Quereinstieg - Didaktik nachholen?

  • Hallo :)


    Ich habe ein wenig im Forum "Referendariat" gelesen und gesehen, dass ja anscheinend schon einige durch die Staatsprüfung durchfallen, vor allem Lehrproben mit 5 abschließen. Nun möchte ich eigentlich sehr, sehr gern nach meinem Masterabschluss Informatik für Informatik im Hauptfach und Mathe als Zweitfach den Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst an Gymnasien wagen (Niedersachsen). Mir fehlt ja aber Didaktik (nicht formal, aber für die Praxis), wobei ich mir gern zwischen Mai (voraussichtlich Ende meines Studiums) und September (voraussichtlicher Beginn des Vorbereitungsdienstes) einiges anlesen wollen würde, sofern ich genommen werde. Aber muss ich dann damit rechnen, dass ich es im Referendariat dann noch deutlich schwerer haben werde als meine Mitstreiter aus den Lehramtstudiengängen? Ist Durchfallen bei Quereinsteigern vielleicht sogar gängig? Oder gerade nicht, weil der Quereinstieg ja nur für Fächer besonderen Bedarfs möglich ist? Wie und womit könnte ich mich denn wappnen, um wenigstens nicht GANZ unwissend im Bereich Didaktik anzufangen?


    Liebe Grüße & Danke im Voraus! :)

  • Ich kann dir über den Quereinstieg in NDS nichts sagen, aber ich bin mir sicher, dass die Leute, die in das 2. Staatsexamen fallen, nicht deshalb durchfallen, weil sie in Bildungswissenschaften (Erziehungswissenschaften) nicht richtig aufgepasst haben. Das Unterrichten lernt man nur, indem man vor einer Klasse steht. Das Lesen und Sprechen darüber ist hilfreich, kann aber nicht ersetzen, was man in der Praxis am eigenen Leib erfährt.


    Du wirst im Quereinstieg das entsprechende Wissen nachholen, ich bin mir sicher, dass das nicht das Problem ist. Viel wichtiger ist es, gleich am Anfang gut zuzuhören, was die Ausbilder einem so sagen und offen zu sein, ohne sich persönlich getroffen zu fühlen. Bei manchen zeichnet es sich schon am Anfang ab, dass es schwierig wird, und die sind oft besonders stur und steuern recht zügig auf den Misserfolg zu.


    Aber ohne Not solltest du überhaupt nicht in diese Richtung denken, sondern anstreben, was du für richtig hältst.


    Bist du sicher, dass du ans Gymnasium willst? Eine berufliche Schule wäre auch eine Möglichkeit.


    Ich habe Gert Lohmann "Mit Schülern klarkommen", Grell&Grell "Unterrichtsrezepte" und natürlich einige Bücher von Hilbert Meyer ("Was ist guter Unterricht?") gelesen. An deiner Stelle würde ich in die Stadtbücherei gehen und gucken, was sie da sonst noch haben, und ein bisschen querlesen. Und hier im Forum findest du sicher auch Anregungen.


    Viel Erfolg!

  • von hilbert meyer gibt es auch eins über didaktische modelle.....kann ich aber nicht soviel zum inhalt sagen, liegt bei einer freundin. ;)


    bist du nicht noch eingeschrieben und hast die möglichkeit, mal nach didaktischen seminaren/vorlesungen zu schauen und dich da einfach mit reinzusetzen?

  • Hallo :)

    bist du nicht noch eingeschrieben und hast die möglichkeit, mal nach didaktischen seminaren/vorlesungen zu schauen und dich da einfach mit reinzusetzen?

    Ich bin noch eingeschrieben, aber an einer Uni, die leider keine Didaktik-Veranstaltungen anbietet. Sie bildet nicht für Lehramt aus.

    Bist du sicher, dass du ans Gymnasium willst? Eine berufliche Schule wäre auch eine Möglichkeit.


    Ich habe Gert Lohmann "Mit Schülern klarkommen", Grell&Grell "Unterrichtsrezepte" und natürlich einige Bücher von Hilbert Meyer ("Was ist guter Unterricht?") gelesen. An deiner Stelle würde ich in die Stadtbücherei gehen und gucken, was sie da sonst noch haben, und ein bisschen querlesen. Und hier im Forum findest du sicher auch Anregungen.

    Für eine berufliche Schule müsste ich noch Berufserfahrung sammeln, bevor ich dort quereinsteigen kann. Ich glaube jedenfalls, das für Niedersachsen so gelesen zu haben. Lehren am Gymnasium heißt außerdem in meiner Vorstellung, dass ich die Möglichkeit habe, jüngere SuS und fast erwachsene SuS zu unterrichten. Berufs-SuS sind ja i. d. R. alle (fast) erwachsen. Da ich den Lehrerberuf gern den Rest meines Lebens machen möchte, wäre mir diese Abwechslung und Herausforderung auch wichtig.


    Für die Literaturtipps vielen Dank! Von Meyer habe ich schon Bücher bei Amazon im Blick, zum Thema "Unterrichtsvorbereitung" und "Unterrichtsmethoden" (wurden mir ebenfalls von einer jungen Lehrerin empfohlen). Ich werde mir deine Tipps mal zu Herzen nehmen und schauen, ob ich davon auch etwas bestelle oder ob ich mir etwas aus der Stadtbibliothek hole.


    Offen gegenüber den Hinweisen der Ausbilder zu sein, wird für mich so oder so das A und O sein, eben weil meine Didaktik-Kenntnisse so rar gesät sind. Ich glaube und hoffe also, dass ich damit meine Befürchtungen über Bord werfen kann :) Der Hinweis lässt mich aufatmen!


    Danke euch!

  • Ich vermute die Berufserfahrung bezieht sich auf fachpraktische Fächer und nicht unbedingt allgemeinbildende Fächer (insbesondere bei akutem Bedarf sind die sicher auch flexibel).


    Berufsschulen kann man nicht einfach über einen Kamm scheren. Es gibt solche die eine bunte Mischung aus kaufmännischen und handwerklichen Ausbildungsgängen anbieten, mit oder ohne Abitur und solche mit spezialisiertem Profil (z.B. in Berlin sind die Schulen oft groß und dabei sehr, sehr spezialisiert). Generell gilt je begehrter eine Ausbildung ist, desto leistungsstarker ist das Schülerprofil. Bankkaufleute, Fachinformatiker etc. haben mehrheitlich bereits (Fach-)Abitur; Maurer und Friseure oft gerade mal einen Hauptschulabschluß.


    Falls du eine Schule findest die auch informationstechnische Berufe ausbildet und eine gymnasiale Oberstufe integriert, dürfte die Abwechslung dort sicher nicht gering sein. Die Informatiker bekommen dann Informatikkurse, die weit über das Abiturniveau hinaus gehen; und Mathe kannst du auf verschiedenem Niveau in der Oberstufe und berufsvorbereitendem Jahr unterrichten. Sofern du nicht unbedingt Wert auf die Arbeit mit knuffigen Kiddies legst oder das Gefühl, die Schüler über 6-8 Jahre zu begleiten, kann eine Berufsschule eine gute Alternative sein. Dafür musst du dich aber über das Profil der Berufsschule genau informieren.

  • In einem Merkblatt zum direkten Quereinstieg in den Schuldienst an Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen fand ich Folgendes:
    [Nachtrag: Zum Vorbereitungsdienst für berufsbildende Schulen habe ich auf die Schnelle gar nicht gesehen. Aber habe nur grob geguckt.]


    "Nach § 8 NLVO-Bildung erwerben Bewerberinnen und Bewerber, die ein anderes
    Hochschulstudium als ein Lehramtsstudium mit einem Mastergrad oder einem
    gleichwertigen Abschluss abgeschlossen haben, die Befähigung für das Lehramt an
    berufsbildenden Schulen, sofern der Abschluss einer beruflichen Fachrichtung und
    einem Unterrichtsfach im Sinne der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zugeordnet
    werden kann und danach eine der Vorbildung entsprechende praktische hauptberufliche
    Tätigkeit von vier Jahren ausgeübt wurde."


    Danach wird ergänzt:


    "Daneben können in Mangelunterrichtsfächern nachrangig auch Bewerberinnen und
    Bewerber eingestellt werden, deren Abschluss zwei Unterrichtsfächern im Sinne der
    Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zugeordnet werden kann. Sie erwerben, wenn die
    übrigen vorstehend genannten Voraussetzungen des § 8 NLVO-Bildung vorliegen,
    ungeachtet ihres Einsatzes an einer berufsbildenden Schule die Befähigung für das Lehramt
    an Gymnasien."


    Das heißt für mich: Ich brauche da 4 Jahre Berufspraxis (habe bisher aber 0 Jahre). Schon allein deswegen kommt das für mich nicht infrage bzw. daher ziehe ich erst recht das Gymnasium momentan ganz klar vor. //Ich habe den zweiten Teil mal mitkopiert, weil ich nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden habe.

  • ich musste jetzt ne weile überlegen und suchen, aber es gibt da ein buch "einführung in schulpraktische studien" (bei a... schon für 1,50 gebraucht ;) )...das hatte ich damals im 1. semester in einer grundlagenveranstaltung. es ist gut lesbar geschrieben und gibt keinen extrem detaillierten, dafür ziemlich umfassenden einblick über alles mögliche, was so mit schule zu tun hat. als einstieg und um zu sortieren, wo man weiterlesen möchte, vielleicht nicht so verkehrt. :)

  • Hoi!


    Also ich fand während meiner Lehramtsausbildung die Fachdidaktik-Seminare wirklich extrem nützlich. Ich habe auch auf Diplom studiert, dann noch Doktorarbeit etc. gemacht und nach 12 Jahren Uni hatte ich doch ziemlich vergessen, wie doof ich als Schüler selber mal war ;) Ich habe kein einziges Buch über Didaktik gelesen, das war mir alles zu theoretisch und zu wenig konkret auf die Probleme in meinem Fach ausgelegt. Meine 3 Fachdidaktiker waren bzw. sind aber alle selbst Lehrer am Gymnasium und konnten uns einfach ganz klar sagen, wie man bestimmten Themen am besten anpackt etc.


    Klar musst Du Dich letztendlich einfach vor die Klasse stellen und machen. Aber die Gespräche in den Seminaren haben mir extrem weitergeholfen und ich würde heute ganz sicher schlechteren Unterricht geben, hätten wir diese Gespräche nicht geführt. Ich finde, der Nutzen der theoretischen Ausbildung wird gerne ziemlich klein geredet und ich finde ganz klar, dass Motivation und ein gewisses Talent allein nicht ausreicht, um einfach mal mit dem Unterrichten anzufangen.


    Was die allgemeinen Erziehungswissenschaften betrifft ... da habe ich leider nicht allzu viel mitgenommen. Aber Fachdidaktik war wie gesagt äusserst nützlich.


    Kennst Du eventuell jemanden, der Deine Fächer unterrichtet und bei dem Du hospitieren könntest? Das würde ich an Deiner Stelle probieren, bzw. ich habe es auch so gemacht, bevor ich mit der Lehramtsausbildung angefangen habe. Das bringt 100 x mehr, als Bücher zu lesen. Du musst mit erfahrenen Leuten reden und denen 1000 Fragen über den Beruf stellen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken ()

  • Hallo ihr Lieben, etwas mehr als zwei Jahre sind seit diesem Posting vergangen und ich wollte euch für eure Hilfe vor und während meines Referendariats sehr danken. Ich habe es im Februar beendet und heute eine Stellenzusage für Hamburg bekommen! Allen, die auch überlegen, den Quereinstieg zu wagen:


    Mit Informatik und Mathe werdet ihr jedenfalls in Hamburg zur Zeit kaum Probleme haben, eine Stelle zu finden! :)

    • Offizieller Beitrag

    das ist ja mal ne tolle Nachricht! Gratuliere zur Stelle und wünsche dir viel Erfolg und ein angenehmes Arbeiten!

  • das ist ja schön!
    Kannst Du mir vielleicht einen Tipp geben, welche Bücher Dir am ehesten für die Vorbereitung geholfen haben?
    Ein Freund von mir macht genau das gleiche wie Du vor 2 Jahren...

  • Hallo sussebass,


    ich habe Hilbert Meyers "Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung" teilweise gelesen und zum Teil für gut befunden. Ich denke, ich wäre auch ohne diese Literatur klar gekommen. Für die Mathematik habe ich aber durchaus eine Literaturempfehlungen. Ich hab keins der Bücher durchgelesen, aber immer mal wieder zur Hand genommen und die ersten Kapitel gelesen:


    "Algebra in der Sekundarstufe" von Vollrath, Weigand: Das war für mich so ein Didaktik-Einstieg am beispiel der Algebra. Wie baut sich der Funktionsbegriff eigentlich auf? Welche Schritte sollten Schüler vollziehen, um Funktionen begreifen zu können? Welche Fehlvorstellungen können auftauchen? Was sind wichtige Grundlagen, die in Vorjahren gelegt wurden, auf die man nun aufbaut?


    "Unterrichtsentwürfe Mathematik Sekundarstufe I" von Heckmann und Padberg: Die waren Gold wert für die Anfertigung von Unterrichtsentwürfen. Da stehen auch immer wieder gute Erklärungen drin, wie man Unterrichtsstunden phasieren (also in Phasen einteilen) kann, man sieht an Beispielen, wie ein Einstieg oder eine Vertiefung aussehen kann, wie man Lerngruppenbeschreibungen anfertigt, Schülerverhalten antizipiert usw.


    Auf die beiden Bücher bin ich viel zu spät aufmerksam geworden :)

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