Eine Ausbildung zum Hartz IV Empfänger

  • dass niemand einen Persilschein bekommt


    Einen "Persilschein" nannte man im Nachkriegsdeutschland die Bescheinigungen, mit denen man in den Westsektoren, vornehmlich im US-Sektor, als der Mittäterschaft in der NS-Diktatur für unverdächtig bzw. minderschuldig erklärt wurde.


    Nele

  • Ein Azubi ist in der Regel aber auch Teenager und wohnt evt. sogar noch bei den Eltern und hat keine 10 Semester studiert.
    Und bitte nicht noch mal diese Alg I und II Diskussion. Nur so viel: hartz iv empfänger kriegen mitnichten irgendwas finanziert, was nicht lebensnotwendig ist. die mär vom iphone und flachbildschirm hatte - wenn überhaupt - zu zeitde der sozialhilfe einen wahrheitsgehalt (evt. nicht mal das, aber darüber kann ich keine ausssage machen).

    Eine ALG1/2 Diskussion wollte ich nicht anfangen nur dezent darauf hinweisen, dass sich nach einer Ausbildung/Referendariat selbst mit gezahlten ALG-Beiträgen nicht mehr als ALG2 herauskommt.


    Ein Azubi hat aber idR 3 Jahre (6 Semester) eine Ausbildung absolviert. Das Studium tut aber erst einmal gar nichts zur Sache. Wie geschrieben, es gibt kein Recht auf einen Arbeitsplatz mit Ausbildung, Studium, Promotion oder sonst irgendwas.


  • Einen "Persilschein" nannte man im Nachkriegsdeutschland die Bescheinigungen, mit denen man in den Westsektoren, vornehmlich im US-Sektor, als der Mittäterschaft in der NS-Diktatur für unverdächtig bzw. minderschuldig erklärt wurde.


    Nele


    Ok, da hatte ich ein etwas missverständliches Wort verwendet (wobei die NS-Geschichte mit der heutigen Bedeutung dieses Wortes nichts mehr gemein hat). Ich denke aber, dass jeder die Bedeutung des Wortes in meinem Kontext verstanden hat.


    Ersetze das Wort mit Anrecht, Privileg oder Freibrief.

  • Darf man fragen was du machst mcflym? Wie steht das in Kontakt zur heutigen Jugend?

    Natürlich darfst du fragen. Ich habe selber eine Ausbildung absolviert und neben der Arbeit 4 Jahre an der Hessischen Berufsakademie studiert und bin letztes Jahr fertig geworden. Meine Eindrücke sind natürlich subjektiv, aber die letzten Studentenjahrgänge wirkten auf mich eher naiv. Ich habe mit vielen Studenten gesprochen, auch mit sehr vielen Lehramtsstudenten (ein großer Teil der Studenten in Kassel sind Lehramtsstudenten) - und das ist eben mein Eindruck den ich aus diesen Gesprächen gewonnen habe.

  • Find ich gut, dass du dich von Zeit zu Zeit unter den Pöbel mischst! Der KOntakt zur Jugend ist eines der wichtigsten Dinge im Lehrerberuf ;)

  • Find ich gut, dass du dich von Zeit zu Zeit unter den Pöbel mischst! Der KOntakt zur Jugend ist eines der wichtigsten Dinge im Lehrerberuf ;)


    Etliche meiner Schüler sind Mitte oder Ende 20. :)


    Nele


  • ich frag mich immer woher diese zahlen kommen...
    ich mag ja keine ahnung haben, aber wenn ich an das ref meines mannes denke (beendet im sommer 2012)..da haben fast alle direkt eine feste stelle bekommen (sek1 nrw).


    In der SekI sieht es besser aus, die Zahlen stimmen auf jeden Fall für Sek II - leider hab ich keine Statistik für dich (außer den schon zitierten), aber das sind auch die Beobachtungen aus dem Umfeld/Gespräche mit Seminaren.
    Die "Wende" kam plötzlich: Anfang Oktober als die GEW den "Einstellungskorridor" für 300 Gym-Stellen feierte.

  • Was führt dazu, dass hier Leute gesperrt werden? Hier wurde jemand gesperrt ohne, dass es irgendwas auffälliges gab. Was sind Gründe dafür?

    • Offizieller Beitrag

    Mal ist es Werbung, mal Gepöbel, mal ganz banal die fehlende Schreibberechtigung.
    Nachzulesen hier: http://www.lehrerforen.de/index.php?page=Rules
    Dem stimmt man bei der Registrierung zu.

  • Ich lese hier schon einige Zeit still mit und will jetzt auch mal was loswerden. Ich habe in den 90er Jahren mit meinem Lehramtsstudium (D/G GY) angefangen unter dem Wissen der Einstellungssituation der 80er/90er Jahre. Damals wurde schlichtweg so gut wie niemand eingestellt. Referendare von damals mussten sich radikal umorientieren.


    Ich kenne einen, der nach seinem Ref 20 Jahre lang als Krankenpflegerin gearbeitet hat. Als es in den letzten Jahren dann wirklich mal kurzzeitig besser war mit Stellen, ist er dann doch wieder in den Schuldienst als Angestellter - mittlerweile mein Kollege. Eine Referendarin Anfang der 90er Jahre hat damals nach dem Ref eine Ausbildung als Bürokauffrau gemacht, das weiß ich noch. Ein weiterer Bekannter derselben Generation hat sich jahrelang als Werbetexter durchgeschlagen. Ein anderer heutiger Kollege war Ewigkeiten mangels Perspektive Hausmann, seine Frau hat die Familie ernährt. Mein Nachbar, auch ehemaliger Lehramtsanwärter ohne Aussicht auf Anstellung, hat damals eine Imbissbude an einem Campingplatz übernommen. Er machte dann Karriere im Gastrogewerbe und hat nie mehr eine Schule von innen gesehen... Eine weitere Kollegin von mir der Generation 50 plus hat sich lange Zeit als Reiseleiterin für einen Anbieter von Bildungsreisen in England/Irland über Wasser gehalten. Eine Freundin hat nach ihrem D/G-Studium erstmal Physiotherapeutin gelernt aufgrund der schlechten Stellenlage. Kollegin XY war sehr lange Jahre an der Hauptschule, wo sie ausschließlich evangelische Religion unterrichtet hat, bevor sie an das Gymnasium zurückgekehrt ist. Anspruch hatte man damals auch nur auf Sozialhilfe, das hat aber niemand beantragt, denn "aufs Sozialamt geht man nicht". Dann doch lieber Imbissbude am Campingplatz...


    Was ich mit der Aufführung der Beispiele sagen will, ich und wohl die meisten Studenten meiner Generation sind damals ohne Illusionen in das Lehramtsstudium gegangen. Ich wollte das studieren, weil mich die Fächer interessierten, aber war mir immer dessen bewusst, dass es mit dem Lehrerdasein keine einfache Sache wird. Ich hab damals genug Leute gekannt, bei denen es eben mit dem Lehrerdasein nie geklappt hat. So war dann auch mein Studium ausgerichtet. Kellnern gegangen bin ich nie. Stattdessen habe ich wie viele meiner Mitstudenten Praktika, Ferienarbeit und Semestertätigkeiten dafür genutzt, mich für PLAN B, den es aus den oben beschriebenen Erfahrungen immer gab, zu qualifizieren. Ich habe beispielweise lange für einen Verlag gearbeitet, hab ein Auslandspraktikum bei einer Softwarefirma gemacht, hatte einen Werkstudentenjob bei einem großen Konzern im Bereich Technische Dokumentation,... Noch vor dem Ref habe ich mich dann auch für die "Welt da draußen" beworben, denn die Aussichten galten gerade für meine Kombination immer noch alles anders als rosig. Ich bekam dann auch die Zusage für eine feste Stelle als Technische Redakteurin. Da die Mühlen damals aber langsam mahlten (2004), hatte ich damals bereits einige Monate mit dem Ref begonnen und beschlossen, dieses auch abzuschließen. Am lockersten haben zu meiner Studentenzeit ihre Zukunft die übrigens die Sportler gesehen - Tenor "Fitnesstrainer geht immer"! Wider Erwarten hat mein Einstieg in den Lehrerberuf dann aber ohne Probleme geklappt, ich bekam gleich eine Planstelle, muss mich manchmal heute noch keifen, dass es so glatt lief. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich zur Sicherheit auch in anderen Bundesländern und auch für andere Schularten beworben hatte.
    Nun bin ich also doch Lehrerin an einer Seminarschule und habe deswegen viel mit Referendaren zu tun. Bei den meisten sehe ich keinen Plan B, die haben sich auch im Studium nie mit Alternativen beschäftigt. Stattdessen bei vielen eine Art kindlicher Trotz und das Schieben der Schuld auf den bösen Staat, der ihnen jetzt doch keine Stelle anbietet, wo sie doch immer vom Lehrermangel gehört hatten. Eine Stimmung, die ich aus vielen Threads hier auch rauslese. Schon reichlich naiv, oder?

  • Bei manchen ist das naiv- Ja! Wissen Sie was ich in diesem Zusammenhang wirklich komisch finde, dass gerade am BK in den beruflichen Fächern Mangel herrscht. Mit Wiwi, Pflege, Errziehung oder auch technischer Informatik hätte man auch außerhalb der Schule noch gute Möglichkeiten, wenn es nicht klappt. Gerade diese Fächer sind aber (zumindest in NRW) gesucht. :sterne:

  • ...aber eventuell eine andere Ausbildung absolvieren, für die sie Abitur brauchen.


    Für welche Ausbildungsberufe ist das Abitur Voraussetzung?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Nachdem einige doch böse von der Realität überrascht wurden, möchte ich auf einen Link des baden-württembergischen KM vom Juni 2012 für die zukünftigen Einstellungschancen hinweisen.


    http://www.kultusportal-bw.de/…ellungschancen%202012.pdf


    Darin wird aufgeführt, dass in vielen Schularten und Fächern die derzeitigen Studienanfängerzahlen DEUTLICH über dem für BW in den Jahren 2018ff. erwarteten Lehrerbedarf liegen. Also sollte jeder Student, der jetzt am Beginn eines Lehramtsstudiums einer betroffenen Fachrichtung / Schulart steht, seine Studienwahl überdenken oder zumindest einen Plan B in der Tasche haben, aber nicht in 5 oder 6 Jahren wieder über den "bösen" Staat meckern.


  • Für welche Ausbildungsberufe ist das Abitur Voraussetzung?


    Und das bekommst du nicht alleine hin?


    Hier eine Liste der Berufe, für die du Abitur bzw. mindestens Fachabi brauchst.


    Klingt nicht viel, aber (und das ist ja nun auch nicht neu):


  • Stattdessen bei vielen eine Art kindlicher Trotz und das Schieben der Schuld auf den bösen Staat, der ihnen jetzt doch keine Stelle anbietet, wo sie doch immer vom Lehrermangel gehört hatten. Eine Stimmung, die ich aus vielen Threads hier auch rauslese. Schon reichlich naiv, oder?

    Ich finde nicht, dass das Anprangern von Missständen irgendetwas mit kindlichem Trotz zu tun hat. Ich finde es auch schade, dass die Diskussion immer wieder auf die pesönliche Ebene gelenkt wird, obwohl dass keinesfalls - so wie ich es verstanden habe - die Intention dieses Threads war. Es geht nicht um meine persönliche (gescheiterte?) Biographie, für den ich den Staat verantwortlich machen möchte. Aber wen es interessiert (ansonsten bitte nächsten Absatz weiterlesen): Ich bin durchaus zufrieden mit meinem Leben, ich bin glücklich verheiratet und genervt vom Referenradiat, ich habe das Studium einmal gewechselt (wofür niemand anderes als ich verantwortlich ist), habe während des Studiums viele Praktika (schulisch und außerschulisch) absolviert, viele davon im Ausland, habe 1,5 J. im Ausland gelebt, habe ein Prädikatsexamen abgelegt, habe ein paar Semesester an der Uni gearbeitet und bin jetzt im Referendariat. Ich habe also durchaus ein paar Schlenker in meiner Biographie, die ich aber auch nicht missen möchte. Ich schiebe also keiner beruflichen oder privaten Frust.


    Nein, es geht mir ganz allein darum, einen Zustand "öffentlich" zu machen, den ich kritisierenswert finde (was genau daran kritisierenswert ist, kann man ja weiter oben lesen). Das hat für mich rein gar nichts mit Rumjammern zu tun oder irgendwem für missglückte Lebensläufe die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen.
    Sicherlich hat es was mit meiner Einstellung zum Staat zu tun, der sich m. E. eben nicht nur raushalten sollte, sondern der durchaus auch regulierend eingreift, zB wenn es um die Regulierung der Lehramtsausbildung geht. Das tut der Staat aber sowieso schon und außerdem ist das im Grunde auch das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft. Also nichts Revolutionäres.

  • Was ich mit der Aufführung der Beispiele sagen will, ich und wohl die meisten Studenten meiner Generation sind damals ohne Illusionen in das Lehramtsstudium gegangen. Ich wollte das studieren, weil mich die Fächer interessierten, aber war mir immer dessen bewusst, dass es mit dem Lehrerdasein keine einfache Sache wird. Ich hab damals genug Leute gekannt, bei denen es eben mit dem Lehrerdasein nie geklappt hat. So war dann auch mein Studium ausgerichtet.


    Und genau das ist der Unterschied.


    Dir war es die ganze Zeit bewusst, es war bekannt.


    In NRW wurde den Studierenden und Reffis in den letzten Jahren nur erzählt "Wir brauchen Lehrer", u.a. hier http://waz.m.derwesten.de/dw/n…27356.html?service=mobile
    Und dann von einem Tag auf den anderen gab es auf einmal keine Stellen mehr - es war kurz vor der Examensphase und die Seminare/ZfsLs befanden sich im Schockzustand. Selbst die waren von dieser Nachricht total überrumpelt.
    Es war einfach nicht abzusehen für diejenigen, die sich auf aktuelle Aussagen verlassenhaben.

  • In NRW wurde den Studierenden und Reffis in den letzten Jahren nur erzählt "Wir brauchen Lehrer", u.a. hier http://waz.m.derwesten.de/dw/n…27356.html?service=mobile
    Und dann von einem Tag auf den anderen gab es auf einmal keine Stellen mehr - es war kurz vor der Examensphase und die Seminare/ZfsLs befanden sich im Schockzustand. Selbst die waren von dieser Nachricht total überrumpelt.


    Nunja, dass man Versprechungen von politischer Seite nicht weiter trauen darf, als man die Redner werfen kann, sollte einem als erwachsenem Menschen und mündigem Bürger schon klar sein. Es gibt leider viele Unwägbarkeiten in der Lebensplanung, und dass die Einstellungen zum Lehrer einem Schweinezyklus unterliegen, weiß man auch seit Jahrzehnten. Die ganze Entwicklung ist sehr unschön und für die Betroffenen unglücklich und tragisch. Aber den Staat kann man dafür nur begrenzt in Verantwortung nehmen.


    Nele

  • Außerdem: genau um die "Schuld-Frage" dreht es sich in diesem Thread

    Nein, es geht mir ganz allein darum, einen Zustand "öffentlich" zu machen, den ich kritisierenswert finde (was genau daran kritisierenswert ist, kann man ja weiter oben lesen). Das hat für mich rein gar nichts mit Rumjammern zu tun oder irgendwem für missglückte Lebensläufe die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen.

    Achso.


    Prost!


    Pausenclown

  • Und es gibt kein Gesetz in dem steht, dass Lehrer verbeamtet werden müssen.

    Ich weiß ja nicht, wie das in deinem Bundesland(?) aussieht. Aber hier in NRW haben wir ein Schulgesetz, in dem das steht.


    §57, Absatz (5):

    Zitat

    (5) Lehrerinnen und Lehrer an den öffentlichen Schulen des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände stehen im Dienst des Landes; § 124 bleibt unberührt. Sie sind in der Regel Beamtinnen und Beamte, wenn sie die für ihre Laufbahn erforderliche Befähigung besitzen und die sonstigen beamtenrechtlichen Voraussetzungen erfüllen. [...]

    Und nur Mal als Beispiel die Regelung aus dem Nachbarland Hessen, dortiges Schulgesetz, #86, Absatz (1):

    Zitat

    Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen sind in der Regel Bedienstete des Landes. Sie sind in der Regel in das Beamtenverhältnis zu berufen.

    Prost!


    Pausenclown

  • Wie ich dieses Rauspicken einzelner Sätze aus ganzen Beiträgen liebe... Es vermittelt mir ehrlich gesagt den Eindruck, es gehe hier mehr um eine rhetorische Schlammschlacht als um die Sache selbst.


    Man lese einfach etwas genauer:

    Zitat

    für missglückte Lebensläufe die Schuld

    Wenn ich einen Missstand anprangere, dann geht es natürlich um Schuld, genauer gesagt geht es um Verantwortung - und zwar um die Verantwortung (oder meinetwegen auch Schuld), die der Staat oder die betreffende Landesregierung für die Arbeitslosigkeit von Lehrkräften trägt.

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