Rauchverbot an Schulen durchsetzen

  • Ich weiß, dass du in solchen Fällen mit den Schultern zuckst und sagst, dass du da nichts machen kannst ohne polizeilich abgesichterte Beweise und ohne einen Rechtsbeistand oder deine Mami.



    Aber das ist dein ganz persönliches Problem.


    Ach Hawkeye, da hatten wir doch folgenden Thread: Was ist hier nur für ein Forumsklima entstanden ...


    und du hast nichts dazugelernt!


    Geh weiter im Sandkasten spielen!

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Lustige Fälle, von denen du berichtest.

    So lustig finde ich es gar nicht, dass man z.B. als Lehrer auch noch Aufsicht an der Bushaltestelle führen muss. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich lästig.


    Wenn ich Schüler an irgendeiner S-Bahn Station rauchen sehen würde, dann würde ich den Teufel tun und denen das verbieten, selbst wenn sie noch nicht das Alter dafür haben. Wenn ich nämlich an einer S-Bahn Station stehe, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ich mich gerade nicht direkt auf der Arbeit befinde. (Es sei denn man würde mit denen einen Ausflug machen, das ändert die Situation natürlich)


    Ich möchte den Polizisten sehen, der morgens auf dem Weg zur Arbeit oder abends auf dem Weg von der Arbeit noch an jedem falsch geparkten Auto anhält, ein Knöllchen ausstellt und gegebenenfalls den Abschleppdienst ruft und am besten noch Zeit damit verbringt auf eben diesen zu warten.
    Und genauso wenig werde ich mich in meiner Freizeit mit Schülern auseinandersetzen. Irgendwo hört es auch mal auf.


    Ich verhalte mich ausserhalb des Schulgeländes wie ein ganz normaler Mensch, nicht wie ein Lehrer. Wenn jemand zusammengeschlagen wird, klar, greift man ein oder ruft die Polizei. Aber eben auch, wenn es nicht die eigenen Schüler sind.
    Wenn Du in Deiner Freizeit junge Kinder, die nicht Deine Schüler sind, irgendwo rauchen siehst, gehst Du dann auch dahin und verbietest es denen? Oder nur, wenn es Schüler von Dir sind?


    Das untergräbt auch nicht meine Autorität, den Schülern wird klar sein, dass sie mich in der Stadt als Privatperson und im Unterricht in der Rolle als Lehrer vor sich haben.
    Ich würde bei Alkohol und Zigaretten so weit gehen, dass ich den Schülern sage, dass ich es auf dem Schulgelände verbieten muss und das Befolgen des Verbots einfordern muss, weil es mir vorgeschrieben ist, aber, dass sie zuhause tun und lassen können was sie wollen.
    Wir hatten damals einen sehr coolen Lehrer, der das genauso gehandhabt hat. Wir wussten, der ist an sich in Ordnung und nicht spießig, aber er muss eben seinen Job tun.


    Der Lehrer ist eine Rolle, die ich beim Verlassen des Schulgeländes schön hinter mir lassen möchte. Ist ja peinlich genug, wenn Bekannte von meinem Beruf wissen, muss man ja nicht noch durch Zigarettenverbotsaktionen an S-Bahn Haltestellen die ganzen dort stehenden Leute darüber aufklären.

  • Silicium, ich stimme dir grundsätzlich zu!


    Aber wir sind wohl beide nicht solche "Super-Pädagogen" (aka "Weltretter") wie andere hier...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ein Polizist kann sogar in große Schwierigkeiten geraten, wenn er außerdienstlich von Straftaten Kenntnis erhält. Z. B. hiernotiert.


    Ein Arzt kann außerdienstlich auch nicht so tun, als verstünde er nichts von Wiederbelebung.


    Es gibt Regeln, die gelten nur in der Schule. Aber alles rund um Sucht betrifft uns zu jeder Tageszeit und überall. Den Schülern zu sagen, es sei einem egal, wie viel sie zu Hause saufen und rauchen, finde ich unmöglich.

  • wenn ich das hier so lese, dass meine Schule eine Tiefgarage hat und dass ich in 10km Entfernung wohne, wo ich keinen meiner Schüler treffe!

  • Ein Polizist kann sogar in große Schwierigkeiten geraten, wenn er außerdienstlich von Straftaten Kenntnis erhält. Z. B. hiernotiert.




    Ein Arzt kann außerdienstlich auch nicht so tun, als verstünde er nichts von Wiederbelebung.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich im Gegensatz zum Polizisten als Lehrer nicht in Schwierigkeiten gerate, wenn ich Schüler an der S-Bahn Haltestelle nicht auf das Verbot des Rauchens oder Alkoholtrinkens hinweise.


    Das Beispiel mit dem Arzt und der Wiederbelebung ist schlecht gewählt, weil jeder Mensch im Falle eines medizinischen Notfalls Hilfe leisten muss (sogar unabhängig vom Beruf, also auch der Bestattungsunternehmer ist nicht ausgenommen). In einem medizinischen Notfall würde ich natürlich auch handeln, das ist etwas ganz anderes.


    Aber eben nicht, wenn jemand sich entscheidet zu rauchen oder zu trinken, auch wenn er es noch nicht darf. Auch nicht, wenn jemand keinen Fahrradhelm trägt, bei Rot über die Ampel geht oder gehetzt durch die U-Bahn läuft und merkwürdigerweise ein paar Stationen früher als normal aussteigt, sobald Kontrolleure zusteigen.


    Ich behandle Schüler ausserhalb des Unterrichts so, wie ich jeden anderen jungen Menschen auch behandeln würde, den ich zufällig auf der Straße sehe. Ich würde mich da nicht einmischen in Dinge, die jeder für sich selber entscheiden muss.


    Geht es nur darum, dass Du meinst man müsse unbedingt dafür sorgen, dass ein Gesetz eingehalten wird?


    Auch werde ich keinen Schüler für FSK 18 Filme, die er zuhause mit seinen Kumpels schaut, was ich beim Vorbeigehen am Fenster oder durch
    Gespräche mitbekomme, anschwärzen oder die illegal gebrannten DVDs beschlagnahmen lassen, die er in der U-Bahn auspackt. Das müsste man dann aber auch tun, wenn es um das Gesetz geht!


    Oder ist es, weil Rauchen und Alkohol gesundheitsschädlich für die Person sind oder süchtig machen können? Klar sind sie das, aber fettige, mit Acrylamiden verseuchte Pommes zu essen oder ungeschützten GV zu haben ist auch gesundheitsgefährdend, und Pornos zu schauen oder exzessiv Computer zu speilen kann auch süchtig machen, aber da würde ich mich auch nicht in das Privatleben eines Schülers einmischen und die Einhaltung einer gesunden Ernährung oder von safer sex sicherstellen, beziehungsweise ihm seinen privaten, häuslichen Pornokonsum verbieten und seine Computerspielzeit begrenzen.



    Deshalb noch einmal die Frage:

    Zitat

    Wenn Du in Deiner Freizeit junge Kinder, die nicht Deine Schüler sind,
    irgendwo rauchen siehst, gehst Du dann auch dahin und verbietest es
    denen? Oder nur, wenn es Schüler von Dir sind?

    Ich kann es prinzipiell nachvollziehen, dass manche Leute das tatsächlich tun würden auch bei fremden Kindern. Ist einfach eine Frage der Einstellung und gehört in den Bereich, zu dem ich sagen würde "Muss jeder selber für sich entscheiden, ob er da eingreifen möchte, oder ob er sich sagt, dass es ihn nichts angeht".


    Mit dem Beruf hat die Situation in der Stadt oder an der S-Bahn Station nichts zu tun meiner Meinung nach. Wie ich mich in meinem Lehrerberuf zu verhalten habe betrifft den Unterricht und das Schulgelände, nicht aber jeglichen Ort und jegliche Tages- und Nachtzeit (abgesehen von Klassenfahrten, die ja auch dienstlich sind).



    Es ist doch so, es gibt auch immer wieder Eltern, die fremde Kinder stark erziehen wollen und welche, die sich sagen, dass sie nur die eigenen Kinder erziehen wollen und sich in die Erziehung von anderen Kindern nicht einmischen. Zum Beispiel auch beim Thema Rauchen:


    Da gibt es die Bandbreite von: "Mir egal, ob Dein Kumpel raucht, wenn ihr auf dem Spielplatz seid! Du mein Sohn jedenfalls darfst nicht rauchen!" über "Was, Dein Kumpel raucht? Das darf er noch gar nicht, ich rufe jetzt seine Mutter an" bis zu Eltern, die sich ins Auto setzen, dorthin fahren und eigenhändig dem anderen Kind die Kippen als erzieherische Maßnahme wegnehmen.


    Es gibt so viele unterschiedliche Auffassungen, wo man sich einschalten sollte wie ein Hilfssheriff und wo man sich nicht einzumischen hat:
    So gibt es Menschen, die sich verantwortlich fühlen jemanden, der die Kippe im Park auf den Boden schnippst darauf hinzuweisen, dass es Umweltverschmutzung ist und im Zweifel gar das Ordnungsamt anrufen. Andere denken sich ihren Teil, sprechen die Person aber nicht an (aus welchen Gründen auch immer).
    Beliebtes Beispiel ist auch, dass manche Hundebesitzern sagen, sie müssten den Kot des Tieres einsammeln.


    Ich habe eben Verständnis für beide Sichtweisen, also für das "Eingreifen" und das "Nichteingreifen". Ich finde eben, dass man da nicht mit dem moralischen Zeigefinger zeigen sollte, wenn jemand eben meint, es ginge ihn nichts an. Wer ist man zu entscheiden, wo man eingreifen muss und wo nicht?
    Die Dinge, wo man eingreifen MUSS sind gesetzlich geregelt und man macht sich strafbar, wenn man es nicht macht. Alles andere ist meiner Meinung nach persönlicher Geschmack.

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Guten Tag !
    Außerhalb der Schulzeit und Schulweg ist es mir völlig Banane, ob Schüler X, der möglicherweise noch keine 16 Jahre alt ist, raucht oder nicht. Ebensowenig bin ich dafür nicht verantwortlich und fühl mich persönlich auch nicht betroffen, wenn er sich in seiner Freizeit Pornos oder andere Filme ab 18 reinzieht.-Dafür sind die (erziehungspflichtigen) Eltern zuständig !


    Zitat Mikael :

    Zitat

    Silicium, ich stimme dir grundsätzlich zu!




    Aber wir sind wohl beide nicht solche "Super-Pädagogen" (aka "Weltretter") wie andere hier...

    Und als bekennender Egoist möchte ich auch kein Heiliger und Weltretter sein ! Nach 13 Uhr ist für mich Schicht und Freizeit ist ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    So, schnell mal den Schaum vom Mund gewischt.


    Ich weiß, dass es schwierig ist, "im Internet" Sachen zu klären. Aber


    a) Sprach ich nicht davon, an der S-Bahn den Schülern irgendetwas zu verbieten. Ich sprach davon, es zu registrieren.


    b) Meine Beispiele waren aus den Erfahrungen der letzten Jahren gegriffen und nicht aus meinem Privatbereich, sondern einfach aus den der Schulen, den denen ich mich bewege. Und m.E. nach hat das nichts mit "Superpädagoge" oder sonstwas zu tun, sondern mit Verantwortung meinen Schülern und der Schule gegenüber.


    Das bedeutet nicht, ihnen die Kippen aus den Mündern zu schnippen, aber es geht auch darüber hinaus, ihnen 6 Stunden irgendwelches Wissen vor die Füße zu kippen, um dann nach Hause zu gehen. Einer sprach von der Lehrerrolle, die er abgeben möchte - ich spreche davon, dass jeder seine Lehrerrolle selbst bestimmen kann. Letzteres finde ich in den folgenden Postings etwas verzerrt wieder. Aber gut. Sei's drum.



    PS: Und MIkael: Wenn du mich auf das Forumsklima hinweisen musst...dann vielen Dank dafür: ..I.. .

  • Also mal ehrlich, seine "Lehrerrolle" hängt man doch nicht an den Garderobenständer, wenn man das Lehrerzimmer verlässt.


    Meine Einstellung bleibt doch die gleiche, egal, ob in der Schule oder außerhalb. Rauchen und Alkohol ist einfach für Kinder daneben. Ich hab deswegen schon öfter rauchende und trinkende Jugendliche/Kinder in der Öffentlichkeit angesprochen, das waren nicht mal meine Schüler. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Wenn nicht "wir", wer dann?

  • Also mal ehrlich, seine "Lehrerrolle" hängt man doch nicht an den Garderobenständer, wenn man das Lehrerzimmer verlässt.

    Du vielleicht nicht, ich schon. Ich denke beides ist in Ordnung.


    Meine Einstellung bleibt doch die gleiche, egal, ob in der Schule oder außerhalb.

    Meine tut das auch, nur ist es wohl so, dass es Menschen gibt, die eben für die Lehrerrolle ihre Ansichten zwangsändern müssen, während sie im Dienst sind. Es ist also ein Unterschied zwischen der Einstellung die man hat und der, die man während seiner Arbeit vertreten muss. Man ist als Beamter ja zum Vertreten von so manchen Ansichten gezwungen, auch was politische Einstellungen usw. angeht. Wer da stark anders denkt, aber professionell ist, lässt seine eigenen eben zuhause und trägt sie nicht in die Schule. (Wobei es mir persönlich jetzt weniger um Politik geht).


    Ich hab deswegen schon öfter rauchende und trinkende Jugendliche/Kinder in der Öffentlichkeit angesprochen, das waren nicht mal meine Schüler. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Wenn nicht "wir", wer dann?

    Das ist ja auch vollkommen in Ordnung, denn es ist wie Du schreibst Deine Persönlichkeit. Das machen auch manche anderen Menschen, die nicht Lehrer sind. Allerdings gibt es eben auch eine Reihe von Menschen, die fremde rauchende und trinkende Kinder nie im Leben ansprechen würden. Weil es ihnen egal ist, oder weil sie selber in dem Alter genau diese Erfahrungen gemacht haben und es nicht sonderlich schlimm finden, oder weil sie es als unrechtmässig empfinden sich in die Erziehung von Fremden einzumischen. Oder überhaupt sich in das Leben anderer einzumischen.
    Halte ich durchaus auch für eine auch verbreitete und normale Einstellung, die auch ihre Berechtigung hat. (Aber natürlich nicht für alle bindend sein sollte, genauso wie es anders herum auch nicht sein sollte)
    Wenn so eine Person dann Lehrer wird, dann ist das Verhalten dieser Person im Job und ausserhalb davon eben teilweise eben recht unterschiedlich. Wäre doch schlimm, wenn der Lehrerberuf so stark in das persönliche Leben eingreifen könnte, dass man sich 24 Stunden "im Dienst" befinden muss und also auch komplett seine Ansichten und Einstellungen ändern müsste.



    Anderes Beispiel: Ich kenne ein paar Lehrer, die ausserhalb des Berufs andere Erwachsene in einer Art und Weise in Gesprächen korrigieren / verbessern / belehren, dass man denken könnte, dass es sich um eine Schulsituation handelt. Dort sind diese Lehrer also auch noch in ihrer Lehrerrolle, beziehungsweise bei manchen ist die Lehrerrolle ihre Persönlichkeit (vielleicht geworden mit der Zeit?).
    Ich persönlich empfinde das oftmals als unangenehm und möchte so nicht sein. Das mag für andere hingegen voll okay sein, eben unterschiedliche Persönlichkeiten und Einstellungen.


    Zitat

    Wenn nicht "wir", wer dann?

    Ich schlage da mal ganz keck die Eltern vor.


    Wichtiger ist finde ich aber, dass jeder selbst verantwortlich ist für sein Leben. Mehr als aufklären über die Risiken (aber bitte realitistisch!) finde ich persönlich nicht nötig. Dazu gibt es doch allein schon im Biounterricht eine Einheit. Auch sollte es als Allgemeinwissen gelten. Ich bezweifle auch, dass aus mangelndem Wissen um die potentiellen Konsequenzen getrunken wird. Ist es nicht sogar gerade Methode, dass man mehr Eigenverantwortung verlangt?


    Was mich wundert ist, dass Alkohol und Rauchen so extrem negativ besetzt ist. Ja klar, es gibt durchs Rauchen promovierten Lungenkrebs und es gibt auch Alkoholismus. Aber es ist alles eine Frage des Maßes und des Umgangs mit diesen Genussmitteln. Maßvoller Umgang ist per se nicht gefährlicher als Autofahren.
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Menschen mal schlechte Erfahrungen (besonders Frauen mit Alkohol) gemacht haben und das Zeug seitdem verteufeln. Alkoholiker wird man nicht, weil man mit seinen Kumpels zum Spaß haben einen Trinken geht.


    Auch höre ich immer wieder Argumente wie: "Es schadet der Gehirnentwicklung bei Jugendlichen"
    Kommt doch auch stark aufs Maß an. Exzessiver Alkoholkonsum ist sicher schädlich. Exzessives Fernsehschauen oder exzessives Fressen bei MacDonalds (Diabetisrisiko ich hör Dich rufen) ist der allgemeinen Gesundheit und der Hirnentwicklung auch nicht gerade zuträglich.


    Sollte man fremde, dicke Kinder bei MacDonalds ansprechen und sie mal ins Gebet nehmen, was sie nicht für eine riskante Tätigkeit machen?
    Auch ist die gesundheitsfördernde Wirkung von Sport erwiesen. So sind regelmässig Sport treibende Menschen gesünder als eine nicht Sport treibende Vergleichsgruppe. Sollte man nun jedes Kind, das nicht in einem Sportverein ist ansprechen und versuchen eine Verhaltensänderung zu erwirken, weil es sich einer potentiell schwächeren Gesundheit aussetzt, wenn es keinen Sport treibt?


    Kann ja jeder gerne machen. Ich werde da niemanden versuchen zu verändern. Was die Leute ausserhalb meines Unterrichts machen ist deren Bier.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

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