Euer Umgang mit "Handicaps" von Schülern gegenüber Schülern

  • Ich habe heute mit einem besorgten Elternteil gesprochen, dessen Kind in meine 5. Klasse kommt und sich Sorgen macht, dass das Kind wegen eines körperlichen Handicaps möglicherweise aufgezogen wird oder andere unschöne Reaktion bekommt. Nun frage ich mich, wie man am besten dann darauf reagiert.
    Meine spontane Reaktion war, dass ich sage: "Ja, du hast Recht, X hat diesunddas oder kann dasundas nicht. Und nun?" - Aber ob das weiterbringend ist, weiß ich nicht so recht.
    Was macht ihr und wie beugt ihr solchen Sachen weitgehend vor?

  • Ich gebe dann meistens zu bedenken, dass der das und das nicht kann, dafür das Kind selber eben das und das nicht bzw. X das und das viel besser.
    Denn wichtig sind doch die Stärken, die jeder hat!

  • Genau das ging mir auch durch den Kopf, Susannea.
    Ansonten gab es doch hier grad in dem Zusammenhang mit Mobbing einen Vorschlag von jemandem, ich weiß grad nicht mehr wer das war, wo sehr ausführlich beschrieben wurde, wie man die Mobber selbst in Boot holen kann.
    Je nach Schwere des Handicaps könnte man das vllt ähnlich gestalten, in Absprache mit dem betreffenden Schüler. (Im Idealfall helfen die Kids sich gegenseitig, ohne dass etwas gesagt werden muss. Bin da selbst oft erstaunt, was für starke soziale Adern die größten Chaoten plötzlich haben.)

  • Genau gesagt ist es kein "Nichtkönnen", sondern eher etwas, was evtl. auf die Kinder 'komisch' wirken könnte. Das Kind hat dadurch auch keine Nachteile im Sinne von Nicht-Können. Insofern kann ich nicht so gut sagen "Dafür kann er aber das und das". Bei jemandem, der z.B. einen fehlenden Arm kann ich sagen, dass er zwar nicht gut Handstand machen kann, dafür aber toll rechnen oder so, aber bei so etwas ist es ja evtl. schwierig.

  • Hallo,


    ich glaube, es ist schwer, sich im Vorfeld was zu überlegen. Meist kommen die Reaktionen doch anders. Ist es denn ein auffälliges Handycap?


    Ich denke man muss auch aufpassen, dass es nicht zu einer self fulfilling prophecy wird. Ich hatte man einen Jungen mit riesiger Hundebissnarbe im Gesicht. War zunächst keinem aufgefallen und dann hat der Junge kurz selber erklärt was passiert ist und die Sache war durch.


    Gleiches bei einer Augenkrankeit, bei der ein junge sehr auffällig dicke Brillengläser bedarf.


    Haben die Eltern bereits schlechte Erfahrungen gemacht?


    Ich würde am besten auch mit dem Jungen direkt sprechen und fragen, was er sich wünschen würde.


    Problematisch ist ja oft nicht die eigene Klasse sondern die anderen Schüler der Schule.

  • Ich würde mir da nicht zu viele Gedanken machen. Wenn jemand einen Schüler beleidigt, handelt er sich Konsequenzen ein. Egal, ob der beleidigte Schüler irgendwie behindert ist oder nicht.


    Ich würde auch niemals sagen "Das stimmt, aber dafür kann der Schüler ganz toll das und das." Damit gesteht man doch zunächst mal ein, dass der Schüler einen Defekt, einen Mangel, etwas Schlechtes an sich hat, und ergänzt dann, dass man darüber aber doch hinwegsehen kann, weil der Schüler woanders Stärken hat. Wenn ein Schüler sagt "Der Daniel ist voll der Krüppel", dann antworte ich ihm nicht "Deine Wortwahl war zwar unangemessen, aber in der Sache hast du recht, der Daniel ist körperlich beeinträchtigt, aber er schreibt ganz tolle Geschichten", sondern etwas im Sinne von "Deine Mittagspause fällt heute leider aus, du holst dir stattdessen bitte im Lehrerzimmer ein paar Aufgaben ab."

  • Es gibt Handicaps, die können recht spezifisch sein und sind nicht direkt als solche zu erkennen, z.B. Tourette oder schwach ausgeprägte autistische Züge. Die SuS kriegen das oftmals nicht mit, dass der Betroffene unfreiwillig seltsam oder komisch handelt und legen Vorsatz zugrunde. Wenn es in die Richtung lief, hab ich es angesprochen, vorher nicht. Gegen Schüler anderer Klassen vergebe ich meist Bodyguard-Rollen für die Pausen. Meine Klassenrabauken sind ganz scharf auf sowas *g*.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

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