Disziplin - einmal verloren, immer verloren?

  • Es geht um ein Problem mit meiner Geschichtsklasse (9).
    Am Anfang kam ich gut mit den SuS klar, mittlweile lässt die Disziplin aber enorm nach (es wird geredet währned des UGs (nur nicht mit mir), Hausaufgaben werden nicht erledigt, während die SuS alleine arbeiten sollen, wird nach der leichten Aufgabe einfach aufgehört und abgewartet). Ich habe allerdings schon das Gefühl, dass die SuS mich (einigermaßen) respektieren. Die Themen langweilen sie gerade vermutlich auch, woran ich aber generell schwer etwas ändern kann. Auf die Klage, dass die Aufgaben "zu schwer" seien (Quellenarbeit etc.), werde ich in nächster Zeit mehr eingehen. Ich kann mir das einerseits schlecht vorstellen, andererseits kanns natürlich gut sein, dass ich die SuS überschätze.


    Ich würde aber die Gesamtsitutation gern ändern. Schon, dass mir ein "Guten Morgen" entgegengenuschelt wird und dann weitergelabert wird, bis ich eine deutliche Ansage mache, geht mir enorm auf die Nerven.
    Mich beunruhigt nur, dass man einfach immer wieder hört, dass man die Situation nicht mehr ändern kann, wenn es einmal soweit ist. In meinen anderen Klassen läuft es aber gut - ich denke, ich "mochte" diese Klasse eventuell am Anfang mehr als andere und war deshalb zu locker. Hat jemand schon erfolgreich die Leine wieder verkürzt?
    Strategien hätte ich ja - mir macht nur Sorgen, ob man überhaupt "jetzt noch" etwas ändern kann...

  • Ich glaube schon, dass wenn sich einmal Dinge im Unterricht eingeschliffen haben, diese nur schwer wieder auszubessern sind. Aber unmöglich ist es sicherlich nicht.


    Ich kann dir nur ein paar kleine Tipps geben, wie ich vorgehen würde:

    • Lass die SuS zu Beginn der Stunde aufstehen (als Stundenritual) und es begrüßen sich erst dann alle, wenn alle ruhig sind.
    • Jeder SuS soll auf respektvolle Weise "Guten Morgen" sagen - und wenn es nur genuschelt ist, dann ist das leider nicht respektvoll. Also, so oft wiederholen, bis es klappt. (So etwas muss ja nicht bierernst ablaufen - du wirst sehen, dass die SuS es eventuell sogar amüsant finden, wenn sie in der 9. Klasse noch lernen, wie man "richtig" 'Guten Morgen' sagt.)
    • Führe absolute Stillarbeitsphasen ein, in denen wirklich niemand spricht. Sollten sich manche SuS nicht daran halten, ermahne sie beim ersten Mal. Wenn sie dann dennoch weiter reden, muss ihr Verhalten eine Konsequenz haben.
    • Deine SuS werden so zumindest sehen, dass sich offensichtlich etwas im Unterricht ändert (neue Rituale, Stillarbeitsphase, konsequentes Auftreten deinerseits).

    Was viele LehrerInnen vergessen ist, dass du den SuS damit etwas Gutes tust. Es geht nicht darum übertreiebn streng zu sein, es geht nicht darum SuS zu bestrafen, sondern es geht darum, einen geregelten Ablauf zu haben, um die Unterrichtszeit effektiv als Lernzeit zur Verfügung zu haben. Und das erfordert ein konsequentes Auftreten.
    Ich persönlich finde, die Arbeit hat man auch nur am Anfang. Wenn ich eine neue Klasse übernehme, dauert es in der Regel 3-4 Wochen, bis wir uns eingespielt haben. Nach den ersten Stunden heißt es "Mr Griffin ist aber streng"... aber das legt sich, denn die SuS merken, welche Intention dahinter steckt - nämlich dass wir alle einfach nur einen geregelten Unterricht wollen.

    • Offizieller Beitrag

    ich unterstreiche Griffins Ausführungen voll und ganz.
    Zu deiner anderen Frage:
    klar kann es dauern, Verhaltensweisen zu ändern, aber wenn du nicht damit anfängst und das nicht konsequent durchziehst, was dann? Dann wird sich nicht nur nichts zum Besseren ändern, dann werden die Schüler ihre Unlust und ihr störendes Verhalten noch verstärken.


    Du brauchst halt einen langen Atem, aber den hast du ja bestimmt ;)

  • Klinke mich mal ein und würde gern wissen, welche Konsequenzen sich bei euch als effektiv erwiesen haben? Ich habe ein Einstundenfach und somit ist es nicht immer so leicht, die Erfüllung der Konsequenz, z. B. eine Strafbarbeit, zu kontrolieren. Zumal habe ich neun Parallenklassen in meinem Fach verteilt auf 2 Jahrgänge, was ein Hinterherrennen extrem stressig macht.
    Daher würden mich effektive Konsequenzen interessieren.


    Liebe Grüße,


    littleStar

  • Als Klassenlehrer genügt meist EINE rechtzeitig erteilte, adäquate Zusatzarbeit für EINEN Schüler - und der Rest des Tages verläuft ruhig. Ähnliches dürfte für Fachlehrer gelten. Die Ansage, was bei Nichtablieferung als zusätzliche Maßnahme erfolgen wird, sorgt in der Regel für die Ablieferung.


    Adäquat= es muss erkennbar sein, dass die Zusatzrbeit leistbar, sinnvoll und lernzielorientiert, nicht bösartig - aber mit merklichem Zeitaufwand verbunden ist.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Vielen Dank für eure Tipps!


    Natürlich muss und werde ich anfangen, Dinge zu ändern. Das war nur ziemlich deprimierend, weil ich eben immer diese "Wenns am Anfang nicht klappt, kann mans nicht mehr umdrehen!" Sprüche vor Augen hatte.
    Das es eventuell dauert, ist für mich aber vollkommen okay. Es nervt mich lediglich und treibt mich noch nicht zur persönlichen Verzweiflung (immerhin werfen sie nicht Sachen auf mich oder mir verbal an den Kopf, wie in manchen hier schon gelesenen Beispielen...).


    Falls noch jemand gute Tipps hat, freue ich mich natürlich. Ansonsten würde ich mich einfach in ein paar Wochen melden und berichten.

  • Was die HA angeht, kann ich dir aus eigener Erfahrung von einer Disziplinierungsmaßnahme in diesem Bereich abraten: die Eltern brieflich benachrichtigen ist nicht sehr effektiv. Denn dann muss man Briefen, die ja unterschrieben zurückkommen sollten, wochenlang hinterherlaufen und schließlich noch 100 Eltern anrufen, ob die Briefchen denn gelandet sind - wobei ich oft genug gehört habe: "Nein, welcher Brief?" "Kann es sein, dass den Ihr Sohn abgefangen hat!" "Ausgeschlossen!" usw. Striche machen - den SuS jeden Strich mitteilen - ihnen die Auswirkung auf ihre Note erklären, gern auch mehrmals.

    • Offizieller Beitrag

    zum Thema Hausaufgaben:
    entweder du überprüfst das, was in den HA eingeübt werden sollte, zeitnah ab.


    oder aber nach x Strichen behältst du die Schüler eine Stunde länger in der Schule, z.B. am Freitag mittag. Schließlich haben sie Stoff versäumt und müssen den nachholen. Vorher den Eltern ankündigen!

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