Vorbild Skandinavien

  • So geht Arbeitskampf:


    http://www.cash.ch/news/alle/r…ivvertrag_aus-3045382-448



    Ich weiß, ist alles nicht vergleichbar mit unserem System, aber schon interessant, wie unsere nördlichen Nachbarn streiken, bzw. ausgesperrt werden. Ich habe noch in keinem Artikel etwas über ein schlechtes Gewissen bei der Lehrerschaft gelesen, obwohl sogar schon Prüfungen abgesagt werden mussten.


    Bin wirklich gespannt auf den Ausgang.


    Die Angestellte

  • Ich würde gerne mal wissen, wer auf den Gedanken gekommen ist, mit Streiks ließen sich profitunabhängige Entscheidungsträger wie (Bildungs-)Politiker unter Druck setzen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Weil Politiker nur so lange an der Macht sind, so lange sie (wieder)gewählt werden. Und gewählt werden sie, wenn sie dafür sorgen, dass ihre Wähler zufrieden sind. Und welcher Wähler ist zufrieden, wenn ihre Kinder nicht zur Schule gehen können und evt. sogar Abschlussprüfungen nicht ablegen können?

    • Offizieller Beitrag

    tja, in Frankreich sind die Zentralabiturklausuren in November/Dezember schon unter Verschluss (und dort ist das Abitur wirklich zentral, mit Fremdkorrektur und so...). Als im Winter 95 der Generalstreik auch die Schulen erreichte und die Schüler in einigen Fächern 5-6 Wochen keinen Unterricht erhielten, wurde es doch sehr aktiv, da oben...


    Meine Lehrer hatten übrigens auch einschlechtes Gewissen (zum Teil hat der Abijahrgang Seitenangaben und Kopien bekomnen), haben uns aber erklärt, dass sie für ihre Rechte streiken.
    Wir Schüler sind übrigens größtenteils trotzdem in der Schule gewesen und haben die Lehrer unterstützt (die auch in der Schule waren, wenn sie nicht auf Demos waren)

    es geht also. aber nur in anderen Kultur'kreisen'


    chili

  • Ah ja. Jetzt musst du nur noch erklären, wie die Verärgerung der Eltern über Unterrichtsausfall dazu führt soll, dass sie sich bei der Politik für uns verwenden, anstatt gegen uns. Auf die Erklärung bin ich sehr gespannt.


    Richtig, Politiker setzt man an der Wahlurne unter Druck. Das geht aber anders als mitten in der Legislaturperiode einen Streik anzufangen. Wie lange haben die Erzieherinnen gestreikt, bis sich was bewegt hat ? 10 Wochen ? Bei dem Organisationsgrad wäre ein Streik in der freien Wirtschaft nach einem Zehntel der Zeit erfolgreich gewesen. Soviel zur "Effizienz" einer Arbeitsniederlegung im Bildungssektor. Aber soweit analysiert die GEW natürlich nicht. Die bildet sich im Gegenteil noch was drauf ein, dass die Streikkassen damals so prall gefüllt waren, um 10 Wochen Streik durchzustehen. Was für eine Verschwendung.

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  • Ah ja. Jetzt musst du nur noch erklären, wie die Verärgerung der Eltern über Unterrichtsausfall dazu führt soll, dass sie sich bei der Politik für uns verwenden, anstatt gegen uns. Auf die Erklärung bin ich sehr gespannt.

    Durch eine gute und wirksame Öffentlichkeitsarbeit.

    Wie lange haben die Erzieherinnen gestreikt, bis sich was bewegt hat ? 10 Wochen ?

    Aber sie haben was erreicht! Natürlich ist das kein Automatismus, dass sofort etwas passiert, sobald gestreikt wird. Und natürlich besteht die Gefahr, dass die Streikenden selbst zum Sündenbock gemacht werden. Das passiert ja bei Steiks in der freien Wirtschaft auch. Aber es deswegen gar nicht erst versuchen?

    • Offizieller Beitrag

    Ah ja. Jetzt musst du nur noch erklären, wie die Verärgerung der Eltern über Unterrichtsausfall dazu führt soll, dass sie sich bei der Politik für uns verwenden, anstatt gegen uns. Auf die Erklärung bin ich sehr gespannt.
    .


    ich hab oben geschrieben "anderer Kulturkreis".


    Klar waren meine Eltern genervt. Aber 1) hat mein Vater selbst gestreikt (nicht als Lehrer, aber es war ja ein Generalstreik), 2) sie wissen, dass die Leute es doch nicht aus Spass machen. 6 Wochen Streik sind ca. 10 Wochen Lohn weniger. Feder das mal ab, 1 Monat vor Weihnachten. Menschen streiken nicht, weil sie gerne an die frische Luft gehen. Sie streiken, weil sie für ihre Rechte kämpfen.
    und in Frankreich rotieren die Bildungsminister schneller als alle anderen Minister :D Soviel zum Druck vom Volk (da widerum finde ich es oft zu übertrieben, die Politiker können zum Teil nicht arbeiten, weil sie dann ausgetauscht werden).


    Aber: nur weil wir im öffentlichen Dienst keine messbare Wirtschaftskraft haben, müssen wir uns alles gefallen lassen?


    Chili

  • Wie lange haben die Erzieherinnen gestreikt, bis sich was bewegt hat ? 10 Wochen ? Bei dem Organisationsgrad wäre ein Streik in der freien Wirtschaft nach einem Zehntel der Zeit erfolgreich gewesen. Soviel zur "Effizienz" einer Arbeitsniederlegung im Bildungssektor.


    Vielleicht sollte man sich mal überlegen ob es nicht auch daran liegen könnte, dass sich einfach zu wenig Erzieherinnen beteiligt haben. Das wäre dann natürlich auch den Erzieherinnen zuzuschreiben.

  • Ich streite nicht ab, das die Erzieherinnen vor zwei Jahren nichts erreicht haben. Klar waren sie effektiv. Letzten Endes. Nach fast einem Quartal. Das ist ein bisschen was anderes als 1 Tag Warnstreik in Mainz. Ich weiß nicht, wie man das übersehen kann.


    chilipaprika:
    Aber: Nur weil wir streiken können, heißt das, daß wir streiken müssen?


    Das ist das erste und oftmals einzigste, was Gewerkschaften einfällt. So ein typischer Schnellschuß aus der Arbeiterbewegungsecke. Aber ob das zielorientiert ist, darüber machen sich die wenigsten Gedanken. Dabei bräuchte die GEW nur mal beim DGB vorbei zu schauen und sich mal an die langen Gesichter in der SPD zu erinnern, die sie damals gemacht haben, als Sommer der ehemaligen "Bruderpartei" die Gefolgschaft verweigert und aufgrund der Schröderschen Sozialgesetzgebung eben keine Wahlempfehlung für die SPD an seine Mitglieder ausgegeben hat. An der Wahlurne angreifen, da reagieren Politiker empfindlich.


    Seitdem haben wir eine schwarze Bundeskanzlerin.


    Ich möchte Deutschland auch nicht mit anderen Staaten vergleichen. Ich finde, es lenkt nur ab. Frankreich hat eine ganz andere Demonstrations-Tradition. In der Politikwissenschaft wird Frankreich aufgrund dessen sogar als "unregierbarer Staat" bezeichnet. Aber das hängt auch mit dem zentralistischen politischen System dort zusammen. Bei uns gilt gerade in der Bildungspolitik viel mehr "Teile und Herrsche". Auf unserer Seite des Verhandlungstisches. Auf der anderen Seite sitzt aber kein Arbeitgeberverband mit zig Unternehmen, die untereinander auch noch in Konkurrenz stehen und in die man als Verhandlungsführer der Gewerkschaft einen Keil treiben könnte. Da sitzt nur das Bildungsministerium, ein staatl. Monopolist, die Lehrerstellen im Lande betreffend.

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  • Vielleicht sollte man sich mal überlegen ob es nicht auch daran liegen könnte, dass sich einfach zu wenig Erzieherinnen beteiligt haben. Das wäre dann natürlich auch den Erzieherinnen zuzuschreiben.


    Janee, is klar. Vergleich mal die Zahlen von damals und überleg mal, wie du das toppen würdest: GEW Presse, Mai 2009 Ich sagte schon, der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Erzieher ist um einiges höher als bei den Lehrern. Die können viel effizienter streiken als wir.

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    • Offizieller Beitrag

    Wie sollte ein solcher Streik denn in Deutschland aussehen? Die Länder würden alles daran setzen, per Eilverfügung gerichtlich ein Streikverbot für die jeweiligen Prüfungszeiträume zu erwirken. Es würde mich nicht wundern, wenn die Gerichte dem sogar stattgeben würden.


    Für viele unserer Zunft gilt aber eher, dass man lautstark klagt und jammert, aber sich letztlich doch so sehr wie eine Made im Speck fühlt, dass man im Zweifelsfall nicht streiken geht und das "andere Fußvolk" für seine Rechte auf die Straße gehen lässt. Lehrer mögen gebildet sein, viele sogar politisch gebildet - doch wenn es darauf ankommt, sind zu viele von uns zu unpolitisch und zu bequem.


    Gruß
    Bolzbold

  • Am Montag dürfen Lehrer und Schüler der 1. bis 10. Klassen nach 4 Wochen Aussperrung wieder zur Schule. Die Regierung hat kurzerhand die Forderungen der kommunalen Arbeitgeber durchgesetzt. Im Wesentlichen geht es um eine ausgebaute Präsenzpflicht, höhere Stundenkontingente durch Abbau von bisher großzügig gewährter Vorbereitungszeit, mehr Einfluss auf die Stundenzuteilung durch die Schulleiter sowie Abbau von Altersermäßigungen. Insider sprechen davon, dass das von vornherein der Plan war, und dass die Lehrer nur das erste Glied in der Kette des ÖD in Dänemark waren, auf die jetzt erhebliche Verschlechterungen zukommen.


    Die Lehrer in Dänemark sind entsetzt, aber wer will schon streiken nach 4 Wochen Aussperrung :tot:

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