NRW - OBAS - 2 Jahre umsonst gewartet, was tun?

  • Hallo zusammen,


    vor ca. zwei Jahren hatte ich mein Diplom in Wirtschaftswissenschaft erfolgreich absolviert und wollte über die OBAS-"Schiene" in den Lehrerberuf einsteigen. Meine Fächerkombination sind hierbei "Allgemeine Wirtschaftslehre" und dank meines Schwerpunktes das vermeintliche Mangelfach: "Wirtschaftsinformatik / Informatik", was ich extra zu Studienzeiten gegen meine eigentlichen Interessen gewählt hatte, um mich später bestmöglich für einen Seiteneinstieg zu positionieren.


    Wie hier alle sicherlich wissen, muss man für eine OBAS-Laufbahn neben dem Studium und den zwei verwertbaren Fächern auch zwei Jahre Berufserfahrung aufweisen, die ich natürlich nach dem Studium (2011) nicht hatte und was mir damals einen Seiteneinstieg verwehrte. Heute (2014) sieht das natürlich anders aus: die Berufserfahrung ist da, nur leider hilft diese mir jetzt gerade gar nicht weiter, da es aktuell keine offenen Stellen mehr für Seiteneinsteiger mit meiner Fächerkombination gibt.


    Wie es nun ausschaut, war all mein Taktieren und die Zeitüberbrückung für die Katz und ich stehe nun mit mehr oder weniger leeren Händen dar.


    Meine Frage ist nun: Was kann ich nun machen, um doch noch in den Lehrerberuf einzusteigen? Soll/muss ich jetzt mit 33 wirklich noch mal zur Uni gehen und einen Master of Education machen oder gibt es irgendwie einen kürzeren Weg zum Erfolg? Wenn nein, muss man mit einem Diplom wirklich noch mal einen kompletten Master machen oder lassen sich dort wenigstens Scheine und Diplomarbeit anrechnen? Meine Motivation jetzt noch mal was zu studieren, geht ehrlich gesagt gegen Null - von der finanziellen Unmöglichkeit gar nicht erst zu sprechen.

  • Ist ein Umzug für dich eine Option? Falls du überzeugend machen kannst, dass du tatsächlich fit in Informatik bist kannst du dich in Berlin direkt an Schulen richten. Neben dem Lehrercasting dürfen Schulen direkt Lehrer einstellen - bei Bedarf auch Nicht-Lehrämter. Da Informatik nicht dein Hauptfach ist kannst du nicht ins Casting; sofern du aber eine Schule überzeugen kannst dich direkt anzustellen, kann sie mit Bedarfsdeckung argumentieren und dich für das berufsbegleitende Referendariat anmelden (da kann die Schule relativ frei agieren, auch falls eines der Fächer kein Mangelfach ist).

  • mal eine ganz doofe frage.. wenn du während des studiums schon wusstest, dass du lehrer werden wolltest warum hast du es nicht direkt studiert?

  • Nettmensch: Umzug wäre möglich, einzige Voraussetzung bei mir ist, dass ich nicht irgendwo auf einem Dorf fernab einer Großstadt unterrichten muss. Die Berliner Option hört sich aber leider nicht gerade erfolgsversprechend an. Ansonsten wäre Berlin natürlich eine Alternative.


    @Coco77: Das ist eine berechtigte Frage. Mein Entschluss Lehrer zu werden kam mehr oder weniger in den letzten drei Semestern auf. Wirtschaftspädagogik wurde zu dem Zeitpunkt nicht mehr an meiner Uni angeboten und ich hätte deshalb auf eine andere Uni wechseln müssen. Insgesamt hätte dies meine Studienzeit mindestens um zwei Semester (wahrscheinlich sogar vier) verlängert und darauf hatte ich keine Lust. Ein wesentlich anderer Grund war aber, dass es bis zum September 2011 in NRW die Möglichkeit gab, sich ein Diplom einer Wirtschaftswissenschaft als vollwertiges 1.Staatsexamen akkreditieren zu lassen, wenn das Zweitfach ein Mangelfach ist (was bei mir mit Informatik als Schwerpunkt der Fall war). Die einzige Bedingung dieser Anerkennung war, dass man bis zum Ablegen des zweiten Staatsexamens den Pädagogik-Teil an einer Uni nachholt (hierzu gab es spezielle Kurse an der Uni Essen-Duisburg). Auf genau diese Option habe ich gesetzt, da war OBAS noch gar kein Thema für mich und ein herkömmliches Lehramtsstudium nicht notwendig. Aber...


    Leider gab es aber bei meiner Anerkennung ein bürokratisches Problem! Mit meinem Diplom war ich zwar bereits im Juni 2011 fertig (alle Prüfungen bestanden, Diplomarbeit fertig), meine Diplom-Urkunde selber konnte/wollte man mir aber erst nach Tagung der Prüfungskommission im November ausstellen. Zwar hatte ich von meiner Uni ein vorläufiges Diplom unter Vorbehalt der Tagung der Prüfungskommission erhalten, dies wurde aber weder von meinem Regierungsbezirk anerkannt, noch von der Landesbildungsstelle (oder wie sich diese schimpft). Leider lief dann die Anerkennung als 1.Staatsexamen unter o.g. Voraussetzungen im September 2011 aus und ich konnte nicht mehr auf diesen Erlass zurückgreifen und mir blieb nur der Weg über OBAS oder PE (was nicht geklappt hat, nie eine Einladung auf eine Bewerbung erhalten).


    Für mich stellte sich nach dieser Enttäuschung/Schock dann die Frage, ob ich direkt im Anschluss meines Studiums ein Lehramtsstudium als Aufbaustudium in Angriff nehme oder eben zwei Jahre Berufserfahrung sammel und es dann über OBAS versuche. Letztere Alternative erschien mir insgesamt besser, da Berufspraxis nie schaden kann, ich keine Lust mehr auf die Uni hatte, und mir Informatik als Schwerpunkt als ein auf allzeitbestehendes Mangelfach als sichere Garantie für eine Beschäftigung erschien. Doch damit habe ich mich wohl erneut verspekuliert, wie ich heute feststellen muss, wobei ich mich schon frage, woher die Schulen ihren Bedarf an Informatik-Lehrern decken. Oder ist Informatik mittlerweile wirklich ein Lehramtsstudium-Fach geworden?!

  • Die Wartezeit hättest Du auch als Vertretungslehrer oder auch als angestellter Lehrer an einem BK bekommen. Ich kenne einige, die einfach 2 Jahre unterrichtet haben und anschließend die OBAS begonnen haben. Ok, nützt Dir jetzt nichts.
    Bist Du derzeit arbeitslos? Oder was hindert Dich daran, einfach noch auf Stellen zu warten? Das kann sich von einem auf den anderen Tag ändern. Wir haben auch mit einem Schlag 5 Leute einstellen dürfen. Manchmal hat man an Shculen solche Begebenheiten. Ich kenne auch Leute, die 1-2 Jahre auf Stellen gewartet haben und dann irgendwann eine bekommen haben. Dass genau zu dem Zeitpunkt, zu dem Du die Voraussetzungen erfüllst, eine Stelle mit der Kombi frei ist, ist ja auch ein bißchen arg hoffnungsvoll! Sei geduldig und halte Ausschau! Oder schau nach Vertretungsstellen, damit empfiehlt man sich immer ganz gut!

  • Ich kenne einige, die einfach 2 Jahre unterrichtet haben und anschließend die OBAS begonnen haben.


    so einfach ist das aber nicht, wie das hier bei einigen klingt.
    Als ich vor fast 3 Jahren begann, nach Lehrerstellen zu suchen, habe ich auf die OBAS-Stellen nur Absagen bekommen, da ich keine Berfuserfahrung als Lehrer hatte.
    (Ich hatte aber die 2 Jahre Arbeit nach dem Studium schon voll. Nur eben nicht als Lehrer.)
    Nun bin ich in meinem dritten Jahr und an meiner dritten Schule als Vertretungslehrer (über VERENA) und OBAS scheint dennoch immer weiter in die Ferne zu rücken.
    Ich habe nun sehr viel Erfahrung, als Klassenlehrer usw., aber es werden kaum Stellen ausgeschrieben.


    Da ich es mir im Moment nicht leisten kann, noch mal zu studieren, bewerbe ich mich auch wieder in der freien Wirtschaft.
    Zwar habe ich immer wieder eine Vertretungsstelle gefunden, allerdings ist es eben auch nur das. Zeitlich begrenzt und kaum bis gar keine
    Hoffnung auf mehr. Man lernt zwar viel und man bekommt ein gutes Zeugnis, wenn man gehen muss, aber leider war es das auch schon.
    Viele Stellen werden zwar ausgeschrieben, sind aber quasi schon einem bestimmten Bewerber versprochen.
    Man kann hoffen, dass man eines Tages selbst so jemand ist und dass sich die Vertretungsstellen gelohnt haben.
    Aber wie lange man darauf warten möchte, muss man selbst entscheiden.
    Ich weiß auf jeden Fall, dass ich nicht mein ganzes Leben lang nur Vertretungsstellen machen möchte. Dafür ist das Leben zu unsicher.
    Und mit Verträgen, die teileweise nur monatlich verlängert werden, hat man mehr Ärger als Nutzen.


    Früher hörte ich immer: "zu wenig Berufserfahrung". Heute hör ich: "es ist kein Geld da".
    Im Moment sind für NRW 6 Stellen ausgeschrieben, die offen für Seiteneinsteiger sind. Das ist verdammt wenig geworden in den letzten Monaten. :(

  • Zitat

    Als ich vor fast 3 Jahren begann, nach Lehrerstellen zu suchen, habe ich auf die OBAS-Stellen nur Absagen bekommen, da ich keine Berfuserfahrung als Lehrer hatte.
    (Ich hatte aber die 2 Jahre Arbeit nach dem Studium schon voll. Nur eben nicht als Lehrer.)


    Sorry, aber das ist eine absolute Fehlinformation! Die Berufserfahrung benötigt man natürlich NICHT als Lehrer! Man KANN sie aus diesem Tätigkeitsfeld anführen (das ist schon absurd genug!), aber man MUSS es nicht. Schließlich will man es ja werden, wie soll man da Berufserfahrung vorweisen können??


    Die Stellen, von denen ich rede, sind ausgeschriebene vorhandene Stellen (nicht Vertretung!). Bekommt man diese, absolviert man zuerst die PE. Nach Erfüllung der Voraussetzung kann man mit OBAS starten und sich die PE in Teilen anrechnen lassen.


    Da gestern einer bei uns angefangen hat. der genau diesen Weg geht, kann ich das mit ziemlicher Sicherheit sagen. Wichtig ist, dass Du eine Planstelle bekommst! Vertretungststellen können natürlich nicht einfach so in OBAS münden, denn OBAS ist nur möglich, wenn man eine Stelle hat. Im Vertrag heißt es auch dann, dass man mit Bestehen des 2. Staatsex ins unbefristete Angestelltenverhältnis bzw. Beamter auf Probe übernommen wird.


    Das Du Schwierigkeiten hast eine Stelle zu bekommen, wundert mich überhaupt nicht! OBAS ist für Mangelfächer geschaffen oder für Schulen, die aufgrund ihrer Lage keine regulären Bewerber einstellen können. Deutsch und Geschichte ist ja sehr überlaufen, da wirst Du sicher in den nächsten paar Jahren kaum Chancen haben. Dass derzeit keine Stellen da sind, ist auch klar: Die Einstellungen für das Halbjahr waren im Dezember. Der nächste Schwung wird sicher so im Mai kommen, aber wie gesagt: Öffnung für SEs ist nur notwendig, wenn die Schule Sorge hat, dass es keine Bewerber gibt. Darüber müssen die sich im Moment in Deinen Fächern kaum Sorgen machen, G8 sei Dank.

  • Mir ist klar, dass ich für OBAS keine Berufserfahrung als Lehrer brauchte.
    Aber ich bekam halt keine feste Stelle, bei der ich OBAS machen konnte, weil ich bisher keine/kaum Erfahrung als Lehrer hatte.
    Sorry, wenn das vorher nicht deutlich genug wurde.
    Dass ich keine Erfahrung als Lehrer hatte, bemängelte nicht irgendein Amt, sondern die Rektoren beim Vorstellungsgespräch.


    mein OBAS-Fach wäre auch Kunst. Das gilt, soweit ich weiß, immer noch als Mangelfach. Zumindest war es damals so und ich
    habe bisher noch nichts gegenteiliges gehört.
    Dass Deutsch und Geschichte recht überlaufen ist, weiß ich auch.

  • Zitat

    Aber ich bekam halt keine feste Stelle, bei der ich OBAS machen konnte, weil ich bisher keine/kaum Erfahrung als Lehrer hatte.
    Sorry, wenn das vorher nicht deutlich genug wurde.


    Also, die Absurdität hätte mich wirklich zum Lachen gebracht! Man will in einen Beruf quereinsteigen und soll in genau diesem Beruf aber bitteschön Erfahrung mitbringen?? Da hätte ich wirklich mal nachgefragt, wie das denn möglich sein soll. Ich jedenfalls hätte meinen unbefristeten Vertrag im ÖD auf keinen Fall hingeschmissen, um eine Vertretung anzutreten und zu schauen, ob der Beruf etwas für mich ist bzw. um Erfahrung in der Lehre zu sammeln. Das Risiko wäre mir zu groß gewesen.


    Schade, dass Du sowas erleben musstest. Haben das wirklich mehrere Rektoren gesagt? Warum haben sie Dich dann eingeladen? Das konnte man ja bereits am Lebenslauf ablesen. Da würde ich andere Gründe vermuten.

  • Ja, es waren mehrere. Sie hatten vermutet, dass ich in meinem Lebenslauf nicht alles angegeben hätte (wobei ich wirklich nicht weiß, warum man Berufserfahrung in dem Bereich verschweigen sollte).
    Mir wurde dann geraten, es doch erst einmal mit einer Vertretungsstelle zu versuchen.
    Die Abbrecherquote bei OBAS sei sehr hoch. Selbst die, die schon Erfahrungen als Lehrer gesammelt hätten, würden zum größten Teil das OBAS abbrechen und ich wüsste ja gar nicht, worauf ich mich da einlassen würde.
    Und die OBAS-Abbrecher würden den Schulen mehr schaden als nützen und das Risiko wolle man nicht eingehen.


    Es kann natürlich sein, dass sie andere Gründe hatten. Dass sie bessere Bewerber hatten und sich einfach nur verpflichtet fühlten, etwas zu meiner Bewerbung/Vorstellung zu sagen.
    Vielleicht kam ich ihnen im Vorstellungsgespräch auch nicht kompetent genug vor. Oder es hatte sich noch jemand gemeldet, den sie schon kannten und dann vorzogen.
    Vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech. Ich weiß es nicht.


    Bei mir war es damals so, dass ich eh auf Jobsuche war. Ich hätte meinen Job auch nicht für eine besfristete Vertretungsstelle gekündigt.

  • Da hast Du üble Sachen mitmachen müssen! Das finde ich ziemlich schade. :(


    Zitat

    Die Abbrecherquote bei OBAS sei sehr hoch. Selbst die, die schon Erfahrungen als Lehrer gesammelt hätten, würden zum größten Teil das OBAS abbrechen und ich wüsste ja gar nicht, worauf ich mich da einlassen würde.
    Und die OBAS-Abbrecher würden den Schulen mehr schaden als nützen und das Risiko wolle man nicht eingehen


    Kann ich absolut nicht bestätigen. Ich weiß ja nicht, wie es an Gymnasien aussieht, aber an den BKs sind SEs in technischen Bereicen eher die Regel als die Ausnahme. Natürlich gibt es da immer mal Leute, die den Anforderungen nicht gewachsen sind, aber die gibts im normalen Ref genauso. Meist scheitern sie am Zeitmanagement, am fehlendem Arbeitseinsatz und an mangelnden Nerven, die man eben benötigt, um mit manchmal schwierigen SuS umgehen zu können. Wir haben gerade wieder aktuell einen SE, von dem ich denke, dass er es nicht schaffen kann. Der hat mMn bisher soviel Arbeit in seine über 2 Jahre OBAS gesteckt (ist durchgefallen), wie ich beim 1. UB. Das ärgert mich dann auch und den möchte ich auch ungern als Kollegen haben. Ich sitze doch wirklich viel am Schreibtisch, Familie und Freunde leiden, aber ich muss da nun durch und habs ja auch bald hinter mir.


    Lange Rede...
    Bist Du örtlich flexibel? Dann schau doch immer mal im Sauerland und im Münsterland in den ländlichen Regionen.

  • Achja: In meinem Seminar haben wir aktuell 1 OBAS Abbrecher von 36. Ist nicht soooo viel, wie ich finde. Vielleicht kommen noch welche dazu, aber die meisten, die ich da kennengelernt habe, scheinen das bisher ganz gut zu meistern.


    Und: Schon mal an ein BK gedacht? Vielleicht kann man mit Deinem Magister die berufliche FR Gestaltung ableiten. Das in Kombi mit Deutsch und dann an einem BK in den genannten Regionen wäre doch evtl auch eine Möglichkeit.

  • Ich bin kinderloser Single und schaue schon immer NRW-weit nach Stellen, da mich nichts an meinem derzeitigen Ort halten würde.
    Aber danke für den Tip, dann werde ich wohl vermehrt ein Auge auf die "Dörfer" richten. ;)


    Da ich keine Familie habe, die ich mit von meinem Beruf und dem Lernen abhalten würde, bzw. Zeit einforden möchte,
    sah ich dem OBAS eigentlich auch optimistisch entgegen. Ich weiß, dass da sehr viel Arbeit auf mich zukommen würde,
    aber ich glaube nicht, dass es mich so sehr überfordern würde, dass ich zu den Abbrechern gehören könnte.
    Dafür ist mein Privatleben zu ruhig und meine bisherigen Unterrichtserfahrungen zu groß. Hoff ich. :D



    Edit: Ich kenne mich mit den Gestaltungsfächern am BK ehrlich gesagt nicht aus. Da müsste ich mich mal erkundigen,
    was da im Lehrplan steht. Die BKs in meiner Region hier möchten bei den Vertretungsstellen nur Bewerber mit Examen
    oder BK-Erfahrung. Von daher bin ich bisher noch nicht sehr weit gekommen.
    Aber auch danke für den Tip. :) Ich habe es mir direkt notiert und werde mich da erkundigen.

Werbung