Fragen zum Seiteneinstieg

  • Hallo,


    ich interessiere mich für den Seiteneinstieg, da ich mit meiner momentanen beruflichen Situation unzufrieden bin. Bisher habe ich als promovierter Physiker an verschiedenen Universitäten in Forschung und Lehre gearbeitet, was im Prinzip auch das ist, was ich gerne weiter machen würde. Leider sind die Rahmenbedingungen in der Forschung nicht besonders gut. Man muss sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten hangeln und auch häufig den Arbeitsort wechseln. Ich möchte endlich eine gewisse Sicherheit für meine Familie und mich. Außerdem haben wir auch den Wunsch, endlich auf Dauer sesshaft zu werden. Und ich denke, dass eine Stelle als Lehrer (mit eventueller Verbeamtung) eine nicht zu verachtende Sicherheit bietet.
    Nun habe ich folgenden Fragen:


    1. Ich möchte die Forschung nicht endgültig aufgeben. Nach Abschluss der Ausbildung möchte ich neben dem Schulunterricht auch noch mit einer Universität oder einem Forschungsinstitut zusammenarbeiten. Ist das prinzipiell möglich? Müsste ich das in meiner Freizeit (z.B. bei Teilzeitbeschäftigung) tun oder kann ich mich dafür abordnen lassen?
    2. Wird die Arbeit als Postdoc bei der benötigten Berufserfahrung auch anerkannt (immerhin gehört auch Erfahrung in der Lehre dazu)? Oder muss es sich um Tätigkeiten in der freien Wirtschaft handeln?
    3. Muss man als Lehrer auch Klassenleitungen übernehmen oder ist das fakultativ?
    4. Wie frei ist man in der Gestaltung seines Unterrichts? Was ist vorgegeben und was darf man so machen, wie man will?


    DPF

  • ich interessiere mich für den Seiteneinstieg, da ich mit meiner momentanen beruflichen Situation unzufrieden bin.

    das ist zunächst mal ein Grund, die bisherige Tätigkeit aufzugeben. Eine Grund Lehrer zu werden, ist es aber noch nicht. Neben denen von Ihnen angeführten -- nachvollziehbaren und hiermit ausdrücklich anerkannten -- Gründen, die sich im Wesentlichen im Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit aufzuhalten, solte noch der dazu kommen, dass das der richtige Job ist. Man sollte Lehrer werden wollen, um Lehrer zu werden. Klingt trivial, ist es aber nicht.


    1. Ich möchte die Forschung nicht endgültig aufgeben. Nach Abschluss der Ausbildung möchte ich neben dem Schulunterricht auch noch mit einer Universität oder einem Forschungsinstitut zusammenarbeiten. Ist das prinzipiell möglich? Müsste ich das in meiner Freizeit (z.B. bei Teilzeitbeschäftigung) tun oder kann ich mich dafür abordnen lassen?

    Das wäre wohl eine Nebenbeschäftigung die genehmigungspflichtig ist. Bei Promovierten könnte da die Schulaufsicht einigermaßen vorsichtig sein, da die gelegentlich die Erfahrung gemacht haben, dass solche schon Mal Haupt- und Nebenbeschäftigung verwechseln. Bei Forschungstätigkeit kommt ja leicht ein recht hoher Zeitaufwand zusammen, der sich nicht immer mit den dienstlichen Verpflichtungen vereinbaren lässt.


    Es ergibt sich auch ein technisches Problem. Lehrer ist mindestens ein Vollzeit-Job. Da bleibt, insbesondere als Anfänger, nicht sonderlich viel Zeit für etwas anderes.


    Einer Abordnung müsste Ihre Schule zustimmen. Wenn diese Sie als Quereinsteiger für ein Mangelfach gebucht hat, dürfte das eher schwierig werden.


    Ich jedenfalls bin zufrieden, nicht mehr in der Forschung tätig zu sein. Noch mehr papers, die keiner liest, zu produzieren, fehlt mir nicht. Ich hatte Schule nicht als letzte beruflicher Station geplant, bin jetzt aber froh, dass sie es (ziemlich sicher) doch werden wird.

    2. Wird die Arbeit als Postdoc bei der benötigten Berufserfahrung auch anerkannt (immerhin gehört auch Erfahrung in der Lehre dazu)?

    AFAIK zählt alles, was Sie nach dem Diplom gemacht haben. Bitte nachfragen, wie die aktuellen Regeln sind. Mir wurde jedenfalls meine Uni-Tätigkeit angerechnet.

    3. Muss man als Lehrer auch Klassenleitungen übernehmen

    Ja. Und das ist nicht die einzige nicht-unterrichtliche Tätigkeit, mit der Sie es zu tun haben werden. Wir haben jeden Menge Verwaltungssch*** am Hacken.

    4. Wie frei ist man in der Gestaltung seines Unterrichts? Was ist vorgegeben und was darf man so machen, wie man will?

    Diese Frage finde ich schwierig. Ich versuche Mal eine Antwort und hoffe auf Ergänzungen.


    Zunächst einmal gibt es jede Menge Vorschriften über die Lernziele, zu erwerbende Kompetenzen uns allerlei solches. Über die zur Erreichung eingesetzten Methoden gibt es dann wenig Konkretes. Da ergibt sich einiges an Gestaltungsspielraum. Womöglich gibt es Vereinbarung an der Schule, die zu beachten sind. Während der Ausbildung sind Sie jedoch dem Wohlwollen derer ausgesetzt, die Sie ausbilden. Die stellen da bestimmte Ansprüche und beurteilen Sie danach. Auch dieser Beurteilung liegen Vorschriften zu Grunde. Am Ende der Ausbildung wird in Form einer Prüfung beurteilt, ob Sie können, was Sie sollen. Bis dahin werden Sie feststellen, dass sich schulischer Unterricht in so ziemlich allen Aspekten von akademischer Lehre unterscheidet.

  • Danke für die Antwort!

    Man sollte Lehrer werden wollen, um Lehrer zu werden. Klingt trivial, ist es aber nicht.

    Was heißt das konkret? Wenn ich nicht Lehrer werden wollte, würde ich mich nicht für den Seiteneinstieg interessieren. Aber Sie wollen doch wahrscheinlich auf eine bestimmte Haltung gegenüber dem Lehrerberuf hinaus.
    Ich denke, dass die Aussage sich verallgemeinern lässt: Man sollte eine Stelle nur dann annehmen, wenn man auch die entsprechende Arbeit machen will.

    Das klingt zumindest danach, dass es vom Prinzip her geht.

    Ich jedenfalls bin zufrieden, nicht mehr in der Forschung tätig zu sein. Noch mehr papers, die keiner liest, zu produzieren, fehlt mir nicht. Ich hatte Schule nicht als letzte beruflicher Station geplant, bin jetzt aber froh, dass sie es (ziemlich sicher) doch werden wird.

    Ich möchte auch nicht wegen der Veröffentlichungen zurück in die Forschung, sondern weil ich das Forschen an sich gerne mag. Außerdem haben meine Veröffentlichungen auch zumindest einige (wenn auch nicht gerade viele) Leute gelesen; das reicht mir.
    Dazu kommt die Befürchtung, dass mir die reine Tätigkeit als Lehrer langweilig werden könnte, weil man sich ja normalerweise (selbst in der Oberstufe) nur mit recht einfachen Dingen beschäftigt. Auch deshalb möchte ich nebenher weiter forschen.

    Ja. Und das ist nicht die einzige nicht-unterrichtliche Tätigkeit, mit der Sie es zu tun haben werden. Wir haben jeden Menge Verwaltungssch*** am Hacken.

    Verwaltungstätigkeit finde ich nicht so schlimm. Aber ich stelle es mir unangenehm vor, Klassenlehrer zu sein. Ich habe jedoch nichts prinzipiell dagegen.

    Bis dahin werden Sie feststellen, dass sich schulischer Unterricht in so ziemlich allen Aspekten von akademischer Lehre unterscheidet.

    Besonders dieser letzte Satz lässt mich (im übertragenen Sinne) aufhorchen. Es ist mir klar, dass der Schulunterricht anders abläuft als die akademische Lehre, aber es gibt doch auch grundlegende Gemeinsamkeiten. Könnten Sie auch diese Aussage bitte konkretisieren?

  • Aber Sie wollen doch wahrscheinlich auf eine bestimmte Haltung gegenüber dem Lehrerberuf hinaus.

    Ja, so in etwa. Lehrer ist ein Job, der unwahrscheinlich viel Spaß machen _kann_. Er ist aber auf jeden Fall ziemlich stressig. Den Stress ohne den Spaß überlebt man womöglich nicht (und das meine ich nicht nur im übertragenen Sinne). Vorher abzuschätzen, ob es genug Spaß machen wird, um den Stress aufzuwiegen, ist einigermaßen schwierig. Versuchen Sie da irgendwie an Erfahrungswerte zu kommen -- Praktikum, Vertretungsstelle ...


    Die Ausbildung im Quereinstieg ist eine ziemliche Quälerei. Es quält sich leichter, wenn man weiß wofür.


    Dazu kommt die Befürchtung, dass mir die reine Tätigkeit als Lehrer langweilig werden könnte,

    Das hängt von Ihnen ab. Sich jedes Jahr für den gleichen Tippfehler auf dem gleichen Übungsblatt zu entschuldigen, trägt sicher nicht bis zur Pensionierung. Die pfiffigen Kollegen suchen sich neue Arbeitsbereiche. Ich für meine Teil fange ständig etwas neues an, sowohl unterrichtlich als auch außerunterrichtlich. Mir wird garantiert nicht langweilig.



    weil man sich ja normalerweise (selbst in der Oberstufe) nur mit recht einfachen Dingen beschäftigt.


    Was die unterrichtlichen Inhalte anbetrifft, so ist gerade die subjektive Einschätzung des Lehrers bezüglich der Simplizität eine Herausforderung. Es ist nicht schwierig heraus zu finden, wo für die Schüler die Fußfallen liegen. Darüber hinaus habe ich sogar einige Sachen für die Schule neu gelernt. Da ist auch immer Mal etwas interessantes dabei.

    Auch deshalb möchte ich nebenher weiter forschen.

    Bitte. Mir soll's ja recht sein. Aber Ihrer zukünftigen Schule womöglich nicht.

    Verwaltungstätigkeit finde ich nicht so schlimm. Aber ich stelle es mir unangenehm vor, Klassenlehrer zu sein.

    Klassenlehrer ist in weiten Teilen eine Verwaltungstätigkeit. Was genau wäre Ihnen denn unangenehm?

    Es ist mir klar, dass der Schulunterricht anders abläuft als die akademische Lehre, aber es gibt doch auch grundlegende Gemeinsamkeiten.

    Nämlich? Mir fällt nur ein, dass die Anzahl der akademischen Dozenten in der Lehrveranstaltung in der Regel mit der Anzahl der Lehrer im Unterricht übereinstimmt. Sonst wüsste ich da nichts. Akademische Lehre, wie ich Sie kennen gelernt habe, besteht im Wesentlichen darin, dass ein (häufig didaktisch anders begabter) Dozent doziert, also Stoff anschreibt, vorliest oder anbeamert. Dann setzt sich der Student zu Hause hin und versucht erstmalig zu verstehen, was da passiert sein könnte.


    Das machen Schüler -- je nach Alter, Vorbildung etc. -- 12 Sekunden bis 5 Minuten mit. Dann können Sie die nach Hause schicken. Da werden sie sich dann aber nicht mit den Inhalten, die sie nicht verstanden haben, beschäftigen. Sie sind sich vielmehr sicher, dass das ganz und gar nichts für sie ist, sonst hätten sie ja etwas verstanden. Also benötigen Sie ganz andere Sozialformen und Methoden. Sie müssen die Inhalte didaktisch reduzieren, damit die Schüler eine Chance haben, diese zwischen die Synapsen zu bekommen.


    L. A

    Einmal editiert, zuletzt von Lehrkraft A ()

  • Zitat

    Es ist mir klar, dass der Schulunterricht anders abläuft als die akademische Lehre, aber es gibt doch auch grundlegende Gemeinsamkeiten.


    Nunja, ich komme auch aus der akademischen Lehre und bin nun im Schuldienst: Diese beiden Tätigkeiten haben wirklich kaum Gemeinsamkeiten, außer, dass man Wissen vermittelt. Das Lehrer-Dasein ist sehr viel weniger Wissensvermittlung, als man von außen vermutet. vielmehr geht es um didaktische Reduktion (eine Herausforderung!), um Vermittlung von Sozialkompetenz, um Sozialarbeit, um Verwaltung, um laufende Leistungsbeurteilung (nicht nur zu Klausurzeiten) und und und.
    Wenn Du also vermutest, dass Dir langweilig werden könnte, weil der Stoff Dich geistig nicht genug fordert, dann lass Dir gesagt sein: Es wird nicht der Stoff sein, der Dich herausfordert, sondern die Arbeit mit jungen Leuten und das Leben in einer Schule mit den Kollegen und der Schulleitung. Ein Vergleich mit Unis ist hier wirklich nicht angemessen.

    Zitat


    Dazu kommt die Befürchtung, dass mir die reine Tätigkeit als Lehrer langweilig werden könnte,


    Insgesamt empfinde ich es (sorry) als überheblich, wenn man meint, man käme von der intelligenten Uni und wäre nicht mehr gefordert, nur weil man Wissen vermittelt, dass geistig eine andere Stufe einnimmt. So gesehen bräuchte ein Grundschullehrer ja kein Studium, sondern nur eine Ausbildung zum Erzieher und schon könnte er/sie vor einer Klasse stehen. Lehrer sein ist eine Führungsposition, mit allen Vor- und Nachteilen. Das sollte man sich VOR dem Seiteneinstieg nochmal klarmachen.

  • Insgesamt empfinde ich es (sorry) als überheblich, wenn man meint, man käme von der intelligenten Uni und wäre nicht mehr gefordert, nur weil man Wissen vermittelt, dass geistig eine andere Stufe einnimmt. So gesehen bräuchte ein Grundschullehrer ja kein Studium, sondern nur eine Ausbildung zum Erzieher und schon könnte er/sie vor einer Klasse stehen. Lehrer sein ist eine Führungsposition, mit allen Vor- und Nachteilen. Das sollte man sich VOR dem Seiteneinstieg nochmal klarmachen.

    Ich muss mich entschuldigen, dass hier der Eindruck entstanden ist, ich würde die Tätigkeiten eines Lehrers geringschätzen. Dem ist nicht so!
    Auch die Wahl des Wortes "langweilig" meinerseits erscheint mir im Nachhinein falsch. Was ich meine, ist Folgendes:
    Ich befürchte, dass meine Motivation darunter leidet, dass ich den Stoff selbst nicht interessant finde. Wenn ich immer wieder den gleichen Grundlagenstoff vermittele, mich aber eigentlich mehr für die aktuelle Forschung interessiere, fällt es mir wahrscheinlich schwer, die Schüler zu motivieren, weil ich den Stoff selbst nicht interessant finde.
    Die Lehre an der Universität ist gerade deshalb für mich interessant, weil ich den Studenten Stoff vermitteln muss, der mir selbst nicht in allen Details klar ist. Dabei lerne ich selbst - gerade in der Diskussion mit den Studenten - eine Menge.
    Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Kann man die Lehre an Universitäten und Schulen vergleichen?

    Mir fällt nur ein, dass die Anzahl der akademischen Dozenten in der Lehrveranstaltung in der Regel mit der Anzahl der Lehrer im Unterricht übereinstimmt. Sonst wüsste ich da nichts. Akademische Lehre, wie ich Sie kennen gelernt habe, besteht im Wesentlichen darin, dass ein (häufig didaktisch anders begabter) Dozent doziert, also Stoff anschreibt, vorliest oder anbeamert. Dann setzt sich der Student zu Hause hin und versucht erstmalig zu verstehen, was da passiert sein könnte.

    Meiner Meinung nach gibt es hier ein Missverständnis: Die obige Beschreibung trifft höchstens auf Vorlesungen zu (und meiner Erfahrung nach auch nur auf einen Teil). Meine Lehrtätigkeit an der Universität besteht aber im Wesentlichen aus der Leitung von Übungsgruppen. Dabei gibt es immer eine rege Diskussion mit den Studenten. Ich präsentiere also nicht einfach nur Stoff, vielmehr müssen die Studenten ihre Lösungswege präsentieren. Ich kommentiere oder stelle Fragen dazu. Nur wenn Dinge unklar oder falsch sind, stelle ich die Musterlösung vor.

    Also benötigen Sie ganz andere Sozialformen und Methoden. Sie müssen die Inhalte didaktisch reduzieren, damit die Schüler eine Chance haben, diese zwischen die Synapsen zu bekommen.

    Was meinen Sie genau mit "Methoden" und "Sozialformen"? Dass ich Schülern keine Vorlesung halte, sondern die Schüler aktiv Probleme lösen müssen, um etwas zu lernen, ist mir völlig klar. So halte ich aber auch meine Übungsgruppen.

  • Auch die Wahl des Wortes "langweilig" meinerseits erscheint mir im Nachhinein falsch.

    Nö warum falsch? Wenn man vor allem fachliche Herausforderungen (der studierten Fächer) schätzt, dann ist die Tätigkeit des Lehrers durchaus sehr (sehr sehr sehr) langweilig. Interessiert man sich vor allem für zwischenmenschliche Herausforderungen wie lärmende, pubertierende, desinteressierte Jugendliche zu motivieren, ist der Job natürlich spannend.


    Man muss sich darauf einstellen, dass man fachlich extremst abstumpft und das im Studium erlernte Wissen innerhalb kurzer Zeit auf basalste Zusammenhänge zusammenschrumpft, dafür vllt ein wenig in die Breite (Allgemeinwissen) geht.
    Durchaus ein Problem, das auch mir den Einstieg in diesen Beruf verleidet. Es ist nichts für fachliche Überflieger, das ist einfach Perlen vor die Säue. So kann ein mäßiger oder schlechter Physiker ganz leicht der bessere Lehrer sein, denn das benötigte Fachwissen ist (im Vergleich zum Uni Stoff) trivial. Wobei man am Gymnasium gegenüber einer Grund- oder Hauptschule
    natürlich schon noch "ein wenig tiefer" im Stoff stecken muss und diese Schulform für fachlich Interessierte so zumindest ein bisschen mehr zu bieten hat (neben der besseren Bezahlung).

    Die Lehre an der Universität ist gerade deshalb für mich interessant, weil ich den Studenten Stoff vermitteln muss, der mir selbst nicht in allen Details klar ist. Dabei lerne ich selbst - gerade in der Diskussion mit den Studenten - eine Menge.

    Die Lehre an der Uni ist natürlich nicht damit zu vergleichen. Dort geht es in erster Linie um fachliche Probleme und nicht darum Anton ruhig zu stellen, der gerade total abrastet, weil er sich am Wochenende mit seinem Sitzbachbarn gezofft hat und den Konflikt in der Schule weiter austrägt.
    Der Anteil erzieherischer Tätigkeit ist an der Schule einfach exponentiell größer und das Niveau der zu vermittelnden Materie exponentiell niedriger.


    Insgesamt empfinde ich es (sorry) als überheblich, wenn man meint, man käme von der intelligenten Uni und wäre nicht mehr gefordert, nur weil man Wissen vermittelt, dass geistig eine andere Stufe einnimmt. So gesehen bräuchte ein Grundschullehrer ja kein Studium, sondern nur eine Ausbildung zum Erzieher und schon könnte er/sie vor einer Klasse stehen.

    Fachlich wird der gute Mann in Physik mit Sicherheit nicht gefordert sein, wenn er ein normales Physikstudium absolviert hat. Die Schwierigkeit liegt im Vermitteln des Wissens, der didaktischen Reduktion und der Menschenführung. Das alles lernt aber auch ein Lehramtsstudent (Gymnasium) erst in der Praxis, insofern ist der TE mit seiner Lehrerfahrung an der Uni schon einmal sehr gut vorbereitet.

  • Zitat

    Fachlich wird der gute Mann in Physik mit Sicherheit nicht gefordert sein, wenn er ein normales Physikstudium absolviert hat. Die Schwierigkeit liegt im Vermitteln des Wissens, der didaktischen Reduktion und der Menschenführung. Das alles lernt aber auch ein Lehramtsstudent (Gymnasium) erst in der Praxis, insofern ist der TE mit seiner Lehrerfahrung an der Uni schon einmal sehr gut vorbereitet.


    So geht es wohl allen, die Lehramt studiert haben. Ich habe die normalen Vorlesungen aus dem maschinenbau besucht. Davon brauche ich heute nur einen Bruchteil. Das ist eben so! Und das wird in den meisten Fächern so sein, dass man and er Uni einfach in die Vorlesungen der Fachwissenschaft gesetzt wird und dann noch Didaktik, EW etc dazu studiert.

    Zitat


    Meine Lehrtätigkeit an der Universität besteht aber im Wesentlichen aus der Leitung von Übungsgruppen. Dabei gibt es immer eine rege Diskussion mit den Studenten. Ich präsentiere also nicht einfach nur Stoff, vielmehr müssen die Studenten ihre Lösungswege präsentieren. Ich kommentiere oder stelle Fragen dazu. Nur wenn Dinge unklar oder falsch sind, stelle ich die Musterlösung vor.


    Zitat

    Ich befürchte, dass meine Motivation darunter leidet, dass ich den Stoff selbst nicht interessant finde. Wenn ich immer wieder den gleichen Grundlagenstoff vermittele, mich aber eigentlich mehr für die aktuelle Forschung interessiere, fällt es mir wahrscheinlich schwer, die Schüler zu motivieren, weil ich den Stoff selbst nicht interessant finde.
    Die Lehre an der Universität ist gerade deshalb für mich interessant, weil ich den Studenten Stoff vermitteln muss, der mir selbst nicht in allen Details klar ist. Dabei lerne ich selbst - gerade in der Diskussion mit den Studenten - eine Menge.


    Schön und gut, aber WARUM möchtest Du denn dann an die Schule?? ?( Im Grunde machst Du doch schon, was Du gern machst! Mir fehlen grad die Beweggründe für einen Seiteneinstieg! Mittags Feierabend? Ferien?? Verbeamtung?
    Wie schon gesagt: Du wirst keine Probleme mit dem Stoff haben, sondern eher mit der pädagogischen Arbeit. DAS ist der größte ANteil! Und natürlich die vielen vielen Verwaltungsaufgaben! Es ist eine andere Arbeit, aber wenn Du Sorge hast, dass Deine Motivation unter dem "langweiligen" Stoff leidet, dann verstehe ich wirklich nicht, was DU dann an einer Schule willst.
    Übrgigens ist es die Kunst, die schwierigen Inhalte so aufzubereiten, dass es auch die weniger intelligenten Schüler verstehen. Und ein guter Lehrer verbessert seine Stundenplanung ständig: nach jeder gehaltenen Stunde. Denn es läuft jedesmal und in jeder Klasse vollkommen anders!

    Zitat

    Der Anteil erzieherischer Tätigkeit ist an der Schule einfach exponentiell größer und das Niveau der zu vermittelnden Materie exponentiell niedriger.


    Da stimme ich einfach mal zu!

  • Schön und gut, aber WARUM möchtest Du denn dann an die Schule?? ?( Im Grunde machst Du doch schon, was Du gern machst! Mir fehlen grad die Beweggründe für einen Seiteneinstieg! Mittags Feierabend? Ferien?? Verbeamtung?

    Der TE wird sicher auch noch darauf antworten. Aber ich kann nur mutmaßen, dass es ähnliche Gründe sind wie bei mir. Ich würde auch viel lieber an der Uni sein, aber die Rahmenbedingungen sind noch ein gutes Stück schlechter als an der Schule. Klar, wenn man eine Professorenstelle hat ist es prima, aber da es nicht einmal tenure track gibt, nein Danke.
    Der akademische Mittelbau hat überhaupt keine Sicherheit in Deutschland und ein sehr maues Gehalt.
    Eine Familienplanung ist zum Beispiel super riskant, wenn man nur als Doktor an der Uni herumdümpelt. Man könnte auch sagen, es ist unverantwortlich.
    Aus diesem Grund muss man wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und mit einer Klientel arbeiten, die einem eben nicht so lieb ist und auf einem fachlichen Niveau, das man eigentlich viel zu niedrig findet.
    Wenn der Staat mittelmäßig motivierte Lehrer statt sehr motivierter Hochschuldozenten / -forscher möchte ist das genau der richtige Weg. Man erntet, was man sät ;)

  • Das wäre wohl eine Nebenbeschäftigung die genehmigungspflichtig ist. Bei Promovierten könnte da die Schulaufsicht einigermaßen vorsichtig sein, da die gelegentlich die Erfahrung gemacht haben, dass solche schon Mal Haupt- und Nebenbeschäftigung verwechseln. Bei Forschungstätigkeit kommt ja leicht ein recht hoher Zeitaufwand zusammen, der sich nicht immer mit den dienstlichen Verpflichtungen vereinbaren lässt.


    Eine wissenschaftliche, künstlerische oder schriftstellerische Tätigkeit nebenher ist auch für Beamte grundsätzlich nicht genehmigungspflichtig, sondern, sofern man etwas dabei verdient, nur anzeigepflichtig. Angestellte müssen Nebentätigkeiten nur anzeigen. So jedenfalls in NRW.


    Ich mache das seit ich an der Schule unterrichte, habe es auch in der Ausbildungszeit gemacht (Nebentätigkeit an der Uni, "außerhalb der Dienstzeit"). Das ist überhaupt kein Problem.


    Unitätigkeiten werden angerechnet, es wird überhaupt so ziemlich alles an Tätigkeiten angerechnet, achte drauf, dass du auch gleich in die entsprechende Erfahrungsstufe kommst, das passiert nämlich nicht von selbst.


    An deiner Stelle würde ich mich einfach mal bewerben, an ein paar Schulen hospitieren und ausprobieren, wie sich das anfühlt. Und dann musst du halt bereit sein, dich auf die Schülerinnen und Schüler und das System "Schule" überhaupt einzulassen. Und dazuzulernen und dir Kritik anhören zu müssen und noch mal durch eine Prüfung zu müssen. Und dich an den Gedanken gewöhnen, dass die Schüler nicht freiwillig im Physikunterricht sitzen, sich oftmals nicht dafür interessieren, es nicht verstehen und mit 1001 anderen Sachen beschäftigt sind.


    Ich schätze an der Schule, dass es wirklich darauf ankommt, guten Unterricht zu machen und dass der Unterricht nicht nebenher (und meist schlecht) läuft wie an der Uni, wo die erwähnten Veröffentlichungen das Einzige sind, das wirklich zählt. Wenn du die Ausbildung durch hast, musst du dich natürlich weiter an die Lehrpläne halten und dich mit den Kollegen abstimmen. Aber wie du deinen Unterricht machst, das bestimmst du im Wesentlichen selbst. Ob du weißt, wie es geht, musst du in der Prüfung zeigen.


    Nur Schule wäre mir auf Dauer auch zu langweilig, aber es gibt auch in diesem Bereich viele Möglichkeiten, seine Interessen zu verwirklichen. Und wie du schon schreibst: Uni auf Dauer nervt auch.

  • Zitat

    Der akademische Mittelbau hat überhaupt keine Sicherheit in Deutschland und ein sehr maues Gehalt.


    ICh weiß, ich war selbst da. Aber das reicht mMn nicht, um in den Schuldienst zu wechseln. Es sei denn, man reiht sich langfristig in die abgestumpfte Kellegenschaft ein, die es ja zuhauf gibt.


    Schon allein diese Weiterbildung als SE bringt mich an meine Grenzen. Das nehme ich nicht auf mich, wegen Sicherheit und mehr Gehalt. Sooooo unsicher ists da nun auch nicht, jedenfalls, wenn man einen unbefristeten Vertrag hat.

  • Aber viele an der Uni haben eben keinen unbefristeten Vertrag. Sonst wäre es ja nicht "unsicher".


    Ehrlich gesagt, kann ich über diese Argumentation nur immer wieder den Kopf schütteln. Wenn man ein regelmäßiges Gehalt und eine unbefristete Anstellung schätzt - warum sollte man dann seinen Job schlecht machen? Warum sollte eine feste Anstellung kein Grund sein, die Mühen der Ausbildung auf sich zu nehmen?


    Was unterscheidet da den Lehrerjob von einem anderen? "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" - so altmodisch es klingt, es stimmt ja immer noch.


    Und warum in aller Welt sollte man Lehrer nur aus "Berufung" werden wollen? Arbeitet hier jemand ehrenamtlich als Lehrer und ernährt sich von Kartoffelschalen?

  • Ehrlich gesagt, kann ich über diese Argumentation nur immer wieder den Kopf schütteln. Wenn man ein regelmäßiges Gehalt und eine unbefristete Anstellung schätzt - warum sollte man dann seinen Job schlecht machen?

    So einfach ist es ja nicht. Ich bin auch von der Uni weg, wegen weil wiederholte Befristung keine Option mehr war. Unbefristete Jobs hätte ich auch woanders als an der Schule bekommen können.


    Ob man seinen Job gut macht, hängt von vielen Faktoren ab. Das lässt sich nur bedingt prognostizieren. Wohl dem, der die Chance hat mal probieren zu können (Praktikum o.ä.).


    Ich habe einige Leute erlebt, die den Quereinstieg versucht haben und dann doch falsch waren. Bevor man sich eine Laus in den Pelz des Lebenslaufes setzt, sollte man sich das doch etwas überlegen. Wenn jemand vorher schon weiß, dass der Job ihn langweilen wird, wäre ich mir nicht so sicher.


    L. A

  • DPF:


    Überdenken Sie gründliche Ihre Motivation Lehrer zuwerden! Sie sind nicht der erste ehemalige "Forscher", der an der Schule ein sicheres Auskommen sucht. Lehrer sein ist ein echter Vollzeitjob. Da können Sie nicht großartig nebenbei "forschen". Wenn Sie das trotzdem tun, wird man (und damit meine ich Schüler, Schulleitung und Kollegium) das sehr schnell bemerken: Niemand macht sich auf allen Seiten schneller unbeliebt als jemand, der mit der Einstellung an die Schule kommt: "Eigentlich will ich hier gar nicht sein. Ich mache viel lieber etwas anderes". Denn das führt zwangsläufig zu einer schlechteren Unterrichtsqualität. Und die Leitung einer Klasse macht man auch nicht "so nebenbei", jedenfalls nicht, wenn man es vernünftig machen will. Das ist keine reine "Verwaltungstätigkeit". Und Klassenleitung kann auch anstrengend sein: Was sollen die Kollegen von jemandem halten, der das (für das gleiche Geld!) nicht machen will? Als Vollzeit-Lehrkraft brauchen Sie mit dieser Einstellung ein SEHR dickes Fell, sonst wird es Ihnen der Beruf "Lehrkraft" keinen Spaß machen...


    Und was heißt "Abordnung"? Warum sollte das Bundesland (= der Steuerzahler!) Ihnen ein volles Gehalt als Lehrkraft bezahlen, wenn sie effektiv nur zur Hälfte unterrichten wollen und die andere Hälfte lieber forschend an der Uni verbringen wollen? Das würden so einige gerne machen wollen... Realistischerweise wird so etwas nur über Gehaltsverzicht Ihrerseits gehen, also halbe Stelle an der Schule = halbes Gehalt!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ob man seinen Job gut macht, hängt von vielen Faktoren ab. Das lässt sich nur bedingt prognostizieren.


    Nichts anderes sagte ich. Genauer sagte ich: Einen unbefristeten Vertrag zu haben ist ein legitimer Wunsch und heißt nicht, dass man "es nur wegen des Geldes" tut. Es gibt genug Leute, die irgendwie nolens-volens (oder wie das heißt :rolleyes: ) in ihren Job rutschen und den nachher gut ausfüllen. Bei Seiteneinsteigern gibt es eine Probezeit. Und dann die Prüfung. Da wird niemand durchgelassen, der den Job nicht kann - so what?


    Was genau unterscheidet den Seiteneinsteiger vom Referendar? Haben Referendare etwa keine Flausen und falsche Vorstellungen im Kopf? Bestehen alle Referendare ihre Prüfungen? Sind alle grundständigen Lehrer zum Lehramt geboren? Nein, nein, und nochmals nein.


    Ich finde es schon in Ordnung, interessierten Seiteneinsteigern zu erklären, dass es wohl etwas anders wird, als sie es sich vielleicht vorstellen oder wünschen. Aber jemanden so anzugiften und abzuschrecken - das finde ich doof. Die Leute werden ja gebraucht.


    Und du meine Güte - wie viele Leute sind irgendwo, wo sie eigentlich nicht sein wollen, einfach weil ihnen nichts anderes übrig bleibt? Was ist daran Besonderes?

  • Was genau unterscheidet den Seiteneinsteiger vom Referendar? Haben Referendare etwa keine Flausen und falsche Vorstellungen im Kopf? Bestehen alle Referendare ihre Prüfungen? Sind alle grundständigen Lehrer zum Lehramt geboren? Nein, nein, und nochmals nein.


    nein sicherlich nicht, aber sie werden nicht mit voller stundenzahl an der schule angerechnet... spich ein obasler belegt eine volle stelle und füllt sie an der schule zu 3/$. wer muss wohl die anderen stunden "ausgleichen" durch "mehrarbeit"... natürlich immer schön bis zu 3 stunden.. damit auch nix gezahlt werden muss....
    stellen sich m.e. viele obasler das alles viel zu einfach vor... bzw. sehen nur das volle gehalt was sie schon während der ausbildung erhalten....
    viele kommen mit der naiven vorstellung eines halbtagsjobs mit vielen ferien.. so wars bei uns wenigstens.. damals an einer gesamtschule....

  • ... spich ein obasler belegt eine volle stelle und füllt sie an der schule zu 3/$. wer muss wohl die anderen stunden "ausgleichen" durch "mehrarbeit"... natürlich immer schön bis zu 3 stunden.. damit auch nix gezahlt werden muss....


    Verstehe ich nicht. Du musst drei Stunden für OBASler arbeiten?


    Die Obasler werden eingestellt, weil ein Bedarf besteht. Nicht weil man irgendwelche Leute durchfüttern will. Mag sein, dass sich manch einer falsche Vorstellung macht, aber wie schon erwähnt, dann kommt er halt nicht durch.

  • Ich befürchte, dass meine Motivation darunter leidet, dass ich den Stoff selbst nicht interessant finde. Wenn ich immer wieder den gleichen Grundlagenstoff vermittele, mich aber eigentlich mehr für die aktuelle Forschung interessiere, fällt es mir wahrscheinlich schwer, die Schüler zu motivieren, weil ich den Stoff selbst nicht interessant finde.

    Das ist zwar eine aufwändigere Formulierung als einfach "langweilig" zu sagen, meint aber eigentlich nichts anderes. Wenn sich die Befürchtung bewahrheitet, sind Sie geliefert. dann wird der Job eine elendige Quälerei. Nicht alle Lehrer erreichen ihr Pensionsalter.


    Ich präsentiere also nicht einfach nur Stoff, vielmehr müssen die Studenten ihre Lösungswege präsentieren. Ich kommentiere oder stelle Fragen dazu. Nur wenn Dinge unklar oder falsch sind, stelle ich die Musterlösung vor.

    Ich kenne das Verfahren, daran habe ich mich lange genug beteiligt. Und daher weiß ich, dass es Lichtjahre vom Unterrichten an der Schule entfernt ist.

    Was meinen Sie genau mit "Methoden" und "Sozialformen"?

    Eigentlich meine ich damit nur Methoden und Sozialformen. Da gibt es etwa 10 Milliarden, je nach Sichtweise auch etwas mehr. Das fängt damit an, ob die Schüler allein oder in Gruppen arbeiten. Ob sie Ihnen zuhören oder umgekehrt, ob sie sich vielleicht miteinander austauschen und wie das strukturiert ist, wie die Ergebnisse präsentiert und festgehalten werden, wie die Schüler üben (außer immer nur die gleichen Aufgabentypen durchzuhecheln). Sie können Texte lesen oder einen Film sehen, im Internet recherchieren oder in einer Bibliothek. Sie können ein Hörspiel hören -- oder eines produzieren. Vielleicht tanzen sie auch ganzrationale Funktionen oder die Wirkung der unterschiedlichen Substanzen beim Haare färben. Sie können Puzzle lösen und Lückentexte ausfüllen oderDinge falsch erzählen, um gegenseitig die Fehler zu finden. ja, so etwas halt.

    Dass ich Schülern keine Vorlesung halte, sondern die Schüler aktiv Probleme lösen müssen, um etwas zu lernen, ist mir völlig klar.

    Die Schüler müssen erstmal merken, dass überhaupt ein Problem vorliegt. Die meisten interessiert zunächst mal das Bor'sche Atommodell genau so wenig, wie die Frage, wer den Bumspräsidenten wählt. Die Köpfe sind erstmal zu und dann geht da nichts 'rein. Und wenn die dann so weit sind, das Problem zu erkennen, sind die Synapsen ausgenudelt, und es ist keine Kapazität für die Lösung mehr übrig.

    Man muss sich darauf einstellen, dass man fachlich extremst abstumpft und das im Studium erlernte Wissen innerhalb kurzer Zeit auf basalste Zusammenhänge zusammenschrumpft,

    Quatsch. Ich bin und bleibe Mathematiker. Ich habe mir im Studium und meiner wissenschaftlichen Tätigkeit eine Sichtweise auf die Mathematik und erarbeitet, die ich nicht ablegen werde. Aus dieser Sichtweise unterrichte ich Mathematik und darauf basiert, was die Schüler von mir lernen (können). Auch ein Studium ist mehr als das Anhäufen von Wissen. Dass vielleicht die eine oder andere Rechentechnik eingerostet ist, stört mich weniger. Die Grundlagen dieser Wissenschaft sind ein Teil meiner. Gilt für Informatik ähnlich, muss dort aber deutlich abgeschwächt werden.




    Die Schwierigkeit liegt im Vermitteln des Wissens, der didaktischen Reduktion

    Eine Schwierigkeit würde ich es nicht nennen, eher eine Herausforderung. Ich mag Mathematik und deshalb mag ich sie auch vermitteln.

    Eine wissenschaftliche, künstlerische oder schriftstellerische Tätigkeit nebenher ist auch für Beamte grundsätzlich nicht genehmigungspflichtig, sondern, sofern man etwas dabei verdient, nur anzeigepflichtig.

    Ah, OK. Danke für die Klarstellung. Gibt es dabei keine Begrenzung im Umfang?


    Und dann die Prüfung. Da wird niemand durchgelassen, der den Job nicht kann - so what?

    Leider nicht. Ich muss nur an meine eigene Schulzeit denken, da fallen wir so einige Flachzangen ein, die in dem Job grundfalsch sind. Und auch heutzutage muss man sich wundern, wer da alles wie die Prüfung bestanden hat. Und nicht alle, die Funktionsstellen bekleiden, funktionieren auch.


    Leider messen Prüfungen immer nur bedingt, was sie messen sollen.



    Aber, zur Klarstellung, die allermeisten Lehrer können, was sie machen. Manchen geht tatsächlich irgendwann die Lust aus. Schade.


    L. A

    2 Mal editiert, zuletzt von Lehrkraft A ()

  • Lehrkraft A: Viel besser kann man es nicht ausdrücken.


    Das immer wieder beschriebene Argument der Überqualifikation existiert eigentlich nicht, meiner unmassgeblichen Meinung nach. Einem Fachmann ein weiteres Mosaiksteinchen Fachwissen beizubringen, das kann jeder (Fach-)Idiot, aber neugierigen SuS das gleiche Mosaiksteinchen so anzubieten, das er/sie das Wissen mit seinem/ihren Vorwissen verknüpfen und einbauen kann, das erfordert schon ein sehr umfassendes Fachwissen und vor allem Beweglichkeit innerhalb des Faches (und seiner Didaktik).


    Und ja, die OBAS ist ein Schlauch. Der Ansatz, es so nebenbei im Dunkeln abhandeln zu wollen, führt bestenfalls zu Frust. Dann besser Finger weg. Wissenschaftliche Nebentätigkeit als Ausgleich - warum nicht. Einen Anspruch auf eine Dauerstelle an der Uni wird man so nicht erreichen. Zwei mal 1/2 ist nur auf dem Taschenrechner = 1, nicht im richtigen Leben.


    Wem es aber richtig Spaß macht, Kinder und Jugendliche zu unterrichten, für den wird der Job schnell zu Berufung. Dann - denke ich - schafft man es bei aller Belastung auch bis zur Rente.


    Viele Grüße aus der OBAS - noch 10 Wochen bis zur Prüfung.....
    Parallelrechner

  • nein sicherlich nicht, aber sie werden nicht mit voller stundenzahl an der schule angerechnet.


    OBAS'ler werden an der Schule mit den Stunden angerechnet, die sie tatsächlich leisten - genauso wie Referendare. Nur liefern OBAS'ler in einem Halbjahr soviele Stunden ab, wie ein Referendar in seiner ganzen Aussbildung. Darüber hinaus beginnen OBAS'ler quasi von 0 auf 100 in drei Tagen mit allen anderen Tätigkeiten eines Lehrers (Leistungsmessung, Klausuren Sek1/Sek2 (einzige mir bekannte Einschränkung - nicht in 13.2 bzw Q2.2), Elternsprechtage......). Referendaren gibt man dazu zwei Jahre Zeit, es zu erlernen.

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