Seiteneinstieg Berufsschullehramt - von E13 auf E12 und Zurücksetzung der Erfahrungsstufe

  • Also, ich muss da doch nun auch nochmal drauf antworten. Es ist natürlich völlig legitim, dass man bei einem Wechsel des Berufs (ohne wirklich eine gute Chance auf Rückkehr) nachprüft, was man dann verdient. Denn ich arbeite gern, aber nur weil ich muss. Müsste ich nicht, würde ich tatsächlich viele andere Sachen machen, die mir gut die Zeit vertreiben kann. Dass ein Magister mit Geschichte/Deutsch in der Wirtschaft wenig verdient, kann man ja nun nicht wirklich vergleichen. Es dreht sich bei meinen Ausführungen um Mangelfächer, die niemals mit grundständigen Lehramtlern gedeckt wurden und es auch nie werden. Dass man mit niedrigen Gehältern wohl eher auch die anlockt, die es in der Wirtschaft nicht gebracht haben, dürfte wohl logisch sein. Denn das durfte ich auch schon oft erleben: die beruflich in Sackgassen gelandeten, denken sich plötzlich: och Berufsschullehrer schaffe ich locker. Ferien, ab mittags frei: perfekt. Und davon brauchen wir wirklich keine Leute mehr.

  • Zitat

    Es ist natürlich völlig legitim, dass man bei einem Wechsel des Berufs (ohne wirklich eine gute Chance auf Rückkehr) nachprüft, was man dann verdient.


    Schließe ich mich an. Prüfen darf man freilich alles :)


    Zitat

    Dass man mit niedrigen Gehältern wohl eher auch die anlockt, die es in der Wirtschaft nicht gebracht haben, dürfte wohl logisch sein.


    Ist die Frage, ob die der Staat dann nimmt.


    Es gibt ja auch, z.B. in Bayern kenne ich es, den Fachlehrer, d.h. gute Facharbeiter mit Meister/Techniker können mit 1 Jahr Vorbereitungsdienst im gD Lehrer werden. Das Gehalt dann ist auch nicht schlecht (für ohne Studium)
    Nur wird das kaum von den Schulen genutzt! Es gibt NULL Stellen im Bereich Elektrotechnik oder Informatik an Berufsschulen dafür.
    Trotzdem wird über einen Mangel geklagt.
    Und weiter: In Bayern gab es letztes (oder vorletztes) Jahr EINEN Quereinsteiger. Ja einen! Link ist mir leider abhanden gekommen :(



    Und zum Thema niedrige Gehälter, da sind wir wieder beim Thema. Was ist das?
    EG12, Stufe 1 gut ist nicht prall. Könnte besser sein.
    Aber Recht schnell ist man doch in EG13 Stufe 2, vielleicht wird man verbeamtet A13, das ist dann schon gut.
    Meiner Meinung nach.


    Als IT-ler habe ich auch ~55.000 brutto im Jahr gehabt. Das fällt jetzt 5 Jahre (im besten Fall) weg. Plus 2 Jahre Ref.


    Vielleicht lege ich da auch den falschen Maßstab an.

  • Ich finde es bedenklich, wenn nicht-Akademiker plötzlich den Unterricht schmeissen sollen. Das ist für mich der Beginn des Niveauabstieges. Nicht, dass ich glaube, dass alle Meister/Techniker nicht unterrichten könnten, aber ich finde es gut und wichtig, dass Theorielehrer ein Studium benötigen. Ich befürchte, das öffnet sonst Tür und Tor für zu viele Ungeeignete. Und wie soll ich dann meine dualen Studierenden unterrichten, die mir nach 2 Semestern schon zeigen, wo der Hammer hängt. Ne, da bin ich absolut dagegen.


    In NRW sind das fachpraxislehrer. Und die sind für die Praxis zuständig. Ich habe ebereits erlebt, dass man einzelne Inhalte an diese Lehrer abgeben wollte, die sich aber schlichtweg geweigert haben, sich einzuarbeiten. Stellen gibt es auch bei uns oft, aber die sind mit E9 und 30 Std Lehrdeputat eher uninteressant.


    Einen Quereinsteiger in ganz Bayern? Dafür hätte ich gern die Quelle. Auch die bayrischen BKs sind in technischen Bereichen auf Quereinsteiger angewiesen.


    Ich kann nur sagen, dass mich sämtliche Studienkollegen mit FH-Diplom bereits seit langem abgehängt haben. Die Hüfte hat bereits seit längerem einen Firmenwagen und verdient 30000€ mehr als ich. Weniger als ich verdient aber keiner. Nach ca. 15 Jahren Vollzeitbeschäftigtung im Maschinenbau. Da fällt der Wechsel oftmals doch schwer, wenn man seinen Lebensstandard halten will.
    Natürlich kann ich nur von meinem engen Umfeld sprechen, das sind ca. 10 Leute, mit denen ich noch jährliche Treffen habe.

  • Ich kann nur sagen, dass mich sämtliche Studienkollegen mit FH-Diplom bereits seit langem abgehängt haben. Die Hüfte hat bereits seit längerem einen Firmenwagen und verdient 30000€ mehr als ich. Weniger als ich verdient aber keiner. Nach ca. 15 Jahren Vollzeitbeschäftigtung im Maschinenbau. Da fällt der Wechsel oftmals doch schwer, wenn man seinen Lebensstandard halten will.

    Da kann ich leider nur zustimmen. Vor allem meine männlichen Bekannten, die Bauingenieure geworden sind, lachen sich über mein mickriges Lehrerinnengehalt kaputt. Und wenn ich denen noch erzähle, was ich alles privat für die Schule bzw. für die Schüler bezahle (vom Rotstift bis zu der einen extra Kopie für das Kind mit Nachteilsausgleich), dann lachen die bloß noch mehr.


    Allerdings höre ich auch gelegentlich, dass ich ja einen "ruhigen Job" hätte und dass ich um die Ferien "beneidet" werde.


    Tja....Augen auf bei der Berufswahl: Ich bin zufrieden mit meinem Gehalt als Angestellte im Schuldienst und ich genieße meine freien Wochenenden, meine freien Nachmittage und meine Ferien!

  • Ich finde es bedenklich, wenn nicht-Akademiker plötzlich den Unterricht schmeissen sollen. Das ist für mich der Beginn des Niveauabstieges. Nicht, dass ich glaube, dass alle Meister/Techniker nicht unterrichten könnten, aber ich finde es gut und wichtig, dass Theorielehrer ein Studium benötigen. Ich befürchte, das öffnet sonst Tür und Tor für zu viele Ungeeignete. Und wie soll ich dann meine dualen Studierenden unterrichten, die mir nach 2 Semestern schon zeigen, wo der Hammer hängt. Ne, da bin ich absolut dagegen.


    Bevor das passiert, wird noch die eine oder andere Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung kommen, natürlich ohne entsprechenden Gehaltsausgleich. Nach den Stunden-Erhöhungen für die "Haushaltssicherung", die "gute Sache" (Ganztagsschule in Nds), demnächst die "Schuldenbremse", heißt es dann "Sicherung der Unterrichtsversorgung". Bildungspolitiker werden mit betroffener Miene vor die Kameras treten und sagen: "Leider, leider müsse die Lehrkräfte noch ein, zwei oder drei Stündchen mehr unterrichten, denn es gibt keine geeigneten Bewerber mehr [die für diese Peanuts arbeiten wollen]. Das müsse man doch verstehen, diese Arbeitszeiterhöhung, der Kinder wegen und für die Zukunft Deutschlands [und ähnlichem Bla-Bla]".


    Da gehe ich jede Wette ein.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Vorweg, das ist meine (naive) Meinung und bezieht sich auf das BL Bayern sowie Informatik. Man sei gnädig ;)
    Also los:


    Berufsschule und Theorielehre(r)?
    Eigentlich nicht.
    Eher ist doch der Unterricht praktischer Natur. Dass heißt nicht, dass es keine Theorie gibt, aber sowas wie man an der Uni lernt, also die ganze Theorie hinter Betriebssystemen, Programmierung (der ganze Haufen Mathe) bringt einem ja dann im Unterricht eher wenig.
    Ich saß letztes Jahr erst wieder in der Berufsschule hier für Fachinformatiker und Co. und habe mich mit einem Referendar unterhalten (MT mit NF Informatik). Der meinte er hat von vielem, was im Unterricht dran kommt kaum Ahnung.
    Woher auch?
    Er weiß theoretisch wie ein Betriebssystem arbeitet. Das lernt man ja schon, halt ohne genau auf eines einzugehen.
    An der Schule sollen die Lehrlinge dann aber lernen wie eben Linux oder Windows funktioniert, wie setze ich das auf, wie richtige ich einen Exchange ein oder konfiguriere den Postfix oder Spamassassin.
    Er weiß theoretisch, wie ein Netzwerk funktioniert. Wie Subnetting funktioniert weiß/wußte er aber nicht.
    Er weiß theoretisch, wie man programmiert, ggf. hat man das auch noch, meistens mit Java, mal ausprobiert. Für 10 ECTS. Im ersten Semester.


    Dann gibt es oft Zertifikate an Berufsschulen, für CISCO, Windows, Linux. Welcher Lehrer soll das anbieten?
    Ein frischer Referendar ist also auch nicht zwingend besser als ein guter Fachlehrer.


    Das soll das Studium nicht abwerten. Es ist schon richtig, dass dies der erste Weg sein soll um Lehrer zu bekommen.
    Nur wenn überall und jeder Mangel schreit, rein gar nicht auf Fachlehrer zurückzugreifen?


    Zitat

    Einen Quereinsteiger in ganz Bayern? Dafür hätte ich gern die Quelle. Auch die bayrischen BKs sind in technischen Bereichen auf Quereinsteiger angewiesen.


    Wieder am heimischen PC habe ich den Link gefunden:
    http://www.welt.de/wirtschaft/…rermangel-ausgleicht.html


    Wobei Quelle KM der Länder natürlich etwas seicht ist.
    Allerdings weiß ich, dass Bayern eben knallhart ist.
    Letztes Jahr war auch nix ausgeschrieben, für Sept. 2015 sind jetzt 20! Stellen ausgeschrieben.
    https://www.km.bayern.de/lehre…hulen/quereinsteiger.html


    "Gut" finde ich:

    Zitat

    Aus dem Ableisten des Vorbereitungsdienstes und dem Bestehen der Zweiten Staatsprüfung kann kein Anspruch auf Verwendung im öffentlichen Schuldienst abgeleitet werden, die Einstellungschancen sind jedoch aus derzeitiger Sicht sehr gut


    D.h. im schlimmsten Fall kündige ich meinen Job und stehe dann später mit nichts da.


    Zitat

    Ich kann nur sagen, dass mich sämtliche Studienkollegen mit FH-Diplom bereits seit langem abgehängt haben. Die Hüfte hat bereits seit längerem einen Firmenwagen und verdient 30000€ mehr als ich. Weniger als ich verdient aber keiner. Nach ca. 15 Jahren Vollzeitbeschäftigtung im Maschinenbau.


    30.000 mehr brutto oder netto?
    Was hast du A13 oder A14?


    Also in Bayern schafft man "leicht" A14, auch die A15 ist oft drin.
    A14 sind derzeit in Bayern als Single in einer mittleren Erfahrungsstufe, wenn man die PKV abzieht ~3000 netto.
    3000 netto, das sind als Angestellter brutto 65.000 im Jahr.
    Das kann man in Bayern auch haben in ET Informatik. Damit liegt man gut im Schnitt. 30.000 mehr wäre ja schon knapp 100.000. Also dafür muss man sich dann schon strecken, gerade als FH Diplomer.
    Und heute rollt eher auch schon wieder der nächste Schweinezyklus an. Die Dienstleister, wo man mit 42.000 einsteigt und dann nach 10 Jahren mal 55.000 hat scharen auch immer mehr mit den Füßen.
    A13 nach dem Ref. wäre übrigens ~2700 netto, das sind als Angestellter 57.000.
    Also das wird schon eng mit ~ 2 Jahren BE da ranzukommen. Geht sicher, wenn man Glück hat.
    Wenn man dann etwas Glück hat, Seminarlehrer wird, dann hat man mit A15 3500 nett (SK1, Single, PKV schon weg).
    Das sind brutto etwas weniger als 80.000 Euro. Also da wird die Luft schon verdammt eng.
    Ich kenne ein paar die das hier in München verdienen, die haben aber auch idR 60h Wochen, sind oft auf Dienstreise, usw.
    Die meisten Akademiker liegen aber so zwischen um die 65.000 brutto. Durchaus auf einem Niveau mit einem A14 Lehrer.


    Wobei NRW glaube ich auch schlechter bezahlt, dann relativiert sich das wieder (und sollte eigentlich angepasst werden).


    Und nochmal zum Lehrermangel, gerade die Ing. Studiengänge oder Informatik, diese Studenten sind häufig Eigenbrötler oder Introvertiert.
    Im Team arbeiten fällt einigen schon schwer, der Großteil bekommt das noch hin. Aber Lehrer? Vor 20-30 Jugendlichen täglich mehrere Stunden Unterricht geben?
    Für viele sicher keine Option. Dann täglich "der gleiche Trott". Jedes Jahr den gleichen Unterricht. Klar, man kann variieren. Der Inhalt bleibt aber. Und ist wie bei jedem Lehrer deutlich unter dem Niveau des Studiums.
    Das sagten mir auch mehrere Studenten und fertige Akademiker. Auf der Arbeit Projekt A fertig gestellt, dann wartet Projekt B, neue Aufgabe, meist neuer Inhalt, ein neues Problem, was gelöst werden muss.


    Zitat

    als Angestellte im Schuldienst


    Als Angestellte(r) ist man natürlich *sorry* am Arsch.
    Das ist klar.
    Das (also der Unterschied) gehört abgeschafft.

  • Morale:


    Naja, deshalb plädiere ich ja auch für Seiteneinsteiger oder Lehramtler MIT vorheriger Ausbidung! Das sollte eigentlich zwingend sein! Mir macht meiner so schnell was vor: Habe Ausbildung, FH-Studium, Uni-Studium und Ref hinter mir. Da bin ich fachlich im Maschinenbau absolut fit. Im pädagogischen lerne ich noch täglich dazu.


    Zitat

    Wieder am heimischen PC habe ich den Link gefunden:
    http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/b…ausgleicht.html


    Sorry, aber daran kann was nicht stimmen. Ich kenne schon 35 und im Jahrgang drauf (auch 2013) waren es 40. Und ich rede von einem BK-Seminar eines Regierungsbezirkes, von denen es in NRW 5 gibt. Da fehlen also noch die ganzen SekI/II Leute an GHR und Gym. Dann würden ja nur noch knapp über Hundert übrigbleiben für ganz NRW und alle Schulformen (außer Primarstufe). Da wurde irgendwas schön gerechnet oder Seiteneinsteiger unterschiedlich definiert. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Zum Beispiel sowas wie: Sobald die gleiche Lehrbefähigung erreicht wurde, gelten diese nicht mehr als SE. Ich bin ja offiziell auch einem normalen Lehramtler gleichgestellt. Und wie gesagt: 80% meines Kollegiums sind SEs. Die sind da anscheinend nicht berücksichtigt. Schließlich sind auch die Stelleninhaber.
    EDIT: Jetzt sehe ich es: Ein Quereinsteiger ist einer ohne 1. Staatsexamen und ohne Ref, direkt in den Schuldienst eingestellt.
    Na, davon gibts wenige. Ich kenne 3 an meiner Schule, die aber noch in Ausbildung sind und ein 2. Staatsexamen anstreben, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Bei der Grafik wurde der Begriff "Quereinsteiger" nicht so definiert, wie ich es machen würde. Wie definierst Du denn einen SE/QE?



    Zitat

    30.000 mehr brutto oder netto?
    Was hast du A13 oder A14?


    Brutto natürlich.Ich hab jetzt A13. Ich hole grad dank des Beamtenstatus etwas auf. Nun habe ich doch tatsächlich endlich mal mit meinem Mann gleichgezogen (FH-Ing, keine Ausbildung, 5 Jahre weniger Berufserfahrung!) Ich rechne auch noch mit A15 in meinem Berufsleben. Ich habe auch jetzt schon viele Aufgaben übernommen, die ich dann für meine A14-Bewerbung brauchen kann. Da mache ich mir weniger Sorgen.


    Ich möchte da auch nicht falsch rüberkommen: Ich finde mein Gehalt absolut in Ordnung, auch für die Tätigkeit, die ich mache. Ich habe vorher an einer FH als wiss.Mitarbeiterin nur E10 gearbeitet. Bei Arbeitszeiten jenseits von gut und böse. Da bin ich nun wirklich bessergestellt. Ich habe also tatsächlich einen Schritt nach von gemacht. Und bin auch nach wie vor froh, das gemacht zu haben!
    Wenn ich aber direkt nach dem Studium in die freie Wirtschaft gegangen wäre, stände ich heute anders da. Wie gesagt, das sehe ich an meinen Kommilitonen. Und wenn ich meinen Papa betrachte (auch FH-Ing), der noch keine 60 ist, der bekommt eine Jahresprämie, die meinem Brutto-Jahresgehalt entspricht! Sicher, er arbeitet natürlich auch wirklich viel, reist viel, hat viel Verantwortung etc. Das erreicht auch nicht jeder, aber als Lehrer wird man es eben nie erreichen. Und als Quereinsteiger muss man dann eben auch diese Nicht-Möglichkeit in Kauf nehmen. Und das fällt den guten und damit gutbezahlten Leuten schwer, wenn sich die einstellende Behörde wegen der Erfahrungsstufe "anpisst" und Erfahrungen an der Uni nicht anrechnet (Ausgangspost dieses Threads).


    Mikael:

    Zitat

    Bevor das passiert, wird noch die eine oder andere Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung kommen, natürlich ohne entsprechenden Gehaltsausgleich. Nach den Stunden-Erhöhungen für die "Haushaltssicherung", die "gute Sache" (Ganztagsschule in Nds), demnächst die "Schuldenbremse", heißt es dann "Sicherung der Unterrichtsversorgung". Bildungspolitiker werden mit betroffener Miene vor die Kameras treten und sagen: "Leider, leider müsse die Lehrkräfte noch ein, zwei oder drei Stündchen mehr unterrichten, denn es gibt keine geeigneten Bewerber mehr [die für diese Peanuts arbeiten wollen]. Das müsse man doch verstehen, diese Arbeitszeiterhöhung, der Kinder wegen und für die Zukunft Deutschlands [und ähnlichem Bla-Bla]".


    Da wirst Du vermutlich recht haben!


    Marie:

    Zitat

    Da kann ich leider nur zustimmen. Vor allem meine männlichen Bekannten, die Bauingenieure geworden sind, lachen sich über mein mickriges Lehrerinnengehalt kaputt. Und wenn ich denen noch erzähle, was ich alles privat für die Schule bzw. für die Schüler bezahle (vom Rotstift bis zu der einen extra Kopie für das Kind mit Nachteilsausgleich), dann lachen die bloß noch mehr.


    Ja, so gehts mir auch. Wenn ich mit meinem alten Golf vorfahre und andere mit dem dicken Firmenwagen ankutschiert kommen, ernte ich schon mal mitleidige Blicke. Allerdings wollen alle mit meinen Unterrichtszeiten und den Ferien tauschen. Mit der Wochenendarbeit oder den Abendterminen lieber nicht. Und mit den Schülern und den täglichen Konflikten auch nicht. Und mit dem Gehalt natürlich erst recht nicht.

  • Zitat

    Und nochmal zum Lehrermangel, gerade die Ing. Studiengänge oder Informatik, diese Studenten sind häufig Eigenbrötler oder Introvertiert.
    Im Team arbeiten fällt einigen schon schwer, der Großteil bekommt das noch hin. Aber Lehrer? Vor 20-30 Jugendlichen täglich mehrere Stunden Unterricht geben?


    Naja, es gibt ja nicht nur den Bereich Informatik, der Quereinsteiger hat. Wir haben zB einen Ärztin, die in der Gesundheit unterrichtet.

  • Zitat

    Mir macht meiner so schnell was vor: Habe Ausbildung, FH-Studium, Uni-Studium und Ref hinter mir. Da bin ich fachlich im Maschinenbau absolut fit. Im pädagogischen lerne ich noch täglich dazu.


    Das finde ich TOP. Bin ja auch auf dem Weg dahin.
    Gerade für Berufsschule finde ich fehlt einem Lehrer, der mit 18 nach dem Abi gleich berufliches Lehramt einschlägt die Praxis.


    Zitat

    Wie definierst Du denn einen SE/QE?


    Acuh eher wie du, dann ist das Käse.
    Wobei du ja siehst, dieses Jahr werden 20 gesucht, für ganz Bayern. Gym. und andere Schularten: nichts.
    Viel ist das nicht. Ob sich aber überhaupt 20 melden/finden ist auch die Frage.


    Zitat

    Wenn ich aber direkt nach dem Studium in die freie Wirtschaft gegangen wäre, stände ich heute anders da


    Möglich wäre es schon.
    Auf der anderen Seite kenne ich auch genug, gerade heute, die eben nicht so hoch hinaus kommen. Die "Akademikerschwemme" wird ja nicht weniger, angefeuert vom AG nahem VDI.
    Und wenn man dann Pech hat und mit ü50 arbeitslos wird, das ist dann teilweise ganz schwer wieder ein zu steigen.


    Und die Generation von deinem Vater, das ist nochmal eine ganz andere Sache. Der Onkel meiner Frau ist "bloß" Meister, bei BMW. Was der verdient, da kann man sich heute buckelig arbeiten, der hat eine 35h Woche mit einem schönen alten Vertrag.
    Das bekommt heute aber auch nicht jeder, um solche Stellen prügeln sich 1er Master mit zig Praktika und Werkstudentenstellen. Dann kommen auf eine Stelle 300 Bewerber.


    Zitat

    Und als Quereinsteiger muss man dann eben auch diese Nicht-Möglichkeit in Kauf nehmen. Und das fällt den guten und damit gutbezahlten Leuten schwer, wenn sich die einstellende Behörde wegen der Erfahrungsstufe "anpisst" und Erfahrungen an der Uni nicht anrechnet


    Naja, Uni ist halt keine Lehrtätigkeit.
    Der öD will halt sparen, zum Leidwesen der anderen.
    Schön ist ja z.b. auch der "Trick" neue Mitarbeiter im Januar zum 2. Januar einzustellen.
    Am 1 ist eh Feiertag und so spart man sich 2 Urlaubstage, da kein voller Monat gearbeitet wurde.


    Ich stimme in soweit zu, dass der öD da schon mehr geben könnte, auf der anderen Seite könnten die potenziellen Lehrer auch kurz die Zähne zusammenbeißen, sofern denn schnell A13 winkt.


    Ich hab Frau und Kind und trotzdem bin ich jetzt Student und habe Einbußen von 1500 Euro über min. 5 Jahre.


    Zitat

    Naja, es gibt ja nicht nur den Bereich Informatik


    Das ist halt mein Bereich, von dem ich (halbwegs) Ahnung habe, deswegen schreib ich zu anderen Dingen nichts. :)

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es bedenklich, wenn nicht-Akademiker plötzlich den Unterricht schmeissen sollen.


    Die gibt es an den beruflichen Schulen seit etwa 1000 Jahren: die Fachpraxislehrer für arbeitstechnische Fächer!

  • Als Angestellte(r) ist man natürlich *sorry* am Arsch.
    Das ist klar.
    Das (also der Unterschied) gehört abgeschafft.

    Immerhin danke für das "sorry"...
    Also: Derjenige, der zustimmt, dass die ungerechte Bezahlung von angestellten Lehrern gegenüber ihren verbeamteten Kollegen abgeschafft gehört, möge sich doch mit seiner Unterschrift der Petition "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" anschließen!
    https://weact.campact.de/petit…r-lohn-fur-gleiche-arbeit

  • Immerhin danke für das "sorry"...
    Also: Derjenige, der zustimmt, dass die ungerechte Bezahlung von angestellten Lehrern gegenüber ihren verbeamteten Kollegen abgeschafft gehört, möge sich doch mit seiner Unterschrift der Petition "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" anschließen!
    https://weact.campact.de/petit…r-lohn-fur-gleiche-arbeit


    Meine Unterschrift ist schon dabei :)


    Was mir zum Topic Berufsschule/BK noch einfällt:


    Oft ist alles neben Gymnasium und evtl. noch Grundschule ja nicht so interessant.
    In der Grundschule sind die Kinder ja noch lieb und nett und am Gymnasium sind ja ausschließlich nur die guten und interessierten Musterschüler (so die Meinung vieler).
    Auf Haupt-,Real- und Berufsschule tummeln sich dagegen die, die es nicht gepackt habe, die asozialen, die im Unterricht pennen, den Unterricht stören, keine Lust haben, Null Bock.
    Als Lehrer hat man es da ja nur schwer.
    Bestes Beispiel für NRW ist ja Gymnasium kann man sich mit Deutsch oder Englisch die Hacken wund laufen für eine feste Stelle, an der Realschule wird wie blöd gesucht (jedenfalls laut KM).


    Die Berufsschule fällt ja auch da rein, ist halt nicht so ansprechend wie Gymnasium.

    • Offizieller Beitrag


    Die Aussagen zur "Berufsschule" sind falsch auf mehreren Ebenen: Zunächst einmal besuchen Auszubildende die Berufsschule, Du hast das vermutlich mit den Beruflichen Vollzeitschulformen verwechselt, von dene es aber auch sehr viele gibt. Es gibt Fachoberschulen und berufliche Gymnasien, aber auch Berufsfachschulen unterschiedlicher Art sowie Berufsvorbereitungsklassen. Ich vermut mal, du meintest letztere, die vielleicht 10% der beruflichen Schulen ausmachen. Und dass man es als Lehrer nur schwer hat, kann ich gar nicht bestätigen, das ist vollkommen unterschiedlich und hängt sowohl vom lehrertyp wie auch von den speziellen Schulformen ab. Ich selbst könnte z.B. nie an einem Gymnasium unterrichten.

  • Dass es falsch ist, ist mir klar.
    Das sind Aussagen, die man sonst so hört, sei es von anderen Lehrämtlern oder entsprechenden Akademikern.
    Meine Meinung ist das sicher nicht, sonst würde ich ja nicht auf Berufliches LA studieren.


    Das ist fast wie Uni und FH, FH -> fürLoser, die es nicht gebacken bekommen.
    Einmal habe ich von jemandem gelesen, der es and er Uni zu schwer fand und dann eine Ausbildung machte statt an eine FH zu gehen, weil FH ist ja nix.
    So ist auch neben Gymnasium der Rest "Schrott".
    Berufsschule sind natürlich Azubis, halt dann eben die früheren Haupt- oder Realschüler, die es nicht zum Abi geschafft haben und jetzt eben von den Eltern oder Arbeitsamt halt eine Ausbildung aufgedrückt bekommen.
    (Wie gesagt nicht meine Meinung! Hört man aber öfters)


    Deswegen ist Gymnasium ja auch überall überlaufen. Fast jeder will dahin, eine andere Schulform kommt oft gar nicht in Frage.

  • Die gibt es an den beruflichen Schulen seit etwa 1000 Jahren: die Fachpraxislehrer für arbeitstechnische Fächer!


    Die kenne ich, ich meine aber eher die Fachpraxis-Lehrer, die den Theorieunterricht schmeissen sollen.

  • Meine Erfahrungen nach 10 Jahren bisher:


    die Berufsschule war am stressigsten bisher: der ständige Wechsel zwischen Ausbildungsberufen, Lernfeldern und Typen von Schüler war sehr belastend. Man hatte mal 3. Ausbildungsjahr Industriekaufleute in speziellen Lernfeldern, da hatte man mich sich mit der Vorbereitung wahnsinnig gemacht, da man absolut felsenfest im Thema stehen musste und die Azubis meist ehemalige, ehrgeizige Abiturienten waren. Mal hatte man wieder Berufsvorbereitungsjahr, die selbst nach 9 oder 10 Jahren an der Förderschule keinen Hauptschulabschluss hatten und sich nicht benehmen konnten und auch nichts lernen konnten/wollten und dann hatte man mal noch am selben Tag in der 7./8. Englisch für Elektriker. Nur um mal einige Bespiele von den "Berufsbildenden Schulen" in Sachsen-Anhalt zu nennen.


    Dieses Jahr bin ich ans normale Gymnasium abgeordnet und habe das bisher ruhigste Schuljahr meines Lebens: in nur 3 Klassen der 5. Jahrgangsstufe jeweils 5 Stunden Englisch und 2 Stunden Geo. Und nur einen Kurs Wirtschaftslehre Klasse 9.


    Jeder ehemalige Kollege, der mich von der Berufsschule fragt, antworte ich, dass es mir richtig gut geht und all die kleinen Problemchen die mit den Kindern in der 5. Klasse habe, sind nichts im Vergleich zur Berufsschule. Mit anderen Worten, trotz Abordnung, neue Schule, neue Kollegen, neue Strukturen, neuer Jahrgang, neue Bücher, neuer Lehrplan und neue Schüler, ist das Arbeiten auf dem Gymnasium wesentlich entspannter!

  • Ich war zwar bisher nur am BK, kann mir aber nicht vorstellen, mich mit den Sorgen der 5. Klässler rumzuschlagen. Insgesamt empfinde ich es als wohltuend, mich (zum Teil) mit SuS zu beschäftigen, die bereits dual studieren. Trotzdem hast Du natürlich recht: Fachlich sind die Anforderungen enorm. Ich musste grad auch wieder (wie jedes Jahr) mich in mein Thema für morgen reinlesen. Und das, obwohl ich das nun das 3. Jahr in Folge unterrichte.


    Insgesamt empfinde ich aber genau diesen Wechsel als anregend und interessant :) Ist wohl auch ne typsache.

  • Das schwankt auch sicher je nach Schule.
    Berufsschule für handwerkliche Berufe ist anders als technische Berufe (weil oft auch schon von den Firmen Abitur gefordert wird) und je nach BL/Stadt auch nochmal andere "Kundschaft".


    Ich will ja gerade als Lehrer an die Berufsschule hier in München für Fachinformatiker und Co.
    Ich liebe einfach IT, mein ersten PC gab es mit 8 Jahren, mit 13 habe ich meinen ersten selber zusammengebaut, gespart vom Taschengeld und Zeitungen austragen.
    So ging das dann weiter, IT-Ausbildung und langjährige Berufserfahrung in diversen Bereich, zuletzt Systemadministrator im gehobenen Dienst (aber nur Angestellter, hab ja kein Studium).
    Ein Gymnasium würde für mich auch nicht in Frage kommen, da hat man einfach zu wenig IT :)


    Mir ist (wen es interessiert) aber auch noch ein Grund für so wenig Berufsschullehrer eingefallen.
    Und zwar das Studium/Organisation selbigem.
    Wir haben hier an der TUM ca. 50 Leute die ET auf LA studieren. Das ist das zwingende Erstfach (gibt noch andere, aber für den Bereich halt).
    Inhalt: Physik, Mathe, Elektrotechnik und Co. -> Informatik = 0 (naja fast 0).
    D.h. 30% vom Studium bringen mir leider nichts (interessant ist es schon). In NRW kann man ja seine Fächer selber wählen.
    Da könnte man Informatik und Englisch auf LA BK studieren. Geht hier nicht.
    Als NF ist daher, wenn man wirklich alle fachlichen Fächer an der Berufsschule unterrichten will (denn sonst hat man weniger Plan als ein frischer Azubi) als NF Informatik Pflicht.


    Von den 50 Leuten haben 3 oder 4 Leute Informatik als Nebenfach. Der Großteil hat Mathe oder Physik (zielen idR auf FOS/BOS ab).


    Die Crux an Informatik ist:
    1. Das Fach ist in Garching (soll heißen ca. 1 Std. vom Stammgelände weg)
    2. Fast alle Module sind nur im WS
    3. Fast alle Vorlesungen der Module überschneiden sich immer mit denen von der beruflichen Fachrichtung ET, und wenn nicht dann sind sie 15 Minuten auseinander -> schafft man nicht.
    4. Mit Informatik kommt man im Zweifelsfalle an keiner BOS/FOS unter. Mathe/Physik darf man nicht unterrichten, zu wenig ECTS und Informatik selber hat kaum Stunden.


    Dazu sind die WS eh schon "vollgepackt". Das erste Semester hat alleine von den Modulen aus ET 24 ECTS (30 sind ja "normal"). Dazu kommen dann von den SozWis. Modulen noch ~10 Credits und vom NF Informatik 11 Credits (das sollte man machen, da man nur 3 WS für 5 Module hat und alles auf dem ersten Modul aufbaut!). Man ist also bei 45 ECTS für das erste Semester (ja das ist der empfohlene Stundenplan von der Fachschaft - jedenfalls ohne Informatik, aber da muss man aktiv werden, sonst hat man 2 Semester wo man 5 Module machen muss und alle vom ersten Modul eigentlich abhängen).


    Der Stundenplan sieht daher gut gefüllt aus 3 Tage sind eigentlich von morgens bis abends voll (mit 1-2 Freistunden), 2 Tage sind halbvoll.
    Dagegen der normale Informatik Bachelor, 2-3 Tage halbvoll, Rest "frei"


    München dazu ist keine günstige Stadt, fast jeder Student muss arbeiten.


    Daher ist es kein Wunder, dass es in diesen Bereichen einfach einen Lehrermangel gibt.

    • Offizieller Beitrag

    Die kenne ich, ich meine aber eher die Fachpraxis-Lehrer, die den Theorieunterricht schmeissen sollen.


    Genau das machen aber die Fachpraxislehrer an den kaufmännischen Schulen. Sie sind nicht nur im PC-Raum und unterrichten Textverarbeitung, sondern haben in den jeweiligen Lernfeldern auch theoretische Inhalte. Die sind zwar auf die Fachpraxis bezogen, trotzdem werden sie theoretisch behandelt, und zum Beispiel Ergonomie ist auf alle Fälle nicht ohne. Aber natürlich sollen keine Nicht-Akademiker die allgemeinbildenden Fächer unerrichten.

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