Kann der SL mich zum Gespräch mit unverschämten Eltern zwingen?

  • Liebe Kollegen,


    sicher bin ich nicht der einzige, der gelegentlich Ärger mit unverschämten Eltern hat.


    Vor wenigen Tagen bin ich per Email von den Eltern einer Schülerin meiner Klasse wg. (vermeintlichen?) Mobbings ihrer Tochter durch Mitschüler massiv angegangen und in gewisser Weise auch bedroht worden ( so: Sollte XXX in irgendeiner Weise auch Schaden, bedingt durch diese Sache zugefügt werden, werde ich Sie persönlich dafür zu Verantwortung ziehen müssen!! Rechtliche Schritte sind eingeleitet ... "). Ich habe darauf den Kontakt mit den Eltern abgebochen und auf die Schulleitung verwiesen. - Der SL besteht jetzt auf meiner Teilnahme an einem Gespräch mit diesen Eltern. Ich bin aber zu einem solchen Gespräch erst dann bereit, wenn die Eltern vorher ihre Drohungen zurücknehmen und sich schriftlich entschuldigen.

    Wie schätzt ihr meine Position ein? Kann/sollte ich diese "Linie" durchhalten? Oder kann der SL mich zu einem Gespräch mit den Eltern "zwingen"?

    Danke für Eure Hilfe in einer unangenehmen Situation

    Helmut

  • Hallo,


    also ich hätte an das an deiner Stelle gleich mit den Eltern geklärt und nicht einfach den Kontakt abgebrochen. Schon allein um die Sache zu klären; vielleicht gibt es ja auch ein Mißverständnis.

  • Ich finde es immer schwer, Probleme per Email klären zu wollen. Wie leicht kann man da was missverstehen? hast du den von dir ziterten Satz als Drohung aufgefasst oder war da noch was anderes? ich würde erstmal das Gespräch suchen, was soll eine schriftliche Entschuldigung bewirken? So werden die Fronten nur noch weiter verhärtet.

  • Da die Elternarbeit grundsätzlich zu den dienstlichen Aufgaben gehört, wirst du da nicht drumherum kommen.


    Was mich nur immer wundert ist, dass man sich solche Schreiben zu Herzen nimmt. Einfach kurz und freundlich darauf mit folgenden Inhalten antworten:


    Brief/Mail am XXX erhalten, Inhalt zu Kenntnis genommen, Vorgang aufgrund der Androhung juristischer Maßnahmen der vorgesetzten Stelle zur Bearbeitung weitergeleit, Schönes Restleben!


    Fertig!

  • Der Schulleiter kann dir sicherlich die Dienstanweisung erteilen, mit Eltern zu reden. Aber er kann dir ganz bestimmt nicht per Dienstanweisung diktieren, was du in einem solchen Gespräch sagst. Der kluge Schulleiter wird deshalb nicht auf so ein Gespräch bestehen....


    Nele

  • Wobei ein kluger Schulleiter darauf bestehen wird, dass man sich gemeinsam mit ihm an einen Tisch setzt und vernünftig miteinander redet.
    Wenn beide Seiten auf Konfrontationskurs schalten, kommt es unvermeidbar zum Zusammenstoß mit Personenschaden.


    Du bist per Schulgesetz zur "vertrauensvollen Zusammenarbeit" verpflichtet.
    Falls du deinem Schulleiter nicht traust, kannst du einen Personalrat oder Schulpsychologen als Moderator/ Vermittler dazu bitten.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • ich kann deinen ärger bei dieser formulierung der eltern sehr gut nachvollziehen, halte aber deine reaktion für nicht sehr sinnvoll/weiterführend. ich würde an deiner stelle an dem gespräch in jedem fall freiwillig und konstruktiv teilnehmen; schließlich muss es darum gehen, das mobbing gegen das kind zu beenden, und das geht nur, wenn ihr alle an einem strang zieht, anstatt euch gegenseitig sinnlos zu beharken. wenn du das gefühl hast, dass da momentan zuviel in dir am kochen ist/du der sache nicht mehr mit professioneller distanz begegnen kannst, dann würde ich einen kollegen vom personalrat/schulpsychologen/vertrauensperson mit hinzubitten.


    in bayern könnte dich der schulleiter in jedem fall zur gesprächsteilnahme dienstverpflichten.

  • Aus dem Bauch heraus würde ich meinen, dass man die Pflicht hat, o.g. Anordnung durch den Schulleiter zu folgen. Auf der anderen Seite hat man die Möglichkeit, das Gespräch sofort abzubrechen, wenn die Eltern wieder frech werden und sich nicht konstruktiv äußern. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Vor wenigen Tagen bin ich per Email von den Eltern einer Schülerin meiner Klasse wg. (vermeintlichen?) Mobbings ihrer Tochter durch Mitschüler massiv angegangen und in gewisser Weise auch bedroht worden ( so: Sollte XXX in irgendeiner Weise auch Schaden, bedingt durch diese Sache zugefügt werden, werde ich Sie persönlich dafür zu Verantwortung ziehen müssen!! Rechtliche Schritte sind eingeleitet ... ").


    Die Äußerung der Eltern lässt sich - bezüglich der "Drohung" - wohl doppeldeutig lesen.
    Festzuhalten ist, dass die Schülerin von Mitschülern "gemobbt" wurde - oder dies als Mobbing empfunden hat. Nun wird dir von den Eltern vorgehalten, dagegen nicht massiv genug eingeschritten zu sein. Die Eltern befürchten, dass ihre Tochter durch das Verhalten der Mitschüler Schaden nimmt.
    Dafür können die Eltern dich zunächst nicht persönlich in Haftung nehmen. Kinder sind manchmal gemein zueinander - und wir Lehrer werden nicht in erster Linie als Streitschlichter und Schiedsrichter bezahlt, obwohl uns diese Aufgabe oft zufällt. Dir ist (aus meiner Fernsicht) kein Fehlverhalten anzulasten - denn du bist nicht der Mobber.


    Daher ist auch die Drohung mit "rechtlichen Schritten" wohl eher gegen die mobbenden Mitschüler gerichtet - und nicht gegen dich. Beruhige dich.
    Vermutlich bereuen die Eltern diese unbedachte, schnell in der Wut geschriebene E-Mail bereits - falls diese überhaupt von den Eltern geschrieben wurde.


    Deine Forderung nach einer schriftlichen Entschuldigung halte ich für überzogen. Mit einer derartigen Forderung stellst du eine unüberwindbare Hürde auf, die den Gesichtsverlust und Kniefall des Gegenübers verlangt. Relativiere das möglichst schnell und sei mit einer persönlichen Entschuldigung im Gespräch zufrieden.


    Wenn du wegen dieser Kappeleien unter Pubertierenden (ich vermute wegen Schulstufe SekII mal diese Altersgruppe) derart auf stur schaltest und das Gespräch verweigerst, bekommst du demnächst eine Einladung ins Schulamt oder Regierungspräsidium zu einem Dienstgespräch. Das wird dann entweder durch deinen Schulleiter oder die Eltern veranlasst.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Die Eltern sind wütend und besorgt und von mir aus auch unverschämt. Dann ist es aber doch zwingend erforderlich, mit ihnen zu sprechen und ihnen das klar zu machen - und dann natürlich schnellstens eine Lösung für das Problem der Schülerin zu finden. Und da sollten alle Beteiligten mit am Tisch sitzen. Erst den Schulleiter ins Boot holen und dann auf stur schalten - was soll denn das bringen außer noch mehr Verdruss?

  • Liebe Kollegen,
    Eure Tipps haben mir sehr geholfen, vielen Dank dafür.
    Werde - wie von ALLEN empfohlen - in Zukunft trotz Frust freundlich und konziliant an allen Gesprächen teilnehmen.
    Nochmals DANKE
    Helmut

  • Hallo Helmut,


    finde Deine Entscheidung, das Gespräch zu führen, gut. Vielleicht nich ein paar Anregungen:


    - mache dir selbst klar, was für dich die Ziele und das Thema des Gesprächs sein sollten
    - schließe dich vorher mit dem Schulleiter kurz und klärt zusammen, wie das Gespräch mit welchem Ziel geführt werden soll
    - Vorschlag für eine Zielvereinbarung/eine Themenformulierung mit SL und Eltern: Klärung dessen, was überhaupt in der Klasse vorgefallen ist,
    Vereinbarung von konkreten Maßnahmen, die dem Kind das Bedrohungsgefühl nehmen


    Das Kind selbst sollte dann/in einem späteren Gespräch auch gehört werden.


    Ich würde die Mail gar nicht thematisieren: Es geht um das Wohl des Kindes und auf das gehört im Gespräch der Scheinwerfer gerichtet. Lass dich nicht auf die Bühne zerren/zum Gesprächsthema machen.


    Und nimm die Mail nicht persönlich. Das sind eben die Tücken der Mail-Kommunikation. Die Eltern kommen gestresst/deprimiert von der Arbeit nach Hause, hören, dass das Kind angeblich gemobbt wird, und hacken dann im Affekt irgendwelche Drohungen und Vorwürfe in die Tasten. Kommt vor.


    Ich beantworte so etwas immer mit einer inhaltlich nichtssagenden Mail wie: "Danke für Ihre Mail vom .... Gerne biete ich Ihnen in dieser Sache einen Gesprächstermin am ... von ... bis ... Uhr an." Man findet auch immer nette Kollegen, die das Gespräch dann protokollieren.


    Gruß

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