Kein Seiteneinstieg ins Lehramt, aber was dann?

  • Hallo,


    ich bin im Moment auf der Suche nach einer beruflichen Alternative. Obwohl ich eigentlich nie wirklich Lehrer werden wollte, hat mir eine Schulleitung jetzt angeboten, für mich eine Stelle zum Seiteneinstieg auszuschreiben.
    Was mich abschreckt, sind die Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit: Gerade in Physik gibt es sehr wenige Schüler, die wirklich Interesse am Unterricht haben. Ich stelle mir das einfach schrecklich vor, mit dreißig desinteressierten Schülern zu arbeiten, die a) lieber etwas anderes mit ihrer Zeit anfangen würden und b) Physik sowieso nicht für ihren weiteren Lebensweg brauchen.
    Außerdem möchte ich mich lieber mit der theoretisch-abstrakten Seite der Physik beschäftigen, was im Schulunterricht ja wohl eher zu kurz kommt. Und dann denke ich, dass man selbst als Gymnasiallehrer doch mehr mit der Erziehung und Disziplinierung zu tun hat als mit den fachlichen Aspekten.
    Deshalb steht für mich eigentlich fest: Ich möchte kein Lehrer sein. Daher werde ich das Stellenangebot auch ablehnen.
    Allerdings reizt mich die Lehre an sich schon. Ich habe einige Erfahrungen als Leiter von Übungsgruppen an der Universität gesammelt, und zu meinen Stärken gehört auch das Halten von Vorträgen und das Veranschaulichen schwieriger Zusammenhänge auf verschiedenen Abstraktionsstufen (angepasst auf das Vorwissen der Zuhörer).
    Meine Frage ist nun: In welchem Bereich kann ich meine Lehrfähigkeiten einsetzen, wenn ich weder an der Universität bleiben noch an die Schule wechseln will?
    Ich würde mich über Ideen und Erfahrungen freuen.


    Vielen Dank


    Dani1980

  • Buchautor, Fernsehmoderator (a la Quarks und Co, ...), Youtuber, evtl. gemixt mit etwas Unterhaltung (a la "von Hirschhausen",... . Je nach Prublikum und Inhalt an verschiedenen Orten möglich: von Fernsehen, Stadthallen bis zu Volksfesten. ), ...

  • Wieso versuchst Du es nicht einfach mal mit dem Seiteneinstieg? Wenn Du sowieso nach einer beruflichen Alternative suchst und per se nicht soooo abgeschreckt bist vom Lehren, wäre es doch wenigstens eine Möglichkeit, sich mal zu versuchen.


    Es gibt eine Reihe von SuS -gerade am Gymnasium-, die doch eine ganze Menge für Physik übrig haben. Seitdem die MINT-Fächer im Besonderen gestärkt wurden, könnte ich mir schon vorstellen, dass da nicht unbedingt 30 desinteressierte SuS hocken werden. Auch kann man sich in LKs in einem gewissen Rahmen schon austoben (auch wenn ich nicht weiß, wie eng gesteckt dieser Rahmen in NRW dank Zentralabitur tatsächlich ist).

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Genau, werde Youtuber. Da kann man sogar mit Mathe berühmt werden, siehe DorFuchs. Oder versuch es bei der Wissenschaftsredaktion eines Radiosenders. Oder schreib Artikel für Bild der Wissenschaft. Aber das sind halt keine Festanstellungen.


    Eigentlich wärest du ja an der Uni richtig, aber ich vermute, da hast du kein Stellenangebot. Trotzdem würde ich mich da weiter umschauen. Oder du sammelst praktische Erfahrungen in der Wirtschaft und gehst im Anschluss an die Fachhochschule. Schon mal daran gedacht?


    Übrigens zeigt sich Lehrfähigkeit nicht daran, dass man interessierten Leuten Sachen erklärt. Das ist nichts Besonderes. Die wahre Herausforderung besteht darin, Leute zu begeistern, denen das Fach wurscht oder sogar verhasst ist.

  • @TE:


    Es geht dir um Selbstverwirklichung auf fachlicher Ebene - also den Studenten die neuesten Theorien zu vermitteln? Sofern du bereit bist Gehaltseinbußen zu akzeptieren:


    organisiere dir eine Stelle an einer Schule, in deren Umkreis es viele FHs/Unis gibt (Ruhrgebiet, Berlin, Oberbayern etc.). Lass dich auf Teilzeit setzen und 2 Tage die Woche frei geben. Besorg dir einen Lehrauftrag an einer lokalen FH/Uni, dort kannst du auch Seminare zu speziellen Themen anbieten - an den beiden freien Tagen. Du bekommst sicher schnell mit, dass du je Stunde effektiver Arbeitszeit mit einem Lehrauftrag deutlich schlechter verdienst. Die Lehrerstelle dient entsprechend zu Absicherung. Arbeitszeit an der Schule zählt auch als Berufserfahrung für eine FH-Professur; die dürften aber in Physik selten sein.



    Die Variante "Gutes Gehalt, sichere Stelle, Lehr-/Forschungstätigkeit auf universitärem Niveau" kannst du aber, sofern du kein Überflieger bist, abschreiben (die Jahre bis zur Professur sind unsicher und mit der Gefahr ohne alles da zu stehen). Das Leben ist kein Streichelzoo.

  • Darf ich fragen, wie es zu dem Angebot der Schule zu einem Seiteneinstieg gekommen ist? Durch Bekannte, Networking oder Eigeninitiative?
    Was für eine Schulform und suchen die Mathematiker? ;)

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