Situation abhängig.
    Bei mir wurde besonders im bzw. nach dem Sportunterricht beschimpft. Das hatte dann zur Folge, dass bestimmte Kinder beim nächsten Mal nicht mit zum Sport gehen durften. Das hilft bei meinem Kindern gut.
    Sicher haben sie durch solche Aktionen noch nicht verstanden, warum man niemanden derart beschimpfen soll, aber da sist auch ein langer Prozess an dem wir, wie gesagt, ständig arbeiten. Als Sofortmaßnahme finde ich dem Einsatz von angemessenen Strafen in Ordnung.

  • Nun mal halblang, geehrte Kolleginnen !
    Das richtige (!) Leben ist nun mal rauer als wir es in der Schulstube wahrhaben wollen. Beispielsweise geht es bei Erwachsenen auf der Baustelle oder unter anderen Handwerkern verbal auch sehr heftig und rau zu. -Aber im Gefühl meistens kameradschaftlich und herzlich !


    Aber leider ist es ja in den Grundschulen so, dass die Kinder, besonders Jungs, zu sehr nach femininem Erziehungsmuster erzogen werden. Es soll sogar Lehrerinnen geben, die eine (gesunde, unaggressive) Rauferei unter den Jungen schon als abnorm und sozialinkompetent bewerten, was zur Folge hat, dass die Jungen im späteren Schulleben den Lehrerinnen immer mehr und dazu heftige Probleme bereiten, weil sie eben im Kindergarten- und Grundschulalter nicht jungenadäquat erzogen wurden.


    Solange die Buben nicht zu obszöne oder aggressiv ausgerichtete Schimpfwörter (außerhalb des Unterrichts natürlich) benutzen, würde ich das nicht so eng sehen wollen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ähm, "hey, du alter Arsch" ist bei uns keine normale Begrüßungsformel bzw. würde ich genau so angehen wie "f deine Mutter" o.ä.


    Ja, für mich auch nicht. Und ich würde das in meinem Wirkungsbereich auch nicht tolerieren - nicht einmal in der Erwachsenenbildung. Aber für die Kids scheint das ja aus irgendeinem Grund anders zu sein (verraten mir meine großen Ohren jedenfalls regelmäßig in der U-Bahn) und ich frage mich, woran das liegt. Ich verstehe es wirklich nicht!


    Nele

  • Das richtige (!) Leben ist nun mal rauer als wir es in der Schulstube wahrhaben wollen. Beispielsweise geht es bei Erwachsenen auf der Baustelle oder unter anderen Handwerkern verbal auch sehr heftig und rau zu. -Aber im Gefühl meistens kameradschaftlich und herzlich !


    Also, ich weiß nicht. Ich war in meinem Leben schon mal ein paar Jahre lang Unteroffizier und Möbelträger, habe in einer Flarak-Sicherungskompanie auf Wachtürmen gestanden (90% Hauptschülerbesatzung), habe schwere Kisten auf dem Bau geschleppt (80% nichtdeutsche Hilfsarbeiter). Solche Umgangsformen habe ich weder beim Bund noch auf der Arbeit erlebt - wo ich dergleichen höre ist dezidiert bei den Unterschichten in dem Brennpunktviertel, in dem ich lebe. Und zwar NUR bei den Unterschichten egal welchen ethnischen Hintergrunds. Etablierte Bewohner desselben Brennpunktviertels, ebenfalls egal welchen ethnischen Hintergrunds, reden nicht so miteinander. Und ich höre es eben sehr oft im öffentlichen Raum bei Kindern und Jugendlichen.


    Woher kommt das? Ich verstehe das nicht.


    Nele

  • In meiner 4. Klasse habe ich das große Glück- trotz bildungsferner Umgebung- dass keine Schimpfwörter (na ja, kaum) benutzt werden. Sollte es doch mal vorkommen, schreibt das betreffende Kind dem Kind, das es beschimpft hat, einen netten Brief mit drei Dingen, die es gut an ihm findet. Bisher habe sich die Kinder damit immer sehr viel Mühe gegeben und auch wirklich ernsthaft positive Aspekte des Kindes hervorgehoben. Bei den Kindern kommt diese Art der Konsequenz gut an, da sich die beschimpften Kinder ernst genommen fühlen.

    • Offizieller Beitrag

    Elternschreck, nett, dass du auch mal Auszüge der Gender Studies gelesen hast. Durch deinen langjährigen Einsatz als Grundschullehrer in Brennpunktschulen hast du sicher zudem vielfältige Erfahrungen dieser Art gemacht.


    Abgesehen davon, dass du mit deinem Beitrag weitgehend das Thema verfehlt hast, finde ich es immer wieder erstaunlich, dass dein Busenfreund und du sich nahezu überall (meist gänzlich ohne die Last von praktischen Erfahrungen) auskennen und dieses "Wissen" gerne und ausführlich an andere weitergeben. :wacko:


    Es ging durchaus um "schlimme" Schimpfwörter bzw. Beschimpfungen. Für die Kinder ist das teilweise sehr schlimm, wenn sie so beschimpft werden. Auch wenn sie noch nicht wissen, was alle diese Wörter bedeuten, sind sie sehr aufgelöst, wenn ein anderes Kind zu ihnen sagt: F... deine Mutter! Wegen Beschimpfungen hatte ich schon teilweise mehr Tränen als wegen Schlägereien.


    Dieses Thema hat absolut nichts damit zu tun, dass sich Jungen manchmal raufen müssen und oft unruhiger sind oder wirken als Mädchen. Das weiß heutzutage wirklich jede Grundschullehrerin.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe bei meinen Sprachanfängern eine Strafkasse, in die sie 20ct einzahlen müssen, wenn sie nicht deutsch reden. Das Geld geht dann in die Klassenkasse und wird am Ende des Schuljahres für etwas schönes verwendet. Das könnte ja auch für Schimpfwörter gehen.

  • In meiner aktuellen Klasse ist es auch sehr schlimm gewesen. Ich habe die Schüler ihr Schimpfwort jedes Mal schriftlich erklären, von den Eltern die Erklärung unterschreiben und am nächsten Tag der ganzen Klasse vortragen lassen was das alles bedeutet. Hat mich zunächst ein bißchen Überwindung gekostet aber ich denke dieses "so wollen wir nicht miteinander umgehen" hilft ja nichts. Die Erklärungen haben gut gefruchtet. Seitdem sind die verbalen Ausrutscher merklich weniger geworden und selbst die Hardcore-Beschimpfer sind ruhiger geworden und verwenden, was sie mal erklären mussten, nicht mehr. Oft sind sie total entsetzt was sie eigentlich sagen. Ich finde den Ansetzungspunkt eher darin, dass man nichts sagen sollte, dessen Bedeutung man gar nicht kennt. In diesem Zusammenhang kam übrigens noch etwas zur Sprache, da ich selber nicht gewusst hatte, die muslimischen Kinder sagten mir nämlich, wenn man Tiere in die Beschimpfung einbezieht z. B. "Du Sohn eines Esels" wäre das für sie sehr schlimm. Hätte ich jetzt erstmal in die Kategorie weniger schlimm gesteckt.


    Auf dem ersten Elternabend habe ich diese Probleme auch angesprochen und erklärt wie ich verfahre. Eigentlich fanden es alle Eltern sehr gut, haben aber auch ehrlich zugegeben dass sie sich schämen wenn sie all das erklären sollen. Wir sind so verblieben dass ich das im Notfall dann mache, sie aber immer informiert werden. Gelacht hat bisher niemand udn einen komischen Kommentar geschrieben auch nicht.


    Was die anderen Branchen angeht- ich habe das eigentlich so nie erlebt. Ich habe zwar nie als Träger auf dem Bau gearbeitet aber viel mit Lagerarbeitern und Bauarbeitern zu tun gehabt, so hat sich da keiner betitelt. Davon ab finde ich, sollten die Kinder wissen, dass das nicht normal ist. Sollten sie je in einer Branche arbeiten in der man so sprechen muss, können sie das dann gerne dort sich aneignen. Solange habe ich die Hoffnung sie werden auch in Zukunft auf wertschätzende und anständig kommunizierende Menschen treffen.

  • Zitat Melosine :

    Zitat

    Elternschreck, nett, dass du auch mal Auszüge der Gender Studies gelesen hast

    Gender Studies ? Was ist denn das schon wieder für eine neumodische und (höchstwahrscheinlich) überflüssige Erfindung ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Werbung