Erfahrungen mit (freiwilliger) kollegialer Hospitation?

  • Liebe Mitschreiber/-innen,
    mich würde interessieren, welche Erfahrungen Ihr als "fertige" Lehrer/-innen mit freiwilliger Hospitation habt.
    Selbst sitze ich sehr häufig im Unterricht von Referendaren/-innen inner- und außerhalb meiner Schule, und bekomme häufig die Rückmeldung, dass meine feedbacks hilfreich seien. Beratungsgespräche machen mir Spaß, weil man jedes Mal auch etwas für den eigenen Unterricht mitnehmen kann.
    Nichtsdestotrotz hat man ja auch selbst hin und wieder Klassen, in denen man mit sich oder der Situation weniger zufrieden ist - was macht Ihr in solchen Fällen? Habe neulich einmal eine erfahrene und nette Kollegin in meinen Unterricht eingeladen, die mir auch einen wichtigen Hinweis geben konnte. Trotzdem habe ich gemerkt, dass diese Situation auch für sie eher ungewöhnlich war. Dabei haben wir relativ häufig Doppelsteckungen in unserer Schule - aber eben nicht mit Beratungsfunktion. Viele Kollegen/-innen würden sich vermutlich auch sehr dagegen sträuben, so etwas auf breiterer Basis einzuführen. Außerdem haben natürlich viele keine Übung darin, ein systematisches und konstruktives feedback zu geben (dabei ist das ja durchaus auch mal Unterrichtsgegenstand ;) ).
    Daher die Frage: Gibt es bei Euch Kollegien, in denen Hospitation fest etabliert ist? Wenn ja, wie ist das konkret organisiert? Habt Ihr entsprechende Fortbildungsangebote genutzt? Wie bewertet Ihr persönlich den Nutzen/Lernzuwachs für Euch?
    Vielen Dank im Voraus und einen schönen Abend
    traumjob-teacher

  • Also mein Gefühl ist ein wenig, dass das eine knifflige Situation ist. Ich kenne viele Kollegen, die nach aussen hin in solchen Situation "den Coolen" spielen, aber eigentlich total dadurch verunsichert werden, dass da jetzt ein "Profi" zuschaut.


    Hab auch mal als Anfänger bei einem Kollegen hospitiert, nur so aus Neugierde. Die Stunde lief nicht so, weil die Klasse passiv war und eigentlich nur die Aufgaben angestarrt und nicht hinbekommen hat. Ich habe zwar nichts gesagt, aber danach hatte ich tagelang das Gefühl, der Kollege wolle sich vor mir "rechtfertigen" und mir stecken, dass sein Unterrcht normalerweise besser verläuft...


    Fazit: Ich persönlich würde nur bei Kollegen hospitieren, die selbstsicher genug sind, dass sie sich wegen mir nicht unwohl fühlen. Und davon kenne ich bei uns etwa fünf. :) Und mit Feedback würde ich mich zurückhalten. Bringt (böse gesagt) eh nichts. Mit vielen Lehrern kann man über alles vernüftig reden, ausser über Alternativen zum eigenen Unterrichtsstil :P



    PS: Um Missverständnisse auszuschliessen: Ich finde kollegiale Hospitation eigentlich vom Prinzip her eine coole Idee und finde, es wäre super, wenn wir alle offen, kritikfähig und aufgeschlossen genug wären, uns danach auszutauschen. Aber leider deckt sich dieses Idealbild nicht mit meiner Praxiserfahrung :P

  • PS: Um Missverständnisse auszuschliessen: Ich finde kollegiale Hospitation eigentlich vom Prinzip her eine coole Idee und finde, es wäre super, wenn wir alle offen, kritikfähig und aufgeschlossen genug wären, uns danach auszutauschen. Aber leider deckt sich dieses Idealbild nicht mit meiner Praxiserfahrung :P


    Tja, so ist es ja meiner Erfahrung nach meistens auch :autsch: (Vielleicht bekäme ich noch 7 Koll. zusammen, wir sind eine große Schule...) :ohh: Schade, wenn man bedenkt, in wie viele Dinge auf Konferenzen Zeit investiert wird - aber ernsthafte Qualitätssicherung, die nicht nur darauf abzielt, sich bei der nächsten Beurteilung nicht zu blamieren, ist wohl eher ein Luxusgut :cash: - oder doch was für den Giftschrank :uebel:


  • Tja, so ist es ja meiner Erfahrung nach meistens auch :autsch: (Vielleicht bekäme ich noch 7 Koll. zusammen, wir sind eine große Schule...) :ohh: Schade, wenn man bedenkt, in wie viele Dinge auf Konferenzen Zeit investiert wird - aber ernsthafte Qualitätssicherung, die nicht nur darauf abzielt, sich bei der nächsten Beurteilung nicht zu blamieren, ist wohl eher ein Luxusgut :cash: - oder doch was für den Giftschrank :uebel:


    ... Nachtrag: Das klang jetzt vielleicht ein bisschen zu polemisch, es kann natürlich viele Gründe geben, vor so etwas zurückzuschrecken. Auch für mich war es eine Überwindung, jemanden als "erwachsene" Lehrkraft nach feedback zu fragen - und ich würde das auch nicht bei jedem versuchen. Aber trotzdem träume ich manchmal davon, schrittweise da eine andere Kultur zu etablieren, ohne dass sich jemand bespitzelt etc. fühlen muss. :pfeifen:


  • Daher die Frage: Gibt es bei Euch Kollegien, in denen Hospitation fest etabliert ist? Wenn ja, wie ist das konkret organisiert? Habt Ihr entsprechende Fortbildungsangebote genutzt? Wie bewertet Ihr persönlich den Nutzen/Lernzuwachs für Euch?


    Das ist bei uns ganz normal. (Ich besuche naechste Woche eine Kollegin an einer anderen Schule in unserem Schulverband.) Wir "besuchen" ca. alle 6-8 Wochen mal jemanden und andere Lehrer kommen einen selbst dann auch besuchen. SL schaut sich ueber's Schuljahr verteilt auch mehrere Stunden an. Wir geben an, in welchem Gebiet wir gerne mehr Erfahrung sammeln moechten und bekomme dann jemanden zugeteilt, der darin (z.B. Differenzierung, Fragestellungen, etc.) sehr gut ist. Unsere SL machen nen Besuchsplan, damit die eigene Klasse zu der Zeit vertreten werden kann.


    Gelegentlich ist es recht hilfreich. Ich hab meinen Kollegen im Informatikunterricht besucht, was sehr gut war. Der Besuch naechste Woche ist fuer mich etwas nutzlos, denn 6. Schuljahr nach den Abschlusspruefungen ist ein bissl sinnfrei an den meisten Schule (und wir haben wirklich noch genug zu tun,..da will ich nicht staendig woanders rumtingeln). Die Kollegin arbeitet auch sehr anders...und nicht unbedingt auf eine Art und Weise, die ich uebernehmen moechte. Der Besuch wurde aber halt von unserer SL (an beiden Schulen) fuer jeden festgelegt. Da gab's keine Wahl.

  • Zitat von »Traumjob-teacher«




    Daher die Frage: Gibt es bei Euch Kollegien, in denen Hospitation fest etabliert ist? Wenn ja, wie ist das konkret organisiert? Habt Ihr entsprechende Fortbildungsangebote genutzt? Wie bewertet Ihr persönlich den Nutzen/Lernzuwachs für Euch?


    Das ist bei uns ganz normal. (Ich besuche naechste Woche eine Kollegin an einer anderen Schule in unserem Schulverband.) Wir "besuchen" ca. alle 6-8 Wochen mal jemanden und andere Lehrer kommen einen selbst dann auch besuchen. SL schaut sich ueber's Schuljahr verteilt auch mehrere Stunden an. Wir geben an, in welchem Gebiet wir gerne mehr Erfahrung sammeln moechten und bekomme dann jemanden zugeteilt, der darin (z.B. Differenzierung, Fragestellungen, etc.) sehr gut ist. Unsere SL machen nen Besuchsplan, damit die eigene Klasse zu der Zeit vertreten werden kann.


    Gelegentlich ist es recht hilfreich. Ich hab meinen Kollegen im Informatikunterricht besucht, was sehr gut war. Der Besuch naechste Woche ist fuer mich etwas nutzlos, denn 6. Schuljahr nach den Abschlusspruefungen ist ein bissl sinnfrei an den meisten Schule (und wir haben wirklich noch genug zu tun,..da will ich nicht staendig woanders rumtingeln). Die Kollegin arbeitet auch sehr anders...und nicht unbedingt auf eine Art und Weise, die ich uebernehmen moechte. Der Besuch wurde aber halt von unserer SL (an beiden Schulen) fuer jeden festgelegt. Da gab's keine Wahl.


    Also gibt es so etwas doch!! :) Natürlich kann man nicht mit allem gleichermaßen etwas anfangen (ich kenne auch KollegInnen, die mit ihrem Stil sehr erfolgreich sind, den ich aber trotzdem nicht übernehmen würde, selbst wenn ich könnte...) Aber insgesamt fände ich es klasse, wenn es völlig normal wäre, dass man sich ab und zu besucht. Und sogar bei denjenigen, die einem sehr "fremd" snd , fällt einem möglicherwese etwas Interesssantes und Brauchbares ein - und sei es auch nur der konkrete Grund, WARUM ich damit nichst anfangen kann...


    Gelegentlich ist es recht hilfreich.

    Kannst du einschätzen, wie hoch die Akzeptanz insgesamt ist? Empfindet es die Mehrheit als hilfreich oder überwiegen die Klagen über zusätzlichen Aufwand?

  • An meiner Ausbildungsschule gab es sowas auch, einmal im Jahr gab es einen Zeitraum, wo Kollegen gegenseitig hospitieren sollten (nicht mussten, war aber angeraten).


    Entweder sollte man zusammen eine Unterrichtsstunde entwerfen und dann jeweils durchführen und hospitieren (wenn man z.B. parallele Lerngruppen hat) oder die gleiche Methode verwenden aber ggf. unterschiedliche Inhalte.



    Das war eigentlich akzeptiert

  • Kannst du einschätzen, wie hoch die Akzeptanz insgesamt ist? Empfindet es die Mehrheit als hilfreich oder überwiegen die Klagen über zusätzlichen Aufwand?


    Die Frage macht bei uns keinen besonders grossen Sinn. Es ist landesweit in saemtlichen staatlichen Schulen voellig normal. Man muss (rein vertraglich) nicht mehr als drei Stunden pro Jahr Besucher empfangen, aber voellig ablehnen kann man es nicht. Das waere sehr eigenartig und etwas suspekt. Zusaetzlicher Aufwand ist es eigentlich nicht, denn ich haette dann ja eh die Stunde gehalten. :gruebel:
    Ab September werde ich an meiner neuen Schule staendig Besucher haben und auch selbst als Stufenleiterin Besucher sein.

  • Wir haben sehr viele Doppelbesetzungen. Und da es jeden Kollegen in der Unterrichtsverteilung treffen kann, kommen viele verschiedene Konstellationen zustande, aus denen ich zumindest sehr viel lerne. Ich denke, vielen Kollegen geht es genauso.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Mal 'ne dumme Frage (Ich weiß, dass ich dumm bin, sehr dumm sogar!) : Hospitieren sich die Schulminister auch gegenseitig, wenn sie ihr Amt ausüben ? Da die Qualität ihrer Arbeit alles andere als gut aufgestellt ist, müssten sie sich ja auch Anregungen holen und sich verbessern. Man kann das ja nicht nur von uns erwarten. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Es scheint also tatsächlich Schulen zu geben, wo es so etwas gibt. Sehr seltsam, wenn ich Vorschläge in solch eine Richtung mache, muss ich immer hören, dass dies aufgrund der stundenplanerischen und organisatorischen Rahmenbedingungen von vornherein unmöglich wäre.

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  • Ich verstehe das Problem, ehrlich gesagt, nicht ganz. Nachdem ihr ja von freiwilliger kollegialer Hospitation sprecht, könnt ihr die doch einfach machen, oder? Warum braucht man dafür denn einen organistorischen Überbau?


    Konkret: Wenn ich bei Kollege Hans Meier hospitieren möchte, finde ich entweder eine passende Freistunde oder ich gehe zum Schulleiter und schlage einen entsprechenden Stundentausch etc. vor. Kein Problem. Evtl. muss ich auch gar nicht lange rumtauschen, sondenr kann mich dafür direkt freistellen lassen. Idealerweise halt so, dass kein Kollege vertreten muss, also in Randstunden etc.


    Oder verspreren sich die Schulleiter selbst diesem organisatorischen Weg? Dann müsste man so ein Anliegen vielleicht über den Personalrat vortragen, denn dass das sinnvoll und im Sinne der Unterrichtsentwicklung ist, kann ja keiner bestreiten?!?

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